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Veröffentlicht am 12.05.2019

Überzeugt durch Ideenreichtum

Stoneheaven
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Mariella ist die Infantin der Rosaliken, einer hohen Familie von magiebegabten Menschen. Doch Mariella geht es in erster Linie darum, Spaß zu haben, bis das Spaß haben schief geht und ihre Mutter so aufbringt, ...

Mariella ist die Infantin der Rosaliken, einer hohen Familie von magiebegabten Menschen. Doch Mariella geht es in erster Linie darum, Spaß zu haben, bis das Spaß haben schief geht und ihre Mutter so aufbringt, dass sie Mariella nach Stoneheaven schickt. Stoneheaven ist eine Zitadelle tief in einem Berg verborgen und in der Jugendliche untergebracht sind, die sich etwas zu schulden haben kommen lassen. Schon am ersten Tag merkt Mariella, dass man in Stoneheaven um alles kämpfen muss, selbst um ihre Stellung in ihrer eigenen Einheit. Zunächst möchte sie nur fort aus Stoneheaven, aber bald schon fühlt sie, dass Stoneheaven mehr für sie beinhaltet, als sie auf den ersten Blick dachte.
Meine Meinung
Das Cover finde ich wunderschön mit seinen warmen Farben und es ist ein absoluter Hingucker. Doch die Leichtigkeit, die das Cover verspricht, steckt nicht so ganz hinter dieser Geschichte, denn diese war absolut überraschend und anders, als ich erwartet habe. Ich habe zu Beginn etwas Zeit benötigt, um mich gemeinsam mit Protagonistin Mariella in Stoneheaven, bzw. eher in der Geschichte zurecht zu finden, denn Tanja Heitmann setzt ihre Leser direkt mitten ins Geschehen. Die Hintergründe und Zusammenhänge und auch die unterschiedlichen Begabungen der einzelnen Personen kommen erst nach und nach zur Sprache. Doch hier lohnt es sich absolut, am Ball zu bleiben, denn letzten Endes ist diese Geschichte durchweg lesenswert.
Der Schreibstil der Autorin liest sich wirklich gut und flüssig. Sie beschreibt, ohne zu viel und zu oft auszuschweifen, gibt ihren Lesern aber genügend Bilder, um die Ereignisse lebendig zu machen. Gerade das Setting hier, die Zitadelle verborgen im Berg, hat mich wirklich fasziniert und wurde so nach und nach immer deutlicher in meiner Vorstellung.
Wie bereits erwähnt, hat es etwas gedauert, bis ich mich in der Geschichte zurecht fand. Gerade was die unterschiedlichen Ränge und Namen, wie z. B. die Rosaliken, bedeuteten, erschloss sich erst nach einer Weile, zumindest aber ist von Beginn an klar, dass Mariella aus einer deutlich hoch gestellten Familie stammt. Doch gerade hier stellte sich auch heraus, dass Tanja Heitmann wirklich an alles gedacht und bedacht hatte, denn das Gesamtbild wird immer klarer und verständlicher. Wer zu Beginn zögert, sollte hier unbedingt durchhalten, denn die Geschichte wird absolut mitreißend.
Die Spannung ergibt sich hier gerade durch viele Überraschungen und Wendungen und immer wieder dreht die Autorin noch einmal das Geschehen in eine völlig andere Richtung, als man zunächst erwartet. Viele, zunächst noch von der Haupthandlung getrennte, rote Fäden führen nach und nach aufeinander zu und mit viel Geschick wird daraus am Ende ein großes Ganzes.
Vor allem mit den Charakteren konnte die Autorin bei mir punkten. Protagonistin Mariella, eine durchweg verwöhnte, hochnäsige Göre, bei der ich zu Beginn noch oft dachte, dass sie durchaus verdient, was sie mit Stoneheaven erhält, wird nach und nach immer sympathischer. Ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte hat mir sehr gut gefallen und war auch so plausibel. Aber auch neben Mariella konnten viele weitere Charaktere bei mir punkten, denn sie sind so bunt und unterschiedlich, dass sie einfach nur spannend wirken. Düster und geheimnisvoll und jeder einzelne mit einer eigenen Hintergrundge-schichte ausgestattet, bringen sie ganz viel Leben in die Handlung und auch hier gab es bei dem ein oder anderen noch eine richtige Überraschung.
Mein Fazit
Auch wenn ich ein wenig Zeit benötigte, um mich mit der Handlung und vor allem mit Protagonistin Mariella anzufreunden, hat mich die Geschichte doch absolut packen und fesseln können. Je mehr man über die Zusammenhänge erfuhr und je mehr man mit den Charakteren miterlebte, desto mitreißender wurde es. Immer wieder auftauchende Überraschungen und Wendungen, ein großartiger Ideenreichtum der Autorin und ein wirklich anderes Setting machen die Geschichte besonders. Wer sich hier einmal eingelesen hat, wird mit einer wirklich großartigen und atmosphärischen Geschichte belohnt.

Veröffentlicht am 17.04.2019

Tolle, neue Jugendbuchreihe

Black Forest High
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Seven ist ein wenig anders als andere Mädchen in ihrem Alter, denn Seven kann Geister sehen. Kein Wunder, dass ihr bester Freund Remi ein Geist ist. Dieser versucht Seven schon seit Jahren davon zu überzeugen, ...

Seven ist ein wenig anders als andere Mädchen in ihrem Alter, denn Seven kann Geister sehen. Kein Wunder, dass ihr bester Freund Remi ein Geist ist. Dieser versucht Seven schon seit Jahren davon zu überzeugen, dass sie an der Black Forest High in Deutschland perfekt aufgehoben sei, denn hier werden Schüler zu Geisterjägern, Exorzisten und Geistmedien ausgebildet. Endlich scheint sich Remis Wunsch zu erfüllen, denn Seven reist mit ihm gemeinsam in den Schwarzwald. Hier trifft sie auf viele geistbegabte Jugendliche, doch so richtig wohl fühlt sie sich zunächst nicht, zumal es scheint, dass alle Poltergeister es ausgerechnet auf sie abgesehen haben.
Meine Meinung
Ein neues Jugendbuch aus der Feder der Autorin Nina McKay?! Aber klar, sehr gerne, denn ich mag den Schrebstil der Autorin absolut. Sie schreibt frisch und jugendlich und mit einer ganz großen Portion Humor. Wer also trotz spannender Hintergrundgeschichte gerne zwischendurch schmunzeln möchte, ist mit ihren Büchern immer gut bedient. So ist es natürlich auch bei Black Forest High, denn auch der erste Band der Internatsreihe hat all das, was ich an dem Stil der Autorin mag. Allerdings gibt es hier auch ganz viele Personen und Momente, bei denen ich den Eindruck hatte, dass ich auf die Lösungen noch bis zum nächsten Band warten muss. Hin und wieder bleiben auf jeden Fall bestimmte Fragen noch offen und lässt die Vorfreude auf Band zwei wachsen.
Die Handlung hat für Fans von Fantasy Jugendbücher aus dem Internatsbereich ebenfalls viel zu bieten. Dieses Mal tauchen wir tief ab in die Welt der Geister und deren “Verfolgern”. Denn auf der Black Forest High werden geistbegabte Jugendliche in verschiedenen Sparten ausgebildet, je nach Talent der Person. Das dabei gerade für Protagonistin Seven nicht alles glatt läuft, ist natürlich vorprogrammiert. Mit viel Spannung, aber auch hier mit dem typischen Humor rutscht Seven von einer aussergewöhnlichen Situation in die nächste.
Protagonistin Seven erzählt aus ihrer Sicht in der Ich-Form von den Ereignissen um sie herum. Schon von Beginn an spürt man, dass Seven, trotz aller UNsicherheit, etwas besonderes ist. Dabei spricht man in der Reihe der Geistbegabten eher davon, dass ihrer jüngere Schwester Nova so etwas wie die Auserwählte gewesen sein soll. Doch Nova lebt nicht mehr und nun ist Seven da, die alles dafür geben würde, mit ihrer Schwester in Kontakt zu treten.
Seven ist mir auf alle Fälle von Beginn an sehr sympathisch. Sie ist schräg, aber auch sehr gefühlvoll und ich mag ihre, teils trocken wirkende Art. An ihrer Seite ist ihr bester Freund Remi, ein Geist, der im Auftrag der Geisterseherschule im Deutschen Schwarzwald schon seit Jahren versucht, Seven zu überreden, genau diese Schule zu besuchen. Auch die Figur des Remi besitzt den recht typischen Humor und ist mir ganz schnell ans Herz gewachsen. Wie so oft bei Romanen dieser Art, begleiten den Leser noch eine ganze Menge weiterer Personen, die dann doch ein wenig stereotyp sind. Die Highschoolzicke, der Schönling, der die Protagonistin angräbt (hier sogar in doppelter Aufführung) und die guten, coolen Freunde sind hier durchaus zu finden. Tut dem Buch aber keinen Abbruch und passt halt einfach zum allgemeinen Geschehen. Bei dem doppelten Schönling handelt es sich übrigens um zwei völlig unterschiedliche Zwillingsbrüder, die jeder für sich etwas hat, ich bin aber noch nicht so ganz mit den beiden warm geworden. Aber vielleicht ändert sich das ja noch im nächsten Band.
Mein Fazit
Wer die Bücher der Autorin Nina McKay mag, kann auch bedenklos zu diesem hier greifen, denn es gibt alles, was man in einem typischen Nina McKay Buch findet: Spannung, ympathische Charaktere und jede Menge Humor. Allerdings merkt man dem Buch recht gut an, dass es der erste Band einer Reihe ist, denn man bekommt zwar vieles schon vorgestellt und erklärt, aber erhält noch lange nicht alle Antwroten. Man darf also gespannt auf die Fortsetzung sein.

Veröffentlicht am 14.04.2019

Ruhig, aber lesenswert

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
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Dr. Miles Singer ist als Psychologe in einem Krankenhaus in Aeland tätig. Selbst ein Veteran der Front, versucht er, seinen Patienten zu helfen, wo er kann. Der Krieg brach aus, da die Magie der Sturmsänger, ...

Dr. Miles Singer ist als Psychologe in einem Krankenhaus in Aeland tätig. Selbst ein Veteran der Front, versucht er, seinen Patienten zu helfen, wo er kann. Der Krieg brach aus, da die Magie der Sturmsänger, die die einzige ist, die in Aeland anerkannt wird, zu einem großen Fortschritt des Landes führte. Damit waren nicht alle einverstanden und nun scheint es, als wären die Veteranen Aelands selbst zu einer Bedrohung geworden, denn in ihren Träumen werden sie verfolgt. Als eines Abends ein Mann mit Vergiftungser-scheinungen in Singers Krankenhaus eingeliefert wird, scheint es, als würde jemand sein wohl gehütetes Geheimnis kennen. Gemeinsam mit dem Mann, der den Verletzten brachte, beginnt Singer Nachforschungen anzustellen und trifft dabei auf weitere, tief abgründige Geheimnisse, deren Ausmaße unvorstellbar sind.
Meine Meinung
Das Cover mit seinen erhabenen Buchstaben, die übrigens im Dunklen leuchten, machte mich neugierig auf die Geschichte, deren Klappentext auch eine ungewöhnliche Story versprach. Ja, genau diese ungewöhnliche Story habe ich dann auch mit Witchmark – Die Spur der Toten auch erhalten.
Der Einstieg ist zwar gleich sehr spannend, doch flacht diese danach wieder deutlich ab und das Buch nimmt sehr ruhige Züge an. Mir fiel es doch recht schwer, mich hier zurecht zu finden, denn man wird als Leser in eine Szenerie geworfen, dessen gesamte Hintergründe man erst so nach und nach mitbekommt. Auf Grund des eher ruhigen Tempos musste ich, vor allem am Anfang, immer mal wieder Abschnitte neu lesen, denn das Buch bnötigt doch Aufmerksamkeit, da man sonst wichtige Schlüsselmomente verpassen könnte. Doch durchhalten lohnt sich hier absolut, da die Geschichte so unglaublich komplex und durchdacht aufgebaut wurde, dass man das gesamte Werk erst wirklich so nach und nach begreift.
Der Schreibstil liest sich zwar recht leicht und verständlich, aber auch ein wenig verworren. Wie gesagt, man muss sich hier durchaus einiges selbst erarbeiten, um hinter all das Geschehen zu blicken. Polk beschreibt durchaus intensiv, manchmal detailliert und die Szenen sind gut vorstellbar.
Interessant hingegen ist das Worldbuilding, dass mich an unser frühes 20. Jahrhundert denken ließ. Es gibt schon so einiges, wie z. B. Telefone, die den Leser glauben lassen, sich in unserer Welt zu befinden. Genau das machte es für mich schwer, herauszufiltern, dass es sich doch um eine rein fiktive Welt mit Magie und Hexen handelt. Doch die Idee ist wirklich speziell und konnte mich dann wiederum begeistern.
Miles Singer, der geheimnisvolle Psychologe, ist ein sehr interessanter Mann, auf dessen Geheimnis man schon früh den ersten Blick werfen kann. Er ist auch der Ich-Erzähler des Romans, so dass man ganz dicht am Geschehen bleibt und mit ihm gemeinsam auf Spurensuche geht. Er ist ein sehr ruhiger Mann, dessen Art und dessen Umgang mit anderen mir sehr sympathisch ist. Gemeinsam mit dem Amaranthine Tristan, ein Wesen, das zwischen der Geister- und der Menschenwelt wechseln kann und eine wahre Augenweide ist, ermittelt Miles in seiner Freizeit, was hinter dem Mord an Nick steckt. Irgendwie musste ich bei den beiden Männern an Holmes und Watson denken, was wahrscheinlich eher an der Szenerie gelegen hat.
Mein Fazit
Auch wenn ich ein wenig Zeit benötigte, um mich in der Welt Aelands zurecht zu finden, hat mich die Geschichte so nach und nach immer mehr in ihren Bann gezogen. Gerade Miles Singer mit seiner unaufgeregten Art, die hier übrigens hervorragend zum Stil passt, hat mir sehr gut gefallen. Eher kein Buch für seichte Lesestunden, dafür aber absolut komplex und von Anfang an durchdacht. Wer gerne einmal in einer Welt, die auf den ersten Blick unserer eigenen historischen Welt gleicht, versinken möchte, ist hier richtig.

Veröffentlicht am 14.04.2019

Die Abgründe in dir

Böser als du denkst
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Nach ihrem nächtlichen Autounfall weiß Andrea Boudreaux zunächst nicht, was geschehen ist, dass sie von der Straße abkam. Doch kaum aus dem Krankenhaus entlassen, sieht sie im Fernsehen eine Nachricht, ...

Nach ihrem nächtlichen Autounfall weiß Andrea Boudreaux zunächst nicht, was geschehen ist, dass sie von der Straße abkam. Doch kaum aus dem Krankenhaus entlassen, sieht sie im Fernsehen eine Nachricht, die ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt. Eli, ihr Zwillingsbruder, ist aus dem Gefängnis entlassen und wird nun wieder gesucht, weil er des Mordes verdächtig wurde. Eli, der vor fünfzehn Jahren das Elternhaus in Brand setzte und dabei vorsätzlich ihre Mutter und deren Mann tötete. Die Angst ist wieder zurück und es scheint, als wäre das Leben, das Andrea sich aufgebaut hat, bedroht.
Meine Meinung
Mit "Böser als du denkst" erscheint bereits der zweite Psychothriller der kanadischen Autorin Nina Laurin.
Schon der Klappentext machte mich neugierig und der Einstieg in den Thriller gelingt der Autorin mühelos. Bereits mit den ersten Sätzen weiß sie zu fesseln und zieht den Leser direkt in die Handlung und somit in ihre spannende Geschichte. Dabei liest sich der Schreibstil der Autorin sehr leicht und absolut flüssig und fesselnd und die Geschichte war für mich ein Pageturner, den ich an einem Abend verschlungen habe.
Vom ersten Augenblick an ist die Suche nach der Wahrheit präsent und bleibt bis zum Ende hin aufrecht gehalten. Man rätselt absolut mit und stellt sich immer wieder die Frage, was denn nun wirklich damals geschah, als die Eltern der Zwillinge Andrea und Eli starben. Dabei legt die Autorin ein gutes Tempo vor, bei dem es nicht langweilig wird. Geheimnisse und Momente, die man nicht so leicht durchschauen kann, wechseln sich in teils kurzen, knackigen Kapiteln ab.
In der Ich-Form in der Gegenwart, durch einen dritte Person Erzähler in den Rückblenden erleben wir Andreas Geschichte. Die Rückblicke haben keine chronologische Reihenfolge, so dass man schon aufpassen muss, hier nicht den roten Faden zu verlieren. Durch dieses springen zwischen den damaligen und gegenwärtigen Ereignissen bekommt der Leser viele kleine Puzzleteile, bekommt ein ungutes Gefühl, eine böse Vorahnung und doch gibt es erst ganz zum Schluss die Auflösung. Ich hatte zwar durchaus eine Ahnung, wohin das alles führen wird, doch die Bestätigung, ob ich richtig lag, gab es erst zum Schluss.
Die Geschichte rund um Andrea und Eli ist ganz schön aufwühlend, denn man kann einfach nicht genau sagen, warum ein Kind mit zwölf Jahren so etwas schreckliches tut. Ist Eli wirklich von Geburt an böse? Ein brutaler Psychopath, der damals empathielos handelte oder gibt es da doch Gründe für die Handlung. Ihr dürft da auf jeden Fall gespannt sein.
Protagonistin Andrea hat mich in unterschiedliche Gefühle gebracht. Zunächst war sie mir noch sympathisch, das damalig schwer traumatisierte Kind, das allein bei Pflegeeltern aufwachsen musste und dessen Bruder ein psychopathischer Mörder ist. Ich möchte aber auch gar nicht zu viel über die Protagonistin verraten, um nicht zu spoilern. Aber eins kann ich sagen: Nina Laurin zeichnet hier ein absolut gelungenes Bild der jungen Frau, deren Gefühls- und Gedankenwelt ich abolsut interessant fand. Richtig toll umgesetzt! Neben Andrea wirken noch weitere Personen mit auf die Handlungen, unter anderem auch Eli, wobei diese eher Randfiguren bleiben.
Mein Fazit
Alles in allem ein spannender Psychothriller, der den Leser in die Gedankenwelt der Protagonistin abtauchen lässt und bei dem man so manches Mal überlegt, was wirklich wahr ist. Der Schreibstil lässt sich leicht und flüssig lesen und man kann miträtseln und grübeln. Gute Unterhaltung für einen spannenden Leseabend!

Veröffentlicht am 14.04.2019

Gnadenlos

River of Violence
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Harley ist gerade einmal acht Jahre alt, als sie zum ersten Mal ihrem Vater dabei zusieht, wie er einen anderen Menschen tötet. Denn Harleys Vater Duke ist nicht irgendwer, sondern der Clanchief und Drogenbaron ...

Harley ist gerade einmal acht Jahre alt, als sie zum ersten Mal ihrem Vater dabei zusieht, wie er einen anderen Menschen tötet. Denn Harleys Vater Duke ist nicht irgendwer, sondern der Clanchief und Drogenbaron des Ortes, in dem sie aufgewachsen ist. Doch ihre Familie ist nicht die einzige, die über das County herrscht, denn auf der anderen Flussseite herrschen die Springfields. Die Rivalität und Härte zwischen den beiden Clans kennt keine Grenzen. Nun ist Harley erwachsen und soll in die Fußstapfen des Vaters treten, ausserdem hat sie auch immer noch vor, den Mord an ihrer Mutter zu rächen. Aber Harley ist nicht nur knallhart, denn sie leitet, genau wie früher ihre Mutter, ein Haus, in dem Frauen und Kinder, die Rubys, Schutz bekommen.
Meine Meinung
Schon beim Klappentext ahnte ich, dass das keine "gewöhnliche" Gangstergeschichte wird, sondern viel mehr beinhaltet, doch das, was Tess Sharpe hier auf Papier gebracht hat, hätte ich so nicht erwartet.
Die Autorin schreibt direkt, teilweise wirklich hart und schonungslos und setzt dadurch ihren Leser gleich mitten in die Story rund um Harley, die Tochter eines Drogenbosses. Ihren Thriller lässt sie von der Protagonistin Harley in der Ich-Form erzählen, was dem Geschehen noch einmal mehr Glaubwürdigkeit und Tiefe gibt. Diese Erzählweise hat mir sehr gut gefallen, zumal wir hier auch immer wieder Sprünge im Zeitgeschehen miterleben, die uns noch einmal mehr dazu dienen, Harleys Handlungen nachvollziehen zu können.
Die Geschichte selber ist absolut rau und gewalttätig, denn genau um dieses Thema dreht sich der Thriller: Gewalt in allen Variationen. Häusliche Gewalt, Rassismus, Mord und Totschlag - all diese Verbrechen werden hier mit eingearbeitet und das erschreckenderweise so natürlich, dass man Harley dieses Leben genauso auch abkauft. Doch neben der Gewalt zeigt Tess Sharpe noch ein anderes Bild, denn hinter der Gewalt gibt es auch noch etwas wie Schutz, allein durch die Rubys, die in Harleys Frauenhaus Zuflucht und Schutz bekommen, bekommt die Geschichte noch einen ganz anderen Charaktere.
Die Geschichte springt in den Zeiten ziemlich hin und her, was zwar in den Überschriften erwähnt wird, bei dem man aber trotzdem aufpassen muss, um den roten Faden nicht zu verlieren. Denn die eigentliche Haupthandlung umfast nur einen kurzen Zeitraum, der Rest besteht aus Rückblicken in das bisherige Leben der Protagonistin Harley.
River of Violence ist kein einfaches Buch, was ich auch nicht erwartet habe. Trotz all der Gewalt, die hier beschrieben wird, geht diese Geschichte aber auch richtig in die Tiefe. Wir erleben nicht nur sinnloses Rumgeballer, sondern erfährt, wie es hinter der Fassade aussieht, wie es zu manch einer Handlung kommt, wie es der Person dabei geht. All das hat Tess SHarpe absolut meisterlich, wenn auch recht anspruchsvoll verpackt. Wer hier also einen Thriller erwartet, bei dem es explizit nur ums reine Tempo geht, ist hier falsch. Nein, langweilig ist dieses Buch auch in keinster Weise, aber anders und das in seiner gesamten Art. Wer sich allerdings einmal auf eine Geschichte voller Facetten einlassen möchte, sollte hier zugreifen.
Protagonistin Harley hat mich schwer beeindruckt. Ich war schockiert, wenn Harley aus ihrer Kindheit erzählt und ihre Rückblicke mit dem jeweiligen Alter beginnt. Sie wächst als Tochter eines Dorgenbosses auf: Waffen, Gewalt und Drogen sind für Harley an der Tagesordnung. Männer sind gewalttätig, Frauen sind die Opfer - was mich hier aber richtig packen konnte, ist allein Harley und ihr zwiegespalten sein und das ihr das alles gar nicht bewusst zu sein scheint. Auf der einen Seite bietet sie Schutz, auf der anderen bedroht sie.
Die Charaktere neben Harley bleiben, größtenteils, Randfiguren, die teilweise aber auch gewissen Einfluss auf die Handlung, aber auch auf Protagonistin Harley nehmen. Also man lernt die meisten Charaktere nicht richtig kennen, bekommt aber doch soviel von ihnen mit, dass sie ein Bild hinterlassen.
Mein Fazit
Ein alles andere als einfaches Buch für zwischendurch, dafür aber wirklich schockierend, erschreckend, aber auch glaubhaft. Gewalt schimmert hier in nur allen möglichen Facetten, von Rassismus über sexueller Gewalt, Mord und noch einiges mehr. Auf psychologischer Basis allerdings eine Meisterleistung, denn allein Harley ist es wert, sich mit dieser Geschichte zu beschäftigen. Eindringlich, brutal, knallhart und schockierend, aber absolut lesenswert!