sommerlich-leichte Familiengeschichte vor traumhafter Kulisse
Der Wind nimmt uns mit~ Kathi wäre jetzt unglaublich beeindruckt gewesen, aber Maya fiel es zunehmend schwer, echte Begeisterung für etwas zu empfinden. Sie hatte einfach schon so viel gesehen. Manchmal kam es ihr vor, als ...
~ Kathi wäre jetzt unglaublich beeindruckt gewesen, aber Maya fiel es zunehmend schwer, echte Begeisterung für etwas zu empfinden. Sie hatte einfach schon so viel gesehen. Manchmal kam es ihr vor, als hätte sie jedes Maß verloren. Alles musste immer höher, besser, schneller und voller Superlative sein. ~
Ja, Maya hat mit ihren 32 Jahren schon viel von der Welt gesehen. Als Reisebloggerin zieht es sie von Land zu Land. Hauptsache kein Stillstand, keine Stille und auf keinen Fall La Gomera, wo ihre Adoptivmutter wohnt. Denn seit sie durch einen puren Zufall erfuhr, dass Karo sie ihr Leben lang angelogen hat und gar nicht ihre leibliche Mutter ist, hat Maya jeden Kontakt abgebrochen, sie will nichts mehr mit ihr zu tun haben. Doch dann führt das Schicksal sie ausgerechnet nach La Gomera ~ aber es kann ja nicht so schwer sein, ein paar Tage einen großen Bogen um dieses Künstlerdorf El Guro zu machen, oder....
Eine sommerlich-leichte und doch bewegende Familiengeschichte vor der traumhaften Kulisse La Gomeras.
Die Geschichte hält, was das Cover verspricht, nämlich ganz viel Urlaubsfeeling und wer vorher noch nie auf La Gomera war, hat hinterher das Gefühl mit Maya einen Kurztrip dorthin gemacht und Teile der Insel mit eigenen Augen gesehen zu haben. Und es war herrlich; Land, Leute, Hippie- und Künstlerviertel - alles zum greifen nah.
Katharina Herzog hat ein Händchen für Charaktere, Emotionen und Landschaften. Ich bin regelrecht abgetaucht in Mayas Geschichte und letztendlich ihrer Suche nach sich selbst. Dabei hat mir sehr gefallen, dass sie zwar eine sichtbare Entwicklung durchmacht, aber glaubwürdig. Sie bleibt in ihren Handlungen ihrem Charakter treu. Ich fand die Figuren im Ganzen sehr authentisch, stark und lebendig. Und das sag ich auch zu den manchmal recht skurrilen Nebencharakteren; es muss ja nicht jeder so leben wie du und ich, und sie sorgen damit für so manchen Schmunzler.
Klar ist Mayas Geschichte vielleicht ein wenig vorhersehbar, aber das hat mir den Spaß an ihr nicht genommen und dann gibt es ja auch immer noch die kleinen Ausflüge in die Vergangenheit, in denen man häppchenweise erfährt, was damals wirklich geschehen ist, warum Karoline die Insel Hals über Kopf mit Maya und gefälschten Papieren verlassen hat. Das ist schon sehr spannend und emotional.
Katharina Herzog hat einen großartigen Schreibstil, der den Leser mitnimmt; flüssig, lebendig, angenehm leicht und trotzdem auch sehr emotional ohne kitschig zu sein. Das ist Kopfkino pur!
Fazit: "Der Wind nimmt uns mit" ist ein wunderschöner Wohlfühlroman, in dem es um Liebe und Freundschaft, Familie und ein Versprechen, Lügen und Verzeihen und vor allem bei sich selber ankommen geht. Und der traumhafte Schauplatz macht ihn zur perfekten Urlaubslektüre für alle daheimgebliebenen.