Ein Superheld, der keiner sein will
Secret Protector, Band 1: Tödliches SpielDie Reihe "Secret Protector" lebt von ihrem Helden, Lukas Crowe. Der englische Schriftsteller Andrew Lane hat mit ihm einen Superhelden geschaffen, der von einer Actionszene in die nächste taumelt. Es ...
Die Reihe "Secret Protector" lebt von ihrem Helden, Lukas Crowe. Der englische Schriftsteller Andrew Lane hat mit ihm einen Superhelden geschaffen, der von einer Actionszene in die nächste taumelt. Es ist ein Superheld ohne Superkräfte, dem aber trotzdem alles gelingt.
Umso überraschender ist es, dass Lukas im Laufe der Handlung der mysteriöse junge Mann bleibt, der er am Anfang ist. Viel mehr, als dass er in Afrika aufgewachsen ist und sich enorm gut mit Waffen auskennt, erfährt man nicht. Es scheint so, als hätte sich Andrew Lane das Aufdecken seiner Vergangenheit für die Folgebände aufbewahrt. Das ist schade, denn so kommt Lukas dem Leser auch nur an wenigen Stellen näher.
Das Buch lebt vielmehr von seinem actionreichen Plot, genauer gesagt: von der action allein, denn eine sich entwickelnde Handlung gibt es kaum. Eine Verfolgungsjagd jagt die nächste, und mit einem Killerkommando allein gibt sich Lane nicht zufrieden. Und warum soll nur eine Person entführt werden, wo es doch zwei Killerkommandos gibt?
Die Handlung drumherum wirkt wie ein Rohbau - Lukas hat keinen Personalausweis mehr? Dann trägt er eben immer ein Duplikat in seiner Gürteltasche mit sich. Lukas muss mehr über die rasend schnellen Autos herausfinden? Dann engagiert ihn eben eine Polizistin, die ihn zuvor einmal gesehen hat, als Undercover-Mann. Lukas muss jemanden ausfindig machen? Dann lernt er eben kurz zuvor jemanden kennen, der mal für ihn gearbeitet hat. Mit Kleinkram hält sich der Autor nicht auf. Was nicht passt, wird eben passend gemacht. Hierbei erweist sich der Autor als zutiefst grobschlächtig. Auf die Entwicklung der Protagonisten und der Handlung, auf Stimmigkeit, Plausibilität und Ähnliches legt Lane keinen Wert.
Umso überraschender ist es, dass Lane immer wieder kleine Exkurse einbaut, etwa zu Nanotechnik und Nashörnern. Fast so, als wolle er damit wieder wettmachen, dass er anderswo sehr nachlässig gearbeitet hat. Freilich: die vielen Warums?, die am Ende offen bleiben, kann das nicht ausgleichen.
Das größte Fragezeichen, das bleibt, ist Lukas Crowe selbst. Er will "unter dem Radar" leben, nicht sesshaft werden. Deshalb lebt er in einem Wohnwagen, außerhalb von New Orleans. Aber wo hat er gelernt, so zu kämpfen? Wie kann es sein, dass er einfach so mal eine Verfolgungsjagd auf dem Motorrad absolvieren kann? Wie dass er in Sekundenschnelle reagieren kann? Gerade weil man fast nichts über seine Herkunft erfährt, wird er im Laufe der Handlung immer unglaubwürdiger.
Dabei hätte es gut funktionieren können, ihm mit Una Britcross eine sympathische Profi-Gamerin an die Seite zu stellen, die genauso souverän wie Lukas ihr Ding macht. Die beiden hätten ein Dream Team werden können, obwohl ihre Leben auf den ersten Blick ganz unterschiedlich sind. Ausgereizt wird das leider zu wenig, denn rasant geht es von New Orleans nach Berlin und von dort schließlich nach Dubai.
Wer Actionfilme mag, der kann mit diesem Jugendthriller vielleicht auch etwas anfangen. Für mich war es nichts.