Profilbild von Minijane

Minijane

Lesejury Star
offline

Minijane ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Minijane über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2019

Auswandern in der Nachkriegszeit

Das Versprechen der Islandschwestern
0

Das im Ullstein Verlag erschienene Buch "Das Versprechen er Island Schwestern" von Karin Baldvinsson erzählt von der spannenden Auswanderergesschichte der beiden Schwestern Margarete und Helga im Jahre ...

Das im Ullstein Verlag erschienene Buch "Das Versprechen er Island Schwestern" von Karin Baldvinsson erzählt von der spannenden Auswanderergesschichte der beiden Schwestern Margarete und Helga im Jahre 1949. Die jungen Frauen folgen einem Aufruf in einer Tageszeitung in dem Landarbeiterinnen für Island angeworben werden. Für ein Jahr unterschreiben sie und können das zerstörte Deutschland verlassen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben in einem Land dessen Sprache sie nicht verstehen und dessen Landschaft rau und atemberaubend schön ist.

In zwei Zeitebenen die sich abwechseln, taucht man tief ein in das Leben der Schwestern 1949, erlebt ihr Erstaunen über den herzlichen Empfang der ihnen bei der Ankunft in Island bereitet wird, verfolgt faziniert die Eingewöhnungsphase auf den Bauernhöfen, kann Einsamkeit und Heimweh gut nachempfinden und erlebt wie die Beiden nach und nach auch mit den Herzen angekommen sind und springt dann in das Jahr 2017. Pia und ihre Großmutter Margarete machen sich auf die Reise nach Island, um deren Schwester Helga zu ihrem 90sten Geburtstag zu besuchen, nachdem die beiden Schwestern seit Jahrzehnten nicht miteinander gesprochen haben. Mit dabei ist auch Pia's pubertierende Tochter Leonie, die sich zunehmend von ihrer Mutter entfremdet. Pia braucht diese 4wöchige Auszeit dringend, denn sie hat nicht nur Stress mit ihrer Teenagertochter sondern auch mit ihrem Exmann, der sich immer noch in ihr Leben einmischt.

Der Autorin merkt man an, dass sie das Land gut kennt,die raue Landschaft und seine Bewohner sind liebevoll beschrieben,und besonders spannend fand ich es mehr über das bäuerliche Leben in der Nachkriegszeit zu erfahren, über den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft zu lesen, die arbeitsreichen Tage im Sommer und die dunkle Zeit im Winter, in der man noch näher zusammenrückte und sich die Zeit mit Handarbeiten und Kartenspielen vertrieb.

Natürlich kommt auch die Romantik nicht zu kurz. Ein benachbarter Pferdewirt verdreht Pia ganz schön den Kopf. Der Grund für den Beziehungsabbruch der beiden Schwestern erfährt der Leser nach und nach. Die Auflösung ist jetzt nicht wirklich eine Überraschung. Ich habe das Buch sehr genossen, auch wenn die Autorin die Charktere noch etwas besser hätte ausarbeiten können. Gefallen haben mir auch immer wieder eingestreute isländische Vokabeln. Ich konnte mich so noch besser einfühlen in die Begegnung mit einer völlig fremden Kultur und Sprache und empfand die Isländer noch authentischer.

Das Buch hat bei mir auch Urlaubserinnerungen an einen wunderschönen Islandurlaub geweckt und wird Jeden der Island noch nicht kennt neugierig machen.Ich fand die Geschichte schön erzählt, die Protagonisten sympathisch und voller Herzenswärme und möchte dieses Buch, dass mir so schöne Lesestunden bereitet hat gerne weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 24.04.2019

Kein Thriller im herkömmlichen Sinn

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
0

Bei diesem Buch spalten sich die Gemüter, da bin ich mir sicher. Auch ich finde es nicht so leicht für das neueste Werk von Camilla Läckberg eine Bewertung abzugeben. Allerdings habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten, ...

Bei diesem Buch spalten sich die Gemüter, da bin ich mir sicher. Auch ich finde es nicht so leicht für das neueste Werk von Camilla Läckberg eine Bewertung abzugeben. Allerdings habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten, da ich bisher noch kein Buch der beliebten Krimiautorin gelesen habe.

Nun also ein Psychothriller! Ich finde diese Bezeichnung für das vorliegende Buch gar nicht passend. Bei einem Psychthriller flattern die Nerven, das tun meine definitv nicht nach dem Lesen. Einen richtigen Psychthriller kann ich auch kaum mehr aus der Hand legen. Auch hier Fehlanzeige!

Dennoch hat mich das Buch gut unterhalten und am Ende ein klein wenig überrascht, und ich hatte nach dem Lesen des Klappentextes etwas ganz Anderes erwartet.

Klappentext: Faye und Jack sind das absolute Traumpaar. Sie haben das erfolgreichste Unternehmen Stockholms aufgebaut, wohnen in einem luxeriösen Apartment und sind umgeben von den Reichen und Schönen. Die gemeinsame Tochter Julienne ist die Krönung ihres Glücks. Doch der Schein trügt. Fayes Leben dreht sich nur noch um den verzweifelten Versuch, Jack zu gefallen. Seine Verachtung ist in jeder seiner Gesten spürbar. Als Jack und Julienne von einem Bootstrip nicht zurückkehren und die Polizei eine Blutlache im Apartment entdeckt, fällt der Verdacht schnell auf Jack. Hat er seine eigene Tochter getötet? Nichts in Fayes Leben ist mehr so, wie sie es kannte....

Die Geschichte wird in 2 Zeitebenen erzählt, die man gut auseinander halten kann, da die Jetztzeit von einem allwissenden Erzähler erzählt wird, die Vergangenheitsebene in der Ich Form der Protagonistin Faye. Hinzu kommen Polizeiberichte in Kursivschrift. Faye, die als Marthilda geboren wurde und irgendwann ihr altes Ich abgestreift hat, ist eigentlich eine starke Persönlichkeit. Sie ist intelligent und ehrgeizig, hat ein Studium an der Handelhochschule begonnen und mit Jack und dessen Freund zusammen eine sehr erfolgreiche Firma gegründet, basierend auf ihren Ideen. Trotzdem lässt sie es zu, das ihre Erfolge nach und nach nicht mehr geschätzt werden. Sie entwickelt eine Hörigkeit gegenüber ihrem Ehemann, der ihre Veränderung zwar bewirkt hat, ihre Abhängigkeit von ihm aber nur noch verachtet. Er betrügt sie nach Strich und Faden und als sie ihn in flagranti erwischt, zeigt er keinerlei schlechtes Gewissen und lässt sie mittellos zurück. Und endlich erkennt Faye sein wahres Gesicht und hat nur noch ein Ziel, Rache!

Sie ist nicht die sympathischste Protagonistin aber geschickt appelliert Läckberg an die Solidarität der Frauen und man verfolgt als Leserin (Ich weiß nicht wie es Männern an der Stelle geht!) gebannt jeden Schritt von Faye's ausgeklügelten Racheplan. Dieses Buch enthält zu hauf erotische Szenen, die man finden kann wie man will. Ich finde sie passen zu Faye's Charakter und ihr Umgang mit Sexualität ist ein entscheidender Teil ihrer Persönlichkeit. Gleiches gilt für Jack, den man schon als sexsüchtig bezeichnen könnte.

Mich hat das Buch gut unterhalten. Ich war gleichermaßen teilweise geschockt, angewidert und begeistert. Das ist zugegebenermaßen eine interessante Mischung, deshalb am besten selber lesen!

Veröffentlicht am 18.04.2019

Die erste Liebe mit Fünfzehn

Der Sommer mit Pauline
0

"Wer Tagebuch schreibt, nimmt sein Leben zu wichtig", sagt die Mutter zu Èmile. Doch der meint:"Wenn man sein Leben nicht wichtig nimmt, wer dann?"

Èmile ist 15 und ein bisschen altklug. Seine Familie ...

"Wer Tagebuch schreibt, nimmt sein Leben zu wichtig", sagt die Mutter zu Èmile. Doch der meint:"Wenn man sein Leben nicht wichtig nimmt, wer dann?"

Èmile ist 15 und ein bisschen altklug. Seine Familie ist ihm zuweilen etwas peinlich und dafür gibt es viele Gründe. Seine Eltern sind nicht gerade modisch auf dem aktuellen Stand. Die Familie wohnt zur Zeit im Wohnwagen, da das Haus noch nicht fertig ist und eine zusätzliche Wohnung zu teuer wäre,und sein Vater hat als Vertreter einen total uncoolen Beruf.

Seine Erlebnisse trägt Èmile in sein Tagebuch ein, seit er Pauline aus seiner Schule begegnet ist und sich sofort unsterblich in sie verliebt hat. Das Beste ist, sie scheint ihn auch zu mögen, und das obwohl sie aus deutlich previligierteren Kreisen kommt als er. Als sie ihn nach Venedig einlädt, weil sie dort mit dem Jugendorchester einen Auftritt hat, ist Èmile völlig aus dem Häuschen. Natürlich hat er die Rechnung ohne die Erwachsenen gemacht, die ihm zwar die Reise gestatten, die dann aber so ganz anders verläuft als er sich das vorgestellt hat.

Dieser sehr französische Jugendroman hat mir großen Spaß gemacht, denn auch wenn Èmile des öfteren über seine Eltern schimpft, ist seine Familie etwas Besonderes. Die Familienmitglieder sind inklusive älterem Bruder, der dann auch noch auftaucht, alle etwas schräg, zuweilen chaotisch aber fast immer humorvoll, und sie setzen sich bedingungslos füreinander ein.

Die Geschichte, die zur Zeit auch verfilmt wird, verbreitet einfach gute Laune. Als Leser wird man zurückversetzt in die schwierige Zeit der Pubertät, fiebert mit Èmile mit, dessen Gefühlsspektrum eine Bandbreite von nicht weniger als der totalen Verzweiflung bis zum unendlichem Glück umfasst.

Veröffentlicht am 10.04.2019

Eine Hommage an einen Weltstar

Marlene und die Suche nach Liebe
0

Im 8. Band der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe" erschienen im Aufbau TB Verlag widmet sich der Autor C. W. Gortner dem Leben und Schaffen der Künstlerin Marlene Dietrich beginnend mit ihrer ...

Im 8. Band der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe" erschienen im Aufbau TB Verlag widmet sich der Autor C. W. Gortner dem Leben und Schaffen der Künstlerin Marlene Dietrich beginnend mit ihrer Kindheit bis zum Ende des 2. Weltkrieges.

In der "Ich Perspektive" erzählt der Autor die mitreißende Geschichte der androgynen Schönheit, deren Markenzeichen ihre langen Beine, ihre tiefe Stimme und ihr Faible für männliche Garderobe (Hosen) war.

Nach einer lieblosen Kindheit, in der sie von ihrer ehrgeizigen Mutter zu einer Karriere als Konzertgeigerin gedrängt wird, geht sie junge Marlene zunächst zur staatlichen Musikhochschule nach Weimar. Einmal den Fängen ihres strengen Elternhauses entkommen, blüht sie auf und setzt sich selbstbewusst über alle geltenden Konventionen hinweg. Sie wendet sich der Schauspielerei zu und hat ein ausschweifendes Liebesleben. Zahlreiche Geliebte beiderlei Geschlechts können ihre stetige Suche nach Anerkennung und Liebe jedoch nicht befriedigen. Sie heiratet, bekommt sogar ein Kind, trennt sich wieder, wird aber nie geschieden, Für ihre Tochter ist sie eigentlich fast nie present, die aufstrebende Karriere geht immer vor. Ihr ganzer Ehrgeiz zielt darauf ab ein Star zu werden, und sie wird tatsächlich ein Weltstar.

Trotzdem scheint rückblickend die Zeit , in der sie für amerikanische Soldaten an der Front gesungen hat die Zeit zu sein, die für sie die Sinnvollste ihres Lebens gewesen ist. Gegen Hitler und die Nazis hat sie immer klar Stellung bezogen.

Gortner beendet seine Hommage an Marlene Dietrich 1946. Die späten Jahre der deutschen Ausnahmekünstlerin sind nicht mehr Teil dieses interessanten Porträts. Ich fand diesen Biographieroman sehr spannend zu lesen, wusste ich doch bis dato nicht allzuviel über "The Dietrich".

Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag über Lovelybooks zur Verfügung gestellt und ich empfehle es sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Wortgewaltiger Psychokrimi mit einigen Längen

Der dunkle Garten
0

Ich bin immer wieder begeistert von Tana French's Schreibstil, die Art und Weise wie sie es schafft ihren Figuren eine Seele einzuhauchen. So auch in ihrem neuen Kriminalroman "Der dunkle Garten", der ...

Ich bin immer wieder begeistert von Tana French's Schreibstil, die Art und Weise wie sie es schafft ihren Figuren eine Seele einzuhauchen. So auch in ihrem neuen Kriminalroman "Der dunkle Garten", der jetzt im Fischerverlag erschienen ist.

Toby Hennessy, 28, führt ein unbeschwertes Leben in Dublin. Bis er eines Nachts in seiner Wohnung brutal zusammengeschlagen wird. Toby überlebt nur knapp, kann sich nicht mehr auf seine Erinnerungen verlassen. Er flüchtet sich ins "Efeuhaus" - das alte Anwesen der Familie, wo er sich um seinen sterbenden Onkel Hugo kümmern soll. Doch der dunkle Garten des Hauses birgt ein schreckliches Geheimnis.

Die ersten 200 Seiten hat man den Eindruck bei dem Buch handelt es sich um einen Familienroman und nicht um einen Krimi, auch wenn bei Toby in der Zwischenzeit schon eingebrochen wurde. Die Autorin lässt sich viel Zeit ihre Charaktere einzuführen und beschreibt ihre Figuren sehr detailreich und authentisch. Toby, der Icherzähler in ihrem Roman scheint bis zur der tragischen Nacht ein Glückskind zu sein, dem immer Alles gelingt, den Jeder mag und der ohne große Anstrengungen durch sein Leben kommt. Er hat eine nette Freundin - Melissa- und einen guten Job, und selbst als ihm dort ein Fehler unterläuft, kann er sich mit Erklärungen bei seinem Chef herausreden und darf im Unternehmen bleiben.

Die Einbruchsnacht verändert Alles. Er kann seine Wohnung nicht mehr ertragen, er wird quasi von einem Moment zum Anderen aus seinem Leben geworfen und fühlt sich als bedauernswerte Kreatur, humpelnd mit hängendem Augenlid und Erinnerungslücken.

Es scheint deshalb eine gute Idee zu sein, dass er zu seinem sterbenskranken Onkel Hugo in das Ferienhaus seiner Kindheit zieht , um ihm Gesellschaft zu leisten. Dort lernt der Leser den Rest der Familie kennen, Cousine Susanne, Cousin Leon, Tanten und Onkel und natürlich den liebenswerten Onkel Hugo bei dem er mit Susanna und Leon so viele schöne Ferien verbracht hat. Dann findet sich im Garten des Efeu-Hauses ein Schädel und die friedliche Ruhe ist vorbei.

Plötzlich ist die Polizei im Haus und die raffinierten Verhöre der Detectives gehen ins Eingemachte und sorgen für große Verunsicherung in der Familie. Ich hatte großen Spaß den psychologichen Tricks der Beamten zu folgen. Toby's Erinnerung muss mit Rückblicken von verschiedensten Seiten auf die Sprünge geholfen werden. Nebenbei geht ein Leben - das von Onkel Hugo- langsam zu Ende und auch dieser Sterbevorgang wird sehr einfühlsam beschrieben.

Dieser sprachlich wirklich wunderbar geschriebene Krimi von Tana French, der auch jede Menge humorvolle Passagen enthält, hat seine Längen und das Ende hat mich leider auch nicht ganz zufriedengestellt aber dennoch kann ich den Roman unbedingt empfehlen.