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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2019

Zwei Schwestern

Das Versprechen der Islandschwestern
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„...Margarete spürte eine innere Unruhe in sich aufkommen, die sie manchmal ihrer Schwester gegenüber empfand. Eigentlich sollte es Helga nur recht sein, dass sie ihre Vergangenheit endlich hinter sich ...

„...Margarete spürte eine innere Unruhe in sich aufkommen, die sie manchmal ihrer Schwester gegenüber empfand. Eigentlich sollte es Helga nur recht sein, dass sie ihre Vergangenheit endlich hinter sich lassen konnten. Nichts und niemand wartete zu Hause auf sie...“

Wir schreiben das Jahr 1949. Margarete und Helga haben sich für ein Jahr zur Arbeit in Island verpflichtet. Margarete ist die Jüngere von beiden, deshalb durfte sie nur fahren, weil ihre Schwester mitkommt. Helga wollte erst nicht. Sie trauert um ihren Verlobten, der im Krieg geblieben ist.
Dann wechselt die Geschichte ins Jahr 2017. Pia fährt mit ihrer Großmutter nach Island. Dort feiert deren Schwester ihren 90. Geburtstag. Über viele Jahre gab es keinen Kontakt zwischen den Geschwister.
Die Autorin hat eine spannende und bewegende Familiengeschichte geschrieben, die in zwei Handlungssträngen erzählt wird. Nach und nach erfahre ich, was in den Jahren 1949 und 1950 in Island geschehen ist. Gleichzeitig erlaubt mir der Strang der Gegenwart einen Blick in das heutige Leben in Island.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Mit schönen Metaphern wird die karge Landschaft Island beschrieben.

„...Die Landschaft veränderte sich ständig, nun kamen sie öfter an steilen, dunklen Felswänden vorbei, in denen Vögel mit bunten Schnäbeln nisteten, und dann waren wieder die unendlichen Weiten zu sehen...“

Im Jahre 1949 erfahre ich etliches über das harte Leben im Nachkriegsdeutschland. Margarete freut sich auf den Neubeginn, Helga ist skeptisch. Doch als sie auf dem Schiff sind, wird es selbst Margarete mulmig. Beide kommen auf Bauernhöfe, die nah beieinander liegen. Während sich Margarete vorwiegend um Haus und Familie kümmert, arbeitet Helga in der Landwirtschaft mit. Ein junger Isländer hat es Margarete angetan. Eine einzige Nacht aber verändert alles.
Pia weiß nichts aus der Vergangenheit ihrer Großmutter. Ihre gelegentlichen Nachfragen stoßen auf eine Mauer des Schweigens. Dabei hat sie selbst einige Probleme. Ihr Ex-Mann nervt am Telefon, von der Arbeit ist sie gestresst und übermüdet und ihre pubertierende Tochter Leonie will die Schule abbrechen. Und dann lässt auf der Fähre noch ein Isländer sein Auto laufen, ohne während der langen Wartezeit den Motor abzustellen.
Pia und ihre Familie werden freudig empfangen. Doch die Schwestern gehen eher distanziert miteinander um. Die Vergangenheit bleibt unter dem Teppich. Erst nach und nach werden die Geheimnisse aufgedeckt. Dabei ist Helga im Ort angesehen. Sie genießt mit 90 Jahren ihr Leben.
Als es endlich zum Gespräch kommt, stellt Pia fest.

„...Ich kann verstehen, was du sagst, Einsamkeit ist eine schlimme Sache. Menschen machen Fehler...“

Sehr gut werden die Gefühle der Protagonisten wiedergegeben. Ein neues Land zu betreten, ohne die Sprache zu beherrschen, macht einsam, weil ein Gesprächspartner fehlt. Die Geschwister sind 1949 sehr unterschiedlich mit dieser Situation umgegangen. Außerdem bot das Leben nicht viel Abwechslung. Ab und an gab es eine Tanzveranstaltung, selten ein Fest. Die Zeit der Dunkelheit und Kälte zog sich. Man kannte weder elektrisches Licht noch moderne Bäder.
Im Jahre 12017 wird deshalb besonders deutlich, wie sich das Leben, aber auch die Arbeitsbedingungen mittlerweile geändert haben. Doch auch 2017 spielen Gefühle eine Rolle. Pia ist ein gebranntes Kind. Will und kann sie sich auf eine neue Beziehung einlassen? Welchen Sinn macht ein Urlaubsflirt?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es war nur ein unüberlegter Moment – und der hat zwei Leben verändert und geprägt.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Grundlagen des Glaubens

Wurzeln, die uns Flügel schenken
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„...Wer ein wunderbares Geschenk erhält, ist überrascht, wird es annehmen und liebevoll mit dem Geschenk umgehen, wird sich daran freuen...“

Mit dem Buch will die Autorin Leser dazu einladen, sich dem ...

„...Wer ein wunderbares Geschenk erhält, ist überrascht, wird es annehmen und liebevoll mit dem Geschenk umgehen, wird sich daran freuen...“

Mit dem Buch will die Autorin Leser dazu einladen, sich dem christlichen Glauben zu nähern, das Leben und die Zeit als Geschenk Gottes anzunehmen.
In 22 Kapiteln wendet sie sich dabei Grundfragen des Glaubens zu.
In den ersten 7 Abschnitten legt sie dar, warum Glaube gut tut, wie er im Leben Halt und Orientierung gibt, zu einem erfüllten Leben beiträgt und innere Freiheit und Hoffnung finden lässt.

„...Schwere Erfahrungen lassen Menschen auch reifen. Wer glaubt, kann der Tatsache ins Gesicht sehen, dass die uns jeweils geschenkte Zeit begrenzt ist. Das verändert den Blick auf das Leben, macht bewusster, wie verletzlich es ist...“

In den nächsten acht Kapiteln geht es um die Bibel als Gottes Wort, das Gebet, die Gebote, Zweifel und Fragen.

„...Leben macht nicht nur Spaß, nein, Leben macht auch Sinn! Und im Leben geht es nicht nur um Mobilität und Schnelligkeit, sondern das Leben erfahren wir gerade dann, wenn wir unser Zeit ernst nehmen als geschenkte Zeit...“

In den letzten Kapiteln geht es darum, wie man den Glauben ins tägliche Leben integriert und sich auch Höhepunkte schafft.
Im ersten Teil folgen kurzen, leicht verständlichen Ausführungen praktische Tipps, wie man das Gelesene im Alltag umsetzen kann. Im mittleren Teil werden die Darlegungen durch konkrete Fragen vertieft, die die Autorin stellt und beantwortet. Im letzten Abschnitt gibt es Vorschläge für eigene Wege.
Häufig werden sehr wichtige Punkte des täglichen Lebens angesprochen. So wird bei der Frage von Tod und Sterben eine Patientenverfügung angeführt.
Außerdem verschweigt die Autorin nicht, dass auch Christen Menschen mit Fehlern und Schwächen sind.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 13.05.2019

Ein Neuanfang

Die Kirschen der Madame Richard
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„...Wenn man großes Glück hat, dann kommt irgendwann der Moment, an dem man den Mut hat, endlich das zu tun, was man schon immer tun wollte, etwas Verrücktes, etwas, das das ganze Leben verändern wird...“

Die ...

„...Wenn man großes Glück hat, dann kommt irgendwann der Moment, an dem man den Mut hat, endlich das zu tun, was man schon immer tun wollte, etwas Verrücktes, etwas, das das ganze Leben verändern wird...“

Die fast 50jährige Miriam verbringt ihren Urlaub in den französischen Pyrenäen. Dabei fällt ihr in dem kleinen Ort Montbolo ein Bauernhaus mit einem großen Garten und einer herrlich blühenden Kirschplantage auf. Kurz entschlossen kauft sie das schon länger leer stehende Haus mit Garten.
Die Autorin hat einen lockerleichten Sommerroman geschrieben. Das Wesentliche ist nicht die Handlung, denn all zu viel passiert nicht, sondern eher die genaue Darstellung des Lebens in dem kleinen Dorf. Dazu gehört auch eine detaillierte Naturbeschreibung.

„...Die Vegetation faszinierte sie auch heute wieder. Am Wegrand standen ausladende Maronenbäume und knorrige Korkeichen, dazwischen sogar einzelne Dattelpalmen, und ab und zu leuchtete eine gelbe Mimose an dem schmalen Streifen direkt an der Straße. Dahinter verdichtete sich das Gelände in undurchdringlichem dornenbewehrten Dickicht...“

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Das Zitat zeigt, dass die Autorin das Spiel mit Worten und die Verwendung treffender Metapher beherrscht und gekonnt einsetzt.
Da das kleine Haus lange leer stand, kommt auf Miriam eine Menge Arbeit zu. Allerdings kennt sie sich sowohl mit gärtnerischen Arbeiten als auch mit den Tätigkeiten im Haus aus. Trotzdem begreift sie, dass sie vor allem für die Plantage Hilfe braucht. Doch woher nehmen bei 186 Einwohnern?
Gekonnt fließt Tratsch und Klatsch des Ortes in die Geschichte ein. Dabei kennt man zwei Themen. Wird die Fremde durchhalten? Und wenn nicht, wie lange?
Das Haus liegt etwas außerhalb. Vor ihrem unmittelbaren Nachbarn hat man sie gewarnt. Er gilt als Frauenheld, der nichts anbrennen lässt.
Auf dem Boden des Hauses findet Miriam das Gartentagebuch ihres Vorgängers. Ausschnitte daraus werden ab und an kursiv eingeblendet. Es besticht aber besonders durch seine naturgetreuen Schwarz-Weiß-Skizzen.

„...Ich sehe mich abends, nach getaner Arbeit, durch diesen Garten gehen und an seinem Reichtum freuen. An den Früchten, die schwer an den Bäumen hängen, an den Beeren und den Dingen, die in der Erde darauf warten, ausgegraben zu werden...“

Eingeflochten in das Geschehen werden einige wenige politische Themen. So strahlen die Ereignisse in Katalonien auf die Gegend aus und es gibt einen kurzen historischen Einblick.
Vielfältige Vorschläge für die Verwendung von Kirschen geben der Geschichte ein besonders Flair. Leider wurde nur ein Rezept abgedruckt.
Die Geschichte hat mir gut gefallen.

Veröffentlicht am 18.04.2019

Sommerurlaub bei der Tante

Finn und Frieda feiern den Sommer
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„...Die Sonne zauberte glitzernde Fata Morganas auf den Asphalt. Hinter der Stadtgrenze schlossen sich dunkelgrüne Maisäcker und Felder mit gelbleuchtenden Getreide an...“

Es ist ein heißer Sommertag, ...

„...Die Sonne zauberte glitzernde Fata Morganas auf den Asphalt. Hinter der Stadtgrenze schlossen sich dunkelgrüne Maisäcker und Felder mit gelbleuchtenden Getreide an...“

Es ist ein heißer Sommertag, an dem sich Finn und Frieda mit dem Bus auf den Weg zu Tante Johanna machen. Dort legen sich alle Drei in den Schatten und schlafen ein. Tante Johanna aber hatte vergessen, die Tür an der Voliere der beiden Nymphensittiche John und Yoko zu schließen.
Anschaulich wird erzählt, wie die Kinder den Sittichen folgen. Dabei kommt der Sommerspaß wie das Baden im kühlen Nass nicht zu kurz.
Auch die Sommernacht im Freien ist spannend und voller Überraschungen.
Für das Verhalten im Bus bei der Anreise hätte ich allerdings eine Entschuldigung der Kinder erwartet.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Die Schriftgröße ist dem Erstlesealter angepasst. Die Handlung ist abwechslungsreich, stellenweise humorvoll und nachvollziehbar.
Aussagekräftige farbige Zeichnungen veranschaulichen das Geschehen.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Fesselnder Politthriller

Sojus
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„...Budapest ist geteilt, der Fluss bildet für viele immer noch die Grenze. Sie sagen: Wenn er gewollt hätte, dass aus Buda und Pest eine Stadt wird, hätte Gott nicht die Donau erschaffen...“

Das Buch ...

„...Budapest ist geteilt, der Fluss bildet für viele immer noch die Grenze. Sie sagen: Wenn er gewollt hätte, dass aus Buda und Pest eine Stadt wird, hätte Gott nicht die Donau erschaffen...“

Das Buch beginnt im Jahre 1948 mit der Gründung des Staates Israel.In Tel Aviv wird Ephraim Rosenberg von Dan Vanuzzi in seiner Wohnung erwartet. Sie unterhalten sich über Ex - Kommissar Eckart, der seit ihrer Flucht nach Israel verschwunden ist. Es gelingt ihnen, Eckarts Aufenthaltsort in Amerika zu ermitteln und ihn dort rauszuholen.
Im Jahre 1956 lebt Eckart in Würzburg. Wieder erscheint Vanuzzi auf der Bildfläche. Der arbeitet mittlerweile für den englischen Geheimdienst. Eckart soll ihm helfen, ein Dossier aus Ungarn zu holen, das die Namen von KGB – Agenten enthält. Eckart ist nicht begeistert. Doch Vanuzzi hat ein gutes Argument. Einer der Agenten hat ist Eckarts unbekannter Sohn. In Ungarn aber ist gerade ein Volksaufstand ausgebrochen.
Der Autor hat einen fesselnden und vielschichtigen Thriller geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Das liegt schon allein an der unterschiedlichen Darstellung der beiden Hauptprotagonisten. Während Eckart klar charakterisiert ist, wirkt Vanuzzi undurchsichtig. Er benutzt Eckart, ohne ihm in allen Dingen die Wahrheit zu sagen. Von Eckart stammt der folgende Satz:

„...Ich habe immer Sympathien für soziale Gerechtigkeit, aber keine für totalitäres Denken...“

Eingebettet in die Geschichte ist ein Rückblick in die Vergangenheit von Eckart und Vanuzzi. Dadurch werden auch historischen Themen berührt, so der Völkermord am armenischen Volkes.
Die Vorgänge in Budapest betrachten Vanuzzi und sein Team als Außenstehende. Es werden zwar die internationalen Verquickungen umfassend dargestellt, doch die Ansichten verschiedener ungarischer Strömungen bleiben außen vor. Dazu gibt es bestenfalls kurze Zusammenfassungen.
Deutlich allerdings wird, dass die Ungarn auf Hilfe aus Europa und Amerika setzen. Die aber haben momentan ganz andere Probleme und Interessen. Vanuzzi fasst das so zusammen:

„...Es geht also um Strategien und Machtoptionen. Man braucht das Dossier, lässt hochgehen, wen man möchte, die anderen werden warmgehalten...“

Später klingt es noch krasser, als Vanuzzi seinen ungarischen Begleitern die Augen für die Realität öffnen will:

„...Wollt ihr wissen, was mir der MI6 noch gesagt hat? Dass es ein Geheimtreffen von amerikanischen und sowjetischen Vertretern gegeben hat. Und was ist rausgekommen? Wenn ihr euch nicht bei unserem Dreck einmischt, mischen wir uns nicht bei eurem ein...“

Spannend ist die Jagd durch die belagerte und umkämpfte Stadt nach dem Dossier. Schwierig wird es auch deshalb, weil Vanuzzi und Eckart zum Teil unterschiedliche Interessen verfolgen. Zu den stilistischen Höhepunkten gehören für mich die Gespräche zwischen Eckart und Sojus. Bei politischen Themen gehen logischerweise die Meinungen völlig auseinander, wobei auch Sojus geschickt die Finger in manche Wunde legt. Doch wenn sich der Dialog persönlichen Fragen zuwendet, schwingen eine Menge an unterschiedlichen und unterschwelligen Emotionen mit.
In die rasante Handlung werden häufig kurze Ruhepunkte durch vielfältige Informationen gesetzt. Dazu gehört auch ein Einblick in ungarische Geschichte.
Ein Überblick über die weitere Entwicklung in Ungarn nach dem Volksaufstand und ein aussagekräftiges Nachwort des Autors runden das Buch ab. Dort spannt er den Bogen vom Volksaufstand zum heutigen Verhalten der ungarischen Regierung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.