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Veröffentlicht am 04.11.2016

Lesenswert

Wir waren doch so jung
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„Es begannen die Jahre voller Hass und Grauen
So viele starben, Kinder, Männer und die Frauen.
Das Volk der Dichter tat das Denken verlieren,
Brüllend und mordend, gleich den wilden Tieren.“ (S.5/ „Vertrieben“ ...

„Es begannen die Jahre voller Hass und Grauen
So viele starben, Kinder, Männer und die Frauen.
Das Volk der Dichter tat das Denken verlieren,
Brüllend und mordend, gleich den wilden Tieren.“ (S.5/ „Vertrieben“ von Ernst Elsbach)

Klappentext:
Der Ton der Trillerpfeifen schrillte Jakob in den Ohren. Er rannte in die entgegengesetzte Richtung, platschte durch eine Pfütze und brach durch ein Gebüsch. „Wenn die nur nicht schießen“, ging es ihm durch den Kopf.
Aachen zur Zeit des Nationalsozialismus: Jakob Bergmann wächst in einem scheinbar behüteten bürgerlichen Umfeld auf. Nachdem 1933 die Nazis an die Macht gelangt sind, nehmen die Repressalien gegen die jüdische Bevölkerung stetig zu. Die Verdrängung aus dem öffentlichen Leben sowie die Verfolgung seiner Landsleute werden für den Heranwachsenden zum grausamen Alltag. Einzig die Liebe zu Annie und eine alte Münze seines Großvaters ermöglichen es ihm, den Glauben an eine Zukunft nicht zu verlieren …
Die mitfühlend erzählte Geschichte zweier jüdischer Familien basiert auf belegten Zeugenaussagen und überlieferten Dokumenten.

Das Buch ist in zwei Teile geteilt, zum einen der Roman über Jakob und Annie, und im Anhang die Berichte der Zeugenaussagen und die geschichtliche Dokumentation. Diese Aufteilung finde ich sehr gelungen. Zum einen erleben wir Jakobs und Annies Leben, jedes Kapitel ist einem Jahr gewidmet, und können uns so komplett auf die Geschehnisse konzentrieren. Zum anderen kann man sich auf die Zeitzeugen, die geschichtlichen Geschehnisse im Vergleich zu den Situationen im Buch einlassen. Jakob und Annie geben den Zeitzeugen eine Stimme, und erzählen so ihre Geschichte. Das Grauen wird viel greifbarer, weil hinter Jakob und Annie nicht nur fiktive Erlebnisse stecken, sondern wirkliche Menschen, echte Erinnerungen, und der Schrecken der Vertreibung der Juden aus Aachen, und aus Deutschland, die Heimatlosigkeit lassen einen innehalten und nachdenken.
Krieg zerstört ein Land, die Menschen müssen fliehen, werden vertrieben, und sind heimatlos. Und schlimmer, sie sind in anderen Ländern nicht willkommen, werden angefeindet, festgenommen wegen Nichtigkeiten, deportiert, ausgewiesen, wie Dreck behandelt. Klingt bekannt? So war es nicht nur in Deutschland 1933-1945, so ist es auch heute.
Dieses Buch ist über den Nationalsozialismus, und gegen das Vergessen. Es ist aber auch eine Geschichte über Hass, Fremdenhass, Vertreibung, Flucht, Verlassen der Heimat und Familie zurück lassen, alles verlieren, auch sich selbst, und doch ist es auch eine Liebesgeschichte. Es dient also nicht nur in Gedenken an den Holocaust, sondern auch als Mahnung in Hinblick auf unsere Zukunft, in Hinblick auf die Flüchtlingspolitik und auf das erneute Aufkeimen rechten Gedankenguts. Es ist eine Geschichte über Menschen und Menschlichkeit.

„Das vorliegende Buch möchte dennoch einen Beitrag dazu leisten, die Vergangenheit plastisch und in Erzählform zu vermitteln. Es ist wichtig zu verstehen, wohin Ausgrenzung und Unterdrückung führen können, damit sich eine derartige Katastrophe nicht wiederholt. Denn nur wer die Vergangenheit kennt, kann an der Gestaltung der Zukunft aktiv mitwirken.“ (S.153)

„Doch diesmal Ihr Menschen mit klarem Verstand,
Wacht auf noch bei Zeiten gebt nicht Eure Hand,
Nicht duldet Mord in Eurem, dem deutschen Namen,
Handelt, verhindert neuer, unschuldiger Klagen.“ (S.6/ „Vertrieben“ von Ernst Elsbach)

Veröffentlicht am 25.10.2016

Wahnsinn

Demon Road (Band 1) - Hölle und Highway
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„Sie würden dich essen?“
„Und wenn ich sehr, sehr viel Glück habe, bringe sie mich vorher um.“ (S.62)

Amber ist kein sehr glückliches Kind. Sie hat immer nur Anerkennung ihrer Eltern gewollt, aber egal ...

„Sie würden dich essen?“
„Und wenn ich sehr, sehr viel Glück habe, bringe sie mich vorher um.“ (S.62)

Amber ist kein sehr glückliches Kind. Sie hat immer nur Anerkennung ihrer Eltern gewollt, aber egal was sie gemacht hat, sie hat sie nicht bekommen. Als sie dann ihre Eltern belauscht, wie sie ihre nächste Mahlzeit planen, will sie fliehen, denn die nächste Mahlzeit wird sie sein: Amber.
Eine Freundin der Eltern hilft ihr unverhofft, und so findet sich Amber in einem klasse Auto mit dem schweigsamen Milo an ihrer Seite auf der Demon Road. Auf der Flucht vor ihren Eltern.

Dieses Buch ist der Wahnsinn. Klar, als Skulduggery Pleasant Fan habe ich hohe Erwartungen gehabt, aber sie wurden mehr als erfüllt. Amber ist eine Außenseiterin auf der ganzen Linie, aber auch unter Dämonen etwas besonderes, denn sie ist geboren worden. Im Laufe des Buches wächst sie von einem verängstigten Teenager immer mehr zu einer fabelhaften Dämonin heran.
Milo ist ganz klar mein Favorit. Still und Schweigsam hat er auch so seine Geheimnisse, die sich zwar erahnen lassen, aber so ganz sicher ist man nie.
Glen ist das Sonnenscheinchen in der Geschichte. Ebenfalls ein Außenseiter, zieht er das Pech magisch an. Erst sein Todeszeichen, dann das andere, er kann einem glatt leid tun.
Und der Charger, das Auto, das Biest. Fabelhaft! Ich bin echt verliebt in diesen Wagen.
Der Schreibstil ist, wie nicht anders zu erwarten, locker und flüssig. Die Charaktere sind gut beschrieben und der Humor kommt nicht zu kurz. Es gab so einige Stellen, an denen ich wirklich laut loslachen musste. Ein wahrer Derek Landy, ich bin sehr zufrieden.

Veröffentlicht am 16.10.2016

Ich liebe diese Trilogie

Spellcaster - Finsterer Schwur
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Achtung Spoiler!

Nadia hat Jenem dort Unten die ewige Treue geschworen, um Captive‘s Sound zu retten, und lernt jetzt bei Elisabeth Pike dunkle Magie. Dabei spürt sie selbst, wie sehr sie sich verändert, ...

Achtung Spoiler!

Nadia hat Jenem dort Unten die ewige Treue geschworen, um Captive‘s Sound zu retten, und lernt jetzt bei Elisabeth Pike dunkle Magie. Dabei spürt sie selbst, wie sehr sie sich verändert, und das macht ihr Angst. Doch sie hat ja noch ihre beste Freundin Verlaine, und ihren Freund und Adjutant Mateo. Doch Elisabeth und Jener dort Unten geben sich nicht mit halben Sachen zufrieden, und Jenen dort Unten dürstet es ganz besonders nach Nadias Loyalität, da sie aus zwei Hexengeschlechtern stammt. Und Elisabeth gibt ihm alles, was er verlangt. Wird sie Nadia endgültig auf ihre Seite ziehen können?
Captive‘s Sound geht sprichwörtlich den Bach runter, selbst die Bevölkerung merkt, dass das kein Zufall mehr sein kann. Sind wirklich übernatürliche Mächte am Werk?

Ich war schon im ersten Band total begeistert von der Geschichte, dem Trio Nadia, Verlaine und Mateo, und gerade im zweiten Band sind sie mir sehr ans Herz gewachsen. In diesem Teil entwickeln sich die drei zwar etwas voneinander weg, aber ihre Freundschaft verbindet sie noch immer, auch wenn die dunkle Magie und die bevorstehende Zerstörung der Welt wie wir sie kennen, zwischen ihnen steht.
Verlaine ist weiterhin ein bunter Fleck in der tristen Welt von Captive‘s Sound. Sie lässt sich nicht vom Regen unterkriegen, der flutartig die Gegend übernimmt, oder von den Menschen, die sie immer argwöhnischer anschauen. Auch die Misere mit Asa zieht sie nicht runter. Sie weiß, dass er ein Dämon ist, und sie ihn vermutlich eher früher als später umbringen sollte, doch er ist der einzige, der sie wirklich sieht, und sie liebt wie sie ist. Kurzum, Verlaine ist weiterhin ein unglaublich starker Charakter, und die beste Freundin, die man sich wünschen könnte.
Auch Mateo kämpft mit neuen Situationen: sein überfürsorglicher Vater, der Angst um seinen Sohn hat, weil er angeblich Anfälle hat, und ihn am liebsten nicht mehr aus den Augen lassen würde; eine Freundin, die sich Jenem dort Unten verpflichtet hat, und von der dunklen Magie immer mehr verschluckt wird; einem besten Freund, der der bösen Zauberin hörig ist und Mateo nicht weiß, wie er ihn davon befreien kann, und schließlich die Zerstörung der Welt wie wir sie kennen. Mateo weiß, dass er nicht die ganze Menschheit retten kann, doch Nadia zu retten wäre schon mal ein Anfang.
Und Nadia. Sie ist weiterhin viel zu aufopferungsvoll, und denkt dabei nicht wirklich an sich. Sie bricht zum Schutz ihrer Familie das Erste Gesetz, und lässt sie und ihre Freunde zurück, um sich allein der Bedrohung zu stellen. Doch jeder, der Harry Potter kennt, sollte wissen, dass man die Welt nicht alleine retten kann. Bleibt zu hoffen, dass Nadia das auch noch erkennt.
Abschließend bleibt nur eins zu sagen: Lest diese Trilogie, sie ist fantastisch.

Veröffentlicht am 11.10.2016

Nicht nur eine Teenieliebesgeschichte

Liv, Forever
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Liv hat ein Stipendium für die Wickham Hall bekommen, eine Eliteschule, doch als sie dort eintrifft, hat sie gleich das Gefühl eine Außenseiterin zu sein. Nur Malcolm, einer der Elite, scheint sie wahrzunehmen. ...

Liv hat ein Stipendium für die Wickham Hall bekommen, eine Eliteschule, doch als sie dort eintrifft, hat sie gleich das Gefühl eine Außenseiterin zu sein. Nur Malcolm, einer der Elite, scheint sie wahrzunehmen. Und Gabe. Doch Gabe sieht Geister, und Liv weiß nicht, ob sie ihm glauben soll. Doch manchmal sieht sie Mädchen auf dem Geländer, die ihr Angst machen. Bis sie eines Nachts selbst zu einem der Mädchen wird, und nun sicher ist, dass Gabe kein Spinner ist. Weil er der einzige ist, der sie sehen kann, versucht sie durch ihn ihren Tod aufzuklären. Doch ganz ohne Malcolms Hilfe geht es nicht.

Wer bei dem Buch eine Teenieliebesgeschichte erwartet, wird nicht enttäuscht. Aber so ganz stimmt das auch nicht, denn obwohl Malcolm und Liv ineinander verliebt sind, steht doch Livs Tod zwischen ihnen und nur Gabe kann für Malcolm übersetzen. Aber dieses Buch ist auch ein Thriller, denn ein Mord muss aufgeklärt werden. Und die Spuren führen zu den anderen toten Mädchen, und in den Okkultismus und überhaupt, ich möchte gar nichts verraten.
Die Erzählweise ist aus Livs Sicht, mit Zwischensequenzen von den toten Mädchen, die ihre Geschichte erzählen. Das Buch liest sich sehr flüssig, und ganz schnell weg. Liv ist ein sehr spannender Charakter, und obwohl Malcolm wie der typische Elitesohn wirkt, ist er, oh Überraschung, total lieb.
Dieses Buch ist aber auch eine Liebeserklärung an die Kunst. Nicht nur an die Musik, die sich in Malcolms Playlist, Liv forever, befindet, sondern auch an ganz viele Bilder und Künstler, die Liv zum Vergleich mit ihrem Lebens nutzt. Mir fehlt bei einigen manchmal das Bild, aber bei anderen, wie Edward Munchs Schrei, hatte ich sie sehr gut vor Augen. Das Buch strotzt nur so vor bildlichen Vergleichen, und macht es gerade deswegen so besonders. Also hier eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 07.10.2016

Zurück in die Aufgetauchte Welt

Die Drachenkämpferin: Nihals Vermächtnis -
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Achtung Spoiler!

100 Jahre nach dem letzten Kampf zwischen Sheireen und dem Marvash sind die Heldengeschichten fast schon vergessen. Kaum einer kennt noch Nihal. Als ein vermummter Sänger in einer Schenke ...

Achtung Spoiler!

100 Jahre nach dem letzten Kampf zwischen Sheireen und dem Marvash sind die Heldengeschichten fast schon vergessen. Kaum einer kennt noch Nihal. Als ein vermummter Sänger in einer Schenke anfängt zu spielen, verhöhnen ihn zuerst die Gäste. Doch dann erzählt er den Anfang von Nihals Geschichte, die niemand kennt. Und alle lauschen ihm gebannt. Doch der geheimnisvolle Sänger kennt auch Nihals Geschichte aus den Unerforschten Landen, und von ihrem Tod, die bisher niemand kannte. Wer ist dieser Unbekannte, und woher weiß er soviel über Nihals, die seit über 100 Jahren tot ist?

Dieses Buch versetzt einen direkt zurück in die Aufgetauchte Welt und in Nihals Leben. Sei es der Anfang, wie sie zu Livon gekommen ist, oder warum sie von den Elfen gefangen genommen wurde und sich schließlich selbst opferte. Dieses Buch ist kein Muss, um die Geschichte der drei Helden der Aufgetauchten Welt zu verstehen, aber ein schönes Extra. Gerade Nihal ist mir sehr ans Herz gewachsen, umso mehr habe ich jedes Wort über sie verschlungen.
Der Schreibstil ist wie gewohnt bei Licia Troisi sehr flüssig und sehr spannend. Die Zwischensequenzen mit dem Sänger finde ich sehr gut gelungen, die Strophen am Anfang jedes Teils sehr gut und alles in allem sein rundum gelungenes Buch. Jeder, der es vermisst in der Aufgetauchten Welt unterwegs zu sein, sollte dieses Buch lesen. Ich habe es verschlungen.