Heute habe ich mal etwas ganz anderes für euch: poetry.
Ich muss zugeben, dass ich mich da zuerst nicht rangetraut habe. Zu groß war die Angst, ich könne mit diesem Buch nichts anfangen, oder -schlimmer noch- ich könne was damit anfangen und wisse nicht, wie ich das Erlebte in Worte fassen solle.
So, nun ist der Worst-Case eingetreten, denn ich LIEBE dieses Werk, und ich habe absolut keine Ahnung, wie ich Rupi Kaur gerecht werden soll...Einer jungen Frau, die ihren Weg mit einem solchen Mut geht, für den man sie eigentlich nur beneiden und bewundern kann!
Jetzt werden manche fragen "wer ist denn bitte Rupi Kaur?" und manche werden (hoffentlich) antworten "kannst du dich nicht an den "Skandal" erinnern, als eine junge Frau Fotos ins Netz gestellt hat, auf denen Menstruationsblut zu sehen war und das Ganze thematisiert?". Ja, genau die! "Die Blüten der Sonne" ist bereits das zweite von ihr veröffentlichte Werk, mit dem sie es schafft, tiefen Eindruck zu schinden.
Ihre Statements sind sowohl politisch als auch menschlich, ein Hauch Gleichberechtigung setzt dem Ganzen dann noch das Krönchen auf. Ursprünglich hatte ich das Wort "Emanzipation" vorgesehen, aber wenn ich ehrlich bin, denke ich, dass das dem Thema nicht wirklich gerecht wird. Denn es geht bei Rupi letzten Endes weniger darum, wie wer wem die Tür aufhält, oder welches Geschlecht die bessere monetäre Entlohnung für einen Job erhält. Nein, es geht darum, dass kulturbedingt viele weibliche Nachkommen bestenfalls abgetrieben, schlechtestenfalls nach der Geburt erst getötet werden. Es geht um Immigration, Selbstliebe, und genau genommen das Leben an sich. Denn genau das beschreibt sie mit ihren fünf Unterthemen auch.
Da es natürlich schwierig ist, ein solch emotionales, mutiges und wichtiges Werk in eine Schublade zu packen, und ich euch abgesehen davon weder spoilern will, noch kann, habe ich mir diese Kapitel rausgeschrieben und sie mit eigenen Empfindungen versehen, die ich in Form von Hashtags wiedergeben werde. Ich denke, da kann der ein oder andere interessierte genug rauslesen, um sich dem Gesamtwerk zu widmen...
1. welken:
trennung
verlust
sehnsucht
schmerz
trotz
liebe
selbstliebe
vorwürfe
2. fallen:
selbstliebe
selbsthass
washatsie
unfertig
selbstbewusstsein
fokus
negative selbstbetrachtung
gewalt
missbrauch
unperfekt
zurückinsleben
intimrasur
3. wurzeln schlagen:
immigration
ausländer
heimweh
hilfe
hysterektomie
rassismus
intimegedanken
toddertöchter
wenigerwert
4. wachsen:
weitermachen
neuanfang
sexualität
stärke
emotionen
zulassen und
5. blühen:
seiduselbst
lebenundtod
neuewege
ausbruch
frei
stehauf
veränderung
Das sind natürlich meine ganz eigenen, subjektiven Gedanken, die beim Lesen so auf mich eingeprasselt sind und ihr seht bestimmt das ein oder andere Wort, dass euch zusammenzucken, schmunzeln oder grübeln lässt, oder? Auf keinen Fall handelt es sich bei Rupi Kaurs Gedanken um leichte Kost, die amüsierend ein Buch füllen sollen. Sie sollen eher aufwecken und anregen und ich würde mich freuen, falls sich ein paar von euch nach dem Lesen diesbezüglich austauschen wollen würden :)
Für mich ist "Die Blüten der Sonne" ein absolutes Must-Read, denn das Aufgreifen vieler Themen und vor allem auch Tabuthemen, empfinde ich als sehr wichtig. Unter anderem auch, da vermutlich jeder von uns sich in dem ein oder anderen Teil wiederfindet. Beim Lesen habe ich persönlich mit Rupi gelacht, geweint, geträumt und ich hoffe, ihr macht das auch. Sie würde vermutlich wollen, dass ihr eure Träume lebt, euch selbst liebt, euch nicht kleinkriegen lasst und akzeptiert, dass ALLES, inkl. der negativen Dinge, zum Leben dazugehört und ihr diese Dinge genauso annehmen sollt. Zumindest habe ich das aus ihren Versen mitgenommen und werde vermutlich auch noch ein bisschen darüber nachdenken.