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Veröffentlicht am 22.06.2019

Wieder mal ein sehr gut recherchierter Roman mit nur wenigen fiktiven Personen

Schwert und Krone - Zeit des Verrats
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„Schwert und Krone – Zeit des Verrats“ ist der dritte Teil der groß angelegten Barbarossa-Saga von Sabine Ebert. In diesem Teil werden die ersten Regierungsjahre Friedrichs I. geschildert. Erschienen ist ...

„Schwert und Krone – Zeit des Verrats“ ist der dritte Teil der groß angelegten Barbarossa-Saga von Sabine Ebert. In diesem Teil werden die ersten Regierungsjahre Friedrichs I. geschildert. Erschienen ist der Roman im November 2018 bei Droemer-Knaur.

Aachen, März 1152: Friedrich von Schwaben ist am Zeil seiner Träume. Gerade wurde er im Dom zu Aachen als Friedrich I. zum König des römisch-deutschen Reiches gekrönt. Doch schwere Aufgaben stehen vor ihm. Das Land ist von Kriegen zerrüttet und der Staufer möchte sich schnellstmöglich auch zum Kaiser krönen lassen, doch hierzu muss er die Verhältnisse im Land erst einmal klären. Doch dies ist einfacher gesagt als getan. Während der König neue junge Gefolgsleute um sich schart, fühlt sich die ältere Riege immer mehr zurückversetzt und in ihrer Macht bedroht.

Dies ist jetzt schon der dritte Teil der großen Barbarossa-Saga. Mittlerweile steht fest, dass es insgesamt fünf Bände geben soll. Der nächste und somit vorletzte Teil wird Anfang November erscheinen.
Ich bin wieder einmal beeindruckt von der großen Personenfülle und das diese fast ausschließlich historisch verbürgt sind. Die fiktiven Personen kann man fast an einer Hand abzählen und diese haben alle eine eher untergeordnete Rolle. Das Personenverzeichnis am Anfang des Buches gibt einem schon einmal einen guten Überblick an welchen Fronten wir uns in diesem Roman bewegen. Beim Lesen dieses Romanes muss man sich daher das ein oder andere Mal schon sehr konzentrieren, um die Verwanschaftsverhältnisse zu begreifen und die Personen unterscheiden zu können.
Insgesamt hat mir der Schreibstil aber wieder gut gefallen und ich habe mich in die Zeit des 12. Jahrhunderts zurückversetzt gefühlt. An einigen Stellen in der Geschichte halten wir uns recht lange auf, da hier Treffen und Unterhaltungen unterschiedlicher Gruppen geschildert werden. Wir begleiten Friedrich Barbarossa in seinen ersten Regierungsjahren, in denen er sich neue Verbündete schafft und Feinde zurechtstutzt, in denen er an unterschiedlichen Fronten kämpft und dabei seine Regentschaft festigt.
Doch wir lernen hier nicht nur seine Sichtweise kennen, sondern sind auch an den Höfen seiner Verbündeten und Feinde zu Gast. Hierbei spielt Heinrich der Löwe eine große Rolle, der durch Friedrich eine Menge an Macht und Reichtum hinzugewinnt. Schauplätze sind allerdings auch der Osten mit Polen sowie der Norden mit dem Kampf um Dänemark. Und auch die Geschichte der Slawen ist noch nicht auserzählt.
Dabei hat die Autorin wieder einige Figuren geschaffen, mit denen man gerne mitfiebert. Hierbei haben mir insbesondere die Frauen gut gefallen, die jede auf ihre eigene Weise ihr Schicksal zu meistern hat. Besonders imponiert hat mir hierbei Hedwig, die sehr pragmatisch ist und die das Wissen und die Erfahrungen anderer Frauen für sich zu nutzen weiß. Leider musste ich mich in diesem Buch auch von der ein oder anderen lieb gewonnenen Figur verabschieden.
Recherchiert ist dieser Roman wieder einmal top, was man auf jeder Seite dieses Romanes merkt, was allerdings auch durch das sehr ausführliche Nachwort unterstützt wird. Ich zucke zwar immer etwas zusammen, wenn ich in einem Nachwort von Änderungen aus dramaturgischen Gründen lese, aber diese Anpassungen sind wirklich minimal und absolut vertretbar.
Abgerundet wird dieser Roman durch sehr umfangreiches Zusatzmaterial: Karten im Buchumschlag, Personenverzeichnis, Stammtafeln vieler Adelshäuser, Glossar, Fachliteraturempfehlungen, Zeittafel.

Fazit: Wieder einmal ein toller historischer Roman, bei dem man ein bisschen aufpassen muss, dass man bei den vielen historischen Personen nicht durcheinander kommt, der einem aber wieder einmal zeigt, dass auch Geschichte sehr spannend sein kann und die Realität ähnlich brutal wie Game of Thrones ist. Ein Muss für Fans historischer Romane und eine klare Empfehlung für alle, die es noch werden wollen.

Veröffentlicht am 11.05.2019

Rezension: „Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben“ von Marie Lacrosse

Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben
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Im April 2019 ist der zweite Teil der Weingut-Saga „Das Weingut – Aufbruch in ein neues Leben“ von Marie Lacrosse im Goldmann-Verlag erschienen. Die Geschichte rund um Franz und Irene und das Gerbansche ...

Im April 2019 ist der zweite Teil der Weingut-Saga „Das Weingut – Aufbruch in ein neues Leben“ von Marie Lacrosse im Goldmann-Verlag erschienen. Die Geschichte rund um Franz und Irene und das Gerbansche Weingut wird weitererzählt und dabei rücken auch die Arbeitsbedingungen in den Fabriken Ende des 19. Jahrhunderts in den Fokus.

Elsass, 1871: Der deutsch-französiche Krieg ist vorbei. Als Franz aus dem Krieg zurückkehrt, ist das Dienstmädchen Irene, dass er eigentlich heiraten wollte nicht mehr da. Diese ist geflohen als Wilhelm Gerban ihr eine niederschmetternde Wahrheit enthüllt. Nach der Geburt ihres Sohnes verdingt sie sich in einer Textilfabrik unter schwersten Bedingungen. Hierbei lernt sie auch den Arbeiterführer Josef Hartmann kennen, der sich für die Belange der Fabrikarbeiter einsetzt. Bei ihm findet sie ein Stück weit Nähe und Geborgenheit. Doch kann sie Franz, den Vater ihres Sohnes, jemals wirklich vergessen?

Was habe ich mich auf diesen zweiten Teil gefreut! Schon der erste Teil konnte mich mit seiner Familiengeschichte, in der das Historische nicht nur Beiwerk ist, von sich überzeugen und so war es auch dieses Mal wieder.
Marie Lacrosse hat mich mit ihren Beschreibungen und ihrer Wortwahl direkt ans Ende des 19. Jahrhunderts katapultiert. Ich habe die Szenen, sei es nun auf dem Weingut, in den Fabriken oder in Frankreich, vor meinem inneren Auge gesehen und konnte so noch mehr der Geschichte nachspüren.
Dieses Mal wurde auch der Spannungsbogen durchgehend gehalten. Manchmal wollte ich noch zügiger lesen, um schneller zu erfahren wie es mit Irene und Franz weiter geht, aber ich wollte auch auf keinen Fall etwas verpassen. Die Dramatik war diesmal gut gesetzt und zu keinem Zeitpunkt übertrieben.
Die Themen in diesem Buch sind vielfältig. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken werden eindrücklich geschildert. Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz spielen zu dieser Zeit keine Rolle und auch die Kinder mussten ihren Beitrag zum Lebensunterhalt der Familie leisten. Es wird das Bild einer Gesellschaft gezeigt, in der die Schere zwischen Arm und Reich sehr groß ist. Mit Josef Hartmann gibt es eine Person in diesem Buch, die sich für die Belange der Arbeiter*innen einsetzt und eine Verbesserung erreichen möchte.
Der Weinanbau nimmt in diesem Roman einen wichtigen Platz ein. Hier ist die Autorin dem Wunsch vieler Leser nachgekommen, die mehr über den Anbau und die verschiedenen Weinsorten erfahren wollten. Es wurde ein großes Spektrum abgedeckt, der auch die Verwaltung eines Weingutes sowie die damit einhergehenden Widrigkeiten nicht außer Acht lässt. Als weiteren Themenschwerpunkt haben wir psychatrische Einrichtungen und die Behandlungsmethoden, die dort zu jener Zeit angewandt wurden. Mit den Personen im Buch habe ich jederzeit mitgefiebert. Im Besonderen mit Irene und Franz, aber auch das Schicksal Pauline Gerbans, Franz Mutter, hat mich in Atem gehalten. Mathilde konnte mich in diesem Roman positiv überraschen, andere Personen wiederum haben mit ihrer Niedertracht und ihrem Neid weiter an Sympathie verloren.
Bei all diesen positiven Punkten hat es die Autorin wieder geschafft, nicht das Historische aus den Augen zu verlieren. Man merkt dem Buch auf jeder Seite an, dass gut recherchiert wurde. Dies dann so einzubinden, dass der Leser etwas lernt und sich dabei unterhalten fühlt, ist eine große Kunst.
Ausgestattet ist der Roman mit einem Personenverzeichnis, einem Glossar, einem Quellenverzeichnis und einem Nachwort, dass Wahrheit und Fiktion trennt und den positiven Eindruck der ausführlichen Recherche stützt. Die Fakten wurden geschickt in die Geschichte eingebaut und es gab Veränderungen im vertretbaren Rahmen. Für alle Ungeduldigen gibt es ganz zum Schluss noch eine Leseprobe aus Teil 3, der im Herbst erscheint und die Reihe abschließen wird.

Fazit: Eine Familiensaga mit Tiefgang, die meinen Wissensdurst nach historischen Informationen gepaart mit einer spannenden Handlung stillt. Der zweite Teil der Weingut-Saga hat mir noch besser gefallen als Band 1 und so bin ich in freudiger Erwartung auf den Herbst. Empfehlenswert für alle, die eine Familiensaga lesen möchte, die nicht nur unterhält, sondern auch ein Bild der Zeit vermittelt, in der sie spielt.

Veröffentlicht am 05.05.2019

Eine bewegende Familiengeschichte

Von Hoffnung getragen
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„Von Hoffnung getragen“ von Ella Zeiss ist der 2. Teil aus der Tage des Sturms-Dilogie. Die Geschichte rund um die russlanddeutschen Familien Scholz und Pfeiffer in der Sowjetunion geht weiter. Als Neuauflage ...

„Von Hoffnung getragen“ von Ella Zeiss ist der 2. Teil aus der Tage des Sturms-Dilogie. Die Geschichte rund um die russlanddeutschen Familien Scholz und Pfeiffer in der Sowjetunion geht weiter. Als Neuauflage bei Tinte und Feder von amazon publishing ist dieser Roman im April 2019 erschienen.

Sowjetunion, Februar 1942: Der zweite Weltkrieg ist im vollen Gange und die Wehrmacht rückt immer weiter vor. Der mittlerweile 16jährige Harri wird in die Trudarmee einberufen. Ein weiteres Mal muss sich Harri von einem Ort trennen, an dem er sich ein Leben aufgebaut hat und diesmal muss er alleine gehen. Er wird ins Arbeitslager Tscheljabinsk gebracht, in dem katastrophale Zustände herrschen und die Menschen zu tausenden sterben.
Auch für Yvonne Scholz und ihre Mutter ist das Leben hart. Immer mehr Männer werden abgezogen und als keine mehr da sind, müssen die Frauen die Arbeit der Männer übernehmen und Bäume fällen. Dennoch halten die Frauen durch und nach Ende des 2. Weltkrieges begeben sie sich auf die Suche nach den anderen Familienmitgliedern. Hierbei kreuzen sich die Pfade von Harry und Yvo und es ist Liebe auf den ersten Blick.

Auch den zweiten Teil dieser Reihe habe ich weginhaliert. Das Leseerlebnis war recht ähnlich, so dass ich wahrscheinlich gar nicht so viel zu diesem Buch schreiben kann.
Der zweite Teil beginnt dort, wo der letzte Teil aufgehört hat und ich war sofort wieder im Geschehen drin. Allerdings geht es für beide Familien wieder bergab und das sogar noch krasser als im ersten Teil, wo ich deren Leid schon kaum ertragen konnte und mich gefragt habe, wie man nur auf die Idee kommen kann, andere Menschen so zu behandeln.
Familien werden auseinander gerissen, die Arbeit, die geleistet werden muss, wird noch härter. Die Zustände in den Zwangsarbeitslagern werden genau geschildert, die einem kaum einen Funken Hoffnung lassen. Die erste Hälfte ist wieder von sehr viel Leid geprägt, in der es nur ganz kleine Lichtblicke gibt, aus denen die Personen neue Kraft schöpfen.
Ich habe so mit den Personen mitgefühlt, dass ich mich sehr gefreut habe, als der Krieg vorbei war und es endlich wieder bergauf ging und selbst dann, gab es noch genügend Drangsalierungen, die die Russlanddeutschen in der Sowjetunion ertragen mussten, aber es gab wieder Tanznachmittage, bei denen sie sich vergnügen konnten oder auch die Wohnsituation sowie die Verpflegung verbesserten sich deutlich.
Die Liebesgeschichte zwischen Harald und Yvo hat mir gut gefallen. Es ist zwar Liebe auf den ersten Blick, aber dennoch wird der Liebe genügend Zeit gegeben, um sich zu entwickeln und zu verfestigen. Ich fand es schön zu sehen, wie sich gegenseitig Halt geben und mit ihren Erfahrungen aus den dauernden Zwangsumsiedelungen und den Verlusten umgehen.
Dieses Buch basiert auf den Erlebnissen der Großeltern der Autorin und ich bin sehr dankbar dafür, dass sie diese mit uns geteilt hat. Die Geschichte der Russlanddeutschen ist ein eher weniger beachteter Teil der Historie, was ich persönlich sehr schade finde, da hier so viel Potenzial an kraftvollen und beeindruckenden Geschichten steckt. Diesmal gibt es auch ein Nachwort. Wir erfahren wie es nach den Ereignissen aus den Buch mit den wichtigsten Personen weiter geht und erfahren etwas über die Arbeit an diesem Roman.

Fazit: Auch der zweite Teil weiß auf voller Linie zu überzeugen. Ein beeindruckender historischer Roman über das Schicksal der Russlanddeutschen während des 2. Weltkrieges in der Sowjetunion, der einen stark berührt. Ein historisches Thema, dass es verdient mehr Beachtung zu erhalten und daher empfehle ich es nicht nur Leuten, die sich eh schon dafür interessieren, sondern auch allen anderen.

Veröffentlicht am 20.04.2019

Wieder mal ein toller historischer Roman aus der Feder von Sabine Weiß

Die Perlenfischerin
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In „Die Perlenfischerin“ entführt uns Sabine Weiß in die Welt der Flussperlmuschel und das noch junge Lübeck an der Wende zum 13. Jahrhundert. Erschienen ist der Roman im März 2019 im Lübbe-Verlag.

Bardowick, ...

In „Die Perlenfischerin“ entführt uns Sabine Weiß in die Welt der Flussperlmuschel und das noch junge Lübeck an der Wende zum 13. Jahrhundert. Erschienen ist der Roman im März 2019 im Lübbe-Verlag.

Bardowick, 1189: Das Leben im beschaulichen Bardowick meinte es bisher gut mit Ida und ihrer Familie. Doch Heinrich der Löwe kehrt in diesem Jahr zurück nach Deutschland und rächt sich bitter an den Bewohnern von Bardowick, die ihn einst die Aufnahme verweigerten. Die kleine Ida wird von ihrer Familie getrennt und wächst fortan bei einer alten Frau direkt an der Ilmenau auf. Dort entwickelt sie eine Begabung für das Perlentauchen. Erst später soll sie erfahren wo ihre wahre Wurzeln liegen und zusammen mit ihrer großen Liebe, dem Slawen Esko, macht sie sich auf die Suche nach ihrer Familie.

Ich gebe zu, dass ich ein bisschen Angst hatte, dass dieser Roman mir zu kitschig werden würde, denn der Klappentext deutet keine besonderen geschichtlichen Ereignisse an, verspricht aber ein gewisses Familiendrama. Meine Sorge war vollkommen unbegründet. Ich habe von Sabine Wei mal wieder einen einwandfreien historischen Roman geliefert bekommen.
Der Schreibstil ist gut und der Einstieg in die Geschichte wunderbar gewählt. Man kann sich diese aufstrebende Stadt Bardowick kurz vor ihrer Zerstörung wunderbar vorstellen und ist umso geschockter von den Ereignissen, die kurz darauf folgen. Allgemein sind die Beschreibungen in diesem Buch wieder wunderbar. Es entstehen lebendige Bilder vor dem inneren Auge und es ist egal, ob es Lübeck, die Umgebung rund um Bardowick oder auch Estland ist.
Von Beginn an wird einem auf geschickte Art und Weise geschichtliches Wissen vermittelt. Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und die Informationen aufgesaugt. Lübeck ist ganz nah an mir dran und Lüneburg auch nicht all zu weit weg. Ich finde es toll etwas über die Vergangenheit meiner Gegend zu erfahren. Bisher war mir nicht bewusst, dass hier die ein oder andere Schlacht statt fand.
Darüber hinaus deckt die Autorin hier ein breites gesellschaftliches Spektrum ab. Von der naturverbundenen Kräuterfrau über angesehene Handwerker und Bürger einer Stadt bis hin zu reichen Kaufleuten und Adeligen ist hier alles abgedeckt. Und auch der Konflikt zwischen Christen und Slawen spielt eine Rolle. Es werden einem einige slawische Bräuche näher gebracht, insgesamt merkt man aber, dass das Christentum dabei ist sich durchzusetzen.
Hierbei schafft der Roman es zu jedem Zeitpunkt spannend und interessant zu sein, ohne einen mit den ganzen Informationen zu erschlagen, denn auch die Geschichte der Flussperlmuschel wurde geschickt und unaufdringlich eingebaut. Man merkt, dass die Autorin sich intensiv mit der Zeit auseinandergesetzt hat und die Recherche hier enorm gewesen sein muss. Diese Annahme wird durch das ausführliche Nachwort sowie dem Glossar und Kartenmaterial gestützt und auch das von mir geschätzte Personenverzeichnis fehlt nicht.
Ich habe mit den Protagonisten mitgefiebert, insbesondere mit Ida, die von ihrer Familie getrennt wird, und Esko, den es über die Ostsee bis nach Estland verschlägt. Des Weiteren gibt es Personen zum lieben und hassen, Personen, deren Verhalten einen enttäuscht oder auch Personen, die einen mit ihrer Stärke überraschen.
Man merkt, ich habe nicht wirklich etwas an diesem wunderbaren Roman auszusetzen. Das Ende war vielleicht einen Tick zu dramatisch und hier passiert sehr viel auf wenigen Seiten. Dies fällt aber nicht groß ins Gewicht, wenn man sich die ganzen Punkte anschaut, die ich vorher aufgezählt habe.

Fazit: Ein wunderbar erzählter historischer Roman, mit viel historischem Wissen und einem breiten Spektrum an Themen, der gut recherchiert wurde und bei der Fülle an Informationen noch zu unterhalten weiß und das Mittelalter zum Leben erweckt. Empfehlenswert für alle die historische Romane lieben, bei denen man etwas über vergangene Zeiten lernen kann.

Veröffentlicht am 13.04.2019

Ein historischer Roman über die Geschichte der Russlanddeutschen im Sowjetreich

Wie Gräser im Wind
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Ella Zeiss erzählt in „Die Gräser im Wind“ die Geschichte zweier russlanddeutscher Familien in der Sowjetunion, die zwischen den beiden Weltkriegen zwangsumgesiedelt werden. Dieser Roman ist 2018 bereits ...

Ella Zeiss erzählt in „Die Gräser im Wind“ die Geschichte zweier russlanddeutscher Familien in der Sowjetunion, die zwischen den beiden Weltkriegen zwangsumgesiedelt werden. Dieser Roman ist 2018 bereits im Selfpublishing erschienen und wurde von amazon publishing bei Tinte und Feder im März 2019 neu aufgelegt. Es handelt sich um den 1. Teil der „Tage des Sturms“-Dilogie.

Krim, 1930: Wilhelm Scholz und seine Familie leben ein bescheidenes Leben. Doch der Frieden wird gestört. Ausgelöst durch die Oktoberrevolution 1918 treibt das Sowjetregime die Enteignung der Bauern gnadenlos voran. Jeder, der seinen Besitz nicht freiwillig an das Sowjetregime übergeben will, wird verhaftet und zwangsumgesiedelt. So auch Familie Scholz, die in einer Nacht- und Nebelaktion in den eisigen Norden des Landes verfrachtet wird. Fortan lebt die Familie auf engstem Raum mit nur dem nötigsten zum Überleben zusammen und Wilhelm Scholz fällt Bäume in der Wildnis.
Der Lehrer Samuel Pfeiffer entkommt nur knapp einem ähnlichen Schicksal und flieht selber. Doch als deutscher Lehrer muss er überall im Sowjetregime aufpassen und so bleibt es nicht nur bei einer Flucht…

Dieses Buch habe ich an einem Wochenende weginhaliert und ich finde das alleine sagt schon viel über das Buch. Für mich ist die Geschichte der Russlanddeutschen allerdings auch von persönlichem Interesse, denn ich habe Russlanddeutsche in meinem Familien- und Bekanntenkreis.
In diesem Roman erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Großeltern und zeigt dabei exemplarisch auf, was vielen Russlanddeutschen während des Sowjetregimes im Zeitraum von 1930 bis 1941 widerfahren ist. Die Geschichte zieht einen schnell in ihren Bann und ist dabei gut und flüssig zu lesen. Man muss sich allerdings auf sehr viel Leid einstellen. Zwischendurch musste ich immer wieder eine Pause machen, um das sacken zu lassen und es hat mich sehr beeindruckt wie beide Familien mit ihrem Schicksal umgegangen sind und immer wieder positive Momente gefunden haben.
Natürlich hat man von der Oktoberrevolution 1918, Lenin und Stalin gehört oder man hat auch von den gefürchteten Arbeitslager in Sibirien gehört, aber über die Geschichte der Russlanddeutschen hört man eher wenig bis gar nichts. Für mich hat dieses Buch daher eine große Wissenslücke gefüllt und der Wunsch der Autorin hiermit Aufklärungsarbeit zu leisten ist ihr vollkommen gelungen.
Mit den beiden Familien habe ich zu jedem Zeitpunkt im Buch mitgefiebert, ich habe mir gewünscht, dass ihnen Gutes widerfährt, war entsetzt und traurig, wenn der nächste Schicksalsschlag kam. Dieses Buch hat so viel in mir ausgelöst, dass ich gar nicht richtig in Worte fassen kann und was ohne zu spoilern auch sehr schwierig ist.
Dass die Autorin sich sehr intensiv mit der Vergangenheit ihrer Familie auseinandergesetzt hat, merkt man dem Buch in jeder Zeile an. Man erlebt die Geschehnisse aus der Sicht von Russlanddeutschen und diese ist daher auch nicht als neutral zu betrachten. Zu den Hintergründen gibt es auf amazon ein Interview mit der Autorin. Für zukünftige Ausgaben, würde ich mir wünschen, dass dieses direkt im Buch oder ebook enthalten ist.

Fazit: Ein historischer Roman, der einen sofort in seinen Bann zieht und tief berührt. Die Autorin erzählt das Schicksal der Russlanddeutschen im Sowjetregime auf sehr authentische Weise und beleuchtet so einen für viele eher unbekannten Teil der Geschichte. Empfehlenswert für alle, die authentische Familiengeschichten mögen und sich für die Geschichte der Russlanddeutschen interessieren.