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Veröffentlicht am 18.10.2016

Die Geier

Der Feind, den ich liebte
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Lani Elkhart, unsere Hauptprotagonistin, verspürte schon immer den Wunsch, die deutsche Heimat ihrer Mutter kennenzulernen. Als diese Erbangelegenheiten zu regeln hat, bricht Lani mit Clara auf ins alte ...


Lani Elkhart, unsere Hauptprotagonistin, verspürte schon immer den Wunsch, die deutsche Heimat ihrer Mutter kennenzulernen. Als diese Erbangelegenheiten zu regeln hat, bricht Lani mit Clara auf ins alte Europa. Doch nach dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarejevo, spricht man von Krieg. Dies zwingt Clara zu einem raschen Verkauf ihres Erbes und zur Rückkehr nach Hawaii. Es dauert nicht lange und der Krieg landet in Form des Kanonenbootes "MS Geier" in einer Bucht vor Honolulu. Das völlig veralterte Schiff hat Probleme mit der Maschinenanlage und soll bis zur Behebung vor Anker liegen. Auf diesem befindet sich auch der junge Funkoffizier Paul, der Lani in Berlin kurz über den Weg gelaufen ist und ihr in Erinnerung blieb. Zwischen den Beiden herrscht eine besondere Anziehungskraft, der sich Lani nicht entziehen kann. Doch auch Hawaii bleibt nicht vom Krieg verschont und schon bald wächst das Misstrauen gegenüber den deutschstämmigen Einwohnern. Das ehemalige friedvolle Zusammenleben aller Nationen gerät ins Wanken und auch für die Zuckerrohrbaronin Clara und ihre Familie wird es immer gefährlicher.....

Laut Aussage der Autorin bei der Leserunde hat sie in ihrem Nachfolgeband versucht keinen "Love and Landscape" Roman zu schreiben, sondern mehr historischen Hintergrund einzubringen. Das ist ihr leider nicht ganz gelungen, denn meiner Meinung nach liegt der Schwerpunkt hier absolut bei der Liebesgeschichte, die einfach zu viel Raum einnimmt und damit hatte ich meine Probleme. Lanis Schwärmereinen für Paul, den sie kaum kennt, und der auch für den Leser bis zum Schluss undurchschaubar bleibt, waren für mir nicht nachvollziehbar. Dieser verschwindet immer wieder für Tage oder Wochen und es ist klar, dass er etwas verbirgt. Seine Hinhaltetaktik Lani gegenüber macht ihn zwar interessanter, aber ich konnte ihre uneingeschränkte Schwärmerei nicht verstehen....
Lani war mir zu Beginn des Romans auch noch viel zu blass und blauäugig. Ich konnte keinen richtigen Bezug zu ihr herstellen. Obwohl ich das erste Buch nicht gelesen habe, fand ich Clara, im Gegensatz zu ihrer Tochter, viel authentischer und lebendiger. Lani ist anfangs eher naiv und passiv. Erst im Laufe der Geschichte beginnt sie sich etwas zu ändern und entwickelt mehr Eigeninitiative. Sehr schön fand ich die Beschreibung vom alten Hoku, der die Charaktere von Paul und Lani in seinen Worten sehr treffend beschreibt und mit seinem Glauben an die hawaiianischen Götter und Geister verbindet.
Gegen Ende hin wird es nochmals richtig spannend und man hat fast das Gefühl, dass die Autorin nun alles hineinpacken möchte, was in der Mitte des Romans gefehlt hat, weil sich hier der Schwerpunkt auf die Liebesgeschichte legt. Trotzdem waren die letzten drei Leseabschnitte wirklich fesselnd, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und es beenden musste.

Sehr gut gefallen haben mir allerdings die Einblicke in die Geschichte Hawaiis. Die Autorin hat die Stimmung, die sich auf der Insel während des Krieges immer mehr veränderte, sehr gut eingefangen. Man spürt richtig, wie der Krieg anfangs nur ein Randgeschehen ist, der die Einheimischen noch nicht wirklich betrifft. Doch mit der Zeit kommen die ersten Anfeindungen auf und die Stimmung ändert sich schnell. Der Augenmerk liegt hier besonders bei den deutschen und englischen Inselbewohnern, ebenso wie die Abneigung der Einheimischen gegenüber den Amis, die sich das Königreich zur Jahrtausende angeeignet haben.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin lässt sich gut lesen, ist flüssig und einnehmend. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten war ich mitten in der Geschichte. Die historischen Hintergründe werden wunderbar in die Geschichte eingewoben und sind sehr gut recherchiert. Die Beschreibung der Insel - mit Ausnahme des Ausfluges auf Molokai - fand ich fast zu wenig, aber ich denke, dass Tara Heigh sich bereits im ersten Roman diesem Teil ausführlich gewidmet hat.

Fazit :
Ein historisch gut recherchierter Roman, bei dem die Liebesgeschichte allerdings im Vordergrund steht. Mir hätte weniger davon besser gefallen, aber das ist sicherlich Geschmackssache. Trotzdem habe ich den Roman sehr gerne gelesen und ich freue mich auf den Vorgängerband, der mir mehr über Lanis Mutter Clara erzählen wird.

Veröffentlicht am 11.10.2016

Pilgern nach Jerusalem

Unter dem Banner des Kreuzes
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Im Mittelalter hatten viele Herrscher die Ansicht durch Kreuzzüge die "Ungläubigen" von der "richtigen Religion" zu überzeugen und den heiligen Gral zu finden. Viele Romane berichten uns auch heute noch ...

Im Mittelalter hatten viele Herrscher die Ansicht durch Kreuzzüge die "Ungläubigen" von der "richtigen Religion" zu überzeugen und den heiligen Gral zu finden. Viele Romane berichten uns auch heute noch davon. Doch kaum jemand ist bekannt, dass sich im 13. Jahrhundert Kinder und Jugendliche auf einen religiösen Feldzug nach Jerusalem begaben. Diese sammelten sich um den einfach Hirtenjungen Nikolaus, der von einem Engel den Befehl erhielt, dass Heilige Grab ohne Waffengewalt von den ungläubigen Sarazenen zu befreien.

Astrid Fritz hat die wenigen bekannten Fakten dieses Kinderkreuzzuges als Rahmenhandlung für ihren Roman "Unter dem Banner des Kreuzes" verwendet und mit einer fiktiven Geschichte verbunden. In dieser geht es um die siebzehnjährige Anna, die sich nach einem weiteren Streit mit ihrem strengen Vater unverstanden fühlt und flüchtet. Sie schließt sich der Gruppe rund umden Knappen Gottschalk von Ortenburg an, einem Werber für den Pilgerzug nach Jerusalem. Gemeinsam mit dem Straßenjungen Jecki, den schüchternen Christian und zwei kleinen Mädchen befindez Anna sich ich im Zug der Freiburger, der großteils aus Kinder und Jugendlichen aus ärmlichen Verhältnissen besteht. Diese ahnen nicht, wie weit und beschwerlich sich der Weg bis Jerusalem gestalten wird. Zu Beginn sind noch alle voller Vorfreude und den festen Glauben an Gott. Sie erhalten anfangs auch noch Wegzehrung von der Bevölkerung und werden teilweise sogar wie Helden gefeiert. Doch je weiter sie in den Süden kommen, umso unerwünschter ist der „Bettelzug“. Selbst durch Missernten am Hungertuch nagend, will die Bevölkerung keine Nahrungsmittel mit Tausenden von Fremden teilen. Und auch nicht alle Bischöfe sind dem Kreuzzug positiv gestimmt. Mit Konrad, einem angehenden Priester, hat die Freiburger Gruppe einen Beschützer gefunden, der sein Herz auf den rechten Fleck hat. Und während die Kinder im Laufe der Wanderung beginnen, wie die Fliegen zu sterben, hat er immer ein Auge auf Christian, Anna und Jecki. Doch gegen manche Ereignisse ist auch Konrad machtlos....
Der Zug der Pilger, der Richtung Süden wandert, durchlebt Himmel und Hölle. Leider gab es für mich in der Mitte ein paar kleine Längen und einen richtigen Höhepunkt habe ich auch vermisst.

Charaktere:
Die Figuren sind sehr lebendig und liebevoll dargestellt. Astrid Fritz vermittelt die anfängliche Euphorie plausibel. Die Visionen der Gläubigen und der Aberglaube spielen ebenfalls eine große Rolle.
Anna ist anfangs ein sehr naives junges Mädchen, die sich den Gefahren, die sie sich ausgesetzt hat, nicht bewusst ist. Sie ist sehr behütet und streng aufgewachsen. Mit Konrad hat sie einen Beschützer, der nicht nur ein Auge auf Anna, sondern auch auf Jecki und Christian geworfen hat und diese vor einigen Bedrohungen und Schwierigkeiten schützt. Jecki ist ein sehr aufgeweckter Junge, der seine Zunge nicht im Zaum halten kann. Als ehemaliges Straßenkind, weiß er sich zu wehren. Christian ist dagegen ein sehr schüchterner Junge, der zuhause in Freiburg wegen seiner schmächtigen Figur und den roten Haaren gehänselt wurde.
Die meisten Figuren sind allerdings etwas zu schwarz/weiß gezeichnet.

Schreibstil:
Ich kenne den Schreibstil der Autorin schon aus ihrer Reihe um die Begine Serafina. Bei ihr fühlt sich das Eintauchen in eine ferne Zeit sehr real an, da sie diese dem Leser richtig gut vermitteln kann. Astrid Fritz verwendet wie immer in ihren historischen Romanen die typischen altertümlichen Ausdrücke und Stilmittel und trotzdem lässt sich die Geschichte wunderbar lesen. Die Autorin hat wie immer sehr gut recherchiert und verknüpft Historie mit Fiktion.
Am Anfang des Buches, hinter dem Schutzumschlag, ist eine Karte mit der Reiseroute der Kinder festgehalten und am Ende befindet sich ein Glossar und ein Nachwort zum Kinderkreuzzug.

Fazit :
Ein sehr interessanter und eher ruhiger historischer Roman, der Historie und Fiktion verbindet. Sehr gut recherchiert und feinfühlig erzählt. Gleichzeitig eine Mahnung nicht jedem religiösen Fanatismus mitzumachen.

Veröffentlicht am 03.10.2016

Ein düsteres Familiengeheimnis

Die Kirschvilla
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Auf zwei Zeitebenen erfahren wir mehr über die Geschichte der Familie Korte.

In der Gegenwart begegnen wir Isabell, die ihre 88-jährige Großmutter Pauline bei einer Erbschaftangelegenheit unterstützt. ...

Auf zwei Zeitebenen erfahren wir mehr über die Geschichte der Familie Korte.

In der Gegenwart begegnen wir Isabell, die ihre 88-jährige Großmutter Pauline bei einer Erbschaftangelegenheit unterstützt. Die alte Dame hat von ihrem Bruder Oskar, der vor 50 Jahren in die USA ausgewandert ist, die Familienvilla samt Brauerei vererbt bekommen. Das ehemalige Geburtshaus von Pauline steht schon seit Jahren leer und birgt ein sehr düsteres Geheimnis. Als Isabell Tagebücher von Paulines älterer Schwester Clementine findet, entdeckt sie eine schreckliche Wahrheit.....

In der Vergangenheit befinden wir uns in den Zwanziger- und Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Familie Korte, August und Sofia, sowie die Kinder Clementine, Josefine, Magnus, Gustav und Oskar, ziehen in die Villa am Rheinufer, nachdem August diese beim Kartenspiel gewonnen hat. August ist ein äußerst herrischer und brutaler Mann, der Frau und Kinder schlägt und seine Geschäfte größtenteils am Schwarzmarkt abwickelt. Seine große Liebe gilt der Brauerei, mit der er sich besonders während der Prohibitation in den USA Geldsegen erwartet. Als er den Kriegsflüchtling Viktor als Arbeitskraft aufnimmt, kommt erstmals ein bisschen Lebensfreude in die Villa am Rhein. Doch diese währt nicht lange.....

Beide Handlungsstränge verknüpfen sich perfekt miteinander und so erfährt man stückchenweise immer mehr über die schreckliche Vergangenheit, bis sich zum Ende hin ein vollendetes Bild ergibt. Wie größtenteils bei Büchern auf zwei Zeitebenen, konnte mich der Strang in der Vergangenheit mehr überzeugen. Trotz der wirklich düsteren Stimmung, die auf den ganzen fast 500 Seiten präsent bleibt, konnte mich die Geschichte richtig packen.
Auch die Figuren sind bis zum letzten Nebencharakter äußerst lebendig gezeichnet, so dass man die Familie Korte und ihre Angestellen und Geschäftspartner bildhaft vor Augen hat. Besonders die Gefühle von Sofia und den Kindern, die Angst und der Schmerz, wurde so ausdrucksvoll beschrieben, dass man mit ihnen einfach mitleiden muss. Nur die Zeitsprünge sind leider nicht ganz chronologisch und verwirrten manchmal ein bisschen.

In der Gegenwart haderte mir Isabell zu oft mit ihrer Ruhelosigkeit und verliebte sich relativ schnell in den jungen Anwalt Julius, der die Erbschaftssache regelt. Dies war erstens sehr vorhersehbar und zweitens konnte ich mich nicht immer mit Isabell identifizieren. Sie ist zwar eine sehr liebevolle Enkelin, die sich um Oma Pauline kümmert, aber etwas flatterhaft. Durch einige große Verluste hat sie Beziehungsängste und unter diesem Thema steht auch immer wieder die Beziehung zu Julius und zieht sich durch das ganze Buch. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen....

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist sehr bildhaft, lebendig und lässt sich flüssig und angenehm lesen. Durch die dramatischen Ereignisse ist natürlich auch die sehr düstere Stimmung im Buch allgegenwärtig. Sie zieht den Leser allerdings nicht wirklich runter, wie es des öfteren bei solchen Themen passieren kann.

Fazit:
Trotz der sehr melancholischen und düsteren Stimmung hat mir diese Familiensaga auf zwei Zeitebenen sehr gut gefallen. Der Vergangenheitsstrang war einfach großartig umgesetzt. Leider war mir aber der zweite Zeitebene in der Gegenwart etwas zu vorhersehbar und konnte mich nicht gänzlich packen.

Veröffentlicht am 01.10.2016

Weitere tolle Fortsetzung der Clifton Saga

Im Schatten unserer Wünsche
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Der dritte Band endete mit einem ganz, ganz fiesen Cliffhanger....was wohl Jeffrey Archer in dieser Reihe perfektioniert ;) Gleich zu Beginn wird das Ende des letzten Buches aufgenommen und obwohl den ...

Der dritte Band endete mit einem ganz, ganz fiesen Cliffhanger....was wohl Jeffrey Archer in dieser Reihe perfektioniert ;) Gleich zu Beginn wird das Ende des letzten Buches aufgenommen und obwohl den meisten Lesern klar war, was passiert ist, versuchte der Autor uns nochmals zu täuschen. Es ist dies eine Schlüsselszene, die Auswirkungen auf das weitere Leben der Cliftons und Barringtons haben wird. Denn Don Pedro setzt nun alles daran die Familie zu vernichten. Und auch Bösewicht Alex Fisher ist ihm dabei eine große Hilfe....

Es dauert nicht sehr lange und man ist wieder sofort in der Geschichte drinnen und fiebert mit Emma, Sebastian und Giles mit. Emma stellt sich zur Wahl und wird als erste Frau in den Vorstand von Barrington gewählt. Daraufhin entbrennt ein Machtkampf um den Bau des geplanten Luxusliners und die Feinde der Barrington Schifffahrtsgesellschaft versuchen alles, diesen zu verhindern.
Während Emma und Sebastian in diesem Band mehr Präsenz erhalten, hat Harry, unser Hauptprotagonist aus Band 1, nur mehr eine sehr kleine Rolle, was ich sehr schade finde. Auch seine Freundschaft mit Giles wird kaum mehr erwähnt und dessen neue Frau Gwyneth wird in ein paar Sätzen abgehandelt. So fehlt einigen Charakteren die Tiefe und leider könnte ich mir z. Bsp. von Gwyneth überhaupt kein Bild machen, wenn ich nicht schon im letzten Buch der Reihe mehr über sie erfahren hätte.

Jeffrey Archer bleibt seinen Stil aus Band 2 und 3 treu. Leider fehlen auch hier die Perspektivenwechsel aus dem ersten Band, die mir so gut gefallen haben. Ebenso sind die Zeitsprünge teilweise wieder groß und ein Handlungsstrang verlief ins Leere. Das sind aber schon alle Punkte, die ich auszusetzen habe, denn generell finde ich die Reihe wirklich toll. Kaum hat man angefangen zu lesen, ist man in einem Sog drinnen und möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Immer wieder schafft es der Autor mit neuen überraschenden Wendungen noch mehr Spannung in die Geschichte einzubringen.

Neben den altbekannten Gutmenschen und Bösewichten lernen wir auch ein paar neue Charaktere kennen, wie z. Bsp. Cedric Hardcastle, der in der zweiten Hälfte des Buches eine sehr wichtige Rolle spielt. Auch Sebastians neue Freundin Samantha erhält im letzten Drittel ihren Auftritt.
Politisch spielt neben den mafiösen südamerikanischen Machenschaften des Don Pedro, auch die IRA diesmal eine große Rolle. Und wie gewohnt wird der Höhepunkt zum Ende des Buches hin aufgebaut und endet wie schon allbekannt in einem sehr miesen Cliffhanger......

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autoren ist wie immer fesselnd und mitreißend. Man versinkt schon nach wenigen Seiten vollkommen in der Geschichte und kommt erst wieder in reale Leben, nach dem Benden der letzten Seite, zurück. Wie gewohnt ist der Roman in mehrere Teile gegliedert und spielt diesmal im Zeitraum von 1957 - 1964.


Fazit :
Band 4 der Clifton Saga hat mir wieder besser als sein Vorgängerband gefallen und überrascht mit neuen Perspektiven, Machenschaften und Herausforderungen für die Barringtons. Spannend und dramatisch, abgerundet mit einem weiteren fiesen Cliffhanger, der das Warten bis April 2017 noch länger macht.....

Veröffentlicht am 19.09.2016

Fesselnd, aber das Ende ist zu banal

DIE WAHRHEIT
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Sehr gespannt war ich auf den Nachfolgeroman von Melanie Raabe, die letztes Jahr mit "Die Falle" einen riesigen Bestseller landen konnte. Ihr Debüt habe ich gelesen und fand es gut, aber es war für mich ...

Sehr gespannt war ich auf den Nachfolgeroman von Melanie Raabe, die letztes Jahr mit "Die Falle" einen riesigen Bestseller landen konnte. Ihr Debüt habe ich gelesen und fand es gut, aber es war für mich kein Fünf-Sterne Buch oder Pageturner, genauso wie auch ihr Nachfolgeroman "Die Wahrheit". Trotzdem gefiel mir der Aufbau und vorallem, wie die Autorin ihre Geschichten erzählt, sehr gut.

Sarah Petersen scheint, nach fast sieben Jahren nach dem plötzlichen und unerklärlichen Verschwinden ihres Mannes, wieder ins Leben zurück zu finden. Sie lädt das erste Mal ihre Kollegen aus der Schule zu sich nach Hause ein, versucht wieder mehr am aktiven Leben teilzuhaben und nach vorne zu blicken. Ihr Sohn Leo ist ihr Ein und Alles und auch den Job als Lehrerin macht sie gerne. Da erhält sie den Anruf, auf den sie jahrelang gewartet hatte: Ihr Mann Philipp, der in Südamerika spurlos verschwunden war, wurde gefunden. Er sei bereits auf den Flug nach Hamburg. Mit gemischten Gefühlen stehen Sarah und Leo am Flughafen und warten auf Ehemann und Vater, genauso wie die Medienvertreter, denn Philipp Petersen, war einmal ein reicher und anerkannter Geschäftsmann. Doch die Person, die aus dem Flugzeug steigt, ist nicht der Mann, der damals nach Südamerika aufgebrochen und nicht wieder nach Hause zurückgekehrt ist. Doch Sarahs entsetzter Aufschrei "Das ist nicht mein Mann" bleibt ungehört....

Melanie Raabe kommt auch in "Die Wahrheit" mit wenigen Protagonisten aus. Neben unserer Hauptprotagonistin Sarah Petersen, auf die sie das Hauptaugenmerk gelegt hat, lernen wir noch ihren Sohn Leo, ihre beste Freundin Miriam und deren Mann Martin, Constanze, ihre Schwiegermutter und den "Fremden" kennen, der sich Philipp Petersen nennt. Alle Charaktere wurden sehr gut ausgearbeitet, jedoch konzentriert sich die Autorin auf unsere Hauptprotagonistin Sarah. Sie lässt den Leser an ihrer Gedanken- und Gefühlswelt intensiv teilhaben. So hat man die ganze Zeit über das Gefühl ihren Ängsten ausgesetzt zu sein und fragt sich, was hinter all dem steckt. Nach außen hin wirkt Sarah stark. Man begegnet ihr im Alltag, mit dem Sohn und den Kollegen, sowie den Nachbarn. Doch manchmal blitzt auch etwas Verwirrtes und Verstörtes in ihr auf.
Manche Szenen erinnerten mich an den Thriller "Fremd" von Ursula Poznanski und Arno Strobl. Man rätselt die ganze Zeit was hinter der Fassade des "Fremden" vor sich geht und welches Spiel er spielt. Die Stimmung ist beklemmend und die Geschichte nimmt erst langsam an Fahrt auf. Der Spannungslevel bleibt eher konstant im Mittelfeld, auch wenn man kaum die Auflösung dieses Rätsels erwarten kann. Und diese ist leider etwas enttäuschend. Es kam weder ein "Wow" über meine Lippen, noch hatte ich ein Aha-Erlebnis....es kam eher der Gedanke: Was, das wars schon?"
Einige Handlungsstränge blieben für mich auch unaufgelöst bzw. wurden nicht näher ausgeführt, wie zum Beispiel der Part in Südamerika und die näheren Umstände dazu oder die Handlungen von Johann Kerber.

Schreibstil:
Melanie Raabe hält ihrem ungewöhnlichem Schreibstil die Treue. In der Ich-Form und in relativ kurzen Sätzen lässt sie unsere Hauptprotagonistin Sarah erzählen. Auch die Kapitel sind eher kurz gehalten und wechseln schnell zwischen Sarah's Sicht der Dinge und dem Blickwinkel des "Fremden". Die Charaktere sind authentisch und lebendig, das Verwirrspiel großartig angelegt.

Fazit :
Die Autorin weiß zu schreiben und zu fesseln und doch fehlte mir hier das gewisse Etwas. Das Ende war für mich leider etwas enttäuschend und einige Handlungsstränge liefen ins Ungewisse. Trotzdem kann ich das Buch weiterempfehlen, denn der Schreibstil und das Verwirrspiel rund um Sarah und den Fremden hat mich gut unterhalten.