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Veröffentlicht am 20.04.2019

Inselfarben

Die Bücherinsel
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Seit 5 Jahren schon lebt die 35-jährige Sandra Malien als Mieterin eines Verlegers direkt am Strand und verdient sich ihren Lebensunterhalt mit Putzen auf einer Fähre. Sie gehört bereits zur Inselgemeinschaft ...

Seit 5 Jahren schon lebt die 35-jährige Sandra Malien als Mieterin eines Verlegers direkt am Strand und verdient sich ihren Lebensunterhalt mit Putzen auf einer Fähre. Sie gehört bereits zur Inselgemeinschaft fest dazu, dabei weiß niemand, dass sie bis zu ihrem Auftauchen auf der Insel ein Schaustellerkind war und sie nie richtig lesen und schreiben gelernt hat. Doch sie besitzt ein ausgezeichnetes Gedächtnis, dass ihr bisher dabei geholfen hat, sich durchzumogeln. Doch dann landet sie eines Tages in Gretas Inselbuchladen bei einem dort stattfindenden Treffen des örtlichen Lesekreises, der nicht nur aus Krabbenfischer Jan und seiner besten Hälfte, der Polizistin Ellen besteht, sondern auch Arzthelferin Andrea ist Mitglied sowie der neue Grundschullehrer Björn und die zugfreiste Werbetexterin Franziska aus Hamburg. Gerade Björn hat es Sandra schnell angetan, so ist sie schnell Teil des Lesekreises, denn ihre Beiträge über die Landschaft und das Wattenmeer werden allseits geschätzt, vor allem von Björn. Doch sie muss die gemeinsam ausgesuchten und geplanten Texte auswendig lernen, damit sie den anderen weiterhin was vormachen kann und niemand von ihrem Handicap erfährt. Nebenbei arbeitet sie per Diktiergerät an einer Geschichte über die “Farben der Insel”. Als sie daraus unter falschem Namen zitiert, sind alle ganz hin und weg und wollen mehr von der unbekannten Autorin hören. Wird Sandra ihr Geheimnis weiterhin wahren können? Und was wird Björn dazu sagen?

Janne Mommsen hat mit seinem Buch “Die Bücherinsel” seinen neuen Roman vorgelegt, der mit vielen altbekannten Protagonisten irgendwie als Fortsetzung für “Die Inselbuchhandlung” gelten könnte, die nämlich auch eine größere Rolle in dieser Geschichte spielt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig und leicht, immer mit einem kleinen Zwinkern im Augenwinkel, der Leser wird mit den ersten Zeilen bereits an die Seite von Sandra gebeamt und darf sie auf ihren Inseltouren begleiten und gleichzeitig Einblick in ihr Herz und ihre Seele nehmen. Dem Autor gelingt es mit einer wunderbaren Leichtigkeit, die Inselstimmung mit wenigen Worten einzufangen. Gleichzeitig ist es toll zu beobachten, dass die jeweilige Landschafts- und Wetterszenerie immer irgendwie auch zur Stimmung der Hauptprotagonistin passt. Der Leser fühlt sich schnell als Teil der engen Inselgemeinschaft, streift per Kopfkino durch die Dünen und lässt sich ein Bad in der kalten See am frühen Morgen gefallen. Der Autor hat sich diesmal als Hauptthema Legasthenie und Analphabetismus vorgenommen und zeigt sehr schön auf, mit welchen Tricks und Eselsbrücken die Menschen durchs Leben gehen, um niemandem aufzufallen und nicht für dumm gehalten oder sogar ausgegrenzt zu werden. Solch ein Leben muss unwahrscheinlich anstrengend sein, die Scham ist verständlich, aber gleichzeitig fehl am Platz, da man gegen diese Schwäche ja etwas unternehmen kann.

Die Charaktere sind ein liebevoller Haufen unterschiedlichster Typen, die alle sehr detailliert gestaltet und mit Leben versehen wurden. Mit individuellen Eigenschaften schleichen sie sich in das Herz des Lesers und geben ihm so die Chance, mit ihnen zu fiebern und zu fühlen. Sandra ist eine fleißige Frau, die eine tolle Beobachtungsgabe sowie eine Händchen für Ausdrucksstärke besitzt. Sie liebt das Inselleben und kann mit Worten so wunderbar umgehen, dass man beim Zuhören regelrecht in Trance gerät. Sie hat sich mühsam von ihrer Familie abgenabelt und endlich ihr Leben so eingerichtet, wie es ihr gefällt. Franziska ist eine Frau, die unbedingt ihren ersten Roman veröffentlichen will, dabei kann sie besser organisieren oder Marketingstrategien umsetzen. Björn ist Lehrer und gibt den kleinsten Schülern Leseunterricht. Auch Greta, Eike, Jan oder Ellen tragen mit ihren Auftritten zum Wohlgefühl der Handlung bei.

“Die Bücherinsel” ist einmal mehr ein Buch, dass dem Leser während der Lektüre auf wundersame Weise einen wohligen Kurzurlaub beschert, während die Gedanken auf Inselreise gehen. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.04.2019

Familie ist das Wichtigste

Vielleicht ein Wunder
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Sarah arbeitet als Sozialarbeiterin in einer Schule für behinderte Kinder und lebt mit ihrem Verlobten Rain in einem teuren Apartment in London, wo sie gerade mithilfe ihrer besten Freundin Lisa ihre Hochzeit ...

Sarah arbeitet als Sozialarbeiterin in einer Schule für behinderte Kinder und lebt mit ihrem Verlobten Rain in einem teuren Apartment in London, wo sie gerade mithilfe ihrer besten Freundin Lisa ihre Hochzeit plant. Rain möchte die Hochzeit allerdings lieber einer professionellen Planerin überlassen, da ihm als erfolgreicher Geschäftsmann Status sehr wichtig ist. Als Sarah einen Brief von ihrem Vater bekommt, fällt sie aus allen Wolken, schließlich hat sie ihn seit Ewigkeiten weder gesehen noch gesprochen, nachdem er von einem Tag auf den anderen sie und ihre Mutter im Stich gelassen hat. Nun erfährt sie, dass er bald sterben wird und sie gern noch einmal sehen möchte. Gegen Rains Willen macht sich Sarah auf den Weg, um ihren Vater im Krankenhaus in der Nähe von Nottingham zu besuchen und lernt bei ihrer Ankunft ihren Bruder Luke kennen, der sie abholt. Während der Aussprache mit ihrem Vater und ihrem dortigen Aufenthalt erfährt Sarah auch, dass sie eine behinderte Schwester namens Clara hat. Sarah fühlt sich pudelwohl in der Gesellschaft von Luke und Clara, möchte am liebsten dort bleiben, zumal sie sich sehr zu Luke hingezogen fühlt. Kaum zurück in London erlebt Sarah eine böse Überraschung, die die Hochzeit platzen lässt und sie zurück nach Nottingham führt. Dort entdeckt Sarah anhand eines von ihrem Vater hinterlassenem Kästchen die Wahrheit über ihre Vergangenheit. Wird Sarah bereit sein für ein neues Leben?
Teresa Wagenknecht hat mit ihrem Buch „Vielleicht ein Wunder“ einen gefühlvollen und recht kurzweiligen Liebesroman vorgelegt, der zudem ein Familiengeheimnis beinhaltet. Der Schreibstil ist locker-flüssig und zeitweise recht emotional. Der Leser steht von Beginn an Sarah zur Seite und schaut ihr bei ihrem täglichen Leben über die Schulter. Schnell bekommt er Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt und versteht dadurch auch einige ihrer Handlungsweisen viel besser. Es werden einige Themen in der Handlung angesprochen, da geht es um den Umgang mit behinderten Menschen, fehlendes Selbstbewusstsein, Trauer, vergessene Träume und alte Wunden, die nach Jahren immer noch schmerzen. Die zwischenmenschlichen Töne werden von der Autorin schön eingefangen, auch die kleine Schnitzeljagd ist einfallsreich und gut in die Geschichte integriert, so dass der Leser ebenfalls zum Miträtseln animiert wird.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet und bieten dem Leser ein buntes Spektrum an unterschiedlichen Typen. Sie alle besitzen Ecken und Kanten, wirken lebendig und realistisch, so dass man sich mit ihnen identifizieren und mit ihnen fühlen kann. Sarah ist eine sympathische Frau, die man oftmals am liebsten schütteln möchte. Sie besitzt ein gutes Herz, ist freundlich und empathisch, jedoch fehlt es ihr an gesundem Selbstvertrauen. Sarah leidet noch immer darunter, dass sie von ihrem Vater verlassen wurde, das Verhältnis zur Mutter ist ebenfalls kaum existent. Sie möchte es allen recht machen und verbiegt sich dabei, anstatt sie selbst zu sein. Lisa ist Sarahs beste Freundin und die gute Seele in diesem Buch. Sie und ihr Mann Andy sind herzliche und humorvolle Menschen, die Sarah regelrecht adoptiert haben. Rain ist ein gefühlskalter Egoist, der nur sich selbst wichtig ist und alles, was mit seinem Ansehen nach außen zu tun hat. Luke dagegen ist ein netter Mann, für den seine kleine Schwester an erster Stelle steht und der sich liebevoll um diese kümmert. Auch die weiteren Protagonisten haben ihren berechtigten Auftritt in dieser Handlung, um Licht ins Dunkel zu bringen.
„Vielleicht ein Wunder“ ist ein kurzweiliges und unterhaltsames Lesevergnügen, dass sowohl mit einer verwickelten Familiengeschichte als auch mit einer Romanze punkten kann. Es gibt keine großen Überraschungen, dafür aber eine warmherzige Handlung. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.04.2019

Zurück zum Ich

Herzklopfen zum Dessert
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Ein Überfall hat der geschiedenen Avery Grand von einem Moment auf den anderen ihre Selbstsicherheit und ihr Selbstvertrauen genommen. War sie vorher gern unterwegs und gern gesehener Gast bei Partys, ...

Ein Überfall hat der geschiedenen Avery Grand von einem Moment auf den anderen ihre Selbstsicherheit und ihr Selbstvertrauen genommen. War sie vorher gern unterwegs und gern gesehener Gast bei Partys, igelt sie sich nun ein. Die körperlichen Verletzungen sind zwar verheilt, aber ihr Innerstes hat Schaden erlitten. Um aus diesem Gefängnis wieder herauszukommen und ihr altes Ich wiederzugewinnen, wendet sich Avery dem Kampfsport zu und merkt durch das harte Training, dass sie langsam ihr Selbstbewusstsein wiedererlangt. Als sie Liam begegnet, ist dieser von ihrer Ausstrahlung völlig hin und weg, er verliebt sich sofort in sie. Aber Avery trägt ein unsichtbares Stoppschild vor sich her, dass Liam erst einmal überwinden muss. Dabei gefällt ihr Liam ebenfalls, doch Vertrauen muss man sich verdienen. Dann kommt der Tag, an dem Avery sich alten Ängsten stellen muss…
Catherine Bybee hat mit ihrem Buch „Herzklopfen zum Dessert“ ihrer „Diesmal für immer“-Reihe einen weiteren Band hinzugefügt, der ebenfalls durch einen flüssigen und gefühlvollen Schreibstil überzeugen kann. Der Leser wird durch wechselnde Erzählperspektiven mal an die Seite von Avery, mal an die von Liam gestellt und darf beiden Protagonisten in Herz und Seele schauen sowie Teile ihrer Vergangenheit kennenlernen. Der Autorin gelingt es sehr gut, die Ängste und die Verletzlichkeit von Avery aufgrund des Überfalls zu transportieren und aufzuzeigen, wie sehr solch ein Ereignis das Leben eines Menschen auf drastische Weise verändern kann. Solch ein Angriff und dazu die körperlichen Verletzungen lassen einen nie mehr los und das Gefühl nach Sicherheit und Geborgenheit wird nie mehr so erreicht, wie vor solch einem Ereignis. Mut und Stärke sind erforderlich, um sich dem zu stellen und gegen die Angst vorzugehen.
Die Charaktere wurden schön ausgestaltet und mit Leben versehen. Ihre individuellen Eigenschaften wirken glaubhaft und authentisch, so dass es dem Leser nicht schwer fällt, sich in sie hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen. Avery war mal eine lebenslustige Frau, die trotz einer Scheidung das Leben genießen konnte. Sie liebte Partys und das amüsante Leben, doch von einem Tag auf den anderen wurde ihre Welt aufgrund eines Überfalls erschüttert. Aber nicht die äußeren Verletzungen lassen sie zu einer Gefangenen in ihrer Welt werden, sondern der Raub ihres Selbstbewusstseins. Damit findet sie sich nicht ab, sondern beweist Stärke, indem sie gegen ihre Hilflosigkeit angeht, durch Kampfsport ihre innere Sicherheit wiedergewinnt und sich von den schlimmen Erinnerungen zu befreien versucht. Liam ist ein sympathischer Mann, der offen und ehrlich ist. Er ist hartnäckig, aber auch behutsam und geduldig, um an sein Ziel zu kommen.
„Herzklopfen zum Dessert“ erzählt nicht nur eine interessante Liebesgeschichte, sondern auch davon, wie eine Frau ihr altes Ich wiedergewinnt. Schön erzählt und mit einer verdienten Leseempfehlung ausgestattet.

Veröffentlicht am 07.04.2019

"Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer." (Konfuzius)

Einmal für immer, bitte
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Mit ihrer mobilen Cocktailbar hat sich Silver einen ihrer Träume erfüllt. Sie wird für Gesellschaften und Hochzeiten gebucht, und die Nachfrage steigt ständig. Deshalb möchte sie ihr Kleinunternehmen vergrößern ...

Mit ihrer mobilen Cocktailbar hat sich Silver einen ihrer Träume erfüllt. Sie wird für Gesellschaften und Hochzeiten gebucht, und die Nachfrage steigt ständig. Deshalb möchte sie ihr Kleinunternehmen vergrößern und zwei zusätzliche Wohnwagen erwerben, um ihren anwachsenden Kundenstamm bedienen zu können. Aber die Nachfrage bei ihrer Bank nach einem Kredit war leider nicht erfolgreich. Dafür macht Drew ihr das Angebot, eine Teilhaberschaft zu übernehmen und ihr das benötigte Geld zur Verfügung zu stellen. Silver weiß nicht, wie sie reagieren soll, ausgerechnet Drew! Mit ihm hatte sie als 18-jährige eine enge Beziehung und ein Kind, dass sie zur Adoption gegeben hat. Doch dann schlägt Silver in den Deal ein, was sowohl sie als auch Drew vor einige Herausforderungen stellt und ihre Vergangenheit wieder präsent werden lässt…
Susan Mallery hat mit ihrem Buch „Einmal für immer, bitte“ den 4. Teil ihrer Happily-Inc.-Reihe vorgelegt, der den Leser ein weiteres Mal in diese gemütliche Kleinstadt entführt, wo sich vor allem alles um die Liebe und das Heiraten dreht. Der Schreibstil ist locker-flüssig, mit viel Gefühl und einer guten Prise Humor gewürzt und fesselt den Leser von Beginn an. Durch wechselnde Perspektiven gibt die Autorin dem Leser die Möglichkeit, sowohl Silver als auch Drew gut kennenzulernen und in ihre Gedanken- und Gefühlswelt einzudringen. Gleichzeitig erhält der Leser einen guten Überblick, wie es mit den Paaren aus den Vorgängerbänden weitergeht. Man trifft alte Bekannte wieder und fühlt sich gleich wieder wie ein Teil der Gruppe, wo alle gut zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen. Verschiedene Themen bringt die Autorin mit ihrer Geschichte aufs Tablett, da geht es um Verzeihen, alte Geheimnisse, Vergangenheitsbewältigung, immer mit der nötigen Empathie und voller Emotion erzählt. Auch in dem Städtchen Happily Inc. fühlt man sich gleich wieder zuhause, der Ort verbreitet geradezu Liebe und Gefühl.
Die Charaktere wurden auch in diesem Band mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt und wirken durch ihre individuellen Ecken und Kanten sehr lebendig und realistisch. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen hoffen, bangen, leiden und fühlen. Silver ist eine Frau, die weiß, was sie will. Mit viel Disziplin hat sie sich ein Unternehmen erschaffen und ihre eher ärmliche Vergangenheit hinter sich gelassen. Sie strahlt Stärke und Unternehmungsgeist aus, krempelt die Ärmel hoch und lässt sich von ihren Träumen nicht abbringen. Sie ist offen und herzlich, was sie zu einer echten Sympathieträgerin macht. Sie hat schon so einiges durchmachen müssen und ist durch ihre Schicksalsschläge gewachsen. Drew kommt einer wohlhabenden Familie und wirkt manchmal wie ein Snob, etwas von oben herab, arrogant und abgehoben. Zudem zeigt er ab und an eine recht unbekümmerte Seite, als würde ihn die Vergangenheit kalt lassen oder ihn nichts angehen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass er gerade in seiner Mutter ein recht egoistisches Exemplar vor Augen hat.
„Einmal für immer, bitte“ ist ein gelungener Liebesroman der Happily-Inc.-Reihe und ein Muss für jeden Fan dieser Serie. Gefühlvolle Geschichte mit ernsteren Ansätzen, schöne und unterhaltsame Lesestunden sind garantiert. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.04.2019

"Alter schützt vor Liebe nicht, aber Liebe vor dem Altern." (Coco Chanel)

Der Weg ist das Glück
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Die 75-jährige Evelyn Gallagher lebt seit dem Tod ihres Ehemannes in einem Dubliner Seniorenheim. Allerdings ist das Leben dort so gar nichts für sie, sie langweilt sich zu Tode und fühlt sich noch fit ...

Die 75-jährige Evelyn Gallagher lebt seit dem Tod ihres Ehemannes in einem Dubliner Seniorenheim. Allerdings ist das Leben dort so gar nichts für sie, sie langweilt sich zu Tode und fühlt sich noch fit und unternehmenslustig genug, um dort nicht lebendig begraben zu sein. Durch einen Glücksfall kommt sie zu Geld, büxt aus dem Seniorenheim aus, kauft sich ein Wohnmobil und gönnt sich damit auf ihre alten Tage eine Reise durch Frankreich, die ihr so einiges an Abenteuer und Lebensfreude bietet. Als Evelyn bereits auf der Reise ist, hat ihr Sohn Brendan nichts anderes im Sinn, seine abhanden gekommene Mutter wiederzufinden und zurück nach Dublin zu bringen. Während Evelyn die Zeit ihres Lebens erlebt, müssen sich Brendan und seine Ehefrau auf der Reise gemeinsam einigen unschönen Wahrheiten stellen…
Judy Leigh hat mit ihrem Buch „Der Weg ist das Glück“ einen sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Erzählstil ist locker-flüssig, bildhaft und gefühlvoll, der Leser darf sich schnell an der Seite der noch rüstigen Evelyn niederlassen und mit ihr eine aufregende Reise erleben, wobei sich ihre Lebensfreude auch auf den Leser überträgt. Zudem wird dem Leser ebenfalls Einblick in das Leben ihres Sohnes Brendan und seiner Ehefrau gewährt, was oftmals für Stirnrunzeln und ungute Gefühle sorgt. Der Autorin gelingt es, mit farbenfrohen Beschreibungen eine ungewöhnliche, aber wunderschöne Reiseroute zu vermitteln, bei dem der Leser das Gefühl hat, selbst mit im Wohnmobil zu sitzen und mit Evelyn in Frankreich Land und Leute kennenzulernen sowie das „La belle vie“ erleben zu dürfen. Das Urlaubsfeeling wird mit diesem Roman gleich mitgeliefert, so gut kann die Autorin die Stimmungen transportieren.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt und mit Leben versehen. Durch individuelle Ecken und Kanten wirken sie sehr realistisch und authentisch und geben dem Leser die Möglichkeit, sich mit ihnen zu identifizieren und mit ihnen zu fiebern. Eveyln ist mit ihren 75 Jahren noch recht rüstig, doch die Atmosphäre des Seniorenheims erdrückt sie. Sie hat noch Hoffnungen und Träume, ist lebenslustig und recht agil. Da hilft nur „Selbst ist die Frau“, denn schließlich ist sie noch nicht tot. Es ist erfrischend zu beobachten, wie sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nimmt und mit jedem Tag mehr Power entwickelt als manch jüngerer Zeitgenosse. Sie besitzt Abenteuergeist, eine gesunde Neugier und ist für alles offen. Gerade das öffnet ihr Tür und Tor sowie die Herzen ihrer Mitmenschen. Brendan ist das genaue Gegenteil. Er ist ein Muttersöhnchen, unter dem seine Ehefrau zu leiden hat. Gleichzeitig wünscht man sich als Leser, dass er seine Mutter nie wiederfinden wird, um endlich ein eigenes und erfülltes Leben zu führen.
„Der Weg ist das Glück“ ist ein unterhaltsamer und spritziger Roman um eine ältere Dame, die noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Als Leser hofft man bei der Lektüre einfach nur, sich ebenfalls diesen Mut und diese Neugier bis ins Alter bewahren zu können und immer genügend Unternehmungsgeist zu entwickeln. Schöne Lesestunden, die mit einer verdienten Leseempfehlung ausgestattet sind!