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Veröffentlicht am 12.05.2019

Ein typischer Dicker

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Das Verschwinden der Journalistin Stephanie Mailer führt dazu, dass die Ermittlungen in einem 20 Jahre alten Vierfachmord neu aufgerollt werden. Nach und nach zeigt sich, dass die damaligen Ermittler nicht ...

Das Verschwinden der Journalistin Stephanie Mailer führt dazu, dass die Ermittlungen in einem 20 Jahre alten Vierfachmord neu aufgerollt werden. Nach und nach zeigt sich, dass die damaligen Ermittler nicht alle Fakten kannten, doch heißt das auch, dass der überführte Täter gar nichts mit den Morden zu tun hat? Jesse Rosenberg und Derek Scott hatten 1994 ihren ersten großen Fall, und stellen 2014 ihre damaligen Ermittlungen in Frage.

Nachdem mich Joël Dickers ersten zwei Romane bereits begeistert haben, musste ich auch seinen dritten unbedingt lesen – und auch hier findet sich wieder Dickers typischer Stil. Der Roman ist sehr komplex, erst nach und nach gibt er die ganze Wahrheit preis. Bis dahin hat der Leser Überraschungen erlebt, Schockierendes gelesen und seine eigenen Vermutungen immer wieder korrigieren müssen. Den Leser lange im Ungewissen zu lassen, ihn manchmal regelrecht an der Nase herumzuführen, das beherrscht der Autor perfekt. Auch wenn hier manche Szenen schon fast satirehaft überspitzt wirken, bleibt die Logik nie auf der Strecke, und am Ende fügt sich alles meisterhaft zusammen.

Wie das Geschehen sind auch die Charakter vielschichtig angelegt und ebenfalls alle für eine Überraschung gut. In diesem Roman hat man allerdings hin und wieder das Gefühl, auch manche Charaktere sind allzu überspitzt dargestellt, vor allem den ehemaligen Polizeichef Kirk Harvey kann man kaum ernst nehmen. Ob man allerdings die Charaktere richtig eingeschätzt hat, erfährt man erst am Ende des Romans.

Nicht nur das Geschehen und die Charaktere sind komplex, auch Dickers Erzählstil. Wie schon in den Vorgängern erzählt er auch hier wieder auf mehreren Zeitebenen und aus verschiedenen Perspektiven, vorwiegend in der Ich-Form, zwischendurch aber auch immer wieder in der dritten Person, wobei hier auch die Ich-Erzähler auftauchen können. Man muss schon ein bisschen aufmerksam lesen, damit einem nichts entgeht und man immer weiß, wo und wann man sich befindet. Für mich haben solche Erzählungen immer einen gewissen Reiz und sorgen dafür, dass ich den Roman nur schwer aus der Hand legen kann.

Der Roman ist ein typischer Dicker, komplex, deckt nach und nach Zusammenhänge auf, hat immer wieder Überraschungen zu bieten, mehrere Zeitebenen und Perspektiven. Dickers beide anderen Romane haben mir etwas besser gefallen, aber auch sein dritter Roman ist absolut lesenswert und ich freue mich schon auf viele weitere. Von mir gibt es 4,5 Sterne und natürlich eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 20.04.2019

Düster und spannend

Herzenmacher
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Als der 16jährige Léo verspätet heim kommt und sich in sein Zimmer schleichen will, bemerkt er einen geheimnisvollen Besucher bei seiner Mutter – offenbar hat diese Geheimnisse vor ihm. Léo verfolgt den ...

Als der 16jährige Léo verspätet heim kommt und sich in sein Zimmer schleichen will, bemerkt er einen geheimnisvollen Besucher bei seiner Mutter – offenbar hat diese Geheimnisse vor ihm. Léo verfolgt den Mann und landet in einer anderen Welt, einer düsterem Welt, in der eine Hexe regiert und Menschen in Krähen verwandelt, aber auch eine Welt, die ihm näher ist, als er vermutet hätte.

Ich habe bisher, bis auf eines, das aber auch schon in meinem Regal steht, alle Romane des Autors gelesen, und kann es nicht oft genug sagen: Für mich ist Akram El-Bahay ein begnadeter Geschichtenerzähler. Egal ob für Jugendliche oder für Erwachsene, seine Geschichten sind fantasievoll und spannend und packen auch emotional. Sie erzählen von Freundschaft und Toleranz, von Andersartigkeit und Füreinandereinstehen, von Mut und Übersichhinauswachsen.

Die Geschichte von „Herzenmacher“ ist düster, manchmal sehr düster, fast gruselig, wird aber auch begleitet von Humor, immer wieder gibt es Szenen, die schmunzeln lassen. Die Charaktere gefallen mir gut, besonders Léo wächst einem schnell ans Herz, in der anderen Welt stellt sich ein besonderes Talent heraus, das ihm bereits in die Wiege gelegt wurde – und das die Aufmerksamkeit der Hexe auf sich zieht.. Besondere Highlights sind eine künstliche Figur, die manchmal menschlicher denkt und handelt als die Menschen selbst und der Tod, der sehr sympathisch wirkt.

Ein bisschen einseitig ist lange Zeit das Geschlecht der Protagonisten – alle männlich. Gut, dass später noch ein wichtiger weiblicher Charaktere dazukommt, Hasina, die zudem sogar etwas Romantik mit ins Spiel bringt.

Sehr interessant finde ich die Geschichte der Hexe, was hinter ihr steckt, erfährt man im Laufe der Geschichte – und das Ende ist ganz anders, als man vielleicht erwartet hat, ich fand es überraschend, aber auch sehr schön, wenn auch in einem Detail etwas übertrieben.

Akram El-Bahay konnte mich wieder überzeugen, sein Roman ist sehr düster, macht aber auch Hoffnung und lässt immer wieder Humor durchschimmern. Die Geschichte ist spannend und lässt den Leser schnell nicht mehr los. 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 03.03.2019

Spannender zweiter Band

Codex Alera 2
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Zwei Jahre sind vergangen, Tavi, offiziell Page bei Fürst Gaius Sextus, wird zum Kursor ausgebildet und hat immer noch keine Elementmagie entwickeln können. In Tavis Heimat Calderon bahnt sich nichts Gutes ...

Zwei Jahre sind vergangen, Tavi, offiziell Page bei Fürst Gaius Sextus, wird zum Kursor ausgebildet und hat immer noch keine Elementmagie entwickeln können. In Tavis Heimat Calderon bahnt sich nichts Gutes an, eine Gefahr, die bisher nur regional angesiedelt war, breitet sich aus, und Bernard, Tavis Onkel, nun Graf Calderon, sowie seine Tante Isana, nun als bisher einzige Frau Wehrhöferin, haben kaum Mittel, sich dieser entgegenzustellen. Während Bernard dem Schrecken der Vord vor Ort die Stirn zu bieten versucht, reist Isana in die Hauptstadt, um Gaius um Hilfe zu bitten. Der ist aber derzeit nicht in der Lage dazu, im Gegenteil, seine Getreuen haben alle Hände voll damit zu tun, seine Macht zu erhalten und einen Bürgerkrieg zu verhindern. Doch die Vord könnten bereits hier sein.

Jim Butcher ist für mich ein Garant für gute Unterhaltung, der erste Band der sechsteiligen Codex-Alera-Reihe hat mir bereits gut gemundet, es wurde Zeit für Band 2. Zunächst beginnt der Band relativ langsam, es braucht ein bisschen, um z. B. Tavis neues Leben vorzustellen, seine Kontakte, seine Probleme. Dann aber beginnt es spannend zu werden, die Spannungskurve geht steil nach oben und bleibt da bis zum Ende. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, vor allem aus denen der bereits genannten Protagonisten, die man alle drei bereits aus dem ersten Band kennt. Auch andere Charaktere trifft man wieder, wie Doroga von den Marat und seine Tochter Kitai. Mein Liebling wurde sehr schnell der Gargant Wanderer, ein Tier, aber ein sehr wichtiges. Insgesamt sind die Charaktere alle gut gelungen, vor allem, weil viele sehr ambivalent gestaltet sind, und man oft nicht so recht weiß, wo man mit ihnen dran ist.

Ein bisschen zu aufgesetzt wirken Tavis Probleme mit seinem Widersacher Brencis und manch ein Zufall. Da es aber Zufälle auch im wahren Leben gibt, kann ich damit im wesentlichen leben, nur auf Brencis hätte ich gut verzichten können, man hätte das Gewünschte sicher auch anders erreichen können.

Seine Welt hat der Autor an das Römische Reich angelehnt, das wird hier noch klarer, da man sich im Herzen des Reiches befindet. Ich finde auch, es passt bisher sehr gut, und wird sicher in den nächsten Bänden noch mehr ausgearbeitet werden.

Auch Band 2 hat mir gut gefallen, wenn auch nicht ganz so gut wie Band 1, doch er hat die Geschichte vorangetrieben, neue Fakten geschaffen und am Ende genug Stoff für den nächsten Band gelassen, auf den ich schon sehr gespannt bin. Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung für Fantasy-Fans.

Veröffentlicht am 02.03.2019

Sehr französisch, sehr gut!

Der Unfall auf der A35
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Bertrand Barthelme verunglückt tödlich auf der A35, zwischen Straßburg und Saint Louis, wahrscheinlich ein Unfall, ein paar Ungereimtheiten und die Bitte der Witwe veranlassen den Polizeichef des elsässischen ...

Bertrand Barthelme verunglückt tödlich auf der A35, zwischen Straßburg und Saint Louis, wahrscheinlich ein Unfall, ein paar Ungereimtheiten und die Bitte der Witwe veranlassen den Polizeichef des elsässischen Saint Louis, George Gorski, aber dennoch zu Ermittlungen. Diese gestalten sich nicht immer leicht und Gorski hat zudem mit privaten Problemen zu kämpfen.

Raymond, der 17jährige Sohn des Verstorbenen begibt sich auf seine Weise auf die Spuren seines Vaters. Ein Zettel in der Schreibtischsch Eine große Rolle im Leben Raymonds spielt Satre und sein Werk.

Der Autor hatte mich bereits mit seinem Roman „Sein blutiges Projekt“ überzeugt und ich freute mich auf weitere Lektüre aus seiner Feder. Dass der Brite seine Geschichte nach Frankreich verlegt, und wieder ein anderer als ursprünglicher Autor herangezogen wird, ist eine kleine Überraschung, dass er aber auch sehr „französisch“ schreibt, gefällt mir richtig gut. Auch ist die Geschichte (wieder) nicht in der Gegenwart angesiedelt, sondern einige Jahrzehnte in der Vergangenheit, was man in manchem merken kann, z. B. in der Abwesenheit von Handys. Tatsächlich ist es bereits der zweite Roman, der sowohl dem anderen Autor, Raymond Brunet zugerechnet wird, als auch Georges Gorski ermitteln lässt, nun, laut Vorwort gab es ja auch zwei Manuskripte von diesem (woraus man leider schließen muss, dass keine weiteren Romane mit Georges Gorski zu erwarten sind).

Krimileser könnten von der Geschichte enttäuscht sein, sie ist in meinen Augen weniger Krimi als eine Art psychologischer Studie eines Todes und seiner Folgen. Vor allem Raymonds Umgang mit dem Tod seines Vaters steht im Mittelpunkt der Handlung – im Nachwort wird überlegt, inwieweit der „Autor“ Raymond Brunet hier biografisch erzählt, und inwieweit es sich um eine wahre Geschichte handelt, ja sogar, inwieweit Romane überhaupt wahr sein müssen – hier bezieht sich der Autor auf Satre und dessen Werk, das auch für Raymond große Bedeutung hat.

Aber auch Gorski erhält viel Raum, und zwar nicht nur Dienstliches sondern auch Privates, und auch hier ist es mehr der Umgang mit dem „Fall“ und weniger ernsthafte Ermittlungsarbeit, die man zu lesen bekommt. Spekulieren kann man trotzdem ein bisschen und auch eine gewisse Spannung ist vorhanden. Der Autor erzählt wieder sehr eingängig, so dass man zügig vorankommt. Ich las den Roman sehr interessiert und fühlte mich mitgenommen ins Geschehen. Interessant ist auch der Blick auf die Kleinstadt Saint Louis, die gleichsam mit portraitiert wird, und nicht gerade gut wegkommt. Auch mit dem Ende wird mancher seine Probleme haben, ich finde es aber sehr passend und habe den Roman zufrieden zugeklappt.

Man muss sich auf die Erzählweise einlassen und sollte keinen typischen Kriminalroman erwarten. Mich hat Burnet wieder voll und ganz überzeugt, ganz sicher werde ich weitere Romane von ihm lesen und bin gespannt wo und wie er seinen nächsten Roman ansiedelt. 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die nicht nur Mainstream-Kriminalromane bevorzugen.

Veröffentlicht am 01.02.2019

Sehr spannend!

Hochamt in Neapel
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Gian Carlo Montebello ist seit einem Jahr Weihbischof in seiner Heimatstadt Neapel, als der Altertumswissenschaftlerin Jacky Neapolitano auffällt, dass Dokumente verschwunden sind. Als diese wieder auftauchen, ...

Gian Carlo Montebello ist seit einem Jahr Weihbischof in seiner Heimatstadt Neapel, als der Altertumswissenschaftlerin Jacky Neapolitano auffällt, dass Dokumente verschwunden sind. Als diese wieder auftauchen, enthüllen sie ein brisantes Geheimnis.

In Rom wird ein Mann, offenbar absichtlich, überfahren. Kriminalhauptkommissar Bariello ermittelt und stößt in ein Wespennest.

Stefan von der Lahr ist promovierter Althistoriker, man kann also davon ausgehen, dass der historische Anteil des Romans gut recherchiert ist, und interessant ist er auch. Sicher, manches, was hier über das Geheimnis erzählt wird, ist, wie auch im Anhang erwähnt, fiktiv, aber die Hintergründe sind real, und mir war bisher gar nicht bewusst, wie interessant dieser mögliche Fund für manche sein könnte. Noch ein ganzes Stück interessanter finde das, was über Neapel und seine Geschichte erzählt wird, z. B. über San Gennaro. Ich erfahre in Romanen gerne etwas Neues, und weiß jetzt einiges mehr über diese italienische Stadt.

Der historische Moment ist nur ein Teil der Geschichte, mit im Fokus steht der Kriminalfall, der sich immer mehr ausweitet, und schließlich auch nach Neapel führt, so dass Bariello und Montebello sich wiedertreffen (wer „Das Grab der Jungfrau“ gelesen hat, kennt die beiden bereits). Der Hintergrund dieses Falls schlägt weite Kreise, erzählt von Korruption und einem Verbrechen, unter dem viele leiden müssen, Skrupellosigkeit, Egoismus und Gier, dazu organisiertes Verbrechen – hier findet sich vieles, und Bariello hat es nicht einfach, überhaupt Ermittlungen in die Wege leiten zu können. Aufgelöst wird alles nachvollziehbar – und das Ende hat es in sich.

Der Roman ist sehr spannend, und entwickelte sich für mich schnell zum Pageturner. Ich kann mir aber vorstellen, dass mancher Probleme hat mit den vielen italienischen und lateinischen Begriffen und Sätzen (die im Anhang übersetzt werden), den vielen Namen (im Anhang findet sich auch ein Personenverzeichnis), doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, die fremden Worte kann man zur Not auch überspringen, man verpasst nichts Wichtiges, und die wesentlichen Namen hat man schnell im Kopf.

Die Charaktere sind gut gezeichnet, vor allem Montebello gefällt mir gut. Ich hoffe sehr, dass Stefan von der Lahr ihn noch ein weiteres Mal zum Protagonisten eines Romans macht. Für manche Überraschung sorgt Padre Luis, der sich damit den zweiten Platz in meinem Herzen erobert hat, vor allem, weil alles gut nachzuvollziehen ist.

Für mich ist dieser Roman mein erstes Highlight in diesem Jahr, spannend, interessant, und mit Charakteren, mit denen ich mitfühlen kann. Ich hoffe auf weitere Romane mit den Protagonisten und vergebe gerne 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung.