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Veröffentlicht am 24.04.2019

Bewegende Geschichte in einer traurigen Zeit

Mehr als tausend Worte
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Die Geschichte um die 16-jährige Aliza Landau beginnt mit der Reichsprogromnacht am 9.November 1938, in der Alizas Großvater von der Gestapo abgeholt wird. Der Schock in Alizas jüdischer Familie sitzt ...

Die Geschichte um die 16-jährige Aliza Landau beginnt mit der Reichsprogromnacht am 9.November 1938, in der Alizas Großvater von der Gestapo abgeholt wird. Der Schock in Alizas jüdischer Familie sitzt tief und doch will Alizas Vater das Land nicht verlassen. Tapfer erträgt er mit seiner Familie all die Demütigungen und erduldet, dass er als Arzt nur noch jüdische Patienten behandeln und später gar nicht mehr praktizieren darf. Blockwart Karoschke, der mit seiner Familie im Haus der Landaus zur Miete wohnt, verspricht, die Familie zu schützen. Anfangs gelingt ihm das auch einigermaßen, doch tut er dies nicht aus Nächstenliebe sondern nur aus eigener Profitgier und bringt später sogar das Haus der Landaus mit allen Wertgegenständen in seinen Besitz.
Karoschke war wirklich ein unsympathischer Zeitgenosse, den ich von Anfang an nicht mochte, der aber sicher als Beispiel für viele solcher Typen in dieser Zeit stehen kann.
Aliza ist sehr behütet aufgewachsen und musste sich bisher mit den ernsten Dingen des Lebens nicht auseinandersetzen. Natürlich sieht auch sie all die Repressalien gegen die Juden aber sie ist hauptsächlich verzaubert von ihrer ersten großen Liebe und fiebert nur noch jedem Treffen entgegen. Fabian stammt aus einer Unternehmerfamilie und riskiert viel, wenn er sich mit einer jungen jüdischen Frau trifft. Aber die beiden stehen zu ihrer Liebe und haben Hoffnung, eines Tages heiraten zu können.
Als die Lage immer schlimmer wird, entscheidet Alizas Vater, dass sie mit einem Kindertransport nach Großbritannien gebracht werden soll, damit wenigstens sie in Sicherheit ist. Aliza wehrt sich sehr trotzig dagegen, denn sie will sich nicht von Fabian trennen. Aber auch er rät ihr zu gehen, denn er möchte sie in Sicherheit wissen und hat selbst bereits einen Einberufungsbefehl erhalten, so dass sie sowieso getrennt würden.
Die beiden versprechen sich die Ehe, Fabian schenkt Aliza sogar einen Verlobungsring und klammern sich an die Hoffnung an ein baldiges Kriegsende…

Diese Kindertransporte nach Großbritannien waren für mich im Wesentlichen neu. Es war schon sehr ergreifend, wie viele Kinder, auch sehr kleine, ganz alleine dorthin geschickt wurden. Sie kamen zu ihnen völlig fremden Menschen, die ihnen zwar wohl gesonnen waren und sich nett um die Kinder gekümmert haben. Aber die Kinder verstanden natürlich deren Sprache nicht und haben sich sicher sehr einsam und verlassen gefühlt.
Wir erleben also Aliza, die in London landet und dort von einer jüdischen Familie aufgenommen wird. Dort lernt sie Mizzi kennen, die ebenfalls aus Deuschland geflohen ist, und die beiden werden Freundinnen.

Ich muss sagen, ich war erstaunt, wie unselbständig und teilweise naiv und hilflos Aliza mit ihren 16 Jahren noch war. Ohne Mizzi wäre sie später, als sie die jüdische Familie verlassen müssen, hilflos gewesen. Mizzi versteht es, eine neue Unterkunft und Arbeit zu finden, so dass die beiden sich einigermaßen über Wasser halten können, denn auch in Großbritannien werden sie nun als Nazis beschimpft, da sie Deutsche sind und der Krieg nun auch die Insel erreicht hat.

Alizas Geschichte war sehr bewegend auch wenn ich Aliza nicht in jeder Situation mochte. Es wurde schon klar, dass ihre große Liebe zu Fabian sie durch die schwere Zeit trägt, ihr immer wieder Hoffnung gibt und sie durchhalten lässt, da sie auf das Wiedersehen hofft.
Ich habe oft mit ihr gelitten und gehofft, dass sie und Mizzi es irgendwie schaffen werden. Aber so manche Verhaltensweise von Aliza konnte ich nicht nachvollziehen und fand sie teilweise auch unglaubwürdig.

Vermisst habe ich einen zweiten Handlungsstrang, der Fabians Schicksal aufgezeigt hätte. Aber über ihn und seine Familie erfahren wir bis gegen Ende kaum etwas.
Auch über Alizas Familie gibt es nur wenige Informationen. In einigen wenigen Einschüben erleben wir, wie Karoschke sich mehr und mehr das Eigentum der Familie aneignet und Alizas Eltern und ihr Bruder das Leid aller Juden teilen müssen.
Durch die einseitige Schilderung, nur aus Alizas Sicht, sind für mich auch die ganz großen Emotionen ausgeblieben. Denn nur in wenigen Feldpostbriefen ist noch von der ganz großen Liebe die Rede.
Aliza träumt zwar immer noch von einem Happy End und dem Wiedersehen mit ihrem Fabian, aber sie trifft dann eine Entscheidung, die ich auch nicht ganz verstehen konnte. Sie war zwar zum Besten für alle Beteiligten und bot auch Aliza Vorteile, aber sie veränderte sie auch sehr.

Das Ende hat mir nicht so richtig gefallen, denn es wirkte sehr konstruiert. Einzig Alizas Rückkehr in das zerstörte Berlin und ihr Gang durch die Trümmer an die Orte ihrer Kindheit war sehr bewegend.
Aber ihr Verhalten in Berlin passte so gar nicht zu ihr und auch so einige andere Ereignisse wirkten sehr stark unglaubwürdig, so dass die eigentlich schöne Liebesgeschichte für mich ein bisschen getrübt ist.

Begeistert hat mich aber erneut der schöne, anschauliche und mitreißende Schreibstil, in dem die Autorin diese Geschichte in einer sehr dunklen und traurigen Zeit erzählt. Die historischen Ereignisse bilden einen guten Hintergrund und rufen Ereignisse wach, die nicht vergessen werden sollten. Das ist insgesamt alles gut gelungen, aber für mich war es eher ein jüdisches Familiendrama als eine große Liebesgeschichte. Dazu fehlten mir die großen Gefühle und die Tiefe bei den Hauptfiguren!


Fazit: 4 von 5 Sternen



© fanti2412.blogspot.com

Veröffentlicht am 20.04.2019

Emotionaler Ausflug in die Toskana!

Die Wildrosentöchter
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Cassandra lebt mit ihrer kleinen Tochter Aurora und ihrer Schwiegermutter Mercedes auf einem Weingut in der Toskana. Vor einem Jahr starb ihr Mann Lorenzo viel zu früh an Krebs. Er war ihre große Liebe ...

Cassandra lebt mit ihrer kleinen Tochter Aurora und ihrer Schwiegermutter Mercedes auf einem Weingut in der Toskana. Vor einem Jahr starb ihr Mann Lorenzo viel zu früh an Krebs. Er war ihre große Liebe und Cassandra hat den Verlust noch nicht überwunden. Sie steckt tief in ihrer Trauer und auch die kleine Aurora kommt mit diesem tragischen Verlust noch nicht zurecht.
Dennoch kümmert sich Cassandra um das Gut und ganz besonders liebt sie einen sehr alten Weinstock, der im Schatten eines Rosenstocks im Garten steht. Dieser Ort bedeutet ihr viel, da sie Lorenzo dort das Eheversprechen gab. Beim Versuch, dem alten Weinstock wieder Leben einzuhauchen findet sie eine alte vergrabene Metallkiste in der sich ein Liebesbrief und ein Passierschein aus dem Jahr 1944 befindet.
Wer war die junge Frau, die diesen Brief schrieb und was ist aus ihr geworden? Cassandra beginnt nachzuforschen und stößt dabei auf ein Familiengeheimnis und ein tragisches Schicksal …

Sehr einfühlsam erzählt Valentina Cebeni diese Geschichte, die aus der Sicht Cassandras in der Ich-Form geschrieben ist.
Ich war Cassandra schnell sehr nah und habe ihre tiefe Trauer gespürt aber auch ihre große Liebe zu ihrem Mann Lorenzo und zu ihrer Tochter. Es tat richtig gut zu sehen, dass ihre Schwiegermutter Mercedes, die ja ihren Sohn verlor, sich so liebevoll um Cassandra und Aurora kümmert und Cassandra nicht alleine mit ihrem Verlust klar kommen muss. Cassandras Mutter lebt im Ausland und ihre Großeltern mütterlicherseits sind ihre auch keine Unterstützung. Ihr Großvater verhält sich extrem ablehnend gegenüber Cassandra und auch gegenüber seiner Tochter, weshalb diese wegging.
In ihrer Spurensuche nach der geheimnisvollen Anita, der Schreiberin des Liebesbriefs, hat Cassandra nun eine Aufgabe, die sie beschäftigt und ablenkt. Unverhoffte Unterstützung erhält sie durch den neuen Chorleiter Enea, mit dem sie zwar keinen guten Start hatte, der sich aber dann als um so zuverlässiger herausstellt. Er hilft ihr nicht nur bei den Nachforschungen sondern auch mit seinen Fähigkeiten und Kenntnissen bei der Rettung des alten Weinstocks.
Und so langsam beginnt Cassandra ihre Trauer zu verarbeiten und ist dann auch irgendwann bereit ein neues Leben zu beginnen!

Eigentlich werden hier zwei Geschichten erzählt, die von Cassandra und Enea und die von Anita, die sich im 2. Weltkrieg in einen deutschen Soldaten verliebte.
Cassandras Nachforschungen beginnen sehr schwierig aber dank einiger älterer Menschen im Ort und alten Tagebüchern des damaligen Pfarrers kann sie allmählich herausfinden, wer Anita war.
Das war sehr fesselnd und ich war schnell tief in der Geschichte drin und habe sowohl mit Anita als auch mit Cassandra gefiebert.
Aber was da letztendlich aufgedeckt wird, ist erschütternd und hat nicht nur mich beim Lesen sondern auch Cassandra in der Geschichte betroffen gemacht.
Dennoch kommen sich Cassandra und Enea während ihrer gemeinsamen Recherchen näher und Cassandra beginnt sich sehr langsam zu öffnen. Das war sehr liebevoll und glaubwürdig dargestellt und die Romanze ist schön mitzuerleben.

Valentina Cebeni hat einen gefühlvollen und lebendigen Schreibstil, der mich durch die Geschichte fliegen ließ.
Die tragischen Ereignisse der damaligen Zeit, Cassandras berührende eigene Geschichte und das wunderschöne Setting in einem kleinen Ort in der Toskana bilden eine tolle Mischung für diesen Roman.
Manches gegen Ende ging dann ein bisschen schnell oder war etwas zu sehr konstruiert aber insgesamt doch passend.

Dieser Ausflug in die Toskana hat sich gelohnt und die Geschichte der Wildrosentöchter, die von Liebe, Verlust, Trauer und Glück erzählt, ist gute und emotionale Unterhaltung!


Fazit: 4 von 5 Sternen


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Veröffentlicht am 17.04.2019

Schöner, sommerlicher Wohlfühlroman mit kleinem Hundestar!

Strandkörbchen und Wellenfunkeln
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In ihrem neuen Sommerroman entführt uns Petra Schier erneut in den fiktiven Ort Lichterhaven an der Nordsee.
Diesmal stehen Luisa und Lars, die man schon aus den vorherigen Geschichten aus Lichterhaven ...

In ihrem neuen Sommerroman entführt uns Petra Schier erneut in den fiktiven Ort Lichterhaven an der Nordsee.
Diesmal stehen Luisa und Lars, die man schon aus den vorherigen Geschichten aus Lichterhaven kennt, im Mittelpunkt der Geschichte.
Luisa ist Tierärztin, betreibt ihre eigene Praxis und schreibt noch an ihrer Dissertation.
Lars ist nach einigen Jahren Abwesenheit zurückgekehrt in seinen Heimatort und betreibt jetzt mit seinem Bruder eine Werft.
Obwohl Lars 10 Jahre älter ist als Luisa, verbindet die beiden schon seit früher Jugend eine tiefe Freundschaft. An Luisas 18. Geburtstag wurde aus der Freundschaft allerdings mehr und es brach Luisa das Herz, als Lars wenig später Lichterhaven verlassen hatte.
Nun ist er wieder da und steht mit einem schwer verletzten Golden-Retriever-Welpen vor ihrer Praxistür.
Der vertraute Umgang miteinander ist schnell wieder da und beide sorgen sich um das Hundekind.
Aber Luisa möchte unter keinen Umständen noch einmal so verletzt werden, obwohl sie schnell erkennt, dass Lars ihre große Liebe war und noch immer ist.

Petra Schier erzählt die Geschichte jeweils aus der Perspektive von Luisa und Lars in ihrem gewohnt schönen und lockeren Schreibstil.
In einigen immer wieder eingeschobenen Rückblicken erfährt man die damaligen Ereignisse und kann so nach einer Weile gut nachvollziehen, was Luisa damals so verletzt hat und warum Lars seinen Heimatort verlassen hat.
Die Frage ist also, ob die Funken von damals zwischen den beiden wieder aufflackern werden und ob sie eine Chance haben, erneut zusammen zu finden.
Wir erleben, wie die beiden sich durch die gemeinsame Sorge um die kleine Hündin Jolie immer wieder sehen und dabei langsam annähern. Besonders Lars macht dabei eine Wandlung durch, aber auch Luisa muss sich über einiges klar werden.
Jolie unterstützt das Geschehen und die Autorin lässt uns dabei an den Gedanken der Hündin teilhaben.
Das ist sehr gelungen und die wirklich süße, kleine Jolie ist mein heimlicher Star der Geschichte.
Für mich war das Verhalten und die Gedanken eines Hundebabys, das Schlimmes erlebt hat, nachvollziehbar.
Die Liebesgeschichte zwischen Luisa und Lars ist anfangs stark von Leidenschaft geprägt, die schnell zwischen beiden wieder aufflammt. Dabei versteht es Petra Schier sehr gut, erotische Szenen geschmackvoll darzustellen. Diesmal war mir die Häufigkeit aber ein bisschen zuviel.
Aber daneben war die Atmosphäre der Geschichte sehr schön, romantisch, sommerlich und auch fröhlich und bisweilen humorvoll.
Es gab auch schöne Wiedersehen mit anderen Familienangehörigen und Bewohnern von Lichterhaven, die wir aus früheren Romanen bereits kennen.
Ebenso gelungen war wieder die Darstellung des kleinen Ortes an der Nordsee mit seiner schönen Landschaft.

Insgesamt hat mir dieser schöne Wohlfühlroman eine entspannte Lesezeit mit sommerlicher Stimmung am Meer und einem kleinen Hundestar geboten!


Fazit: 4 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 11.04.2019

Gute Unterhaltung mit schöner Botschaft!

Nebenan funkeln die Sterne
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Emma Martins hat Deutschland nach einem schicksalhaften Ereignis fast fluchtartig verlassen und lebt nun allein in London. Sie bewohnt eine winzige Wohnung mit einer schönen Dachterrasse und dort spielt ...

Emma Martins hat Deutschland nach einem schicksalhaften Ereignis fast fluchtartig verlassen und lebt nun allein in London. Sie bewohnt eine winzige Wohnung mit einer schönen Dachterrasse und dort spielt sich ihr reales Leben hauptsächlich ab. Die Großstadt überfordert sie und macht ihr Angst. Deshalb geht sie nur selten raus. Einkäufe und Job erledigt sie online.
Der andere Teil ihres Lebens spielt sich eben auch online ab, in sozialen Medien wie Instagram, Facebook usw.
Dort lässt sie ihre Follower an ihrem angeblich so spannenden und aufregenden Leben teilhaben. Doch das ist alles nur Schein, denn sie verwendet oft alte Fotos, die sie bearbeitet, um damit ihr angebliches Leben zu präsentieren. Sie erfindet sogar einen Freund und schließt online Freundschaften. In Wirklichkeit ist ihr einziger, treuer Freund ein zugelaufener Kater, der sie regelmäßig besucht und ihr ein wenig Liebe schenkt.
Dann zieht in der Nachbarwohnung plötzlich Nathan Burberry ein und beansprucht die Hälfte der Dachterrasse und bringt Emmas Leben ganz schön durcheinander. Denn Nathan ahnt nichts von Emmas „Doppelleben“ und begegnet Emma natürlich, aufgeschlossen und sehr charmant.
Wird Emma den Weg zurück in ein reales Leben schaffen?

Bei diesem Buch hat mich spontan der Klappentext und auch der Titel angesprochen.
Die modernen Themen der sozialen Netzwerke werden in dieser Geschichte sehr realistisch dargestellt und es ist schnell erkennbar, wie leicht man sich dort eine Scheinwelt und -identität aufbauen kann. Aber es werden auch die schönen Seiten gezeigt, denn aus Online-Freundschaften können, wenn man ehrlich zueinander ist, auch reale Freundschaften werden.
Emma als Protagonistin hat mir gut gefallen, auch wenn ich ihr Verhalten anfangs nicht ganz verstehen konnte.
Erst nach einer Weile wird klar, dass ein schicksalhaftes Ereignis sie so werden ließ. Was das genau war, erfährt man dann tatsächlich erst nach und nach.
Aber ich habe mit Emma mitgefühlt und ihre Ängste nachvollziehen können. Ihre Wohlfühloase auf der Dachterrasse sah ich bildlich vor mir und es war für mich nachvollziehbar, dass sie sich durch den neuen Nachbarn dort sehr gestört fühlt.
Nathan ist einfach ein sympathischer Mensch, der Emma völlig unvoreingenommen begegnet und von ihrem Geheimnis nichts weiß.
Dadurch lockt er unbewusst Emma ein bisschen aus ihrem Schneckenhaus und sie erkennt plötzlich, dass die Welt da draußen gar nicht so schlimm ist und sie den Absprung aus ihrer Scheinwelt schaffen möchte und muss.

In einem sehr schönen und gefühlvollen Schreibstil erzählt die Autorin Emmas Geschichte, die viel mehr ist, als eine Liebesgeschichte.
Emmas Weg aus der Scheinwelt zurück ins reale Leben ist berührend, fesselnd, teilweise dramatisch aber auch humorvoll und vor allem herzerwärmend.
Ich habe Emma gerne begleitet, auch wenn ich anfangs nicht nachvollziehen konnte, warum sie anderen Menschen die vielen Unwahrheiten auftischt. Nach einem schlimmen Ereignis zurückgezogen leben ist die eine Sache, aber das gesamte Umfeld praktisch zu belügen ist keine feine Art.
Dennoch hat mich ihre Geschichte gefesselt, denn ich wollte unbedingt beobachten, ob und wie sie den Weg aus dem Dilemma schafft.
Dabei konnte die Autorin noch mit einigen Überraschungen und Wendungen punkten.
Dieser Roman bietet gute Unterhaltung, eine Botschaft und schöne Lesestunden!


Fazit: 4 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 10.04.2019

Unterhaltsamer, charmanter und lebenskluger Roman

Der schönste Sommer unseres Lebens
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Das Buch erzählt die Geschichte von vier sehr unterschiedlichen Frauen, die mehr oder weniger zufällig, gemeinsam einen Sommer in Italien verbringen.
Schnell stellt sich heraus, dass alle vier schon fortgeschrittenen ...

Das Buch erzählt die Geschichte von vier sehr unterschiedlichen Frauen, die mehr oder weniger zufällig, gemeinsam einen Sommer in Italien verbringen.
Schnell stellt sich heraus, dass alle vier schon fortgeschrittenen Alters sind, was mir gut gefallen hat. Auch Frauen in diesem Alter erleben noch Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden.
Da ist also Angela, ihre Modefirma an Investoren verliert und plötzlich ohne Beschäftigung da steht. Claire betreibt einen Party-Service von zu Hause aus und fühlt sich nicht genug durch ihren Mann unterstützt. Ihr Sohn und ihre Schwiegertochter leben zur Zeit in ihrem Haus und nehmen sie eher als Haushälterin denn als Familie wahr, was Claire sehr unzufrieden macht.
Sylvie ist Innenausstatterin und erwischt ihren Mann in flagranti mit einer deutlich jüngeren Mitarbeiterin.
Monica ist Bibliothekarin, seit einem Jahr verwitwet und verlor ihren Job. Daher lebt sie vorübergehend im Haus ihrer Mutter, die sie ständig maßregelt und bevormundet.
Alle vier freuen sich unabhängig voneinander über das Angebot eines guten Freundes, Stephen, den Sommer in seiner alten Villa in Italien zu verbringen.
Als sie dort ankommen, stellen sie fest, dass sie nicht, wie gedacht, alleine dort sind. Sie müssen sich miteinander arrangieren.
Stephen hat sie auf unterschiedliche Weise darum gebeten, zu prüfen und zu überlegen, ob man die schöne alte Villa als Hotel nutzen könnte und was dazu noch fehlen würde.
Er selbst nutzt die Villa aufgrund schmerzlicher Erinnerungen an seine verstorbene Frau kaum noch. Das Hauspersonal vor Ort freut sich also auch, dass es Gäste bewirten darf und sich nicht nur um ein leeres Haus kümmern muss.

Es war sehr schön zu erleben, wie sich die vier Frauen erst mal kennenlernen und zusammenraufen müssen. Es gibt Vorbehalte, Vorurteile, Sympathien und Antipathien, wie es im Leben nun mal so ist.
Aber so nach und nach, unterstützt durch gemeinsame Abendessen, bei denen sie mit bester italienischer Küche verwöhnt werden, bricht das Eis.
Sie vertrauen sich gegenseitig immer mehr Dinge aus ihrem Leben an und beginnen vorsichtig Freundschaft zu schließen. Bis ein Ereignis sie sogar dazu veranlasst, die „Lanzarella-Frauenkooperative“ zu gründen, benannt nach dem kleinen Ort, in dem die Villa steht.
Sie nähern sich immer mehr an und schon bald erkennen sie, dass sie voneinander lernen und profitieren können, denn jede von ihnen hat andere Stärken und Schwächen. Es ist ein Geben und Nehmen, das im Laufe der Zeit entsteht.
Aber auch die Umgebung und das schöne alte Haus wirken auf die vier Frauen ein und tragen zur jeweiligen Veränderung bei bzw. bewirken, dass sie alle über sich und ihr Leben nachdenken und erkennen, dass man in jedem Alter noch etwas ändern kann.
Das hat mir sehr gut gefallen, denn es war wirklich authentisch und glaubhaft dargestellt.

Zitat, eBook, Seite 281:
„Wie viel ist Schönheit wert? Und der Frieden und der Zauber, die auf uns alle eine Wirkung haben?“
Sie starrten sie erstaunt an. „Was meinst du damit?“
„Dass wir uns verändern und neue Seiten an uns entdecken. Etwas geschieht mit uns.“



Der Sommer in Italien ist für die Frauen sehr turbulent und ereignisreich, was die Geschichte unterhaltsam macht.
Es gibt etliche humorvolle Momente, aber auch nachdenkliche und traurige, genau wie das Leben so ist.
Manchmal plätschert es aber auch nur so dahin und es geschieht nicht so viel. Einiges ist auch ein bisschen vorhersehbar aber es gibt auch Überraschungen und Wendungen.
Und vor allem gibt es ganz viel italienisches Flair und eine schöne sommerliche Stimmung. Dazu trägt natürlich auch das Setting eines kleinen italienischen Küstenortes bei. Und wir begleiten die Frauen auf Ausflügen nach Positano, Capri, Neapel, Pompeji und zum Vesuv.
Die Beschreibungen sind bildhaft dargestellt und man sieht die Landschaft vor sich und hat allerlei schöne Düfte in der Nase.

Dieser charmante und teilweise lebenskluge Roman ist sehr unterhaltsam und vermittelt die schöne Botschaft, dass es im Leben nie zu spät für Veränderungen ist und auch ein Neubeginn immer lohnt!


Fazit: 4 von 5 Sternen



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