Von Köln nach Berlin versetzt bekommt Lucy Westerberg gleich zum Start an ihrem neuen Arbeitsplatz einen schweren Auftrag. Denn ausgerechnet der Serienmörder Eric Bennett, genannt der Wolf, ist aus der psychiatrischen Anstalt entflohen. Damals entführte und tötete er junge Mädchen und sein letztes Opfer blieb bis heute verschollen. In Berlin bricht Panik aus und auch die Medien treten der Polizei immer mehr auf die Füße. Für Lucy Westerberg und ihre Kollegen beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, als die ersten Leichen auftauchen.
Meine Meinung
Das düstere Cover, bei dem man erst auf dem zweiten Blick das Motiv erkennt, passt sehr gut zum Inhalt und macht genauso neugierig auf den Thriller, wie auch der Klappentext.
Von Beginn an sehr spannend, gelingt auch der Einstieg mühelos. Der Schreibstil ist schnörkellos und flüssig zu lösen und doch sind die Szenen so beschrieben, dass man als Leser eine Vorstellung der Szenerie bekommt. Diese ist nicht immer für schwache Nerven geeignet, auch wenn es von den reinen Beschreibungen nicht allzu eklig wird. Aber hier reichen durchaus die Andeutungen, um ein klares Bild in Gedanken zu formen.
Spannung ist vom ersten Moment an gegeben und so bleibt es auch durchweg. Kurze, knackige Kapitel treiben den Leser durch die Seiten und verführen geradezu immer noch ein Kapitel mehr lesen zu wollen. Wer auf pure Spannung in einem Ermittlerthriller steht, ist mit “Sieh ihn nie an” definitiv richtig.
Erzählt wird in erster Linie aus der Sicht der Ermittlerin Lucy Westerberg, aber auch kurze Einblicke in die Welt des Täters und der Opfer werden hier dem Leser mitgegeben. Das führt dazu, dass man ein wenig miträtseln kann, was hier wirklich hinter den Ereignissen steckt. Doch Arne Molfenter schafft es, hier immer wieder ein paar Wendungen mit einzubauen, so dass man sich doch auf dem Holzweg befindet.
Die Charaktere wirken in diesem Thriller noch ein wenig oberflächlich. Ich weiß zwar mittlerweile, wer die Ermittler sind und auch so ein kleines bisschen über ihre Eigenschaften, aber so richtig viel Tiefe gibt es da noch nicht. Was auch nicht unbedingt in einen Thriller gehört, aber gerade ab dem Moment, in dem die Ermittlerin Westerberg mit involviert wird, hätte es etwas mehr Emotionen geben müssen. Für mich waren ihre Reaktionen nicht ganz glaubwürdig. Auch die Bereiche des Täters und der Opfer hätten ruhig noch etwas mehr ausgebaut werden dürfen. Gerade die Einblicke in die Psyche eines Täters finde ich immer sehr spannend, kommen hier aber nicht ganz zum Zuge.
Mein Fazit
Ein spannender und temporeicher Thriller mit ein paar sehr intensiven, schockierenden Morden. Die kurzen Kapitel sorgen dafür, dass man den Thriller in einem Rutsch verschlingt. Ich selber habe das Buch an einem Abend durchgelesen. Sprachlich ist es direkt und vorstellbar und diverse Wendungen lassen miträtseln. Da ich glaube, dass es sich hier um den Einstieg in eine neue Reihe handelt, denke ich, dass man auch die Charaktere nach und nach intensiver kennenlernen wird, die mir hier aber noch zu oberflächlich blieben. Wer temporeicher Spannungsliteratur mag, ist hier bestimmt gut aufgehoben.