Ein wunderschönes Buch über die Familie und die erste Liebe
Inhalt:
Émile ist 15 und so richtig verliebt in Pauline. Und weil man mitten in der Pubertät keine halben Sachen macht, um das Herz eines Mädchens zu erobern, nimmt er ihre Einladung zu einem Konzert, ...
Inhalt:
Émile ist 15 und so richtig verliebt in Pauline. Und weil man mitten in der Pubertät keine halben Sachen macht, um das Herz eines Mädchens zu erobern, nimmt er ihre Einladung zu einem Konzert, bei dem sie Geige spielt, kurzerhand an, auch wenn dieses Konzert im 1000 km entfernten Venedig stattfindet.
Seine Eltern und sein Bruder sind begeistert von dem Plan - und kommen (zu Émiles Leidwesen) einfach mit. Mit dem Wohnwagen geht es auf eine turbulente Reise.
Eindruck:
Was für eine tolle, sympathische und amüsante Geschichte! Die kurze Inhaltsangabe wird der Stimmung des Buches nicht gerecht, weil die Story hauptsächlich von den großartigen, schrulligen Charakteren und ihren Beziehungen untereinander lebt.
Émile, die Hauptperson ist bestimmt kein typischer 15-jähriger, denn seine Gedankenwelt wirkt wesentlich reifer und komplexer. Anfangs hatte ich Sorge, dass es dadurch mit der Zeit unrealistisch werden könnte, aber das tat es nicht. Er ist unkonventionell und dramatisch (das ist wahrscheinlich wieder typisch für einen Pubertierenden) aber dabei einfach ungeschönt direkt und authentisch. Wenn er glücklich ist, ist er so richtig glücklich, wenn er traurig ist, geht die Welt unter.
Wie wahrscheinlich alle Teenager findet er seine Eltern furchtbar peinlich. Sein Vater ist ein cholerischer, streitlustiger Vertreter, der ständig mit mehr oder weniger schlauen Zitaten um sich wirft. Seine Mutter geht mit ausgebeulten Jogginghosen aus dem Haus und will ihm ständig die Haare blondieren, so dass er in ständiger Angst lebt, dass jemand seinen Ansatz sieht und sich über ihn lustig machen könnte. Sein Bruder ist Uni-Abbrecher, Soldat und stets bereit, Émile eine Tracht Prügel zukommen zu lassen. Gemeinsam leben sie (übergangsweise) in dem Wohnwagen, mit dem sie später nach Venedig aufbrechen. Da Pauline aus recht gutem Hause kommt, setzt Émile alles daran, dass sie gar nicht mitbekommt, dass er seine Familie im Schlepptau hat. Auf der Reise geschehen allerdings immer wieder Dinge, die Emiles Blick auf seine Familie verändern und ihm auch die positiven Seiten aufzeigen.
Das Buch besteht aus den Tagebucheinträgen von Émile, wird also rein aus der Ich-Perspektive erzählt, wodurch wir einen guten Eindruck seiner sehr amüsanten, dramatischen aber auch klugen Gedankenwelt bekommen. Ich habe mir an so einige Stellen Post-its geklebt, weil sie so berührend und weise daherkommen.
Das Einzige, was ich an dem Buch bemängeln würde, ist der Titel. Meiner Meinung nach geht es natürlich auch um die erste Liebe, die ist allerdings eher Nebenschauplatz. (Pauline ist außerdem der Charakter, mit dem ich am wenigsten warm geworden bin - das hat sich erst im letzten Absatz des Buches verändert). Vorrangig geht es eher um die Familie und um das Erwachsenwerden. Darum, seinen Platz in der Familie zu finden, sich selbst zu behaupten und dabei trotzdem die Loyalität nicht zu verlieren, auch wenn die Eltern (selbst ganz objektiv betrachtet) so einige negative Eigenschaften haben.
Insgesamt ein richtig schönes, amüsantes, leichtes und lesenswertes Buch!