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Veröffentlicht am 21.04.2019

Auf nach Mallorca!

Das kleine Café am Meer
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Der neue Roman von Anja Saskia Beyer erzählt von drei sehr unterschiedliche Frauen, die auf Mallorca ihr Leben ordnen bzw. einen Neuanfang wagen möchten.

Hannah hat die Nase voll von der oberflächlichen ...

Der neue Roman von Anja Saskia Beyer erzählt von drei sehr unterschiedliche Frauen, die auf Mallorca ihr Leben ordnen bzw. einen Neuanfang wagen möchten.

Hannah hat die Nase voll von der oberflächlichen Modebranche. Der schlecht bezahlte Assistentinnenjob lässt ihr kaum ein Privatleben, was auch ihrem Freund Constantin die Flucht ergreifen ließ. Mit Mitte Dreißig ist sie wieder Single und überlegt ihren Job zu kündigen. Voller Selbstzweifel beschließt Hannah eine kleine Auszeit zu nehmen und ihre Freundin Lucia auf Mallorca zu besuchen, die sie vor kurzem eingeladen hat. In ihrer Kindheit hat Hanna viele Sommer auf der Insel verbracht und sich bereits damals mit Lucia angefreundet. Nun hat die junge Frau vor kurzem ein kleines Café mit Meerblick eröffnet. Um auf andere Gedanken zu kommen und nebenher etwas Geld zu verdienen, möchte Hannah bei Lucias Freund Sam in seiner kleinen Pension aushelfen. Doch das erste Zusammentreffen mit Sam läuft alles andere als gut....

Durch die bildhaften Beschreibungen der Landschaft auf Mallorca war ich sehr schnell gefangen und in meinen Urlaubserinnerungen an die zauberhafte Baleareninsel versunken. Der Duft der Orangen rund um Sóller, sowie die atemberaubende Kulisse des Tramonata Gebirges haben mich bereits bei meinem ersten Besuch der Insel verzaubert. Anja Saskia Beyer zeigt hier das Mallorca etwas abseits des Massentourismus und erzählt in ihrem Roman auch von einem meiner Lieblingsplätze auf der Insel. Man hat sofort den Wunsch die Koffer zu packen und in den Süden zu fliegen. Gekonnt hat die Autorin die landschaftlichen Vorzüge von Mallorca in ihrem Roman verpackt.

Die Geschichte selbst plätscherte jedoch leider etwas vor sich hin. Einzig Greta bringt ab und zu etwas Schwung in die Handlung. Die quirlige Vierzigjährige ist kein Kind von Traurigkeit und trotzallem hat auch sie ihre Probleme. Greta macht sich nur wenige Gedanken um ihr Umfeld und passt perfekt in das mondäne Leben der Modebranche, in dem sich Hannah nicht mehr wohl fühlt.
Sam und Lucia blieben mir beide etwas zu blass. Ihre Sorgen konnte ich nur bedingt nachvollziehen. Weder Sam, noch Hannah oder Lucia kamen mir besonders nahe. Eine Ausnahme und nette Überraschung war hingegen Lucias Großmutter, die ich sofort ins Herz schloss. Sie zeigt auf, dass man auch noch im Alter Neues wagen kann und sich keine Gedanken darüber machen soll, was andere denken.

Insgesamt wurden mir zu viele Themen angerissen, die teilweise nur oberflächlich weiter verfolgt wurden. Einige Klischees wurden ebenfalls bedient, jedoch weiß man bei einem Liebesroman dieser Art meistens auch, was man bekommt. Somit ist auch die Vorhersehbarkeit entschuldigt. Trotzdem gibt es auch immer wieder Romane in diesem Genre, die mich überraschen und überzeugen können.
"Das kleine Café am Meer" gehört leider nicht wirklich dazu, obwohl es meine Sehnsucht nach Mallorca wieder aufleben lässt und der Roman sicherlich eine nette Strandlektüre ist.

Schreibstil:
Anja Saskia Beyer schreibt leicht und locker. Man kann bei ihrem Roman herrlich entspannen.
Die bildhaften Landschaftsbeschreibungen fand ich bereits in ihrem Roman "Träume der Province" sehr gelungen. Da ich aber bereits selbst an den Orten war, die sie in ihrem neuen Roman beschreibt, fühlt man sich beim Lesen noch näher am Geschehen.
Mit den Figuren hatte ich allerdings teileweise ein bisschen Probleme, denn sie gingen mir zu wenig in die Tiefe und waren auch nicht wirklich facettenreich.
Am Ende gibt es wieder Rezepte zu landestypischen Gerichten.

Fazit:
Ein leichter Roman, bei dem mir die Charaktere nicht wirklich nahe kamen. Der Plot ist ebenfalls nicht unbedingt etwas Neues, aber die wunderbar beschriebenen Landschaft hat mein Herz höher schlagen lassen. Am liebsten hätte ich meinen Koffer gepackt und wäre nach Mallorca geflogen. Nett für zwischendurch und bestens geeignet als Strandlektüre.

Veröffentlicht am 23.02.2019

Psychogram eines Mörders

Sein Gelübde
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Der Plot zu diesem Krimi aus der Feder von Sabine Giesen hört sich ungeheuer interessant an. Die erste Hälfte fand ich auch absolut gelungen.
Als Leser begleiten wir vier junge Menschen von den 1960er ...

Der Plot zu diesem Krimi aus der Feder von Sabine Giesen hört sich ungeheuer interessant an. Die erste Hälfte fand ich auch absolut gelungen.
Als Leser begleiten wir vier junge Menschen von den 1960er bis in die 1980er Jahre. Alle von ihnen durchleben eine schwierige und lieblose Kindheit. Trotzdem schaffen es drei von den vier Jugendlichen sich dem Leben zu stellen und ihre Träume zu erfüllen. Einer davon sieht diese jedoch in Mord: In der Erlösung von einsamen und leidenden Menschen.
Zwei Schwestern, Ingrid und Susanne, wachsen bei ihren lieblosen Eltern auf einem Bauernhof in der Eifel auf. Zwei Jungen, Frank und Jürgen, enden beide im Kinderheim, wo sie ebenso Außenseiter bleiben, wie schon zuvor. Aus den vier werden zwei Familien. Während die Autorin die Jahre bis zum Erwachsen werden beschreibt, werden in kursiver Schrift die Gedanken eines späteren Serienmörders wiedergegeben. Diese lösen eine starke Beklemmung beim Lesen aus.
Mit Raffinesse beginnt Sabine Giesen ein Ratespiel, ohne die Identität des Täters zu lüften. Bis zum Mittelteil hat mich der Krimi, der für mich dem Psychogram eines Mörders ähnelte, gepackt. Doch danach hatte ich immer mehr und mehr das Gefühl, dass sich die Autorin verzettelt. Die letzten Morde und die Handlungen des Mörders waren mir etwas unglaubwürdig dargestellt. Polizeiliche Ermittlungen gibt es kaum. Da sich die Morde über 20 Jahre hinziehen, fragte ich mich oft, was die Polizei eigentlich dagegen unternimmt.
Ebenso verliert sich im Laufe des Krimis der Beweggrund für die Morde kontinuierlich. Das eigentliche Motiv für die Taten ist kaum mehr nachvollziehbar. Die Identität des Täters kristallisiert sich bald heraus und bietet darüber hinaus keine Überraschung mehr. Die erstaunliche Wende zum Schluss hatte ich zudem bereits erahnt. Somit fiel der Überraschungseffekt bei mir gänzlich weg, was ich schade fand. Vielleicht habe ich einfach schon zu viele Krimis gelesen?

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und sehr gut ausgearbeitet. Man taucht in die Tiefen der menschlichen Psyche und in ihre Abgründe ein. Im Vordergrund der zwei Pärchen stehen Frank und Susanne, aber auch die Verbundenheit der beiden Schwestern wird besonders hervorgehoben.Alle entwickeln sich weiter und sind sehr realistisch dargestellt.

Schreibstil:
Die kurzen Kapitel lassen einem schnell durch die Seiten flitzen. Der Schreibstil ist flüssig und vorallem die Charakterstudien haben mich wirklich überzeugt.
Insgesamt ist die Geschichte in sechs Abschnitte geteilt: Heranwachsen, Aufbruch, Zweisamkeit, Alltag, Veränderungen, Erwachen. Diese Überschriften deuten bereits den Lebensverlauf der Protagonisten an.

Fazit:
Ein interessanter Plot, großartige Charakterstudien und ein eiskalter Mörder. Leider verlor sich für mich das Motiv des Täters im Laufe des Krimis. Ebenso fand ich die letzten Morde und Handlungen des Mörders ziemlich unglaubwürdig. Die verblüffende Wendung zum Schluss ist absolut gelungen, konnte mich allerdings nicht mehr überraschen - sehr wohl aber die restlichen Mitleser in der Leserunde. Deswegen sollte sich jeder selbst ein Bild des Krimis von Sabine Giesen machen.

Veröffentlicht am 05.02.2019

Drei Frauen wachsen über sich selbst hinaus

Ein Haus für einen Sommer
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Schon vor etwas längerer Zeit habe ich diesen Roman gelesen, aber noch nicht rezensiert. Das möchte ich heute nachholen.
Die drei sehr unterschiedlichen Frauen Maddie, Avery und Nikki, haben eines gemeinsam: ...

Schon vor etwas längerer Zeit habe ich diesen Roman gelesen, aber noch nicht rezensiert. Das möchte ich heute nachholen.
Die drei sehr unterschiedlichen Frauen Maddie, Avery und Nikki, haben eines gemeinsam: alle drei wurden von einem Anlagebetrüger um ihre Ersparnisse gebracht. Der Mann hat mit dem Geld seiner Kunden spektuliert und ist nun spurlos verschwunden. Als eine Art Ausgleich wird ihnen eine Villa in Florida angeboten, die jedoch renovierungsbedürftig ist. Den drei Frauen gehört jeweils ein Drittel der Villa, dessen tolle Lage direkt am Strand das einzige Positive ist. Denn im jetzigen Zustand ist die Villa nicht zu verkaufen und die Renovierungsarbeiten sind unbezahlbar. Keine der drei Frauen darf das Haus ohne Einverständnis der beiden Anderen verkaufen...was nun?
Maddie, Avery und Nikki beschließen trotzdem zu renovieren....auf eigene Faust. Dieses Unternehmen ist natürlich alles andere als kinderleicht. Die drei Frauen teilen sich ein Schlafzimnmer und ein Bad und versuchen so viel wie möglich selbst zu machen und die Villa danach gewinnbringend zu verkaufen. Ein Bekannter von Nicole übernimmt die Bauleitung und die Finanzierung. Neben den körperlichen Grenzen gehen die drei Frauen auch an ihre psychischen. Jedoch wachsen alle drei an ihrer Aufgabe und manch einer wird endlich die Augen geöffnet...

Die einzelnen Figuren sind sehr lebendig dargestellt und ich hatte alle bildlich vor Augen. Maddies Lage ist dabei besonders prekär, denn ihr Mann Steve hat erst vor kurzem seinen Job verloren. Maddie war bis jetzt Hausfrau und hat sich um Kinder und Haushalt gekümmert. Nachdem beide nun aus dem Haus sind, freut sie sich auf etwas mehr "Ich-Zeit". Doch ihr Mann ist einem Anlagebetrüger auf dem Leim gegangen und mit dem Jobverlust entfällt auch die finanzielle Unterstützung. Als wäre es nicht schon schlimm genug, wird auch noch Tochter Kyra von einem Hollywoodschauspieler schwanger und Sohn Andrew hat aufgrund seiner schlechten schulischen Leistungen das Stipendium verloren.

Avery ist Architektin, jedoch spielt ihr gutaussehender (Noch-) Ehemann Trent in einer Heimwerkerserie die Hauptrolle und sie das blonde Dummchen. Als ihre Rolle komplett gestrichen wird, steht auch Avery vor dem Nichts. Mit dem Drittel der Villa hofft sie wieder zu Geld zu kommen.

Nicole ist eine erfolgreiche Partnervermittlerin, doch durch den Verlust ihres Ersparten kann sie die Löhne ihrer Angestellten und die Miete nicht mehr bezahlen und muss die Partnervermittlung schließen. Auch sie hofft auf den Verkauf der Villa am Strand.

"Ein Haus für einen Sommer" ist der Auftakt der "Florida Beach Reihe", die im englischen Original bereits sechs Bände umfasst. Ins Deutsche wurden bis jetzt die ersten beiden Bücher übersetzt. Ob ich die Fortsetzung noch lesen werde, weiß ich allerdings noch nicht.
Ich habe immer wieder etwas Schwierigkeiten mit diesen typischen amerikanischen Frauenromanen. Die Charaktere sind oftmals ziemlich oberflächlich und spielen fast ausschließlich in der Upper Class. In diesem Roman stehen wiederum drei verwöhnte Protagonistinnen im Mittelpunkt. Durch die Spekulationen des Anlageberaters stecken alle in finanziellen Schwierigkeiten und ihre Zukunft steht in den Sternen. Diese wird mit Hilfe eines feschen Mannes, der eine Art Vorauszahlung leistet und ihnen beim Umbau hilft, schnell gelöst. Das hätte ich auch gerne.....leider lebe ich weder in der Welt der Upper Class, noch in einem Roman ;) Die Aussage, dass den drei weiblichen Protagonisten nur ein Mann helfen kann, auch wenn diese sehr fleißig renovieren, stößt mir etwas sauer auf. Ebenso sind wie in vielen Romanen dieser Art einige Handlungen sehr vorhersehbar. Wendy Wax konnte mich aber auch mit einigen unerwartetenden Wendungen überraschen und Nicole verbirgt außerdem noch ein Geheimnis, das den Zusammenhalt der Frauen auf eine ziemliche Probe stellt.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist locker und flüssig und der Roman lässt sich sehr gut lesen. Auch der Humor kommt dabei nicht zu kurz. Die Charaktere entwickeln sich im Laufe des Romans weiter und bald verbindet sie eine tiefe Freundschaft, die so einige Höhen und Tiefen zu bestehen scheint.


Fazit:
Ein leichter und etwas vorherhsehbarer Roman um drei Frauen, die über sich selbst hinauswachsen. Tolles Setting, aber doch etwas klischeehaft und amerikanisch. Für nette Stunden zwischendurch, aber auch nicht mehr.

Veröffentlicht am 28.01.2019

Nichts Neues

Traum des Lebens
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Als Fan der Clifton Reihe musste ich natürlich auch den neuesten Roman des Erfolgsautors lesen.
Wir befinden uns 1968 in Leningrad. Alexander Karpenkos Leben ändert sich schlagartig, nachdem der KGB seinen ...

Als Fan der Clifton Reihe musste ich natürlich auch den neuesten Roman des Erfolgsautors lesen.
Wir befinden uns 1968 in Leningrad. Alexander Karpenkos Leben ändert sich schlagartig, nachdem der KGB seinen Vaters ermordet hat. Der Vorzeigeschüler wird nicht zum College zugelassen und soll als einfacher Hafenarbeiter sein weiteres Leben fristen. Seine Mutter Elena wird von ihren Vorgesetzten schikaniert und so entschließen sich die Beiden aus Russland zu fliehen. Onkel Kolja hilft ihnen bei der Flucht. Mutter und Sohn sollen sich in einer Holzkiste als blinde Passagiere auf einem Schiff verstecken. Zwei Schiffe stehen zur Auswahl: eines fährt nach Großbritannien, das andere nach Amerika. Ein Münzwurf soll entscheiden...

Hier hat sich der Autor einen ganz besonderen Twist ausgedacht. Die Idee seinen Hauptprotagonisten nach der Flucht vom KGB wahlweise nach Großbritanninen oder in die USA zu schicken, fand ich grandios. Um Verwechslungen zu vermeiden heißt Alexander in Großbritannien von nun an Sascha und in den USA Alex. Abwechselnd lesen wir über den weiteren Werdegang von Sascha/Alex und seiner Mutter Elena. Beide Erzählungen lesen sich wirklich spannend. Wie bereits in der Clifton Saga kommt es manchmal zu Überschneidungen, die jedoch nicht stören, sonden einen noch besseren Einblick in das Leben von Alexander und Elena geben.

Trotzdem hatte ich ab diesen Zeitpunkt des Öfteren das Gefühl eines Déjá-vus. Nicht weil Sascha und Alexander natürlich ähnliche Erlebnisse hatten, sondern viele Ereignisse erinnerten mich einfach zuviel an die Clifton-Saga. Wie gewohnt ist der Protagonist wieder ein kleines Wunderkind, ist entweder politisch interessiert oder arbeitet in einer Bank. Die bereits kapitellangen Ergüsse der englischen Politik waren mir hier nun doch zu viel und ich konnte sie nur mehr querlesen. Selbst im Traum hörte ich oft noch "Hört, hört" und das Klopfen der Abgeordneten. Alexanders Mutter Elena erinnert ebenfalls an Harrys Mutter Maisie, die eine sehr starke Frau ist und alles für ihr Kind opfern würde. Viele ähnliche Themen werden in diesem Buch angesprochen und Alexanders Leben in 30 Jahren rekapituliert....ein Zeitraffer, der auf etwas mehr als 700 Seiten
Die Charaktere sind wieder sehr schwarz-weiß gehalten und eindimensional.
Gefallen haben mir die kleinen "Einstreuungen" aus der Clifton-Saga. Es wird zum Beispiel die Barrington Linie erwähnt oder einer von Harrys Krimis.
Was mich allerdings wirklich umgehauen hat, war der letzte Satz im Buch! Grandios Mister Archer!

Ich werde weiterhin Jeffrey Archer lesen, aber versuchen eine Lektüre zu finden, die von keinem hochbegabten Jungen erzählt, der quasi "vom Tellerwäscher zum Präsidenten....ups...Millionär" aufsteigt und liebäugle mit seinem älteren Werk "Das letzte Plädoyer", das noch nicht neu aufgelegt wurde.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist gewohnt mitreißend und lässt sich richtig gut lesen. Archer versteht einfach zu schreiben und seine persönlichen Lieblingsthemen in seinen Romanen einzubinden. Nicht umsonst ist er seit Jahrzehnten ein erfolgreicher Autor.

Fazit:
Wer die Clifton-Saga nicht kennt, hat sicher tolle Lesestunden mit "Traum des Lebens", denn Archer weiß mit seinem mitreißenden Schreibstil zu fesseln. Diejenigen, die wie ich bereits die Clifton-Chronicles verschlungen haben, werden hier allerdings nur einen etwas müden Abklatsch und nicht wirklich Neues finden.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Spannend, aber unglaubwürdig

Die Party
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Halloween, die 80iger Jahre und Morde a la Agathe Christies "Zehn kleine Negerlein" - diese drei Komponenten genügten, dass mich "Die Party" von Jonas Winner sofort ansprach. Als mich dann auch noch der ...

Halloween, die 80iger Jahre und Morde a la Agathe Christies "Zehn kleine Negerlein" - diese drei Komponenten genügten, dass mich "Die Party" von Jonas Winner sofort ansprach. Als mich dann auch noch der Autor persönlich anschrieb und fragte, ob ich den Thriller lesen und rezensieren möchte, sagte ich sofort zu.

Brandon lädt zu einer Revival-Halloweenparty ein. Er möchte die Achziger Jahre aufleben lassen, denn vor genau 30 Jahren hat er zum Schulabschluss ebenfalls mit seinen Mitschülern gefeiert. Diesmal hat er sich aber auf zehn seiner ehemaligen Freunde eingeschossen, die die Fahrt in sein abgelegenes Haus als Mumie, Horrorclown oder Werwolf antreten. Der opulente Glasbungalow außerhalb von New Jericho ist nur mit einer Fähre über einen Fluss zu erreichen und liegt auf einer Anhöhe. Gleich zu Beginn werden den Besuchern die Handys abgenommen, denn die Party soll authentisch sein. Die zehn Freunde fragen sich, warum gerade sie eingeladen wurden, denn eigentlich haben sich alle seit dem Schulabschluss aus den Augen verloren.
Als Brandon seine Gäste begrüßt, geschieht ein Unglück und der Gastgeber wird vom Kronleuchter erschlagen. Kurze Zeit später spricht er in einem Video zu ihnen und erklärt den zehn Freunden, dass sie gerade noch 24 Stunden leben werden. Nach der Ankündigung von Brandon, dass nur einer von ihnen das Haus lebend verlassen wird, bricht anfangs das Chaos aus. Bald beginnt das gegenseitige Misstrauen und die Freunde fragen sich: "Was wissen wir eigentlich über Henry? Ashley? Oder Nick? Nicht wirklich viel. Leider erfährt es auch der Leser nicht wirklich, denn die Charaktere bleiben sehr blass und sind austauschbar. Einzig Nick, Donna und Henry ergeben ein etwas klareres Bild.
Das in der Videobotschaft angesprochene Konzept, dass nur im Haus die Fallen lauern, wird nicht durchgezogen. Nur zu Beginn werden die Anschläge auf die Gäste durchgeführt, danach weitet sich das tödliche Netz aus. Den immer weniger werdenden Überlebenden ist bald klar, dass Brandon einen Komplizen haben muss, der noch unter ihnen weilt. Wer steckt mit dem Gastgeber unter einer Decke?

In "Die Party" gibt es keinen typischen Protagonisten, sondern alle Gäste erzählen abwechselnd aus ihrer Perspektive - manche mehr, manche weniger. Anfangs war ich durch die vielen Namen und Kostüme verwirrt und konnte nicht gleich jede Figur richtig zuordnen. Das Personenregister mit Name, Kostüm und Beruf fand ich leider erst kurz bevor ich das Buch zugeschlagen habe.....ähm. Das wäre vielleicht zu Beginn des Buches besser platziert gewesen, damit es auch Blondinnen finden können.

Den Plot finde ich gut, auch wenn er nicht unbedingt neu ist. Die Atmosphäre ist düster und geheimnisvoll. Auch die Achziger Jahre Stimmung kommt durch, wenn von Filmen und Musik dieser Zeit gesprochen wird oder von der ersten Halloweenparty, die Brandon gegeben hat und die ein plötzliches Ende nahm. Keiner der Freunde weiß jedoch, was damals passiert ist.
Das Tempo ist schnell, der Spannungsbogen hoch. Man liest sich wirklich sehr gut durch die kleine Horrorgeschichte und drückt unwillkürlich dabei ein Auge zu, wenn es zu konstruiert und überspitzt wird. Was ich allerdings nicht verstehen kann ist, dass man im Angesicht seines baldigen Todes lieber Sex haben möchte, statt einen Ausweg aus der tödlichen Ausgangslage zu finden.

Ich hatte gehofft, dass mich das Ende aus den Socken hauen wird, jedoch fand ich es richtig an den Haaren herbeigezogen und konstruiert. Schade!

Fazit:
Kleiner Grusel, schönes Achziger Jahre Feeling und ein rasantes Tempo sind die positiven Aspekte dieses Thrillers. Blasse Charaktere, keine wirklichen Überraschungsmomente und ein Ende, das irgendwie mit dem Rest der Geschichte nichts zu tun hat und für mich völlig an den Haaren herbeigezogen ist.
Die 3 Sterne vergebe ich für die rasante Unterhaltung und schöne Erinnerungsmomente an meine Jugendzeit in den Achziger Jahren, sowie der düsteren Atmosphäre.