Inzwischen hat Alisik sich mehr oder weniger damit abgefunden, dass sie tot ist und mit den anderen Postmortalen auf dem Friedhof festsitzt bis Herr Todt über ihr weiteres Schicksal entschieden hat, also ob sie in die Lichtwelt dürfen oder ins Dunkelreich müssen. Doch was wird mit ihnen geschehen, wenn ihre Gräber, in die sie jeden Morgen zurückkehren, durch die Bauarbeiten auf dem alten Friedhof beseitigt werden?
Außerdem wartet Alisik immer noch darauf, dass die Erinnerungen an ihr früheres Leben zurückkehren und als sie auf der Suche nach Antworten mit Ruben in das Haus des verschwundenen Bauunternehmers eindringt, kommt sie diesem Ziel schließlich ein Stück näher …
Kritik
Alisik - Winter ist eine gelungene Fortsetzung der ersten gemeinsamen Graphic Novel von Autor Hubertus Rufledt und Illustrator Helge Vogt, die unmittelbar an den Vorgänger anschließt und die wichtigsten Fakten daraus am Anfang noch einmal kurz zusammenfasst.
Gemeinsam mit Ruben bricht Alisik ins Haus des Bauunternehmers ein, der die Schuld an Rubens Unfall und damit seiner Blindheit trägt, um mehr über dessen Verschwinden bzw. Verbleib herauszufinden. Dabei findet sie überraschend heraus, dass der Mann eine bedeutende Rolle in ihrem Leben gespielt hat und Alisik offenbar in dem gleichen Unfall gestorben ist, bei dem auch Ruben verletzt wurde. Sie erfährt also endlich mehr über ihren Tod und ihr vorheriges Leben; im Moment sind es allerdings nur einzelne Bruchstücke und kurze, lückenhafte Erinnerungen, denen noch wichtige Teile fehlen. Die Frage, was wirklich in der Nacht des Unfalls geschah, bleibt somit vorerst weiterhin offen.
Ruben und Alisik kommen sich im zweiten Band langsam näher, ihre Beziehung hat jedoch keine Zukunft, was Ruben noch nicht weiß. Er hält sie nach wie vor für ein vielleicht etwas sonderbares, aber zumindest lebendiges Mädchen. Und was wird mit ihr passieren, wenn der Sichel-Michel herausfindet, dass Alisik sich seinetwegen verbotenerweise so oft vom Friedhof entfernt?
Alisik und die anderen Zombies haben gewöhnliche Gefühle und feiern beispielsweise sogar Weihnachten, wobei sie sich gegenseitig beschenken, was zeigt, dass sie sich viel Menschlichkeit bewahrt haben. Bei Alisik kommt daher auch der Verdacht auf, dass die Postmortalen vielleicht unter anderem deshalb noch auf dem Friedhof feststecken, weil sie insgeheim gar nicht wollen, dass eine Entscheidung getroffen wird, da sie sich längst mit ihrem Dasein abgefunden haben. Ungewiss bleibt zudem, was mit den Postis geschieht, wenn die Bauarbeiten auf dem Friedhofsgelände, über die man durch die Interludien auf dem Laufenden gehalten wird, so weit voranschreiten, dass ihre Gräber entfernt werden.
Dafür erfährt man nun mehr über den Tod von Frings und Hitzkopf. Ihre Geschichten sind zwar zum Teil sehr traurig, dennoch ist es schön mehr über das Schicksal der einzelnen Postmortalen zu erfahren, also wann und vor allem wie sie vor langer Zeit gestorben sind.
Die Graphic Novel besticht darüber hinaus durch einen guten Mix aus Dialogen in Form von Sprechblasen und reinem Text, der bestimmte Ereignisse oder Zustände straffend zusammenfasst. Die zahlreichen, schönen Illustrationen sind oftmals wieder sehr detailreich und die eher dunklen Farben spiegeln gekonnt die bedrückende Atmosphäre wider. Die Darstellung der unheimlichen Seelenfresser ist dagegen wahrlich eklig und ziemlich beängstigend.
Im Gegensatz zum ersten Band endet der zweite fast schon mit einem Cliffhanger, der einen neugierig auf die weiteren Entwicklungen in der Fortsetzung macht. Ferner bleiben noch diverse Fragen offen, auf deren Antworten man schon sehr gespannt ist.
Fazit
Alisik - Winter ist, genau wie schon der Vorgänger, eine interessante, schnell gelesene Geschichte, die sich besonders dann gut eignet, wenn man zwar Lust, aber gerade nur wenig Zeit zum Lesen hat. Graphic Novel Fans sollten daher unbedingt mal einen Blick auf die Reihe werfen.