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Harakiri

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.04.2019

Heftig

Ihr findet mich nie
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Ein Junge wird entführt, ein Teenager flüchtet aus dem Elternhaus und wird ermordet – ganz schön heftige Kost, die uns Robert Wilson hier vorlegt. Der Spannungsbogen hält von der ersten bis zur letzten ...

Ein Junge wird entführt, ein Teenager flüchtet aus dem Elternhaus und wird ermordet – ganz schön heftige Kost, die uns Robert Wilson hier vorlegt. Der Spannungsbogen hält von der ersten bis zur letzten Seite toujours an. Bereits die ersten Seiten hatten mich gefangen genommen. Wie die Ausreißerin so cool ihren Plan verfolgt und dann bereits ein paar Stunden später am Ende der Reise angekommen ist; wie der Vater des Mädchens sich auf die Suche nach ihr macht und selbst in große Gefahr gerät, dazu ein sehr guter Plot: mich hat die Geschichte sehr fasziniert. Kleinere – politische – Längen haben mich da nicht groß gestört und ich bin der Handlung rasend gefolgt. Denn eins ist klar: Pausen gibt’s hier nicht. Genau wie die Eltern des Mädchens und der entführte Junge sich keine Pausen gönnen, gilt das auch für den Leser. Die verschiedenen Handlungsebenen springen hin und her und sorgen für so manchen Cliffhanger am Ende der Kapitel.



Die Charaktere sind jetzt allerdings nicht ganz so exakt ausgearbeitet und bleiben ein wenig unter der Oberfläche. Dafür sind es aber auch einfach zu viele. Und das Klischee „ich liebe meinen Ex-Ehemann immer noch, er kommt sicher zurück“ ist für mich auch ein wenig nervig. Stellenweise werden recht viele Infos reingepackt, die für die Handlung nicht primär wichtig sind, z.B. die Sache mit dem Vaterschaftstest. Das nimmt ein wenig vom Tempo des Buches raus.



Fazit: mein erstes Buch von Robert Wilson, aber ganz sicher nicht mein letztes.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Schurkenstück

Der Keller
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Als Muna 8 Jahre alt ist wird sie von Yetunde aus dem Waisenhaus entführt und fortan als Sklavin im Keller gehalten. Yetundes Mann Ebuka vergeht sich regelmäßig an ihr und auch Yetunde schlägt sie täglich. ...

Als Muna 8 Jahre alt ist wird sie von Yetunde aus dem Waisenhaus entführt und fortan als Sklavin im Keller gehalten. Yetundes Mann Ebuka vergeht sich regelmäßig an ihr und auch Yetunde schlägt sie täglich. Als einer von den Söhnen des Ehepaars verschwindet bessert sich Munas Lage, weil Polizei und Anwälte ins Haus kommen. Muna beginnt mit einem perfiden Rachefeldzug.



Starke Worte, eine Handlung mit allerhand Wendungen und eine Protagonistin, die alles andere als dumm ist wurden zu einem Roman verwoben, der Spaß macht zu lesen. Die unterdrückte und misshandelte Muna schlägt zurück. Und wie! Nach und nach enthüllt sich immer mehr, dass sie allen Grund dazu hat. Allerdings merkt auch ihre Umgebung, dass wohl etwas nicht stimmt, doch Muna entkräftet alle Anklagen in unnachahmlicher Weise.


Minette Walters ist hier ein wahres Schurkenstück gelungen. Der Roman – Psychothriller ist mir persönlich etwas zu hoch gegriffen, denn im Grunde weiß man im Voraus wer für alles verantwortlich ist – ist sehr anschaulich geschrieben und lebt durch Munas scheinbare Naivität.



Leider ist das Buch recht kurz und das Ende etwas offen. Die meisten offenen Fragen sind zwar geklärt, aber ich hätte noch gern weitergelesen wie es mit Muna weiter geht. Ein wenig hat mir von Walters Schreibkunst dieses Mal gefehlt. Die Erzählung aus der Sicht von Muna war interessant und hintergründig, jedoch kam das Ende zu abrupt. Auch in die Namen musste ich mich anfangs etwas einlesen.


Dennoch lesenswert, wenn auch kein typischer Walters.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Ich mag die Krimis von Van der Vlugt

Tiefe Stiche
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Ein Messerstecher geht um in Alkmaar und Kommissarin Lois Elzinga tappt völlig im Dunkeln. Zu willkürlich scheinen die Opfer ausgewählt, kein Motiv ist in Sicht. Dafür scheinen einige Nachbarn der letzten ...

Ein Messerstecher geht um in Alkmaar und Kommissarin Lois Elzinga tappt völlig im Dunkeln. Zu willkürlich scheinen die Opfer ausgewählt, kein Motiv ist in Sicht. Dafür scheinen einige Nachbarn der letzten Toten etwas zu verbergen zu haben. Und bald sieht es auch so aus als hätte der Täter Lois ins Visier genommen: sie wird verfolgt und bedroht, muss sogar aus ihrer Wohnung ausziehen. Doch dann wird der Verdächtige tot aufgefunden und die Suche beginnt von Neuem…



Als Thriller würde ich das Buch jetzt nicht bezeichnen. Der vorliegende Roman ist schwer auf das Privatleben von Lois gewichtet, was die Spannung leider etwas auf der Strecke bleiben lässt. Der eigentliche Fall um den Messerstecher tritt dabei etwas in den Hintergrund. Dennoch habe ich das Buch gern gelesen. Ich bin schwer von der Schreibweise von Simone van der Vlugt beeindruckt. Sehr anschaulich beschreibt sie ihre Protagonisten und die Gegend um Alkmaar. Beinahe meint man, man ist mittendrin. Zudem mag ich die Ermittlerin Lois sehr gern und habe mich gefreut, mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren.


Die Handlung ist wieder überaus logisch aufgebaut und konnte mich begeistern. Auch die Opfer bekamen ihre paar Seiten Ruhm und wurden nicht einfach so in die Story geworfen. Der Klappentext ist etwas irreführend wie ich finde. Dafür punktet dann wieder die Erzählweise, vor allem auch der Umgang der Kollegen untereinander, hier besonders hervorzuheben Kollege Nick, was mir öfter einen Schmunzler entlockt hat.


Fazit: Wieder ist Frau van der Vlugt ein Buch gelungen, das mich einige Stunden sehr gut unterhalten hat..

Veröffentlicht am 22.04.2019

Aus dem Leben gegriffen

Sind dann mal weg
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Auf dem Abstellgleis? Ganz sicher nicht! Tina, Ole, Paul, Hedi und Männi leben in der Seniorenresidenz Schafsweide. Als Ole unerwartet stirbt, beschließen sie, seinen letzten Wunsch zu erfüllen und ihm ...

Auf dem Abstellgleis? Ganz sicher nicht! Tina, Ole, Paul, Hedi und Männi leben in der Seniorenresidenz Schafsweide. Als Ole unerwartet stirbt, beschließen sie, seinen letzten Wunsch zu erfüllen und ihm in Norwegen eine Seebestattung zu gönnen. Allerdings treffen sie schnell auf Gegenwehr: Der Sohn des Verstorbenen hat eigene Interessen. Kurzerhand wird die Asche geklaut und die Senioren machen sich auf den Weg. Unterstützt von Bestatter Karel, samt Hündchen, entpuppt sich die Reise aber alles andere als einfach. Doch alle Schwierigkeiten werden mit Humor und Listigkeit überwunden und die „Alten“ fühlen sich auf einmal gar nicht mehr so alt.



Ein Buch, das eine Lanze bricht. Gegen das Abgeschoben werden im Alter, gegen das Dahinsiechen in Heimen. Wenn es nur immer so wäre! Tina sieht anfangs ja auch nur einen Ausweg: sie will sich aus dem Fenster stürzen. Denn was hält das Leben denn noch für sie bereit? Zum Glück gibt es Freunde und so findet sie neuen Lebensmut. Ich fand die Zeilen sehr schön zu lesen, sie machen irgendwie Mut. Dass mit 70 das Leben noch nicht vorbei ist. Dass auch dann noch viele schöne Tage und Spaß auf uns warten.



Schmunzeln musste ich bei einigen Szenen. Die „Alten“ sind wirklich super drauf. Nur manchmal hat es sich etwas gezogen und war auch leicht überzogen. Nichtsdestotrotz: es hat viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Denn die Charaktere sind wie aus dem Leben gegriffen und man kann sich gut mit ihnen identifizieren.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Zafons Sprachkunst verzaubert immer wieder

Das Labyrinth der Lichter
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Carlos Ruiz Zafon ist zurück. Endlich hat das Warten ein Ende, endlich werden die Zusammenhänge klar, endlich alle verschlungenen Pfade aufgedeckt.



In jedem Buch gibt es eine andere Hauptfigur. Dieses ...

Carlos Ruiz Zafon ist zurück. Endlich hat das Warten ein Ende, endlich werden die Zusammenhänge klar, endlich alle verschlungenen Pfade aufgedeckt.



In jedem Buch gibt es eine andere Hauptfigur. Dieses Mal ist es Alicia Gris, die im Auftrag der Politischen Polizei das Verschwinden des Ministers Valls untersuchen soll. Doch der soll eigentlich gar nicht gefunden werden. Alicia reist von Madrid nach Barcelona und wird dort auch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Der Leser darf sich auf ein Wiedersehen mit bekannten Figuren aus den Vorgängerbänden ›Der Schatten des Windes‹, ›Das Spiel des Engels‹ und ›Der Gefangene des Himmels‹ freuen und bekommt auch endlich alle Hintergründe erklärt. Gekonnt verbindet der Autor alle Bücher miteinander und auf den Leser der die Vorgänger kennt, wartet so manches AHA-Erlebnis. Die Bücher sind allerdings im Abstand von vielen Jahren erschienen und so waren mir viele Ereignisse und Handlungsstränge nicht mehr so geläufig. Immerhin erschien das erste Buch bereits 2003.



Zafón schreibt mit Zauber und Poesie. Allerdings muss man sich auf seine Bücher einlassen und einlesen können. Man muss sie mit allen Sinnen lesen, erst dann verzaubern sie einen so richtig und machen Lust auf einen Ausflug nach Barcelona. Und erst recht den „Friedhof der vergessenen Bücher“ Auch wenn die Handlung meistens spannend und flüssig war, fand ich diesen Band den schwächsten der Reihe. Mir hatte er manchmal zu viele Längen und auch die Sprachgewalt war mir manchmal etwas zu hochtrabend.



Der Autor schreibt im Vorwort, dass er seine Romane so konzipiert hat, dass sie unabhängig voneinander gelesen werden können, dass es mehrere Wege gibt, sich die Reihe zu erschließen. Wie 4 verschiedene Eingänge zu einem Haus. Dennoch ist es besser, man kennt die Vorgängerbücher, denn die Wege der Protagonisten kreuzen sich und „schlagen thematische und erzählerische Brücken“. Und auf keinen Fall sollte man mit dem 4. Band beginnen, sonst nimmt man sich einige Dinge aus den Vorgängern vorweg.


Zafón führt im 4. und letzten Band seiner Tetralogie alle Erzählstränge und Handlungen zusammen und löst alle noch offenen Fragen. Dennoch lässt das Ende darauf hoffen, dass es eventuell noch mehr aus der Familie Sempere zu lesen gibt.


Fazit: Würdiger Abschluss der „Friedhof der Vergessenen Bücher“-Reihe, der nichts von Zafóns Sprachkunst missen lässt, dennoch für meinen Geschmack stellenweise etwas zu langatmig geworden ist.