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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2019

Eine Familiengeschichte ...

Tati, erzähl
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„Tati, erzähl“ – mit diesen Worten hat der junge Peter Maffay seinen Vater Wilhelm Makkay häufig dazu gebracht Geschichten aus der alten Heimat Rumänien zu erzählen. Nun lässt uns Wilhelm Makkay auch an ...

„Tati, erzähl“ – mit diesen Worten hat der junge Peter Maffay seinen Vater Wilhelm Makkay häufig dazu gebracht Geschichten aus der alten Heimat Rumänien zu erzählen. Nun lässt uns Wilhelm Makkay auch an dieser Familiengeschichte teilhaben.

In eindringlichen, aber einfühlsamen Worten schreibt er über das Schicksal seiner Familie, die einst in der Donaumonarchie, in Siebenbürgen, lebte. Von Großvater Egon, der sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg diente und der später nach Amerika ausgewandert ist. Von der unvorstellbaren Armut in der Zwischen- und Nachkriegszeit, von den Schikanen des kommunistischen Regimes und den Schwierigkeiten, die die Makkays haben, weil sie deutschstämmig sind.

Als Sohn Peter vierzehn ist, gelingt endlich die Ausreise nach Deutschland – und auch hier wieder: Anfangs bittere Armut, die mit Fleiß nach und nach überwunden werden kann.

Meine Meinung:

Dieses Buch erzeugt Gänsehaut. Es erzählt von Hoffnung, von Schikanen, aber auch von Trauer über das Zurücklassen. Besonders berührend finde ich die Stellen, in den Peter Maffay die Stätten seiner Kindheit wieder sehen will und der Vater nicht mitkommen will. Seine Blickrichtung ist nach vorne gerichtet und nicht nach hinten. Dennoch lässt er sich auf die Reise ein – sehr emotional.

Der Schreibstil gefällt mir gut. Viele Fotos aus dem privaten Archiv ergänzen diese Familiengeschichte. Als Tüpfelchen auf dem i, verrät uns die Familie einige Schmankerl-Rezepte aus Rumänien. Die verleiten einen, diese Gerichte nach zu kochen, obwohl und vielleicht gerade deshalb, weil sie einfache Speisen sind.

Fazit:

Eine gut erzählte Familiengeschichte, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Was sie schon immer über Fahrräder wissen wollten

En Cyclo Pedia
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Dieses Buch über das Fahrrad ist als Lexikon aufgebaut und bietet den Lesern allerlei Wissenswertes und Kurioses über den Drahtesel.

Von den Anfängen des hölzernen Laufrades, das immer starr in eine Richtung ...

Dieses Buch über das Fahrrad ist als Lexikon aufgebaut und bietet den Lesern allerlei Wissenswertes und Kurioses über den Drahtesel.

Von den Anfängen des hölzernen Laufrades, das immer starr in eine Richtung fährt, bis hin zum High-Tech-Bike – die Geschichte des Fahrrades wird hier amüsant erzählt. Manchmal geht es recht detailliert um die Technik, von Gangschaltung über den Sattel zu Bremsen und Reifen.

Der richtigen Auswahl eines Fahrrades misst Johan Tell besondere Bedeutung zu, denn die kann über Lust oder Frust entscheiden.

Interessant auch die diversen Firmengeschichten. Amüsiert habe ich mich über die Anekdote über die Farbe „Celeste“, die auf jedem Fahrrad der Firma Bianchi auch heute noch – zumindest in einem kleinen Detail - vertreten ist.

Nicht fehlen darf natürlich das Kapitel „Doping“, das ja im Radsport traurige Berühmtheit erlangt hat.

Wir erfahren einiges über den Fahrrad-Jargon, denn während man sich unter „Asphalttätowierung“ eventuell noch etwas vorstellen kann, bleibt „Bacon“ ohne Übersetzung ein spanisches Dorf.

Der Autor Johan Tell besucht zahlreiche Fabriken (siehe „Bianchi“) und untersucht Werkstätten auf ihre Tauglichkeit. Er weist auf fahrradtaugliche oder untaugliche Stadtplanung hin, nimmt sich des Themas Klimawandel und Umweltschutz an und das alles mit einer Portion Humor. Ein bisschen macht er sich über Tandems und vierrädrige Fahrräder lustig, gesteht ihnen aber ihre Existenzberechtigung zu.

Er zitiert Albert Einstein, Mark Twain oder Adam Opel, der folgendes gesagt hat:

„Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden, wie beim Fahrrad.“

Fazit:

Ein nettes Geschenk für Fahrradliebhaber und solche, die es noch werden wollen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Ein aufschlussreiches Buch

Unsere Mütter
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13 Frauen und ein Mann berichten in teils bewegenden Worten über ihre Beziehung zu ihren Müttern.

Die Autorin nähert sich mit viel Empathie und Fingerspitzengefühl „ihren Müttern“. Sie notiert diese Interviews ...

13 Frauen und ein Mann berichten in teils bewegenden Worten über ihre Beziehung zu ihren Müttern.

Die Autorin nähert sich mit viel Empathie und Fingerspitzengefühl „ihren Müttern“. Sie notiert diese Interviews ohne zu werten, denn die Beweggründe so und nicht anders zu handeln, hängt mit den Lebensumständen der Frauen zusammen. Sei es, dass die Familie aus Syrien flüchten muss, oder die Mütter im Zweiten Weltkrieg traumatisiert wurden oder als ledige Mutter keinen anderen Ausweg fanden, das Kind zur Adoption freizugeben.

Sehr deutlich ist zu spüren, dass einige Töchter die Traumata der Mütter „geerbt“ haben, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie verspüren oft indifferente Ängste, die sie nicht benennen können. Erst wenn das Trauma der Mutter aufgelöst ist, findet auch die Tochter zu ihrem eigenen Leben. Manchmal muss eine Tochter das ungelebte Leben der Mutter erfüllen.

Im Vorwort erklärt Silia Wiebe ihre Vorgangsweise und im Anhang findet sich weiterführende Literatur.

Fazit:

Der Autorin ist ein aufschlussreiches Buch über die „Mutter/Tochter“-Beziehung gelungen, das ich unbedingt weiterempfehle. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Einfach zum Nachdenken

Wenn man weiß, wo der Verstand ist, hat der Tag Struktur
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Alexander Unzicker versucht in drei Teilen, die treffend „sehen“, „denken“ und „handeln“ heißen, die Leser dazu zu bringen, dem eigenen Verstand zu trauen und ihn auch zu gebrauchen.

In Zeiten der Überreizung ...

Alexander Unzicker versucht in drei Teilen, die treffend „sehen“, „denken“ und „handeln“ heißen, die Leser dazu zu bringen, dem eigenen Verstand zu trauen und ihn auch zu gebrauchen.

In Zeiten der Überreizung der Sinne rät der Autor, sich bewusst dieser Medienflut zu entziehen: Nachrichtenfasten also. Doch auch gezieltes Auswählen der Medien schützt vor Fake-News nur bedingt. Es scheint, als sie es Sinn und Zweck der Medien geworden, die Menschen zu verwirren. Schon Harry S. Truman wird folgender, durchaus passender Satz zugeschrieben: „Wenn du sie nicht überzeugen kannst, verwirr‘ sie.“.

Mit sehr sachlichen, sehr analytischen Beispielen bringt der Autor seine Gedanken seinen Lesern näher. Sehr aufschlussreich sind auch die vielen Zitate, die beinahe auf jeder Seite als „Randbemerkung“ zu finden sind. Es lohnt, die Zitate genauer unter die Lupe zu nehmen und anschließend wieder mit dem Text in Zusammenhang zu bringen.

Unzicker setzt sich auch kritisch mit der Datensammelwut von Regierungen auseinander. „Wissen ist Macht, nichts wissen macht auch nichts“, das war einmal. Heute heißt es „Wissen wird Macht, Macht schafft Daten“ (S.78)

Fazit:

Ein Buch, das auch in Schulen gelesen werden sollte. Gerne gebe ich hier 5 Sterne

Veröffentlicht am 21.04.2019

Regt zum Nachdenken an

Meinungsfreiheit!
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Volker Kitz versucht in diesem Buch der Meinungsfreiheit in Deutschland auf den Grund zu gehen. Einiges lässt sich sinngemäß auch für Österreich abbilden.

Der Autor widmet dieses Buch

3. die 37 Prozent ...

Volker Kitz versucht in diesem Buch der Meinungsfreiheit in Deutschland auf den Grund zu gehen. Einiges lässt sich sinngemäß auch für Österreich abbilden.

Der Autor widmet dieses Buch

3. die 37 Prozent der Menschen, die zuletzt in einer Umfrage der Ansicht waren, sie könnten in Deutschland nicht frei ihre Meinung sagen,
2. die anderen, die im Gegenteil finden, die Meinungsäußerungen seien viel zu laut und viel zu krass geworden, und
1. für alle, die wie ich glauben: Demokratie ist mehr als Rechthaben
Die gestürzte Rangordnung bei der Aufzählung ist gewollt.
Das Buch ist wie eine Gebrauchsanweisung aufgebaut. In zwölf Kapitel stellt er einiges zu Diskussion. Am Ende jedes Abschnitts fasst er in einer Quintessenz das vorher Gesagte zusammen, z.B. nach Kapitel 1:
„Der Demokrat verteidigt Tatsachen gegen Lügen und alternative Fakten, die ganze Wahrheit gegen die halbe. Aber er unterscheidet auch Tatsachen von Meinungen.“

Oder nach Kapitel 9:

„Ein Demokrat kennt die Grenze der Meinungsfreiheit. Und bewacht sie.“

Ein kritischer Blick auf die Medien lohnt sich ebenso, wie die Aufforderung unsere (Meinungs)Freiheit zu verteidigen. Außerdem, ist „Demokratie nicht nur für intelligente Leute gemacht“.
Jede Meinung darf geäußert werden, jede Kritik darf angebracht werden – auch an der Regierung, ohne dass der Kritiker befürchten muss, verhaftet zu werden. Doch diese Freiheit wird derzeit in einigen europäischen Ländern mit Füßen getreten. Sei es, dass Zeitungsberichte (wieder) zensuriert werden oder, dass den Medien die Presseförderung gekürzt wird, oder dass ihnen Informationen vorenthalten werden.

Dem Autor gelingt es perfekt, wichtige Themen auf den Punkt zu bringen. Ohne viel Geschwurbel zeigt er, wie jede Staatsbürgerin, jeder Staatsbürger seinen Teil zum Erhalt der Demokratie beitragen kann.

Fazit:

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Gerne gebe ich hier fünf Sterne und eine Leseempfehlung.