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Veröffentlicht am 26.05.2019

Exorzismus, Wiedergänger oder doch nur gewöhnliches Mordmotiv

Der Teufel im Glas
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Die Archäologin Anna Grass soll Gebeine in der Michaelergruft umbetten, um einer Baustelle Platz zu machen. Dabei findet sie die Leiche eines kürzlich verstorbenen Priesters. Festgenagelt am Boden, mit ...

Die Archäologin Anna Grass soll Gebeine in der Michaelergruft umbetten, um einer Baustelle Platz zu machen. Dabei findet sie die Leiche eines kürzlich verstorbenen Priesters. Festgenagelt am Boden, mit einem Stein im Mund. Ist hier Exorzismus im Spiel?

Anna, noch geschwächt von ihrem letzen Fall, nimmt trotzdem die Bitte um Beratung in diesem Fall von Major Kandler an. Als ihr Freund Pater Michael ermordet wird, wird für sie die Angelegenheit persönlich. Auch die direkte Anweisung sich nicht einzumischen, der Familie zuliebe, bringt Anna nicht von ihrem Weg ab. Außerdem: wer ist Familie?

„Der Teufel im Glas“ nimmt Themen wie Exorzismus, Glaube, Eifersucht, Vertuschung und Abhängigkeiten auf. Natalie Mesensky wählt eine, für den Handlungsort Wien, authentische, mit Humor und Sarkasmus gewürzte, Sprache. Für manche Wörter kann das Glossar am Ende des Buches durchaus hilfreich sein.

Einblicke in das Gebiet der Ausgrabungen sind ebenso interessant, wie die Handlungen der Protagonisten, die ich durchaus nachvollziehbar fand. Ein Krimi den man einfach bis zum Schluss lesen muss, gerade auch, weil dieser nicht unbedingt vorhersehbar ist.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Von verschlossenen Einzelgängerinnen zu heilender Freundschaft

Alte Sorten
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„Sally und Liss, zwei Frauen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. …“ So der erste Satz der Kurzbeschreibung von „Alte Sorten“. Auf den ersten Blick mag dies ja zutreffen.

Sally, das junge Mädchen ...

„Sally und Liss, zwei Frauen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. …“ So der erste Satz der Kurzbeschreibung von „Alte Sorten“. Auf den ersten Blick mag dies ja zutreffen.

Sally, das junge Mädchen zieht kurz vor ihrem Abitur, mit viel Wut im Bauch und keiner wirklichen Perspektive heimlich und allein in die Welt hinaus. Liss, die auf einem Bauernhof lebende Frau mittleren Alters, die anscheinend keine Freunde, aber dafür alles im Griff hat, sogar die harte Arbeit am Hof.

Doch mit jeder Seite die der Leser umblättert findet er Parallelen zwischen den beiden Frauen. Liss lässt Sally bei ihr wohnen, ohne etwas von ihr zu verlangen. Doch genau das braucht Sally. Sie hilft von sich aus am Hof mit. Die harte Arbeit bringt die beiden Frauen einander immer näher. Unbewusst bietet Liss eine eher wortlose Therapie für Sally. Aber auch umgekehrt hilft Sally Liss ihre alten Verletzungen aufarbeiten zu können. Werden sie einander die Hilfe geben können, die sie zu ihrer Heilung brauchen, oder bekommen beide noch mehr Probleme, da Sally ja noch minderjährig ist?

Ewald Arenz zeigt einfühlsam wie sich die beiden verschlossenen Frauen langsam und vorsichtig öffnen. Manchmal erfährt der Leser nur kurze Sätze aus der Vergangenheit, dann lässt der Autor seinen Protagonistinnen wieder große und wichtige Abschnitte erzählen. So werden Liss und Sally für den Leser zu dreidimensionalen Figuren, greifbar und beinahe lebendig. Auch die Entwicklung der beiden ist nachvollziehbar und schlüssig.

Erwähnenswert ist auch die schöne, detaillierte Beschreibung verschiedener Arbeiten am Hof, aber auch der Landschaft. Es ist ein leichtes für den Leser sich die Welt von Liss und Sally vor den Augen entstehen zu lassen. Maßgeblich dazu trägt der Schreibstil von Ewald Arenz bei. Er ist einerseits leicht und flüssig lesbar, andererseits aber edel und anspruchsvoll formuliert. Das Buch ist faszinierend in seiner Geschichte, ebenso bewegend wie emotional.

Mein Fazit ist, dass ich dieses Buch jedem ans Herz legen möchte, denn durch diese Geschichte kann der Leser manche Themen mit anderen Augen zu betrachten beginnen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 05.05.2019

Schwere Kindheit, trotzdem nicht depressiv erzählt

Der Honigbus
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Im „Der Honigbus“ dürfen wir Meredith bei ihrem erwachsenwerden begleiten. Ihre Eltern trennen sich früh, woraufhin ihre Mutter in eine schwere Depression verfällt. Das Leben von Meredith und ihrem Bruder ...

Im „Der Honigbus“ dürfen wir Meredith bei ihrem erwachsenwerden begleiten. Ihre Eltern trennen sich früh, woraufhin ihre Mutter in eine schwere Depression verfällt. Das Leben von Meredith und ihrem Bruder Matthew wendet sich schlagartig. Sie sind im Haus der Großeltern nur geduldet. Echte Zuneigung erfahren die Kinder höchstens vom Großvater.

Bald entdeckt Meredith eine eigene Welt für sich. Die der Bienen. Ihr Großvater betreut viele Bienenvölker, erklärt ihr das Leben der Bienen im Stock, ihr Verhalten, ihren Zusammenhalt. Immer wieder findet Meredith Antworten, Erklärungen für Fragen in ihrem Leben.

Die Mutter fällt als Bezugsperson für die Kinder wegen ihrer Depression aus. Aber auch die Großmutter verschließt sich vor ihnen und ist mehr Versorger, als liebende Verwandte. Den Grund, bzw. eine mögliche Erklärung erfährt der Leser im Zuge des Buches. Der Vater wird alleine schon aufgrund der räumlichen Entfernung, zum Vater für zwei Wochen im Jahr. Den einzigen Halt erfahren die Kinder vom Großvater, doch auch er kann ihnen nur bedingt Hilfe sein.

Diese schwere Kindheit in so emotionale Wörter zu fassen, ohne eine depressive Stimmung zu vermitteln, ist keine leichte Aufgabe. Doch genau das ist Meredith May wunderbar gelungen. So ganz nebenbei erfährt der Leser eine Menge Interessantes und Neues über Bienen und ihren Staat. Um der gesamten Information, die in diesem Buch steckt, gerecht zu werden, werde ich es mit Sicherheit noch ein zweites Mal lesen.

Die einzelnen Kapitel tragen eine Überschrift, eine Zeitangabe und einen bezeichnenden Satz für die Lektion, die Meredith in diesem Kapitel von den Bienen lernen wird. Diese Einteilung hat mir sehr gut gefallen. Man kann sich nicht nur zeitlich orientieren, sondern auch die Lektion im Hinterkopf mitschwingen lassen.

Ein Buch, das zum Nachdenken, Mitfühlen, Ärgern und Lernen einlädt. Auch wenn es ein schweres Thema behandelt, ist die Biografie in einem flüssigen und leicht lesbaren Stil verfasst. Mit zwei Wörter gesagt: einfach empfehlenswert.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Hoch erotisches Märchen in einer ästhetisch schönen Sprache

Der Maharadscha und ich | Erotischer Roman
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Einem hoch erotischen, modernen Märchen gleich erzählt uns Dorothy Brown die Geschichte der deutschen Sandrine, die mit ihren Freundinnen Urlaub in Indien macht. Dort lernt sie den Maharadscha von Udaipur ...

Einem hoch erotischen, modernen Märchen gleich erzählt uns Dorothy Brown die Geschichte der deutschen Sandrine, die mit ihren Freundinnen Urlaub in Indien macht. Dort lernt sie den Maharadscha von Udaipur kennen. Er zeigt ihr eine Welt der Erotik, des Sex, des Tantra.

Sandrine ist eine selbständige, junge Frau, die Sex liebt. Zuhause hat sie gerade ihre Beziehung mit Dirk beendet. Diese Beziehung war geprägt von Bequemlichkeit und fehlendem Sex. Daher sind ihre Freundinnen mehr als überrascht wie sich Sandrine in Indien entwickelt. Langsam öffnet sie sich ihnen, beginnt zuerst Gespräche über Sex zuzulassen um im Laufe der Geschichte sexuelle Aktivitäten an öffentlichen Orten zu genießen. Manche Szenen sind in meinen Augen nicht alltagstauglich, aber wie gesagt, als modernes Märchen wunderbar zu lesen.

Maharadscha hingegen gefällt es, dass sich Sandrine ihre Eigenständigkeit bewahrt, dass sie nicht sofort vor dem großen, reichen, gutaussehenden Mann in die Frauchenrolle verfällt und ihm die Stirn bietet.

„Der Maharadscha und ich“ ist in einer ästhetisch schönen Sprache gehalten. Einzig gewöhnungsbedürftig ist der Wechsel der Erzählpersonen von dritter Person und Protagonisten, ein Wechsel ohne Ankündigung oder Kapitelwechsel. Durch den Geschichtsverlauf wird aber auch hier innerhalb weniger Worte oder Sätzen deutlich wer spricht, wer erzählt.

Sehr anschaulich sind die Schauplätze der Handlungen, stellenweise auch die Lebensweise der Inder beschrieben. Die erotischen Passagen werden direkt, detailliert, gefühlvoll und in anregender, erregender Weise dem Leser nahegebracht. Die Bezeichnungen wechseln zwischen deutschen und indischen Wörtern. Dieser Wechsel bringt zusätzlich etwas indisches Flair und passt zur Handlungsumgebung.

Das Cover ist im Stil des Bollywood gehalten und vertieft den Märchencharakter. Ich möchte dieses Buch allen ans Herz legen, die sich gerne in eine andere, erotische, farbenfrohe Welt entführen lassen wollen.

Veröffentlicht am 23.03.2019

Liebesgeschichte samt behutsamen Einstieg in die Materie der Fesselungen

Eine Woche Probezeit - Bekenntnisse einer Nymphomanin | Erotischer Roman
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Sarah und Henry sitzen sich täglich im Büro gegenüber. Sie kennen sich seit einigen Jahren. Doch plötzlich wird alles anders. Auf einer Betriebsfeier kommen sie sich näher und noch am selben Abend gesteht ...

Sarah und Henry sitzen sich täglich im Büro gegenüber. Sie kennen sich seit einigen Jahren. Doch plötzlich wird alles anders. Auf einer Betriebsfeier kommen sie sich näher und noch am selben Abend gesteht Henry seine Leidenschaft zur Dominanz, zur Fesselung und dem Wunsch dies in einer Partnerschaft auch ausleben zu können. Sie vereinbaren eine Art Probezeit, eine Woche, danach werden sie sehen ob es zwischen ihnen funktionieren kann. Wird Henry es schaffen, Sarah an sich zu binden, auch ohne jegliche Art von Fesseln? Ist Sarah die junge, unschuldige Frau, die Henry in ihr sieht, oder erwartet ihn eine Überraschung?

Mit „Eine Woche Probezeit“ haben wir einen leidenschaftlichen Roman in Händen, der sich trotz Dominanz und Unterwerfung von anderen Geschichten abhebt. Nicht nur, dass sich der Schreibstil leicht und flüssig lesen lässt, nein, auch die Wortwahl ist keineswegs abwertend, anrüchig oder vulgär.

Jascha Bending beschreibt sexuelle Spielvarianten liebevoll bis ins Detail. Das Kopfkino des Lesers kann sich dadurch wunderbar eine bildhafte Welt aufbauen, auch wenn er verschiedene Praktiken oder Geräte weder kennt noch je davon gehört hat.

Mir persönlich gefällt sehr gut, dass in diesem Roman neben Liebe auch hohes, gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung als wichtige Voraussetzungen für eine Partnerschaft, besonders in der Dominanz und Unterwerfung eine Rolle spielen, aufgezeigt werden. Einzig würde ich den Untertitel „Bekenntnisse einer Nymphomanin“ nicht so unterschreiben, da ich Nymphomanie doch stärker auf Sex bezogen sehe, oft auch mit verschiedenen Partnern.

Das Hauptaugenmerk liegt auf verschiedenen Fesselungsarten und der Annäherung der Wünsche von Sarah und Henry. Wer Demütigung in Form von Erziehung, Bestrafung oder Zufügen von Schmerzen sucht, wird bei diesem Roman nicht fündig werden. Für mich beinhaltet dieser Roman aber alles Wichtige eines erotischen Romans: eine Liebesgeschichte, Wertschätzung des Partners, Leidenschaft und Erotik, harmonisch abgerundet und in einer wohlwollenden Sprache erzählt. Mein Lesevergnügen ist mir alle fünf Punkte wert.