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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2019

Sehnsucht in Bildern

Das Kino des Lebens
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„...Langsam verblasste das Bild meiner Mutter in meiner Erinnerung. Aber sie hatte einen schönen Seidenschal zurückgelassen, der einen kaum merklichen feinen Duft verströmte...“

Die Mutter hatte Man und ...

„...Langsam verblasste das Bild meiner Mutter in meiner Erinnerung. Aber sie hatte einen schönen Seidenschal zurückgelassen, der einen kaum merklichen feinen Duft verströmte...“

Die Mutter hatte Man und Tochter verlassen, als das Kind noch klein war. Wenn bei beiden die Trauer darüber kommt, geht der Vater mit der Tochter ins Kino. Die Mutter liebte das Kino. Vielleicht würde sie diese dort eines Tags treffen.
Der Autor bezeichnet sein Buch als Bilderbuch für Erwachsene – und das trifft es genau.
Wunderschöne Zeichnungen, häufig über eine Doppelseite, geleiten mich als Leser durch die Geschichte. Ein immer wiederkehrendes Motiv sind die Sitzreihen in einem Kinosaal. Dann ist meist die Grundfarbe der Seite schwarz, zumindest wenn eine Vorstellung läuft. Die Geschichte des Mädchens und ihres Vaters rankt sich um das Kino. Der Besuch der Vorstellung ist wie ein Höhepunkt im Alltag, der die tiefe Verbundenheit zwischen beiden zeigt. Dazwischen lässt mich das Mädchen an seinen Gedanken teilhaben. Sie macht sich ein Bild der Mutter und stellt ihr Fragen, Fragen, die unbeantwortet bleiben. Die Jahre vergehen. Studium und erste Arbeitsstelle ändern nichts an der Liebe zum Kino. Den Freund findet sie im Kino. Er will einen eigenen Film drehen.
Später nimmt sie ihre kleine Tochter mit ins Kino. In gewisser Weise wiederholt sich die Geschichte.
Dem Autor ist eine berührende Geschichte über Sehnsucht und Hoffnung gelungen. Wenig Text, aber ausdrucksstarke Bilder machen das Buch zu etwas Besonderen.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Spannende Fortsetzung

Paradise Valley: Das Verhängnis
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„...Ich habe eh nichts anderes vor in den Ferien. Und zu Hause wartet bloß gähnende Leere auf mich. Mein Vater wird kaum merken, dass ich nicht da bin...“

Mit diesen Worten schließt sich Harrison Lena, ...

„...Ich habe eh nichts anderes vor in den Ferien. Und zu Hause wartet bloß gähnende Leere auf mich. Mein Vater wird kaum merken, dass ich nicht da bin...“

Mit diesen Worten schließt sich Harrison Lena, Tom, Mia, und Toyah an, die auf den Weg ins Paradise Valley sind. Dort hoffen Lena und Toyah ihre Mutter zu treffen. Diese hatte die Familie vor Jahren verlassen.
Der Autor hat erneut ein spannendes und abwechslungsreiches Jugendbuch geschrieben. Das Buch schließt zeitnah an den ersten Teil an.
Die Reise in das unbekannte Tal ist für die fünf nicht ungefährlich. Sie werden beobachtet und begleitet. Ziel ist es, das Amulett zu bekommen, dass Lena von ihrer Mutter erhalten hat. Was es eigentlich bedeutet, ist den Jugendlichen noch unklar. Auch ich als Leser werde darüber im Unklaren gelassen. Das folgende Zitat fasst das Wissen und Nichtwissen darüber zusammen:

„...Das eine ist das Familienwappen von Moms Vorfahren. Wofür die beiden anderen Zeichen stehen, haben sie noch nicht herausgefunden...“

Irgendjemand will außerdem, das die Fünf das Tal nie erreichen. Auf ihrer Reise finden die Jugendlichen einen Verletzten. Sie helfen ihm. Tom ruft seine Freunde Amy und Luke an, dass sie ihn in ein Obdachlosenheim bringen, wo er weiter versorgt werden kann. Dort kommt es zu einem inhaltsreichen Gespräch zwischen Ravindran, dem Verletzten, und Reverend Washington. Es geht um das Thema Vergebung. Die Stelle gehört für mich zu den inhaltlichen Höhepunkten des Buches. Am Ende fasst der Reverend zusammen:

„...Sie haben Ihr Leben noch vor sich. Wenn die Zeit reif ist, werden Sie zum Vergeben bereit sein. Das spüre ich...“

Lenas Vater ist in großer Sorge um die Töchter. Nachdem er schon seine Frau verloren hat, möchte er nicht das Gleiche mit seinen Töchtern erleben. Toyah hat ihm nur eine kurze Nachricht hinterlassen. Die momentane Freundin des Vaters sieht das gelassener.

„...Alle Väter fürchten, ihre Töchter geraten in die falschen Kreise. Was bin ich froh, dass meiner weit weg ist und mich in Ruhe lässt...“

Nach einer spannenden und abenteuerlichen Reise erreichen die Jugendlichen das Tal. Sie treffen Lenas Mutter und den kleinen Bruder. Doch die Mutter verhält sich eigenartig. Ist das Tal eine Falle? Diese Frage wird erst der nächste Teil beantworten. Die ersten Erlebnisse im Tal allerdings lassen bei mir alle Alarmglocken läuten.
Der Schriftstil des Buches ist außergewöhnlich. Ich würde fast sagen, es liest sich stellenweise wie ein Drehbuch. Kurze, abgehackte Sätze, die stakkatoartig aufeinanderfolgen, kennzeichnen viele Szenen. Dabei kann ein Satz durchaus zeilenweise in Einzelworte zerlegt werden. Erstaunlicherweise wird damit aber nicht nur das rasante Tempo mancher Stellen befeuert, sondern es gelingt außerdem, das Gefühlschaos von Mia in dieser Form wiederzugeben.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich bin schon auf den letzten Teil gespannt.

Veröffentlicht am 20.04.2019

Ein erschreckender Weg auf sich selbst

Der Weg
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„...Tony war kein fröhlicher Mensch und fest entschlossen, sich keinen Vorteil entgehen zu lassen. Glücklichsein war eine alberne Sentimentalität. Und verglichen mit einem möglichen Deal und dem süchtig ...

„...Tony war kein fröhlicher Mensch und fest entschlossen, sich keinen Vorteil entgehen zu lassen. Glücklichsein war eine alberne Sentimentalität. Und verglichen mit einem möglichen Deal und dem süchtig zu machenden Nachgeschmack des Siegers war es flüchtig wie Dunst...“

Tony wird im Eingangszitat exakt beschrieben. Zu ergänzen wäre noch, dass er niemand vertraut. Er hat sich eine absolut sichere Wohnung gebaut, die keiner aus ihm kennt. Dann aber bricht er in dieser Wohnung mit heftigen Kopfschmerzen zusammen. Er landet rechtzeitig in einer Klinik und fällt ins Koma. Die Ärzte diagnostizieren eine Sturzverletzung, ein Aneurysma und beginnenden Krebserkrankung im Kopf.
Tony glaubt, dass mit dem Tod alles vorbei ist. Doch plötzlich findet er sich außerhalb seines Körpers wieder und wird mit dem zustand seiner Seele konfrontiert.
Der Autor hat einen tiefgründigen Roman geschrieben. Tony erhält die Chance zur Umkehr. Wird er sie nutzen?
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Das Buch lebt davon, das ich als Leser mich auf ungewöhnliche Experimente einlasse. Tony bekommt dadurch die Möglichkeit, sein Leben aus völlig neuer Sicht zu betrachten. Und er bekommt eine Aufgabe, die ihn bis in die letzte Sekunde fordert. Er muss eine Entscheidung fällen, die für ihn selbst grundlegende Bedeutung hat.
Das Berührende für mich waren zwei Dinge: zum einen die tiefgründigen Gespräche, die Tony in der Zwischenwelt führt, und zum zweiten seine Wandlung, die nach und nach geschieht. Einer der Sätze, die im Dialog fallen, lautet:

„...Sohn, du stirbst seit dem Tag deiner Empfängnis. Und obwohl der Tod monströs und Böse ist, schreiben ihm die Menschen unverdient viel mehr Macht zu, als er wirklich besitzt...“

Auch das folgende Zitat zwingt zum Nachdenken:

„...Du brauchst Grenzen […], aber keine Mauern. Mauern trennen, während Grenzen Respekt und Achtung ausdrücken...“

Gekonnt wird seine Vergangenheit einbezogen. Zwei Dinge haben sein Leben geprägt: der Unfalltod der Eltern und der Tod seines ersten Sohnes. Beides hat aus ihm den Mann gemacht, der jetzt im Koma liegt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich möchte mit einem weiteren Zitat schließen:

„...Die Menschheit hat sich für die Unabhängigkeit entschieden. Die daraus resultierende Dunkelheit hat euch blind gemacht für die Einfachheit der Wahrheit...“

Veröffentlicht am 17.04.2019

Wer zog die Fäden?

Tödlicher Stoff
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„...“Ich betreibe Studien“, behauptete Sherlock. „Ansonsten das, was die gesamte Menschheit in diesen Netzwerken macht: Lebenszeit vergeuden“...“

Sherlock Holmes ist in der Gegenwart angekommen. Doch ...

„...“Ich betreibe Studien“, behauptete Sherlock. „Ansonsten das, was die gesamte Menschheit in diesen Netzwerken macht: Lebenszeit vergeuden“...“

Sherlock Holmes ist in der Gegenwart angekommen. Doch er langweilt sich. Dr. Watson kennt das schon. Wenn Sherlock nichts zu tun hat, bekommt er schnell ein Suchtproblem. Dieses Mal sind es Facebook und Co. Bei obigen Zitat geht es um die Frage, warum sich Sherlock mit dem Internet beschäftigt.
Nach dem Treffen mit Mycroft, Sherlocks Bruder, ändert sich das. Der braucht Sherlocks Hilfe, damit der Brexit nicht aus dem Ruder gerät. Gleichzeitig ist die politische Schicht beunruhigt, weil sich die Anzahl der toten Obdachlosen häuft.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben, in dem sie gekonnt brisante politische Themen anpackt und gleichzeitig zeigt, welche Folgen der Brexit haben könnte. Um die Handlung auf eine konkrete Frage zuzuspitzen: Wie verhält sich das ausländische Klientel, das nicht weiß, was mit ihm nach dem Brexit passiert?
Dabei kreiert die Autorin interessante Protagonisten: einen Obdachlosen, der als Informant für Sherlock arbeitet und dessen ersten Fall in einem Buch verewigt hat; einen jungen Wissenschaftler, der für seinen Erfolg alles tut, und eine Redakteurin der BBC, von der Watson spekuliert, ob sie für Sherlock mehr ist als eine Mitarbeiterin.
Sehr spannend finde ich das Verhältnis der Brüder Mycroft und Sherlock. Sie sind wie Feuer und Wasser. Eine Aussage Mycrofts auf die Frage, in welche Situation ihn Sherlock nun gebracht hat, beleuchtet diese Beziehung:

„...In die gleiche wie früher, wenn ich dein Spielzeug aufräumen und die Wohnung hinter dir wieder in Ordnung bringen musste. Bloß, dass die Wohnung jetzt England ist...“

Die Ermittlung im Fall der Obdachlosen führt schnell zu einer Teillösung. Sherlock findet heraus, wer für deren Tod verantwortlich war und welche Methode gewählt wurde. Der Täter lebt nicht mehr, und er muss Hintermänner gehabt haben, die ihn geschickt manipuliert haben. Die Suche danach benötigt Zeit. Welche Rolle spielt dabei das Internet. Sherlock stellt dazu eine interessante Frage:

„...Letzten Endes ist es reine Mengenlehre: Wer von denen, die da interagieren, kennt sich auch in der Realität?...“

Begeistert bin ich von Sherlocks logischen Schlussfolgerungen, seiner exakten Beobachtungsgabe und seinen ab und an durchblitzenden Humor. Andererseits gefällt mir an ihm weniger, dass er Watson wie eine Statisten behandelt, der da zu sein hat, wenn er ihn braucht. Erstaunlich, dass der sich das gefallen lässt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Gern mehr davon!

Veröffentlicht am 14.04.2019

Fesselnd bis zur letzten Seite

Lidakis spielt falsch
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„...Er hatte nichts gegen Weihnachtsmärkte, gar nichts, es sei denn, sie waren zu voll und es regnete...“

Privatdetektiv Andy Mücke ist mit seiner Freundin Jessica auf dem Weihnachtsmarkt, als sein Smartphone ...

„...Er hatte nichts gegen Weihnachtsmärkte, gar nichts, es sei denn, sie waren zu voll und es regnete...“

Privatdetektiv Andy Mücke ist mit seiner Freundin Jessica auf dem Weihnachtsmarkt, als sein Smartphone klingelt. Es meldet sich Eddy Sawatzki, den Andy fast 27 Jahre nicht gesprochen hat. Der will ein Treffen mit Andy und behauptet, hinter Manipulationen im Profisport gekommen zu sein. Andy ist nicht begeistert, stimmt aber letztendlich zu. Dann wartet er vergebens am Treffpunkt. Kurze Zeit später befragt ihn die Polizei, weil Eddy erschossen aufgefunden wurde.
Wenig später lädt Frank Trenkler Andy und Jessica ein. Auf sein Betreiben wechselte für viel Geld der griechische Fußballer Lidakis vom VfL Bochum zu den Blue Stars Bonn, die von einem asiatischen Investor finanziert werden. Während Lidakis in Bochum ein Star war, hat er beim neuen Verein noch nicht einmal getroffen. Andy soll herausfinden, was in der Zeit vor dem Vereinswechsel passiert ist.
Der Autor hat erneut einen spannenden und vielschichtigen Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Neben der Ermittlungsarbeit darf ich als Leser tief in das Geschehen im Profifußball eindringen. Zum einen kann ich die Winkelzüge von Lidakis` Manager verfolgen, zum anderen gibt es spannende Gespräche, die Andy mit Fans und Fußballern führt. Er sieht sich ein Training in Bochum an und sitzt in Bonn bei einem Spiel auf der Tribüne. Auf die Frage, ob die Idee mit den Investor richtig war, bekommt Andy zur Antwort.

„...Es ging nur um enge Partnerschaft. Der Reiner Calmund sagte nach dem Aufstieg zu mir: Frank, eins musst du dir merken, Tradition schießt keine Tore, dat is so! Geht euren Weg...“

Jessicas Vater hat sich einen Altersruhesitz auf Korfu zugelegt. Das kommt Andy gelegen, denn auch Lidakis stammt von der Insel. Als Andy und Jessica allerdings über Weihnachten nach Korfu fahren, muss Jessica resigniert feststellen:

„...Außer dem Thermometer schien in der Baracke ihres Vaters nichts zu funktionieren. Das blöde Teil an der Wand zeigte gerade mal 15 Grad an. Die Kälte ließ sie bibbern, mehr noch die Enttäuschung...“

Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Plötzlich gerät auch wieder der tödliche Autounfall von Nicole, Lidakis` Freundin, ins Visier. Und dann bekommt Andy auf Korfu eine Information, die bei ihm alle Alarmglocken klingeln lässt. Jetzt kommt es auf jede Stunde an.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Geschickt werden die Ermittlungen mit dem Privatleben von Andy verknüpft.