Profilbild von Talisha

Talisha

Lesejury Star
offline

Talisha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Talisha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2019

Feinfühliger Roman

Veranda zum Meer
0

Willow Longville mag ihr Leben. Meistens. Sie kellnert im Comfort Food Café und putzt, hat ihre eigene Reinigungsfirma und kümmert sich um ihre an Alzheimer erkrankte Mutter Lynnie. Als Willow im ehemaligen ...

Willow Longville mag ihr Leben. Meistens. Sie kellnert im Comfort Food Café und putzt, hat ihre eigene Reinigungsfirma und kümmert sich um ihre an Alzheimer erkrankte Mutter Lynnie. Als Willow im ehemaligen Kinderheim Briarwood eine Grundreinigung für den neuen Besitzer vornimmt, lernt sie Tom Mulligan kennen, den sie schon einmal gesehen hat. Damals war sie acht Jahre alt. Auch Tom kann sich an die Begegnung erinnern. Die zwei freunden sich an, bald ist mehr da. Aber Willow redet sich ein, keine Zeit für eine feste Beziehung zu haben.

Der vierte Teil der Comfort Food Café kommt im Schreibstil wie bisher gewohnt flüssig und mit viel Wortwitz daher. Beim Lesen halten wir uns mehr bei Willow zu Hause auf und weniger im Café als in den ersten drei Bänden. Deshalb kann "Veranda zum Meer" viel besser als die Vorgänger als Stand Alone gelesen werden. Willow gibt Tom eine Einführung in die Verhältnisse vor Ort, die auch für Neueinsteiger dienlich ist.

Tom ist ein scheuer Erfinder und somit der perfekte Kandidat für die Budburytruppe. Schnell ist Tom dem Comfort Food Café Virus und Willows Charme erlegen. Bloss ihre Familiensituation macht es ihr nicht leicht.

Bisher spielten Willow und Lynnie nur Nebenfiguren, hier lernt man sie nun richtig gut kennen. Debbie Johnson schafft es, die Gefühle und Nöte von Alzheimer-Angehörigen sehr gut rüberzubringen. Dabei erfährt man auch den praktischen Aspekt von Willows rosafarbenem Haar.

Willow hat sich ideenreich einen lebbaren Alltag mit ihrer Mutter aufgebaut, der sich bewährt hat. Auch auf die Hilfe von ihren Freunden aus dem Café kann sie zählen. Dennoch: kann Willow es wagen, einmal über Nacht wegzubleiben oder stresst das Lynnie zu sehr? Immer nur Rücksicht nehmen ist nicht leicht. Willows Wünsche, Ängste und Befürchtungen - vielleicht mal zwei Tage alleine irgendwohin fahren, die Betreuung aufzuteilen oder abzugeben, was passiert dann mit ihrer Mutter? - fand ich nachvollziehbar beschrieben. Trotz aller Ernsthaftigkeit schafft es die Autorin wie immer einen locker-leichten Ton anzuschlagen, begleitet von viel Humor, der Willow zum Glück nie abhanden gekommen ist.

Fazit: Feinfühliger Roman über den Alltag als Hauptbetreuungsperson eines an Alzheimer erkrankten Familienmitglieds.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Auf die Bienen gekommen

Bienenleben
0

Die Autorin beschreibt, wie sie auf die Bienen gekommen ist: eine erste Annäherung durch TV-Formate, später besuchte sie einen Imker-Kurs und erst Jahre danach begann sie selbst mit dem Imkern.

Sarah ...

Die Autorin beschreibt, wie sie auf die Bienen gekommen ist: eine erste Annäherung durch TV-Formate, später besuchte sie einen Imker-Kurs und erst Jahre danach begann sie selbst mit dem Imkern.

Sarah Wiener ist fasziniert von der Welt der Bienen, die kleinen pelzigen und stachligen Tiere begleiten sie durchs Jahr. Davon schreibt die bekannte Köchin und vermag dabei die Leser zu begeistern.

Interessant schreibt Sarah Wiener von ihren eigenen Bienenvölker, erzählt von der Kommunikation und Intelligenz der Bienen und lässt uns an ihren Besuchen bei Forschungsstellen teilhaben. Spannend fand ich das Kapitel über das Imkern in der DDR und den Unterschied zu heute.

"Bienenleben" ist ein Buch, das aufmerksam macht für die Notwendigkeit von Bienen und gibt ohne erhobenen Zeigefinger Tipps, wie wir alle im Kleinen dazu beitragen können, dass es den Bienen bei uns gut geht. Das Buch ist als Erfahrungsbericht verständlich formuliert und daher nicht nur informativ, sondern auch schnell und flüssig zu lesen.

Fazit: Interessante Lektüre für alle Bienen- und Honigfans und solche, die es werden wollen!
4 Punkte.

Veröffentlicht am 14.04.2019

Charmante Geschichte

Die Glücksagentur
0

Die Romane von Lorraine Fouchet wurden in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum einem breiten Publikum zugänglich gemacht. So wundert es nicht, dass "L'agence" (die französische Originalausgabe) ...

Die Romane von Lorraine Fouchet wurden in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum einem breiten Publikum zugänglich gemacht. So wundert es nicht, dass "L'agence" (die französische Originalausgabe) in Frankreich im Jahre 2003 veröffentlicht und 2005 zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt, nun nochmals neu aufgelegt wurde: voilà, "Die Glücksagentur".

Im 2003 arbeitete man schon mit Computer und hatte auch Handys - doch im Gegensatz zu heute lief das alles noch gemächlich. Vielleicht ist gerade das der Grund, dass diese schöne Geschichte trotz viel Dramatik total gemütlich daher kommt. Juliette hat es nicht leicht: als sie mit knapp 20 erfährt, dass sie schwanger ist, sterben ihre Eltern bei einem Flugzeugabsturz. Fortan kümmert sie sich um ihr Kind und ihre Schwester, die nur fünf Jahre älter ist als ihr Sohn.

Zehn Jahre später hat Juliette genug von Paris und dem Stress, es allen recht zu machen und zieht mit ihrer 15-jährigen Schwester Alice und ihrem 10-jährigen Sohn Aurélien in das Dorf ihrer Grossmutter ins südfranzösische Gers. Zusammen mit Sarah, ihrer Freundin aus Kindertagen, eröffnet sie "Die Glücksagentur". Die zwei Frauen wollen ihren zukünftigen Kunden ermöglichen, mit einer wohnlichen Veränderung ebenso glücklich zu werden wie sie. Die ersten Kunden kommen schon bald, die ersten Probleme ebenso.

Der Bürgermeister Pierre Bados will die zwei Frauen loswerden, seine Frau Jeanne beschwört aus anderen Gründen einen Kleinkrieg mit Juliette herauf. Auch Bauer und Witwer Barnabé mag die Zugezogenen nicht, aus Gründen. Sein Sohn Nicolas freundet sich derweil mit Aurélien an und Alice sich mit Florian, dem Sohn von Jeanne und Pierre. Er hat Probleme mit seinen Eltern und ist lieber bei seinem Onkel Jaques, der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt und im Haus von Juliettes Grossmutter lebt. Jaques und Florian musizieren sehr oft zusammen - natürlich passt auch das Florians Eltern nicht.

Das sind aber noch längst nicht alle Personen und Probleme, die in der Gascogne aufwarten. Der Roman über Juliette und all die anderen im Dorf hat es in sich und kommt trotzdem leicht daher. Veränderungen im Leben und der Umgang damit ist das Hauptthema im Buch und wird in vielen Varianten geschildert. Immer mit einem Augenzwinkern und viel Situationskomik.

Der Roman mit dem Eyecatcher-Cover weist ein paar unschöne Übersetzungsfehler auf, die man der lebendigen Geschichte und der toll charakterisierten Figuren wegen aber verzeiht.

Fazit: Charmante Geschichte, die ein Lächeln aufs Gesicht der Leser zaubert.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Man muss Raben und Geschichte mögen

Der Herr der Raben
0

Die Legende um die Raben im Tower kenne ich schon länger. Aber erst seit ich die Beefeater-Krimis mit Ermittler John Mackenzie von Emma Goodwyn gelesen habe, weiss ich, dass es auch einen Ravenmaster gibt, ...

Die Legende um die Raben im Tower kenne ich schon länger. Aber erst seit ich die Beefeater-Krimis mit Ermittler John Mackenzie von Emma Goodwyn gelesen habe, weiss ich, dass es auch einen Ravenmaster gibt, der sich um die Tiere kümmert. Das faszinierte mich und deshalb ging ich bei meinem nächsten Besuch im Tower von London nicht direkt zu den Kronjuwelen, sondern zuerst zu den Raben. Seit etwa zwei Jahren folge ich dem Ravenmaster auf seinem Social Media Kanal.

Als ich 2018 von dem Buch über den "Herr der Raben" erfuhr, kam es gleich auf meine Wunschliste. Nun liegt es in der deutschen Übersetzung vor. Christopfer Skaife erzählt über seinen Werdegang und seinen Alltag mit den Raben.

Chris Skaife stellt sich zuerst selbst vor, schreibt über seine Kindheit, seine Zeit in der britischen Armee und die Geschichte, wie er zu einem Yeoman Warder und später zum Ravenmaster wurde. Leser dieses Buches müssen Geschichte mögen, denn der Autor erzählt sehr viel über die Historie des Towers. Dazu liefert er wissenswerte biologische Fakten über die beschriebenen Vögel wie auch einige Anekdoten über seine Erlebnisse mit "seinen" Raben.

Meistens schweift er in seiner Erzählung über den Rabenalltag aber ab und erzählt mehr über sich und seine Zeit als Soldat. Dass die für ihn wichtig war und ihn lehrte diszipliniert zu sein, kommt ihm im Umgang mit den Raben zugute - nimmt jedoch einen zu grossen Teil im Buch ein. Die sieben gegenwärtigen Raben des Towers werden einzeln kurz in Steckbriefform vorgestellt. Über Merlina (der heimliche Star und am zutraulichsten) und Munin wird mehr erzählt, ich vermisste jedoch Einzelheiten über die anderen fünf Raben. Ich hätte durchaus mehr über diese gefiedrigen Tower-Bewohner erfahren wollen und dafür weniger über die British Army.

Trotzdem war das Buch interessant und äusserst humorvoll. Wer sich beim Besuch des Towers je mit den Yeoman Wards unterhalten konnte, weiss was ich meine. In "Der Herr der Raben" gibt es diesen typisch britischen Humor frei Haus auf 256 Seiten.

Fazit: Faszinierender und unterhaltender Bericht über die Geschichte des Towers, dessen Raben und ihren Rabenmeister.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Freundschaft und Familie

Unter dem Limonenhimmel
0

Auch dieses Jahr können wir wieder miterleben wie es Marco, Lisabetta und ihren Freunden und den Familien geht.

Lisabetta wohnt zwar noch bei den Pantanellas und schaut zu Raffaele, hat sich aber eine ...

Auch dieses Jahr können wir wieder miterleben wie es Marco, Lisabetta und ihren Freunden und den Familien geht.

Lisabetta wohnt zwar noch bei den Pantanellas und schaut zu Raffaele, hat sich aber eine Wohnung gemietet, die sie erst neu malen und dann einrichten müsste. Marco hat Pläne für den Zitronenhain, doch die sind schwierig umzusetzen, da sich erstens sein Vater dagegen quer stellt und ihm jemand einen Teil seines Landes wegnehmen will.

Marco fährt zudem noch immer jede zweite Woche nach München, um für die Kinder zu sorgen. Kurz bevor er aktuell wieder nach München muss, bekommt er unangemeldeten Besuch von seiner ehemaligen Arbeitskollegin Nathalie (bekannt aus "Sommer der Erinnerung"). Sie hat Krach mit ihrem Chef Stefan und erhofft sich von Marco Unterstützung. Pippo ist geschockt, als er Nathalie zum ersten Mal sieht, zu sehr erinnert sie ihn an seine Ex-Freundin, über deren Trennung er noch Jahre später nicht hinaus ist.

Die Freundschaft der alten Amalfi-Clique steht in diesem Band im Vordergrund. In Rückblicken erfährt man, wie schon in "Ein Sommer wie Limoneneis", mehr über die Kindheit der Freunde. Das Freundesband droht nun aber zu zerbrechen, weil alle mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt sind und einzelne den anderen an den Karren fahren wollen. Lohnt es sich, die Freundschaft zu retten oder ist es endgültig vorbei?

In "Unter dem Limonenhimmel" erfährt man viel über Pippo, der nicht durchgehend in Amalfi lebte, was mir neu war (oder auf das ich im ersten Band kein Augenmerk darauf legte und es schlicht vergessen habe). Seine Geschichte gefällt mir sehr.

Auch die Beweggründe von Lisabetta, die zum ersten Mal alleine in einer Wohnung leben wird und sich überlegt, wie sie sich ein Stück Selbstständigkeit erschaffen kann, wurde schön geschildert. Ebenso die Szenen, in der Marco versucht seinen Vater von der Notwendigkeit einer Neuausrichtung zu überzeugen und mit der Zeit zu gehen, sowie Raffaeles neu gefundener Lebensmut.

Marie Matisek versetzt die Leser schon mit den ersten Zeilen an die sonnige Amalfiküste und versprüht Urlaubsfeeling, trotz der Probleme, die die Figuren vor Ort haben. Der Roman macht bewusst, dass das Leben der Einheimischen an Urlaubsdestinationen nicht unbeschwert und problemfrei verläuft - was leider viele Touristen in ihrem Urlaub gerne ausblenden.

Beim Lesen dieser gemütlichen Sommergeschichte bedauerte ich sehr, dass ich mir meine Lesestunden nicht mit einem Gelati direkt von Pippo versüssen konnte.

Fazit: Familie und Freundschaft stehen im Mittelpunkt dieses unterhaltenden und gelungenen Romans mit viel Amalfiküste-Flair.
4 Punkte.