Sinnlich, heiß, sexy
Up All Night„‘Du würdest echt deine Gefühle verleugnen, damit sie glücklich ist?‘ […] ‚Das tue ich schon mein Leben lang. […]‘“
„Up All Night“ ist der erste Band der „Up-All-Night-Reihe“ von April Dawson. Er erschien ...
„‘Du würdest echt deine Gefühle verleugnen, damit sie glücklich ist?‘ […] ‚Das tue ich schon mein Leben lang. […]‘“
„Up All Night“ ist der erste Band der „Up-All-Night-Reihe“ von April Dawson. Er erschien im April 2019 im Lyx-Verlag.
Taylor Jensen ist sich sicher: Einen Mann lässt sie so schnell nicht mehr an sich heran! Nachdem sie an einem Tag, wohl der schlimmste Tag in ihrem Leben, nicht nur ihren Job und ihr Auto verliert, erwischt sie zu allem Überfluss auch noch ihren Freund in flagranti mit der Nachbarin im Bett. Hals über Kopf flüchtet sie aus der Wohnung und läuft auf der Straße zufällig in die Arme ihres Schulfreundes Daniel. Diesen hat sie seit der Schulzeit aus den Augen verloren, trotzdem ist das damalige gegenseitige Vertrauen sofort wieder präsent. Als Daniel Taylor ein Zimmer in seiner WG anbietet, ist sie zunächst skeptisch, hat sie doch gerade beschlossen, keine Nähe zu einem Mann zuzulassen. Und Daniel ist… heiß!
Dann versichert Daniel ihr aber, auf Männer zu stehen und Taylor zieht dankbar in das WG-Zimmer ein. Mit ihren neuen Mitbewohnern beginnt Taylor das Leben in vollen Zügen zu genießen, die Beziehung zu Daniel entwickelt sich langsam wieder zu der Freundschaft, die sie einmal war, doch manchmal gibt es Situationen, die Taylor nicht einordnen kann. Warum fühlt sie sich plötzlich zu Daniel hingezogen? Mehr als Freundschaft kann und darf es ja einfach nicht sein… oder?
„Up All Night“ ist ein Liebesroman mit sehr sinnlichen und erotischen Szenen. Die Handlung ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, welche zwischen den Protagonisten Taylor und Daniel wechselt. Dieser Schreibstil ermöglicht einen wundervollen Einblick in die Gedanken, Gefühle und Zweifel der beiden. Diese Darstellung wird dadurch verstärkt, dass die Autorin im Wechsel der Perspektiven manche Szenen doppelt anschneidet, sodass man die jeweilige Szene aus dem Blickwinkel beider Hauptfiguren betrachten kann, die Geschehnisse sich aber nicht direkt doppeln, sondern beim Perspektivwechsel nur kurz erneut zusammengefasst werden. Dies führt zu einem besseren Verständnis der Figuren und lässt den Leser noch besser in die Welt von Daniel und Taylor eintauchen.
Taylor ist eine tolle Frau. Sie hat ein entschlossenes und selbstbewusstes Auftreten, zeigt aber an den richtigen Stellen, dass sie auch eine andere Seite hat. An den richtigen Stellen lässt sie es zu, dass ihre Gefühle sie übermannen und auch ihre Unsicherheit verbirgt sie nicht, wenn sie mit Daniel zusammen ist. Sie hat eine offene, ehrliche und freundliche Art und zieht einen damit in ihren Bann. Durch ihr angenehmes Auftreten findet sie auch in der WG schnell Anklang und wird mehr und mehr ein Teil der Wohngemeinschaft, die mehr eine Familie, als eine Zweckgemeinschaft ist.
Auch Daniel ist absolut sympathisch. Er ist äußerlich ein klassischer Bad Boy: gutaussehend, trainiert, selbstsicher. Bei seinen Freunden und Freundinnen allerdings ist er das genaue Gegenteil. Man kann sich auf ihn verlassen, er ist für einen da und kümmert sich um die, die ihn am Herzen liegen – im Zweifel auch gegen sein eigenes Wohl. Dies erkennt und schätzt auch Taylor an ihm, für sie war er schon immer der beste Freund, den es auf der gesamten Welt geben kann. Für Gefühle ist kein Raum und eine Beziehung kommt sowieso nicht in Frage, denn erstens würde dadurch die Freundschaft womöglich gefährdet werden und zum anderen ist Daniel nun einmal schwul…
Ebenso liebevoll und authentisch sind die Freunde und Freundinnen von Tylor und Daniel. Niemand, außer Taylors Exfreund Robb, ist extrem unsympathisch. Lediglich Taylors besten Freundinnen spielen für meinen Geschmack eine zu kleine Rolle im Roman. Sie tauchen nur an einigen wenigen Stellen auf, während Daniels Freunde viel präsenter zu sein scheinen. Dies finde ich ein bisschen schade, denn Freundschaften sind so unglaublich wichtig und sollten durch eine Beziehung oder neue Lebensumstände nicht vernachlässigt werden.
Der Roman war wunderschön, mit viel Charme und einigen witzigen Szenen beschrieben. Ich konnte ihn nur schlecht aus der Hand legen und wurde regelrecht in die Geschichte von Taylor und Daniel eingesogen. April Dawson gelingt es, eine ansprechende Verknüpfung von Erotik und Leidenschaft mit Freundschaft und Vertrauen herzustellen. Die Beziehung von Daniel und Taylor ist etwas Besonderes, das „mehr“ werden könnte. Hierbei bekommen die erotischen Szenen zwar einen gesunden Raum, sind aber trotzdem nicht zu präsent.
Neben dem Hauptthema, der Freundschaft zwischen Daniel und Taylor wird im Roman ebenso geschickt das Thema der Homosexualität aufgegriffen und thematisiert. Dies passiert ebenfalls in einem nicht zu aufdringlichen Rahmen, die dezente Andeutung gelingt aber, sodass man sich mit dem Thema weiter auseinandersetzen kann, aber nicht muss.
Der Roman an sich hebt sich in diesem Buchgenre nicht außerordentlich von anderen Büchern ab. Dies macht ihn aber nicht weniger attraktiv, denn Liebesromane sind eben Liebesromane und neue Konflikte sind nur schwer zu konstruieren.
Mein Fazit: Ein Liebesroman mit unglaublich viel Gefühl und Leidenschaft, einem lockeren und witzigen Schreibstil und einer Intensität, die den Leser einsaugt. Ich habe die Spannung zwischen den Hauptfiguren nahezu knistern hören und bin begeistert von der Romantik und der liebevollen Atmosphäre die übertragen wird. Mal wieder ein Roman, in dem ich mich mit meiner romantischen und kitschigen Seite verlieren konnte… <3 Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich unglaublich auf die Fortsetzung von „Up All Night“, denn das Ende von diesem Band gibt ja schon eine Idee darauf, wie es weitergehen könnte.