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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2019

Unterhaltsam und ein wenig überspitzt

Betamännchen
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Meine Meinung:
Ich muss gestehen, dass ich am Anfang schon ein wenig skeptisch gegenüber diesem Buch war. Ich wollte aber unbedingt wissen, wie das Thema aufgegriffen und verarbeitet wird. Im Nachhinein ...

Meine Meinung:
Ich muss gestehen, dass ich am Anfang schon ein wenig skeptisch gegenüber diesem Buch war. Ich wollte aber unbedingt wissen, wie das Thema aufgegriffen und verarbeitet wird. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich sehr froh darüber bin, mich mit diesem Buch beschäftigt zu haben. Statt langweiliger Genderdiskussionen haben hier viele Erlebnisberichte und urkomische Gegenüberstellungen Platz. Statt den ewigen Streitereien um das "bessere" und "stärkere" Geschlecht wird einfach nur erzählt und frei von der Leber weg über Alltagssituationen geplaudert und philosophiert. Ich konnte das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen und weil eine Wendung in der Geschichte die andere jagt, wollte ich unbedingt so schnell wie möglich das ganze Buch lesen und wissen, wie es mit dem Vaterkomplex des Autors und der Beziehungsstörung der Autorin weiter geht.

Schreibstil und Handlung:
Das Autorenteam berichtet abwechslungsweise von seinem Alltag. Die Texte ergänzen sich manchmal, sind häufig aber auch nur zwei in sich fortlaufende Erzählstränge oder sogar Einzelerzählungen. Jedes Kapitel wird mit einem passenden Zitat und einer amüsanten Illustration eingeleitet und die comicähnlichen Bilder schmücken auch so manche andere Seite. Spannende, nachdenklich stimmende und zum Brüllen komische Kapitel zum Thema Vater sein, Vater haben und Vater werden, Partnerschaft, Freundschaft, Liebe und das Verlassenwerden wechseln sich ab und machen dieses Buch zu einer ernsten, aber unterhaltsamen, kurzweiligen aber wertvollen Lektüre.
Der Stil ist trotz den zwei Autoren einheitlich gehalten und liest sich sehr flüssig. Stefan Bonner und Anne Weiss berichten intelligent, witzig, ehrlich und selbstironisch und dabei bleibt kein Auge trocken und keine Lachmuskel entspannt. Sie schreiben sympathisch und haben mir Lust auf mehr gemacht. Ich könnte mir gut vorstellen, mit den beiden Autoren einmal einen Kaffee trinken zu gehen und werde mich auf jeden Fall über weitere Bücher von ihnen auf dem Laufenden halten und vielleicht sogar das eine oder andere bereits geschriebene oder zukünftige Buch von ihnen lesen.

Fazit:
Ernst, nachdenklich stimmend, amüsant und ehrlich beschreibt dieses Buch Probleme und Situationen, die wohl jede Frau und jeder Mann unserer Gesellschaft aus seinem eigenen Leben oder zumindest aus dem Umfeld kennt. Dieses Buch ist kein Ratgeber und will es auch nicht sein. Es hat auch keinen Anspruch, gewisse Gegebenheiten zu erklären. Vielmehr berichtet es ehrlich von Problemen, die aber manchmal gelöst werden können und wird so zu einer wertvollen und sehr amüsanten Lektüre, bei der wir vielleicht manchmal auch noch etwas lernen können.

Veröffentlicht am 28.05.2019

Äusserst fundiert, unterhaltsam, romantisch und klug

Die Insel der roten Mangroven
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Handlung:
In Romanen, die in grössere Abschnitte gegliedert sind, Reisen in verschiedene Länder, eine komplizierte Liebesgeschiche und eine noch kompliziertere Familiengeschichte beinhalten gibt es Wendungen, ...

Handlung:
In Romanen, die in grössere Abschnitte gegliedert sind, Reisen in verschiedene Länder, eine komplizierte Liebesgeschiche und eine noch kompliziertere Familiengeschichte beinhalten gibt es Wendungen, die einfach immer irgendwie vorkommen. Das ist in diesem Buch nicht der Fall. Meistens kam alles anders, als ich es mir jeweils gedacht hatte und gewisse Ereignisse trafen erst dann ein, wenn ich sie gar nicht mehr erwartete. Dies hielt mich immer im Atem und ich finde die Handlung - abgesehen von den sich immer wieder überschlagenden Ereignissen - sehr sinnvoll, logisch, spannend und gekonnt aufgebaut.

Meine Meinung:
Man sollte eine Kritik nie mit einem negativen Punkt beginnen, aber ich muss am Anfang doch etwas anmerken; dieses Buch ist definitiv kein Landschaftsroman, obwohl es so angekündigt wird. Es enthält aber wunderschöne Beschreibungen der Personen, ihrer Anwesen und der Umgebung, in der sie leben, geht einfach meiner Meinung nach noch zu wenig ins Detail, als dass es ein Landschaftsroman sein könnte.
Ansonsten hat mich dieses Buch wirklich überzeugt. Auch wenn gewisse Szenen mir ein wenig zu konstruiert vorkamen oder auch wenn die Ereignisse sich plötzlich total überstürzten und so kein gleichmässiger Handlungsfluss entstand, so bewundere ich die Genauigkeit beim Beschreiben von Personen und Charakterzügen und die Rechercheleistung der Autorin.

Personen:
Deirdre war am Anfang mein kleiner Liebling; ich bewunderte ihre spontane und unbekümmerte Art. Dies änderte sich schlagartig und ich hielt sie schon bald für eine verwöhnte und naive Göre. Warum, verrate ich hier nicht.
Victor ist ein stiller, intelligenter und aufgeschlossener Arzt. Er macht keinen Unterschied zwischen weissen und schwarzen Patienten und versucht immer wieder, ein gutes Wort für die Sklaven seiner Familie einzulegen.
Jefe ist halt Jefe. Irgendwie wild, irgendwie klug, irgendwie ängstlich, irgendwie naiv. Wohl nie erwachsen geworden und trotzdem männlich, schön und unbezähmbar und trotzdem hilflos...
Bonnie macht meiner Meinung nach die grösste Entwicklung durch in diesem Buch. Sie lernt, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Ausserdem hat sie ein unglaublich grosses Herz.
Nora war für mich die heimliche Hauptfigur. Die Mutter von Deirdre hat die nötige Wildheit und die nötige Beherrschtheit, sie ist weise, selbstbewusst und entscheidet in den schwierigsten Situationen richtig.
Doug ist das männliche Gegenstück zu Nora und es verwundert nicht, dass die beiden eine glückliche Ehe führen. Er ist ein fairer Geschäftsmann, der seine Sklaven gut behandelt und er ist ein liebender Stiefvater für Deirdre.

Schreibstil:
Der Stil hat mir sehr gut gefallen. Er ist flüssig, enthält viele Beschreibungen, spielt mit der Zeit und hat auch einen gewissen Anspruch an den Leser.
Am Anfang gab es für mich einige Längen, weil so unglaublich viele Namen und Geschichten zusammen kamen und die Handlung stehen blieb, nach den ersten hunderfünfzig Seiten waren die aber überbrückt.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch eignet sich nicht nur als leichte Sommerlektüre. Wer sich ernsthaft für die Geschichte der Sklaverei interessiert, findet in diesem Buch einige Anregungen und eine sehr gut recherchierte Story. Es kann somit durchaus als intelligenten historischen Roman bezeichnet werden.

Veröffentlicht am 13.05.2019

Überraschend unterhaltsam

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!
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Inhalt:
Julia Karnick ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund, arbeitet als Journalistin und lebt in einer Mietwohnung. So könnte es ...

Inhalt:
Julia Karnick ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund, arbeitet als Journalistin und lebt in einer Mietwohnung. So könnte es für immer bleiben, denn eine Mietwohnung bedeutet, dass man sich noch nicht festlegen muss, dass man seinen Standort noch jederzeit ändern kann und dass man vielleicht an einem anderen Ort sterben wird, als in dem Haus, in dem man über dreissig Jahre gewohnt hat. Doch ihr Mann sieht dies alles ein wenig anders. Da sie zusammen viel erreicht haben als Familie und da sie als Paar gutes Geld verdienen, möchte er als Krönung ihres Lebens ein Haus kaufen. Er schafft es, seine Frau zu überzeugen und gemeinsam beginnen sie die Suche nach einem Haus. Nach mehreren missglückten Versuchen, die Verkäufer, die Makler und immer wieder auch sich selbst zu überzeugen, gelingt es ihnen doch, ein altes Haus zu kaufen, in das sie sich nach und nach verlieben werden können. Doch nachdem tausend bürokratische Hürden überwunden und endlich die passenden Architektinnen gefunden worden sind, beginnen die Probleme erst richtig. Das Haus ist nämlich in einem sehr schlechten Zustand und ein Neubau würde wohl voraussichtlich günstiger ausfallen, als eine Renovierung und Sanierung. Und so beginnt eine fast unendliche Reise von Banken zu Architektinnen, von Behörden zu Behörden und als der Entwurf steht auch noch von Baufirma zu Baufirma und wieder zurück zur Bank. Und was sich dann alles ereignet, dass doch kein Keller gebaut und doch kein ganzer Eltern- und Kindertrakt errichtet und doch einige Abstriche gemacht werden müssen, also vom ersten Stein bis zum letzten Wasserschaden, dies liest man am besten nach im Buch "Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!". Dieses zum Schreien komische aber eigentlich ziemlich tragische Buch über Unfähigkeiten von Handwerkern und Baufirmen, behördliches Nichtwissen und dem ganz grossen Traum vom eigenen Haus enthält sogar eine genaue Kostenaufstellung von der ersten Schraube bis hin zum Anwalt.

Meine Meinung:
Am Anfang war ich eher skeptisch, ob es wirklich so spannend sein kann, ein Buch zu lesen, über einen Hausbau, die Planung und die gesamten Detailinformationen. Ich muss aber sagen, dass mich der frische Schreibstil der Autorin, die zuweilen ironischen, manchmal zynischen Kostenabrechnungen nach jedem Kapitel und die genau festgehaltenen Abläufe des ganzen Abriss-, Bau- und Verarbeitungsvorganges mich unendlich unterhalten haben. Trotz allen Pannen und missglückten Traumverwirklichungen, trotz allen Streits mit Handwerkern und Baufirmen vermittelt dieses Buch genau das, was Menschen dazu bringt, ein Haus zu bauen oder bauen zu lassen: die grosse Sehnsucht nach einem eigenen, selber verwirklichten Zuhause und die Liebesbeziehung zu einem Gebäude, welches bald mehr als ein Gebäude, nämlich Familienmittelpunkt, Gesprächspartner und irgendwann doch ein geliebtes und geschätztes Wohnheim wird.

Meine Empfehlung:
Nicht nur, wer mitten in der Hausbauphase steckt oder bald ein Haus kaufen möchte, wird sich in diesem Buch wiedererkennen. Auch, wer einfach bestens unterhalten werden oder Einblicke in eine chaotische, aber liebevolle Familie gewinnen will, ist mit diesem Buch bestens beraten. Von mir gibt es deshalb eine sehr herzliche Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 01.05.2019

Temporeich und sehr spannend

Sehet die Sünder
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Inhalt:
Schon von Anfang an ist man als Leser mitten im Dorfalltag drin. Zuerst werden alle Figuren einmal sehr liebevoll vorgestellt und erhalten einen Charakter und eine Geschichte. So erfährt man zum ...

Inhalt:
Schon von Anfang an ist man als Leser mitten im Dorfalltag drin. Zuerst werden alle Figuren einmal sehr liebevoll vorgestellt und erhalten einen Charakter und eine Geschichte. So erfährt man zum Beispiel, dass der Bauer Mathis nach einer schweren Beinverletzung nicht mehr vollständig genesen wird und sich nun nich mehr würdig fühlt, die schöne und kluge Catheline zu heiraten. Oder man nimmt als Zuschauer an einer Geburt teil, welche die Dorfgemeinschaft um ein Mitglied reicher macht. Doch dann geht die Geschichte richtig los; kaum hat man die Figuren lieb gewonnen, verschwindet Raymond, der Sohn des Schmiedes und wenn man dem Klappentext glauben kann, hat die Geschichte nichts Gutes mit ihm vor. So geht es immer weiter, Menschen verschwinden und Menschen werden tot aufgefunden. Streitereien unter den Dorfbewohnern führen schon bald zu wüsten Anschuldigungen und es geht nicht lange, bis alle Nerven blank liegen. Die Menschen werden neben der Angst und dem Kummer nun zusätzlich durch Zwiste und Hass geschwächt. Die Kirche spielt auch eine sehr starke Rolle, die Geistlichen scheinen immer wieder das letzte Wort zu haben. Doch der junge Bauer Mathis ist zwar körperlich versehrt, aber sein Herz ist immer noch mutig und sein Geist ist stark und so kommt es, dass er sich aufmacht um den Täter und Lösungen für die vielen ungelösten Rätsel zu suchen, immer unterstützt von den starken und mutigen Frauen des Dorfes.

Meine Meinung:
Sehet die Sünder ist ein temporeiches Buch, welches sich an einige geschichtliche Ereignisse und vor allem sehr stark an die politische Situation um 1440 anlehnt. Mit einer jugendlich schnörkellosen und nicht mit historischen Details überladenen Sprache wird der Leser in die Dorfgemeinschaft eingeführt und nimmt von Anfang an an jeglichen Ereignissen Teil. Während immer mehr Leichen gefunden werden, rannte mir die Handlung ein wenig zu sehr davon, die Szenen waren mir zu kurz und liessen nicht mehr viel Zeit, um näher auf das Dorfleben und die Trauer der Angehörigen einzugehen. Doch dann ging es wieder in einem ein wenig langsameren Tempo und somit mit mehr Hintergrund und Tiefe weiter, was der Geschichte sehr förderlich war.
Insgesamt ist Sehet die Sünder ein wirklich gelungenes Jugendbuch für alle, welche historische Romane - welche sich nicht zu sehr in geschichtlichen Details verlieren - mögen.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Eine Heimkehr ins gemütliche Budbury

Veranda zum Meer
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Comfort Food Café-Reihe:
1. Frühstück mit Meerblick
2. Weihnachten mit dir
3. Schlittschuhglück und Mandelduft
4. Veranda zum Meer

Handlung:
Endlich ist der vierte Teil der Reihe um das so charmante ...

Comfort Food Café-Reihe:
1. Frühstück mit Meerblick
2. Weihnachten mit dir
3. Schlittschuhglück und Mandelduft
4. Veranda zum Meer

Handlung:
Endlich ist der vierte Teil der Reihe um das so charmante und gemütliche Comfort Food Café erschienen und ich konnte es kaum mehr erwarten, endlich Willow Longville, die sich rührend um ihre demente Mutter kümmert, in der Hauptrolle zu erleben. Willow, diese bunte, mutige und so einfühlsame junge Frau, scheint in ihrem eigenen Leben nur die Nebenrolle zu spielen und tut dies voller Liebe zu ihrer Mutter, aber auch mit einer grossen Portion Selbstzweifel und Selbstmitleid. Vor lauter Aufopferung und Sturheit vergisst Willow nämlich zuweilen, dass sie nicht alles alleine schaffen muss, sondern auch die Hilfe ihrer Freunde in Budbury in Anspruch nehmen darf. Als ein Mensch aus ihrer Vergangenheit überraschend in Willows Leben tritt, sieht sie sich mit Gedanken und Gefühlen konfrontiert, die keinen Platz in ihrem Alltag zu haben scheinen und muss sich ganz neu orientieren und dabei aufpassen, dass auch ihre Mutter nicht die Orientierung verliert.

Schreibstil:
Obwohl mir in diesem Band ein paar orthografische Schnitzer aufgefallen sind, hat dies meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan. Sprachlich schafft es Debbie Johnson nämlich erneut, eine ausgewogene Mischung aus Tiefgang, Romantik, Wohlfühlmomenten, Tragik und Humor zu kreieren. Sie beschreibt ihre Figuren dabei sehr liebevoll, verpasst ihnen allen eine spannende Hintergrundgeschichte und sorgt dabei für eine sehr positive Grundstimmung mit ein wenig Drama, was mir persönlich sehr gut gefällt.

Meine Meinung:
Es wird Frühling in Budbury und für mich war es eine Rückkehr in eine buchige Heimat. Was Debbie Johnson mit ihrer berührenden Reihe um dieses kleine Café am Ende der Welt geschaffen hat, ist eine einzigartige kleine Welt, in der Freundschaft, Mitgefühl, Kuchen und Kaffee zum täglichen Leben dazugehören und in der Schicksale, ganz grosse Gefühle und viele traurige, überraschende, überwältigende und zärtliche Momente aufeinanderprallen. Am liebsten würde ich regelmässig eine Tasse Kaffee mit den Bewohnern von Budbury trinken, ihren Geschichten lauschen und mit ihnen Geburtstage und Hochzeiten feiern. Die Mischung aus Wohlfühlbuch und den teilweise äusserst tragischen Einzelschicksalen hat es in sich. Bei mir sind auch beim Lesen dieses vierten Teils der Reihe ein paar Tränen gekullert und ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen.

Meine Empfehlung:
Von mir gibt es auch für diesen Band der Reihe eine klare Leseempfehlung und wer auf der Suche nach einer Reihe ist, mit der man sich rundum wohlfühlen kann, die aber dennoch viel Tiefgang hat, ist mit der Reihe um das Comfort Food Café sehr gut beraten.