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Veröffentlicht am 27.04.2019

wer war Faust?

Die Schwarzkünstlerin
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„...Das Zauberpulver zündete, zischte, spuckte Rauch und gleißende Flammen, während ich mich auf den Karren mühte und sich die braven Bürger in Sicherheit brachten. Was ein wenig Alchemie alles bewirken ...

„...Das Zauberpulver zündete, zischte, spuckte Rauch und gleißende Flammen, während ich mich auf den Karren mühte und sich die braven Bürger in Sicherheit brachten. Was ein wenig Alchemie alles bewirken konnte, erstaunte mich immer wieder...“

Wir schreiben das Jahr 1500. Margarete lebt in Speyer in einem Kloster für ungehörige Adelstöchter. Ihr wertvollster Besitz ist eine Sternkarte, die sie gut versteckt. Margarete ist süchtig nach Wissen, doch dafür haben weder die Äbtissin noch Trithemus, ihr Beichtvater, der selbst wissenschaftlich arbeitet, Verständnis. Sie lernt es, den Schein zu wahren und plant heimlich ihre Flucht.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Darin zeigt er, dass Margarete nicht das naive Mädchen war, dass sich Faust hingegeben hat. Der Autor kreiert eine selbstbewusste Margarete, die weiß, was sie will. An einer Stelle hinterfragt sie sich selbst

„...Wieso musste ich stets nach dem Wie und dem Warum fragen? Wieso gab ich mich nicht unwidersprochen mit dem zufrieden, was mir vorgesetzt wurde?...“

Nach ihrer Flucht gibt sich Margarete in Heidelberg als junger Mann aus und tritt in die Universität ein. Sie lernt Dr. Georg Helmstetter kennen. Mit ihm zieht sie als Dr. Faust durch das Land. Sie ahnt nicht, dass diese Zusammenarbeit für sie bittere Folgen haben wird. Ist Helmstetter eine Mann der Wissenschaft oder nur ein genialer Betrüger?
Sehr exakt werden die Zeitverhältnisse wiedergegeben. Ich als Leser darf Margarete über viele Jahre ihres Lebens begleiten. In Wittenberg wird sie auf Luther und Melanchthon treffen. Sehr schnell begreift sie, dass der Hexenglaube auch in diesen Kreisen weit verbreitet ist.
Zu den stilistischen Höhepunkten des Buches gehören die gekonnt ausgearbeiteten Streitgespräche. Manche Worte und Sätze rufen Erinnerungen an Goethes Faust wider. So sagt Helmstetter an einer Stelle.

„...Es war alles umsonst! Verstehst du? All mein Wissen und Streben nach Erkenntnis ist nicht einen Taler wert...“

Besonders interessant fand ich den Diskurs in der Heidelberger Universität über das Verständnis der Bibel. Daran nahm Trithemus teil, und er hat sich dabei ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Das sollte später Folgen haben.
Auf eines hat der Autor besonderen Wert gelegt. Er zeigt den Wandel der Zeit durch den seit kurzem möglichen Buchdruck. Die Menschen sinnt gierig nach Nachrichten. Wissen kann sich schnell verbreiten. Trithemus zeigt die Schattenseiten:

„...Mit einem Unterschied: In der Zeit, in der ein Kopist eine Lüge zu Papier gebrachte, hat der Drucker sie heute schon tausendfach vervielfältigt...“

Wer ist der wahre Faust. Dr. Helmstetter oder Margarete? Diese Frage zieht sich durch die gesamte Handlung. Währenddessen kursieren durch Deutschland Pamphlete, die von den Wundertaten eines Dr. Faust berichten. Und sie zeigen ihn im Pakt mit dem Teufel. Ob sie wahr sind, interessiert keinen Mensch. Reformation, Bauernkrieg und die Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Protestanten bilden den historischen Hintergrund der Handlung.
Im inhaltsreichen Nachwort erläutert der Autor, auf welchen Quellen sein Roman beruht, was historische Tatsachen und was Fiktion ist. Gleichzeitig werden Parallelen zur Gegenwart deutlich.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Traumhaft schön

Der blaue Stein
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„...Kaum auf Reisen sehnte er sich schon nach Hause...“

In einem Wald liegt ein blauer Stein. Als ein Feuer den Wald zerstört, wird der Stein in zwei teile zerbrochen. Eine Hälfte bleibt liegen, die andere ...

„...Kaum auf Reisen sehnte er sich schon nach Hause...“

In einem Wald liegt ein blauer Stein. Als ein Feuer den Wald zerstört, wird der Stein in zwei teile zerbrochen. Eine Hälfte bleibt liegen, die andere reist durch die Welt.
In seinem Bilderbuch für Erwachsene erzählt der Autor eine traurig schöne Geschichte, eine Geschichte von Heimweh und Hoffnung.
Als Leser darf ich den Stein auf seiner Reise begleiten. Ich erlebe, wie er zu verschiedenen Figuren wird, einmal ein Elefant, ein Vogel, eine Katze. Doch wenn das Heimweh in ihm zu groß wird, zerbricht er. Dabei wird er immer kleiner, aber die Sehnsucht bleibt.
Mit jeder Gestalt des Steines ist auch ein kurze Geschichte verbunden, die Geschichte derjenigen, die ihn betrachten oder besitzen.
Die Texte sind kurz und prägnant gehalten. Das Besondere des Buches sind die ausdrucksstarken Bilder. Sie zeichnen sich durch liebevoll gestaltete Details aus und veranschaulichen die Veränderungen des Steines perfekt. Die Texte beschreiben dann die Gefühle, die in den Bildern verewigt sind.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, dass sich die Sehnsucht erfüllen kann, solange man an der Hoffnung festhält. Der Stein kam nicht so zurück in den Wald, wie er ihn verlassen hat, aber er kam zurück, als seine Zeit gekommen war.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Sehr schönes Kinderbuch

Gedichte und Geschichten zur Frühlingszeit
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„...Allererste Frühlingsboten
sind Schneeglöckchen, das ist klar.
Sie erkämpfen sich ihr Plätzchen,
trotzen Eis und Schnee sogar...“

Das Büchlein enthält 10 Frühlingsgedichte und 7 kurze Geschichten.
Die ...

„...Allererste Frühlingsboten
sind Schneeglöckchen, das ist klar.
Sie erkämpfen sich ihr Plätzchen,
trotzen Eis und Schnee sogar...“

Das Büchlein enthält 10 Frühlingsgedichte und 7 kurze Geschichten.
Die Gedichte beschäftigen sich mit den Besonderheiten des Frühlings. Das Eingangszitat ist ein Beispiel dafür. Sie sind kindgerecht gestaltet und lassen sich gut vorlesen.
Der Inhalt zeugt von der guten Beobachtungsgabe der Autorin, aber auch von ihrem Wissen über kindliche Befindlichkeiten. Wie wird ein Spaziergang interessant? Was lässt sich bei den Vögeln im Garten beobachten? Das sind nur zwei der angesprochenen Themen. Natürlich gibt es auch Ostergedichte.
Die 7 Geschichten gehören inhaltlich zusammen. Die tierischen Protagonisten genießen den Frühling und bereiten sich auf Ostern vor. Doch das Leben hat auch seine Schattenseiten. Das folgende Zitat berichtet davon:

„...Wir müssen zum Bibersee und den Müll der Menschen wegbringen. Stell dir vor, der arme Frosch Fridolin hat sich das Hinterbein an einer Glasscherbe verletzt...“

Gut gefallen hat mir, dass den Kindern geschickt vielfältiges Wissen vermittelt wird, sei es über den Umgang mit der Natur oder die Lebensweise einzelner Tiere. Auch beim Bemalen der Ostereier kann man viel lernen, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Aus Gelb und Blau wird Grün. Orange entsteht aus Rot und Gelb. Und Blau vermischt mit Rot ergibt Lila...“

Inhaltlich geht es in den Geschichten um Freundschaft und Hilfsbereitschaft, um Freude am Schenken und gelebte Gemeinschaft.
Sehr schöne ausdrucksstarke Zeichnungen illustrieren sowohl die Gedichte als auch die Erzählungen.
Auf zwei Seiten befinden sich Schablonen zu den Protagonisten des Buches, die man ausschneiden oder kopieren kann, um sie auszumalen und mit ihnen zu basteln.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Klasse Buch

Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben
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„...Ich würde schon gern mehr lernen, Herr Franz, und ich danke auch recht schön für Ihr Angebot. Doch ich kann Mutter nicht mit den Kleinen allein lassen...“

Franz hat im deutsch-französischen Krieg ...

„...Ich würde schon gern mehr lernen, Herr Franz, und ich danke auch recht schön für Ihr Angebot. Doch ich kann Mutter nicht mit den Kleinen allein lassen...“

Franz hat im deutsch-französischen Krieg Karl Krüger sterben sehen. Er hat ihm geschworen sich um die Familie zu kümmern, denn Karl hat auf dem Weingut seines Vaters gearbeitet. Doch Franz` Idee lässt sich nicht umsetzen. Die Familie braucht die Hilfe und den Verdienst des Jungen.
Nach einem Besuch seiner Mutter in der Irrenanstalt muss Franz resigniert feststellen, dass sie ihn nicht mehr sehen möchte. Es sollte lange dauern, bis er die wirklichen Hintergründe erfährt.
Irene hatte nach der Geburt ihre Arbeit verloren. Glücklicherweise findet sie eine neue Stelle als Nopperin.
Damit wären die drei wesentliche Handlungsstränge des Romans kurz skizziert. Die Geschichte schließt zeitnah an den ersten Teil an. Die Autorin hat eine spannende und abwechslungsreiche Fortsetzung geschrieben.
Zu Beginn des Buches wird mir als Leser nochmals kurz die Familie vorgestellt. Laut dem Erbvertrag ist Franz der alleinige Erbe seiner Mutter. Nach seinem 21.Geburtstag, der in wenigen Monaten sein wird, kann er sein Erbteil verlangen. Damit sind Probleme in der Familie vorprogrammiert. Außerdem kann er Irene nicht vergessen. Doch er weiß nicht, wo sie ist und warum sie das Gut verlassen hat.
Die Autorin hat sich in diesem Band einigen gesellschaftlich relevanten Themen gewidmet und die geschickt mit der Familiengeschichte verknüpft. Das ist zum einen das Verhalten der preußischen Besatzer im Elsass. Die würden am besten alles verbieten, was an die französische Vergangenheit erinnert. Das betrifft nicht nur die Sprache, sondern auch die Verwendung der französischen Nationalfarben. Ein Bürgermeister reagiert so:

„...Das Elsass gehörte zwei Jahrhunderte lang zu Frankreich. Ich lasse mich nicht dazu zwingen, mir nichts, dir nichts zu einem strammen Preuße zu werden...“

Für Franz ist die Situation besonders kompliziert. Eigentlich ist er von mütterlicher Seite aus Franzose. Gleichzeitig ist er im Elsass immer in Gefahr, verhaftet zu werden, weil er auf Seiten der Franzosen gekämpft hat. Sein Vater hat ihm allerdings ohne sein Wissen einen deutschen Pass besorgt. Und das lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Damit speziell seine Tante Ottilie den Mund hält, wird der Onkel als Leiter des Weinguts großzügig bezahlt.
Durch Irene lerne ich die Arbeitsbedingungen in einer Tuchfabrik kennen. Es zählt nur der Gewinn. Die Bezahlung der Arbeiterinnen ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Deshalb schicken sie schon ihre kleinen Kinder mit in die Fabrik, damit die Familienkasse geringfügig aufgebessert wird. Arbeitsschutz ist kein Thema. Wer sich verletzt, ist selbst Schuld. Die Männer ertränken ihren Frust im Alkohol und werden dann häufig gewalttätig. Die Reaktion des Betriebsleiters auf einen schweren Unfall eine Jugendlichen liest sich so:

„...Jetzt schauen Sie sich doch mal diese Schweinerei an! Mindestens ein Ballen Wolle ist verloren, und es wird einen Tag dauern, bis hier alles geputzt ist...“

Dass es auch anders geht, erfährt Franz in einer Eisengießerei. Hier gibt es eine Sozialkasse für die Arbeiter. Betriebsunfälle führen zu einer Rentenzahlung.
Erste Streiks und deren wenig befriedigendes Ende werden ebenfalls thematisiert.
Sehr ausführlich wird auch die Arbeit auf dem Weingut beschrieben. Franz gelingt es, Eiswein zu produzieren. Gleichzeitig aber wird deutlich, dass Witterungsunbilden und zu späte Fröste zu hohen Verlusten führen können.
Ein ausführliches Personenverzeichnis, ein Nachwort, das Wirklichkeit und Fiktion trennt, ein Glossar, ein Quellenverzeichnis und eine kurze Leseprobe zu Teil III vervollständigen das Buch.
Der Roman hat mir ausgezeichnet gefallen. Die vielschichtige Handlung vermittelt einen guten Eindruck von den Zeitverhältnissen. Genaue Beschreibungen der Örtlichkeiten, gut ausgearbeitete Gespräche und die unterschiedlichen Charaktere der Protagonisten, die für eine innere Spannung in der Handlung sorgen, machen das Lesen zum Vergnügen.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Spannend bis zur letzten Seite

Venezianische Rache (Ein Luca-Brassoni-Krimi 6)
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„...Sie kannte Luca jetzt schon lange genug, um zu wissen, dass er sich schnell in einen Fall verbissen hatte und nicht locker ließ, ehe der Täter gefasst war...“

Paolo Grande zerstört voller Wut ein ...

„...Sie kannte Luca jetzt schon lange genug, um zu wissen, dass er sich schnell in einen Fall verbissen hatte und nicht locker ließ, ehe der Täter gefasst war...“

Paolo Grande zerstört voller Wut ein wertvolles Gemälde, obwohl er selbst Maler ist. Wenige Stunden später ist der junge Mann tot.
Zu dem Fall wird Commissario Luca Brassoni gerufen. Der will allerdings am Wochenende mit seiner Familie in den Urlaub fahren. Seine Frau befürchtet, dass es da Probleme geben könnte, wie das Eingangszitat zeigt. Allerdings ist sie als Gerichtsmedizinerin in den Fall auch gerade gefordert.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben, der in Venedig spielt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Örtlichkeiten in Venedig werden gut wiedergegeben. Die Ermittlungen allerdings gestalten sich schwierig. Zum einen sagt nicht jeder die Wahrheit oder verschweigt wichtige Fakten, zum anderen ist allen aufgefallen, dass sich Paolo nach dem Tod seiner Mutter verändert hat.
Brassoni bittet seinen Cousin Caruso, einen Journalisten, die familiären Verhältnisse des Toten zu durchleuchten. Dessen unbekannter Vater könnte für den Fall eine wichtige Rolle spielen. Caruso ahnt nicht, dass er in ein Wespennest sticht und bald persönlich als unerwünschte Person auf der Liste des Täters landet.
Nicht gerade hilfreich ist es, dass Brassonis Partner Maurizio Goldini gerade massive private Probleme hat, die sich im Laufe der Handlung noch zuspitzen. Deshalb steht er die meiste Zeit neben sich, ist abgelenkt und nicht da, wenn man ihn braucht.
Als besonderes Stilmittel ermöglicht mir die Autorin einen Blick in die Psyche des Täters. Nach seinem ersten Mord sieht er sich so.

„...Er war jetzt ein anderer als noch am Morgen, aber er musste so tun, als wäre nichts geschehen...“

Geschickt hat die Autorin komplexe Beziehungen zwischen den handelnden Personen konstruiert. Dadurch wird das Miträtseln gefördert, führt aber gekonnt gern in die falsche Richtung. Ein Motiv hätten etliche Personen. Mancher versucht dabei, sein eigenes Süppchen zu kochen, ohne zu ahnen, wie lebensgefährlich das ist.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.