Der amerikanische Autor Waden Rouse schreibt unter dem Pseudonym Viola Shipman, dem Namen seiner Großmutter, nette Wohlfühlromane. Das Cover seines neuersten Buches passt nicht wirklich zu den Vorgängerromanen, bei denen man durch die ähnliche Covergestaltung sofort die Assoziation mit dem Autorennamen Viola Shipmann verbindet. Das ist schade, obwohl ich dieses neue Cover eigentlich ansprechender finde und es auch perfekt zum Sommer und dem Inhalt passt.
In jedem Buch des Autors geht es um bestimmte Familienerbstücke. Diesmal haben wir es mit einer Blockhütte zu tun.
Die Idee zur Geschichte für "Ein Cottage für deinen Sommer" kam Shipman durch Erinnerungen an seine eigene Kindheit und der Blockhütte seiner Großeltern in Missouri. Seine Hauptprotagonistin Adie Lou erlebt ähnliches: unbeschwerte Sommer in ihrer Kindheit im Sommerhäuschen am Michigansee ihrer Eltern. Als sie mit Mitte Vierzig vor der Scheidung steht, soll das Creaky Cottage, wie es ihre Eltern nannten, verkauft werden. Adie Lou entscheidet sich dagegen und beschließt ihr altes Leben hinter sich zu lassen und einen Neuanfang zu wagen. Ihren Plan, das heruntergekommene Cottage in ein Bed & Breakfast mit Wohlfühlambiente umzuwandeln, wird mit der Zeit immer schwieriger. Adie Lou stößt auf ein Hindernis nach dem anderen.
Ich liebe Geschichten, in den Frauen einen Neuanfang wagen und ihr altes Leben auf den Kopf stellen. Das gibt mir immer wieder etwas Zuversicht, dass ich es vielleicht auch schaffen könnte, wenn es sein muss. Allerdings sollte es nicht zu "märchenhaft" ausarten, sondern realistisch bleiben. Das ist leider bei "Ein Cottage für deinen Sommer" nicht ganz passiert. Zu zuckersüß und simpel gestaltet sich Adie Lous Plan ohne wirklich viel Geld das Cottage zu einer richtigen Wellness-Oase umzugestalten. Die rosarote Brille, die der Autor bei seinen Geschichten auf hat, ist mir einfach zu viel des Guten.
Das beginnt bei den Renovierungsarbeiten, die Adie Lou in das Cottage steckt. Sie hat kein Geld und woher sie es nimmt, wird eigentlich nie richtig erwähnt. Es wird zwar einmal angedeutet, dass ihre Anwältin den Exmann "so richtig bluten lassen will", aber ob sie Erfolg hatte und wirklich Geld geflossen ist, kommt nie zur Sprache. Thema ist jedoch immer wieder, dass die Kosten immer mehr ansteigen und Adie Lou trotzdem nur das Beste von Besten in ihrer neuem Bed & Breakfast verarbeitet haben möchte. Ich renoviere momentan selbst und konnte bei den Beschreibungen einfach nur den Kopf schütteln, so blauäugig wird alles beschrieben! Man erkennt ganz genau, dass der Autor wohl noch nie selbst Hand angelegt hat. Alle Probleme und Unanehmlichkeiten lösen sich in Luft auf. Zu guter Letzt wird auch noch Adie Lou's Erzfeindin ganz plötzlich zur begeisterten Unterstützerin....pfff.
Die Charaktere sind ebenfalls etwas eindimensional. Alle sind fröhlich und helfen einander und die Probleme werden mit ein paar netten Floskeln hinweg gewischt. Wenn es doch nur so einfach wäre!! Sicherlich möchte ich mich bei einem Wohlfühlroman auch entspannen und dem realen Leben ganz gern entkommen, aber bitte mit etwas weniger Kitsch und rosaroter Brille!
Auch die Liebesgeschichte fand ich nicht wirklich plausibel bzw. brachte in mir keinerlei Gefühlsregung zustande.
Einzig mit der wundervollen Beschreibung des Häuschens und der Landschaft hat Shipman die Szenerie großartig zum Leben erweckt. Das Setting des Romans ist wirklich gelungen und erweckt Sehnsüchte. Was mich überrascht hat war allerdings, dass der Großteil des Romans nicht im Sommer, sondern im Winter spielt und Adie Lou die meiste Zeit fror. Nicht sehr passend zu Titel und Cover....
Für mich war es das zweite Buch des Autors und mein letztes. Seine Romane sind mir zu klischeehaft, zu "amerikanisch" (es werden sehr viele Beispiele von Filmen, Sitcoms usw. eingestreut, die hier in Europa kein Mensch kennt und somit auch oft die Pointen nicht verständlich sind) und zu oberflächlich.
Es tut mir leid...ich lese gerne einen Wohlfühlroman zwischendurch, aber dann sollte er wenigstens teilweise realistisch bleiben! Zugute halten kann ich dem Autor jedoch, dass er mit seinen Romanen an Erinnerungen an die Familie festhält und dem Leser immer wieder zu erklären versucht, dass man sich an kleinen Momenten erfreuen soll.
Fazit:
Mir war dieser Roman einfach zu klischeehaft, oberflächlich und "amerikanisch"...sorry! Die Umsetzung der netten Idee gefiel mir leider nicht wirklich, aber bitte bildet euch selbst eine eigene Meinung, denn viele Leser fanden es sehr gut....Geschmäcker sind eben verschieden! (Gott sei Dank!)