Wer ist der böse Wolf?
Im Wald der Wölfe (Jan-Römer-Krimi 4)„Im Wald der Wölfe“ von Linus Geschke ist der vierte Teil der Jan-Römer-Reihe und für Fans ein absolutes Muss!
Ich muss gestehen, hier als Quereinsteiger gelandet zu sein. Die ersten Teile kenne ich nicht. ...
„Im Wald der Wölfe“ von Linus Geschke ist der vierte Teil der Jan-Römer-Reihe und für Fans ein absolutes Muss!
Ich muss gestehen, hier als Quereinsteiger gelandet zu sein. Die ersten Teile kenne ich nicht. Steinigt mich bitte nicht! Normalerweise sollte man jede Reihe von vorn beginnen. Da gebe ich euch Recht. Aber dieser Klappentext hier hat mich so angeschmachtet und dann habe ich die „Vorablesen-Glücksfee“ entscheiden lassen. Sie war also dafür, dass ich „Im Wald der Wölfe“ lese.
Hier der Klappentext damit ihr mich besser versteht:
„Eine Hütte im Wald.
Eine Mordserie, die sich über sechs Jahrzehnte zieht.
Ein eingebranntes Wolfsmal auf der Stirn der Opfer.
Und das Töten ist noch nicht vorbei.
Mitten in der Nacht steht eine blutüberströmte Frau vor der Tür von Jan Römers Waldhütte, und schlagartig ist es mit seinem Erholungsurlaub vorbei. Die Frau, Hannah Wozniak, wirkt verängstigt, behauptet aber, nur beim Joggen gestolpert zu sein. Jan Römer lässt sich von ihr überzeugen, horcht aber auf, als sie ihm vom "Wald der Wölfe" erzählt, ein nahe gelegenes Waldstück, in dem schon früher Morde geschehen sind. Alle Opfer trugen Brandzeichen, einen Wolfskopf. Am nächsten Morgen ist Hannah verschwunden, und Jan Römer beginnt zu recherchieren. Schnell zeigt sich, dass die Morde in einem Zusammenhang stehen, der bis tief in die deutsche Vergangenheit hineinreicht. Und als Jan Römer selbst in die Schusslinie gerät, wird ihm klar, dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist.“
Zuerst muss ich einmal loswerden, wie angenehm Linus Geschke schreibt. Flüssig, bildlich und lebendig durch viele Dialoge. Ich würde den Autoren geradezu als sprachverliebt bezeichnen. Tolle Metaphern schmücken diese spannende Geschichte. Überwiegend sind es kurze und knackige Kapitel, die mich durch den vierten Teil um Jan Römer fliegen ließen. Innerhalb weniger Seiten war ich mitten im Geschehen, dank eines Gänsehaut-Prologs und des bereits gelobten tollen Schreibstils. Öfter ließ mich Linus Geschke auch aufgrund seiner Wortwahl schmunzeln. Hier beherrscht jemand sein Handwerk großartig. Neben Kapiteln aus der Gegenwart, gab es auch immer wieder Kapitel über den kleinen Wolf, manchmal waren die Zeilen sogar komplett aus seiner Sicht verfasst.
Ich habe mich beim Lesen der spannenden Geschichte total wohl gefühlt. Das lag unter anderem an der sehr gut recherchierten Umgebung, die der Autor fantastisch dargestellt hat. Das Wohlfühlen war aber dann direkt vorbei, wenn der Autor den Thüringer Wald in tiefe Nacht und Dunkelheit tauchte. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber nachts im Wald finde ich eine unheimliche Vorstellung. Diese Bilder hat Linus Geschke sehr eindringlich dargestellt, sodass es mich direkt in diesen Momenten fröstelte – trotz der hohen Außentemperaturen beim Lesen.
Ich habe Verwandtschaft im Thüringer Wald und fand es toll dieses Abenteuer von Jan und Mütze dort zu begleiten. Besonders gut gefielen mir auch die Figuren, die uns „Im Wald der Wölfe“ begleiten. Wie bereits erwähnt, habe ich keinerlei Vorkenntnisse zu ihnen gehabt, konnte mich aber direkt wunderbar mit ihnen identifizieren. Arslan, Mütze, Lena und Jan haben alle auf ihre eigene Art zur Klärung des Falls beigetragen und sind wahre Sympathieträger.
Ich muss jedoch zugeben, dass ich ziemlich lang verwirrt mit einigen Fragezeichen vor Augen das Buch gelesen habe. Ich konnte keinerlei große Verbindungen zwischen den aktuellen Vorfällen und der eingeschobenen Kapitel aus der Vergangenheit erkennen. Ich war echt etwas ratlos und zwischenzeitlich leicht frustriert. Zum Glück nicht frustriert genug, um aufzugeben. Ich würde mich als aufmerksame Leserin bezeichnen, musste aber trotzdem zunächst mit der Verwirrung leben. Der Autor hat hier definitiv einen anspruchsvollen Kriminalroman geschrieben und die verwobenen Fäden erst nach und nach gelöst. Das Werk eignet sich in meinen Augen also nicht, um es „schnell zwischendurch“ zu lesen. Das würde ihm übrigens auch gar nicht gerecht werden.
Nun, einen kleinen Kritikpunkt habe ich doch dabei: Ein wenig anstrengend fand ich, dass doch ziemlich oft erwähnt wurde, dass die DDR ihre Schattenseiten hatte oder auch, dass die „rechte Ecke“ auf gar keinen Fall unterstützt werden sollte. Ich finde es gut, dass man hier eine politische Meinung untergebracht hat – keine Frage – nur die Häufigkeit empfand ich als etwas störend.
Das Ende fand ich genauso gut wie den restlichen Roman! Es kam zum actionreichen Showdown – wie es sich gehört. Vielleicht waren die Figuren daran nicht ganz unschuldig, aber das kann ich locker verschmerzen. Alles wurde für mich lupenrein aufgelöst – auch jedes einzelne Fragenzeichen, was ich vorher gesehen habe, hat sich in Luft aufgelöst. Und wer weiß, vielleicht war es ja doch nicht das letzte Abenteuer von Jan und Mütze.
Ich empfehle „Im Wald der Wölfe“ allen Fans der Jan-Römer-Reihe. Außerdem jedem Leser, der einen Faible für deutsche Geschichte hat und sehr gut recherchierte Kriminalromane mag. Ich vergebe 4,5 von 5 Leseratten für dieses tolle Werk, dass sich fantastisch auch ohne Vorkenntnisse lesen lässt. (Ich aber werde auf jeden Fall noch die anderen Teile lesen!) Ein Buch, dass von Geheimnissen und grausamen Verbrechen getragen, keinen Moment an Spannung verliert!