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Veröffentlicht am 02.06.2019

Freunde fürs Leben

Bell und Harry
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Es ist, als käme man in eine andere Welt, wenn man aus der großen und lauten Stadt London aufs Land nach Yorkshire kommt. Das erleben die Batemans, die zunächst einen Sommer in Light Trees, einem ...

Es ist, als käme man in eine andere Welt, wenn man aus der großen und lauten Stadt London aufs Land nach Yorkshire kommt. Das erleben die Batemans, die zunächst einen Sommer in Light Trees, einem alten Farmhaus, verbringen wollen in der Hoffnung, dort Ruhe und Entspannung zu finden. So lernen sich Bell, dessen Grandad Hewitson den Batemans die Farm verpachtet, und Harry, der Sohn der Batemans kennen. Zunächst sieht es so aus, als ob die Batemans sofort wieder ihre Koffer packen und zurück nach London wollten, doch dann werden aus dem einen Sommer viele Jahre, in denen sie auf Light Trees ihre Ferien verbringen.
So unterschiedlich das Leben von Bell und Harry bisher auch verlaufen sein mag, hier in Yorkshire beginnt eine Freundschaft der beiden Jungen, die viele Abenteuer bestehen, die mal weniger, mal mehr gefährlich sind. Mit jedem Sommer wird die Freundschaft stärker und fester.
Viele kurze abenteuerliche Geschichten werden in diesem Buch zu einem großartigen Gesamtwerk zusammengefasst. Ein außergewöhnlicher Schreibstil einer besonderen Autorin, der mir als Leser die naturbelassene Schönheit einer Gegend sehr nahe bringt - mit all ihren einzigartigen Menschen, mit ihren Eigenarten, die mal schroff und mal herzlich sind, mit ihrem Leben und Wirken auf dem Land, mit ihren Mythen und Legenden, die spannend, gruselig oder auch lustig sind.
Ein Buch mit einem ganz besonderen Charme und auf eine gewisse Art anders als alles, was ich bisher gelesen habe.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Mit allen Sinnen genießen

Alte Sorten
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Als sich Sally und Liss zum ersten Mal begegnen, hatte ich den Eindruck, dass zwei Welten aufeinander prallen. Sally ist 17 und steht kurz vor dem Abitur. Sie hat ihren Rucksack dabei und will einfach ...

Als sich Sally und Liss zum ersten Mal begegnen, hatte ich den Eindruck, dass zwei Welten aufeinander prallen. Sally ist 17 und steht kurz vor dem Abitur. Sie hat ihren Rucksack dabei und will einfach nur weg, weil sie genervt ist – nicht nur von den Erwachsenen, sondern auch von Vorschriften und Regeln. Sie hat genug davon, dass es immer jemanden gibt, der genau weiß, was für sie gut ist. Dabei will sie nur in Ruhe gelassen werden. Liss ist eine Frau mittleren Alters, die auf ihrem großen Hof lebt und alle anfallenden Arbeiten allein und gekonnt erledigt. Genau in dem Augenblick, als der Anhänger ihres Traktors in einer Ablaufrinne steckengeblieben ist, kommt Sally vorbei. Liss bittet um Hilfe und Sally hat zum ersten Mal das Gefühl, dass sie eine Wahl hat, dass sie nicht das tun muss, was ein anderer von ihr verlangt, sondern dass sie selbst entscheiden darf – und sie hilft. Ohne großartig miteinander zu reden, ohne Fragen zu stellen und vollkommen vorurteilsfrei bietet Liss Sally an, auf ihrem Hof zu übernachten.
Auch wenn es noch nicht erkennbar ist, ist dies der Beginn einer ganz besonderen Freundschaft zwischen zwei sehr unterschiedlichen Menschen. Beide stellen sich Fragen über die andere, doch sie sprechen sie nicht aus, sondern behalten sie für sich. Liss stellt am Morgen Frühstück für Sally auf den Tisch, bevor sie ihren Tag so gestaltet wie immer und an die Arbeit geht. So vergehen die ersten Tage.
Ganz langsam erfährt der Leser etwas über das Leben von Liss und auch von Sally. Ganz behutsam nähern sie sich an. Sind sie tatsächlich so unterschiedlich?
Das Buch mit dem Hardcover liegt sehr gut in der Hand. Einband und Cover lassen viel von der Geschichte spüren und erzählen. Der Einband fühlt sich sehr rau an und erinnert mich zum einen an Sallys Ausdrucksform, wenn sie ihre Wut herausschreit, zum anderen auch an Liss, die mit rauer Art ihre Arbeit verrichtet. Das Cover mit dem Bild, das sich ganz glatt anfühlt, zeigt zwei prächtige Birnen an einem kurzen Ast und lässt mich den Geschmack der Früchte erahnen. Außerdem erinnert es daran, wie Liss Sally mitgenommen hat in den verwilderten Garten mit den Birnbäumen, und daran, wie Sally die verschiedenen Birnen geschmeckt hat – und auch an eins der vielen wunderschönen Zitate: „…war es ein Geschmack, der … vielleicht würde Sonnenlicht so schmecken, wenn es einem nach einem langen Sommer durch das weite Blau des Himmels und dann durch das alte Grün hoher Bäume direkt auf die Zunge fiele.“ Dann ist noch eine Biene auf dem Cover zu sehen, fast unscheinbar und doch ein so wunderschöner und wichtiger Teil dieser Geschichte.
Durch „Alte Sorten“ habe ich den Autor Ewald Arenz kennengelernt und mich gleich in seinen einzigartigen Schreibstil verliebt. Das Buch bekommt einen Platz bei meinen Lieblingsbüchern und steht auf meiner persönlichen Bestsellerliste ganz weit oben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 03.05.2019

Staunen über Gott

Mit Gott auf der Insel
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„Mit diesem Buch atmet die Seele Meerluft und die Gedanken spazieren barfuß am Strand. Die kreativen Texte laden ein, Gott auf der Insel zu begegnen, aufmerksam für ihn zu sein, mit Augenmerk für die kleinen, ...

„Mit diesem Buch atmet die Seele Meerluft und die Gedanken spazieren barfuß am Strand. Die kreativen Texte laden ein, Gott auf der Insel zu begegnen, aufmerksam für ihn zu sein, mit Augenmerk für die kleinen, unscheinbaren Dinge durch die Dünen oder am Meer entlang zu streifen und dabei in allem seine Spuren zu erkennen. Schnell wird klar: Gott ist uns auch auf der entlegensten Insel noch ganz nah.“
Mit diesen drei Sätzen aus der Buchbeschreibung hat mich der Autor Fabian Brand neugierig gemacht auf das Buch aus dem Neukirchener Verlag.
Und er hat nicht zu viel versprochen. Sehr gern habe ich mich mitnehmen lassen, um „Mit Gott auf der Insel“ in kleinen Geschichten und Gedichten das Inselleben und damit einen großen Teil von Gottes reicher Schöpfung zu genießen und zu spüren, dass es so viel Schöneres und Wertvolleres im Leben gibt als Macht und Reichtum, wenn wir nur auf die kleinen Dinge des Lebens und des Alltags achten.
Sanddünen – Anker – Sonnenschein – Strandgut – Inselfriedhof: Das sind nur einige der Themen, zu denen Fabian Brand seine Gedanken mit dem Leser teilt und dabei auch jeweils passende Bibelstellen mit seinen Texten verknüpft.
Der Inhalt des 128 Seiten umfassenden Buches, das durch sein Format sehr angenehm in der Hand liegt, hält das, was das Cover verspricht: Man spürt den Sand des Strandes und fühlt ihn hautnah, ebenso wie den leichten Wellenschlag des flachen Wassers an der Küste mit dem sandigen Meeresboden und das glatte Wasser. Nicht zuletzt machen das blaue Lesebändchen und die liebevoll arrangierten Illustrationen das Buch zu einem besonderen Schatz für alle Sinne.
Mir hat das Buch viele schöne Lesemomente beschert und „Kleine Auszeiten für alle, die das Meer lieben“ lädt ein, immer mal wieder drin zu stöbern. Außerdem gefällt es mir, dass sich die Geschichten sehr gut zum Vorlesen eignen und reichlich Gelegenheit zum Austausch bieten.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Wartezeiten leicht gemacht

Mit Wittgenstein im Wartezimmer
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„Mit Wittgenstein im Wartezimmer“ von Nicolas Dierks – ein kleines Buch im Taschenformat mit großer Wirkung. In zwölf Kapiteln beschäftigt sich der Autor mit oft unerfreulichen Wartezeiten in alltäglichen ...

„Mit Wittgenstein im Wartezimmer“ von Nicolas Dierks – ein kleines Buch im Taschenformat mit großer Wirkung. In zwölf Kapiteln beschäftigt sich der Autor mit oft unerfreulichen Wartezeiten in alltäglichen Situationen und verbindet sie jeweils mit einem philosophischen Gedanken.

In meinen Lieblingskapiteln sind wir mit Davidson im Stau, mit Arendt am Flughafen, mit Darwin im Kaufhaus oder mit Sokrates im Buchladen. Und immer ist Nicolas Dierks dabei und zeigt dem Leser, wie nervige Wartezeiten an unterschiedlichen Orten durch erfrischende Erzählungen in Verbindung mit philosophischen Häppchen zu kurzweiligen Momenten werden können.

Obwohl ich sehr vielseitig interessiert bin, habe ich die Philosophie bisher eher „links liegen lassen“. Das wird sich jetzt ändern. Nicolas Dierks hat mir mit diesem kleinen Buch und den locker-leichten und teilweise lustigen Geschichten auch gezeigt, dass es sich lohnt, über die eigenen und auch die Denkweisen anderer nachzudenken und dadurch den Blick auf viele Dinge positiv zu erweitern.

Am Ende des Buches gibt es eine Auswahl an Büchern, die als Anregung zum Weiterlesen dienen.

Eine Bereicherung bestimmt nicht nur für mich - ich empfehle das großartige Buch gern weiter.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Einen Sommer lang

Heldenhaft
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Mit „Heldenhaft“ aus dem magellanverlag erzählt der Autor Andreas Thamm mit seinem Debüt-Roman die Geschichte eines Sommers dreier Jugendlicher. Andi, Ferdi und Mitch sind befreundet und haben Vieles ...

Mit „Heldenhaft“ aus dem magellanverlag erzählt der Autor Andreas Thamm mit seinem Debüt-Roman die Geschichte eines Sommers dreier Jugendlicher. Andi, Ferdi und Mitch sind befreundet und haben Vieles gemeinsam unternommen, bis Mitch für ein Jahr in den Knast wandern musste. In diesem Sommer ist er zurück und es sieht so aus, als ob er gegenüber Andi und Ferdi den Ton angibt bei ihren Unternehmungen, die manchmal über den Rand der Legalität wegfallen. Andi verliebt sich zum ersten Mal, in Lea, die mit ihrer Familie im Nachbarhaus einzieht. Leas Eltern sind sehr religiös und es gibt strenge Regeln, die der jungen Liebe keine große Chance lassen. Aber es geht auch um Versuchungen, denen man erliegen oder widerstehen kann, und um das Abhauen von zu Hause, weil man es dort nicht mehr aushält.

Mir gefällt der einfache lockere Schreibstil, durch den ich gut in die Geschichte eintauchen konnte. Vieles, ob es nun um die erste Liebe, um irgendwelchen Blödsinn, um den Umgang mit Alkohol, um Liebeskummer oder darum ging, irgendwelchen Versuchungen widerstehen zu können, erinnerte mich an die Zeit meiner eigenen Jugend. Es ist eine Zeit, in der man verschiedene Dinge ausprobiert, viele Erfahrungen macht, aber auch sehr viel lernen kann auf dem Weg ins Erwachsenenleben.

Ob es nun immer „Heldenhaft“ ist, wie es der Titel aussagt, oder nicht – dieses Jugendbuch hat mir sehr gut gefallen und ich empfehle es sehr gern weiter und wünsche mir, dass es nicht nur für Erwachsene, sondern auch für viele Jugendliche eine Bereicherung sein möge.