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Veröffentlicht am 27.04.2019

Eine grandiose Reihe, ein absolutes Mustread

Dark Palace – Die letzte Tür tötet
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Inhalt:

Die Handlung knüpft fast nahtlos an das Ende des letzten Bandes an, in dem Kanzler Zelston durch ein Attentat getötet wurde. Das Regime reagiert mit zahlreichen Schikanen und Repressionen.
Luke, ...

Inhalt:

Die Handlung knüpft fast nahtlos an das Ende des letzten Bandes an, in dem Kanzler Zelston durch ein Attentat getötet wurde. Das Regime reagiert mit zahlreichen Schikanen und Repressionen.
Luke, der offensichtlich für den Mord verantwortlich zeichnet, soll seine Strafe unter der Obhut von Lord Croven auf der gefürchteten Festung Eileau Dóchais absitzen, während seine Familie in Sippenhaft genommen und in die Sklavenstadt Millmoor verbannt wurde.

Doch noch während der Fahrt gelingt der ältesten Tochter der Familie, Abi, die Flucht. Sie begibt sich auf die Suche nach Meilyr Jackson – alias Doc Jackson –, um ihn um Hilfe zu bitten. Luke ist, davon ist sie überzeugt, unschuldig und Teil einer gut durchdachten Intrige. Er muss so schnell wie möglich aus Crovans Fängen befreit werden, der dafür bekannt ist, Menschen mit Hilfe seinen Foltermethoden mental zu brechen.

Währenddessen hat die Familie Jardin die Situation genutzt. Der älteste der Jardingeschwister, Gavar, leidet allerdings unter den neuen Entwicklungen. Sein Vater, der durch den Tod des Kanzlers zum vorläufigen Herrscher aufgestiegen ist, möchte während seiner Amtszeit rigeros gegen die Geschicklosen vorgehen. Gavars geliebte Tochter, der Bastard, ist vor diesem Hintergrund ein Dorn im Auge des neuen Hofes. Auch die Hochzeit mit Bouda, die stets machiavellistisch handelt, und stets den eigenen Karriereambitionen nacheifert, nervt Gavar.

Silyen hingegen, sieht der Zukunft gelassen entgegen. Er ist im Grunde ein Puppenspieler, der vor nichts Halt macht, um die Puppen zum Tanzen zu bringen. Die Anerkennung des übermächtigen Vaters hat er längst erlangt.

Bleibt noch der letzte Sohn, Jenner, der mit magischen Begabungen nicht gesegnet ist wie seine Brüder. Seine Liebe zu Abi, einer Gewöhnlichen und zugleich der Schwester desjenigen, der für den Mord an den Kanzler verurteilt wurde, wird nicht geduldet. Jenner muss seine Gefühle und Wünsche im Geheimen ausleben. Wie lange wird er diese innere Zerrissenheit ertragen? Für welche Seite wird er sich letztlich entscheiden?



Im Detail:

Der zweite Band von Dark Palace beginnt an der Stelle, an der Teil eins geendet hat. Der Mord an Kanzler Zelston liegt noch nicht lange zurück. Ganz eindeutig wollte Luke an besagtem Abend eigentlich jemand anderen erschießen. Doch im letzten Moment schwenkte er die Waffe von Whittam Jardin auf Kanzler Zelston. Abi und Gavar haben ihre jeweiligen Theorien, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte.Vic James versteht es, eine Geschichte zu erzählen und gleichzeitig sukzessive immer mehr Spannung zu erzeugen. Sie wechselt immer dann in eine andere Szene, wenn es gerade spannend wird. Das ist sehr effektiv. Die Hintergrundinformationen, die der Leser braucht, um folgen zu können und Erinnerungen der Figuren, erzählt sie dabei en passant.

Während Abi die Rebellen mit der Hoffnung aufsucht, ihren Bruder Luke zu retten, befindet sich dieser in den Händen von Crovan. Crovan ist bekannt für seine skrupellosen Foltermethoden. Einst hat er einen Mann so gebrochen, dass dieser fortan wie ein Hund in einem Zwinger lebte.
Luke und der Leser werden in diesem Band die Festung kennenlernen, auf der Luke sein Dasein fristen muss. Eileau Dóchais liegt mitten in einem magischen Gewässer. Es gibt nur zwei Türen, die die Mauern offenbaren. Eine, durch die man die Festung betreten kann und eine, durch die man sie verlassen kann. Doch diese zweite Tür, so erfährt Luke gleich bei seiner Ankunft, wird man nicht als Lebender durchschreiten.



Fazit:

Tolle Twists, clevere Auflösungen, eine Menge Aha-Momente: Auch der zweite Band von Dark Palace ist weitaus mehr als Fantasy. In einer Parallelwelt und Zeit verortet, deren Gesetzmäßigkeiten uns merkwürdig vertraut sind, würde die Geschichte wohl auch ohne Magie funktionieren. Kaum eine Gesellschaft ist schließlich so besessen von Klasseneinteilungen wie die britische. Soziologen behaupten, Briten könnten ihr Gegenüber binnen Sekunden in Ober- oder Unterschicht einordnen. Insofern ist James Buch tatsächlich eine Art „Piketty-plus- Fantasy“. Auch der französische Ökonom Thomas Piketty, Ikone der Ungleichheits-Forschung, bespielt schließlich das gleiche Thema.

Die Autorin Vic James präsentiert jedenfalls mit ihrer Dark Palace-Reihe eine grandiose und absolut lesenswerte Geschichte, die man auf keinen Fall verpassen sollte.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Ein motivierendes und lehrreiches Buch für Anfänger und fortgeschrittene Zeichner/innen

Watercolor
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Inhalt:

„Watercolor – In 4 Schritten zum Bild“ verspricht, wie der Name schon sagt, dass der Anwender mit Hilfe von vier Zeichnungen nebst kurzen Anleitungen zu einem kleinen Kunstwerk gelangen kann.
Das ...

Inhalt:

„Watercolor – In 4 Schritten zum Bild“ verspricht, wie der Name schon sagt, dass der Anwender mit Hilfe von vier Zeichnungen nebst kurzen Anleitungen zu einem kleinen Kunstwerk gelangen kann.
Das Buch beginnt mit einer kurzen Materialaufführung. Was braucht man zum Aquarellieren? Auf den Folgeseiten geht die Autorin intensiver auf die verschiedenen Materialien ein. Sie erläutert, welches Papier sich für welche Art von Zeichnung eignet, verrät beispielsweise welche Hersteller gute und dennoch günstige Farbkästen anbieten und geht kurz auf die Themen Farbenmischen und Farbpaletten ein.

Fünf Seiten beschäftigen sich mit grundlegenden Techniken. Wie verleiht man der Illustration Struktur, Transparenz und Tiefe? Was bedeutet Lasieren und Lavieren und wie wendet man diese beiden Techniken an? Was muss man beachten, wenn man mit seinem ersten Bild startet? Diese Fragen werden hier geklärt.

Im Anschluss an diese Einleitung startet dann die erste Übung. Die Übungen beginnen immer mit der Überschrift des Motives. Es folgt eine kleine Skizze und die Farbpalette. Vier Schritte begleiten einen vom Anfang des Bildes bis hin zum fertigen Motiv.

Am Ende des Buches geht die Autorin noch einmal kurz auf die Kombination Watercolor mit einem schönen Schriftzug/Handlettering ein.



Eigene Meinung:

Dieses Buch richtet sich an diejenigen, die mit dem aquarellieren beginnen wollen und noch nicht genau wissen wie. Ich denke, dass sich dieses Buch sowohl an Anfänger als auch an routiniertere Zeichner richtet.

Die Autorin verrät bei einigen Materialien, beispielsweise dem Papier, dem Fineliner, Aquarellfarben und den Pinseln konkrete Markentipps. Diese Information empfand ich als hilfreich. Ich selbst habe zum Zeichnen jedoch vorhandene Fineliner und einen günstigen Tuschfarbenkasten verwendet. Diese Ausstattung war für den Anfang hinreichend.

Die Autorin hält sich in ihrem Buch nicht mit langen Einleitungen auf. Kurz und knapp geht sie auf alles wichtige im Vortext ein. Hier erfährt man viele wichtige Tipps und Tricks. Zum Beispiel erläutert Verena Knabe hier, dass man beim Zeichnen immer mit der hellsten Farbe beginnen muss. Vom Hellen ins Dunkle zu wechseln geht immer. Andersrum funktioniert es leider nicht. Die Einleitung empfand ich als sehr dienlich.

Vor jedem Kapitel erwartet den Leser ein fertiges Bild der Autorin. Diese Bilder sind schöne Eyecatcher und motivieren zum Weiterblättern und zum Start des eigenen Projektes.

Die Übungsseiten des Buches wurden, meiner Meinung nach, sehr gut aufgebaut. Sehr gefallen hat mir, dass die Autorin hier mit einem konkreten Aufbau beginnt. Erst sollte man eine Skizze vom Motiv zeichnen. Das hilft, wenn man sich bei der „Freizeichnung“ an etwas orientieren möchte. Für diejenigen, die sich im Skizzieren noch nicht sicher fühlen oder eine Hilfestellung benötigen, findet sich im Buch auch ein Hinweis auf die Homepage der Autorin, auf der sie die passenden Skizzen als Download zur Verfügung stellt. Neben den Skizzen befindet sich dann die Farbpalette. Welche Farben möchte ich für die Zeichnung verwenden? Harmonieren sie miteinander?
Es folgen die vier Schritte bishin zum fertigen Motiv. Die Autorin begleitet diese vier Schritte mit kurzen, aber hilfreichen Hinweisen.

Zu den Motiven: Verena Knabe legt sich bei ihrem Buch nicht auf bestimmte Themen fest. Es überwiegen zwar Pflanzen und Tiere. Aber man findet in ihrem Werk auch Vorlagen für z.B. eine Kaffeetasse, ein Fahrrad, ein Notizbuch, eine Frau mit Hut oder ein Eis am Stil.

Die Übungen des Buches sind in drei Schwierigkeitsstufen unterteilt. Ich habe mich an Bildern aus jeder Kategorie versucht. Alle Bilder habe ich zuvor mit dem Bleistift vorskizziert. Freihand wären mir die Motive vermutlich nicht gelungen. Jeder Schwierigkeitsgrad war für mich umsetzbar. Lediglich bei Schwierigkeitsgrad drei bin ich am Fahrrad ohne Skizzenvorlage gescheitert. Hier hätte ich für das Gerüst vermutlich die Skizze im oberen Bereich kopieren oder aber auf das Angebot der Autorin, die entsprechenden Vorlagen auf ihrer Homepage downzuloaden, zurückgreifen müssen.

Am Ende des Buches findet der geneigte Leser noch einige geletterte Sprüche, mit denen er sein fertiges Bild verzieren kann. Handletteringanfänger können diese Sprüche, ebenso wie die Bildvorlagen, auch auf der Homepage der Autorin herunterladen (Skizzen und Vorlagen befinden sich unter der Rubrik „Buch“).

Das Buch schließt mit einigen fertigen Bildern der Autorin ab. Diese Bilder sind absolut dazu angetan, Vorfreude auf das eigene Projekt zu wecken


Fazit:

„Watercolor – In 4 Schritten zum Bild“ überzeugt bereits auf den ersten Blick durch seine qualitativ hochwertige Aufmachung. Die Umsetzung der Übungen sind didaktisch-methodisch sowie systematisch reflektiert. Das Buch ist sowohl für Anfänger als auch für Zeichner geeignet, die schon erste Erfahrungen auf dem Gebiet Watercolor gemacht haben. Verschiedene Schwierigkeitsgrade und eine große Vielfalt an Motiven sorgen dafür, dass man auch auf längere Zeit Freude an diesem Buch haben wird.
Die Anleitungen konzentrieren sich auf das Wesentliche. Hilfreiche Tipps und ein gut umsetzbarer Aufbau der Übungen wissen zu überzeugen. Besonders gefallen haben mir unter anderem auch die Farbpalette und die Skizze zum Beginn einer jeden Aufgabe sowie der Hinweis, dass Anfänger sich auf der Homepage der Autorin Vorlagen downloaden können, die den Start ins Hobby „Zeichnen mit Watercolor“ noch weiter erleichtern können.

Für mich qualifiziert sich dieses Buch aus dem Hause mitp erneut für eine Fünf-Sterne-Bewertung.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Ein wichtiges Buch

Bus 57
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Inhalt:

Es geschah an einem normalen Schultag. Sasha und Richard werden vom Schicksal in derselben Buslinie auf dem Weg nach Hause zusammengeführt. Sasha zeichnet sich durch eine Vorliebe für exzentrische ...

Inhalt:

Es geschah an einem normalen Schultag. Sasha und Richard werden vom Schicksal in derselben Buslinie auf dem Weg nach Hause zusammengeführt. Sasha zeichnet sich durch eine Vorliebe für exzentrische und auffallende Outfits aus. Gern trägt er auffällige Kleidung, auch Röcke, um seine Persönlichkeit auszuleben. Sasha trägt männliche Züge. Doch Sasha identifiziert sich als agender (weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig).

Richard, sein Cousin Lloyd und ein Bekannter namens Jamal waren an dem Nachmittag des vierten November 2013 voller Elan. Sie pöbelten herum, Lloyd versuchte ein junges Mädchen aus der Reserve zu locken. Irgendwann kam Jamal auf die Idee Richard anzustacheln. Beide hatten bereits zuvor den schlafenden „Jungen“ in der hinteren Reihe erblickt. Richard sollte mit seinem Feuerzeug ein wenig an dem Stoff des Rocks zündeln. Die Jungs wollten Zeugen des vermeintlich lustigen Schauspiels der Selbstlöschung werden.
Immer wieder nervte Jamal Richard. Als dann der Rock wirklich Feuer fing, passierte das Desaster. Von einer Sekunde auf die andere ging Sasha in Flammen auf. Es war lediglich zwei Passanten zu verdanken, dass Sasha diesen Moment überlebte.



Im Detail:

Die Autorin Dashka Slater, die als Journalistin überwiegend für die New York Times geschrieben hat, widmet sich in ihrem Buch Bus 57 einer wahren Geschichte, die sich im Jahre 2013 an einem Montag in Oakland ereignet hat. Dashka Slater hat als Prozessbeobachterin den Gerichtsprozess, der sich an den Vorfall anschloss, monatelang mitverfolgt. In ihrem Buch verarbeitet die Autorin den Fall im Detail.

Das Buch ist in vier Teile aufgegliedert. Teil 1 witmet sich Sasha. Hier lernt der Leser den/die Jugendliche kennen. Er erfährt, dass Sasha autistisch ist, Busse liebt und gerne Röcke trägt. Sasha pflegt viele Freundschaften und setzt sich für Menschen ein, die sich keinem festen Geschlecht zugehörig fühlen. So spricht er/sie zum Beispiel die Anwesenheitslisten in Vorschulklassen offen an, in denen sich die Kinder lediglich unter den Sparten männlich und weiblich eintragen können. Auch schreibt Sasha eine Petition, in der er/sie das Weiße Haus bittet, nicht binäre Geschlechter anzuerkennen. Es wird schnell klar, dass es nicht immer einfach für Personen ist, die sich keinem festen Geschlecht zugehörig fühlen. Die Autorin wirft ein erhellendes Schlaglicht auf Sashas Leben, zeigt was alltägliche Dinge für ihn/sie bedeuten, etwa zu einem Arzt zu gehen oder eine öffentliche Toilette zu benutzen.

Teil 2 des Buches witmet sich Richard, einem Jugendlichen, der immer wieder an die falschen Leute gerät. Richard ist ein Mensch, der in der Gesellschaft von Freunden gerne ununterbrochen am Stück redet. Er flachst, blödelt und rauft gerne spielerisch herum. Unter Fremden hingegen spielt er gerne den stillen Beobachter. Richard gilt als sehr achtsam.
Die Umstände, unter denen Richard aufgewachsen sind, waren nicht ideal. Seine Mutter ist bereits im jungen Alter von 14 Jahren mit ihm schwanger geworden. Bald darauf trennte sie sich von dem Vater, der wegen Drogendelikten verhaftet wurde. Richard versuchte den Kontakt mit Gefängnisbesuchen aufrechtzuerhalten. Als sich die Mutter einen neuen Freund suchte, brach für Richard eine Welt zusammen. Dennoch fiel er weiterhin mit seiner fröhlichen und positiven Art auf. Das änderte sich, als seine Tante bei einem Schusswechsel ermordet wurde. Daraufhin nahm seine Mutter die Cousinen mit in den Haushalt auf. Schon zu diesem Zeitpunkt beschwerte sich Richard über die daraus resultierende mangelnde Aufmerksamkeit der Mutter. Diese bekam dann aber sogar noch ein weiteres Kind mit ihrem neuen Freund.
Für den Leser wird der soziale Druck, als Schwarzer gegen Diskriminierungen ankämpfen zu müssen, spürbar. Nicht selten äußert sich die Erfolglosigkeit dieses Kampfes in Aggression und Wut.
Richard, hatte also einen sehr schweren Start, nicht gerade gute Zukunftsaussichten und dennoch steckte er voller Ziele und Wünsche. Richard wollte einen guten Abschluss machen und Geld verdienen. Doch dann ereignete sich dieser Moment im Bus 57, der eine Zäsur in seinem Leben werden solllte.

Der dritte Teil des Buches trägt die Überschrift „Das Feuer“. In diesem Teil geht die Autorin auf die Tat und die aus ihr resultierenden Folgen ein. Dashka Slater berichtet, wie es zu dem Brand kam. Sie berichtet davon, wie zwei Erwachsene Sasha zur Hilfe kamen und somit zwar nicht die schweren Brandverletzungen und unzähligen folgenden Krankenhausaufenthalte, aber immerhin den Tod des/der Jugendlichen verhindern konnten.
Richard wurde im folgenden Prozess zu der höchstmöglichen Strafe für seine Tat verurteilt. Sein Verbrechen wurde als Hassverbrechen eingestuft, was eine Verurteilung nach Erwachsenemstrafrecht nach sich zog. Der dritte Teil beschäftigt sich unter anderem mit den Reaktionen des näheren Umfelds von Täter und Opfer auf das Urteil, aber auch mit den Folgen, mit denen Sasha und auch Richard aufgrund der Tat zu kämpfen haben.

Der vierte und letzte Teil „Justiz“ beschäftigt sich mit dem Gerichtsprozess. In diesem Teil erfährt der Leser mehr darüber, wie Sasha wieder in den Alltag hineinfindet. Richard hingegen ist zu einem viel ernsterem Menschen geworden. Er versucht das Beste aus seiner Situation zu machen. Er bereut die Tat zutiefst. In diesem Abschnitt erzählt die Autorin, was aus den beiden Jugendlichen geworden ist. Hier gewinnt man einen Blick in eine mögliche Zukunft.

Neben der detaillierten Berichterstattung über den Fall, wirft die Autorin einen Blick auf die Personen, die unmittelbar oder aber auch nur am Rande in die Geschehnisse involviert waren. Auch das nähere Umfeld von Sasha und Richard wird von Dashka Slater beleuchtet. Zusätzlich widmet sich die Autorin aber auch Fakten rund um Oakland und dem Justizsystem von Amerika.

Der Leser erfährt in diesen Kapiteln beispielsweise, dass Oakland eine durch Drogensucht, Verwahrlosung, Gewaltneigung und Kriminalität geprägte Stadt ist.

In weiteren Kapiteln wird unter anderem auch näher auf das Thema Geschlecht eingegangen. Dashka Slater erläutert hier Begriffe für romantische Neigung, Sexualität, Gender und Geschlecht. Was bedeutet androgyn, Genderquestioning, intersexuell oder greysexuell?



Fazit:

Bus 57 ist eine wahre Geschichte über einen Vorfall, der sich im Jahre 2013 in einem Bus ereignet hat. An jenem Nachmittag hat Richard, der mit einem Bekannten und seinem Cousin unterwegs war, aus einer Laune heraus den Rocksaum eines/einer Jugendlichen namens Sasha angezündet.

Die Rekonstruktion des Tathergangs, die Klärung für die Motive der Tat, und die Institution der Strafe selbst stehen, im Mittelpunkt des Buches.

Vorgestellt wird die Geschichte zweier Menschen, deren tragisches Ende durch das Gesellschaftssystem vorprogrammiert zu sein scheint. Wenn Dashka Slater ihre Geschichte erzählt, hebt sie nie den moralischen Zeigefinger, sondern lässt das Erzählte für sich sprechen. Dennoch zeigt sie ein feines Gespür für die Fragilität des amerikanischen Lebensstils und für die Menschen, die an diesem leiden.

Bus 57 ist ein unglaublich wichtiges Buch. Diese Geschichte klärt auf, sie hilft zu verstehen und den Horizont zu erweitern. Dieses Buch sollte zur Pflichtlektüre an Schulen werden. Ich halte es für ein absolutes Must-Read.

Veröffentlicht am 19.03.2019

Spielend leicht wunderschöne Motive zeichnen

50 x zeichnen – Flamingo, Kaktus und Co.
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Inhalt:

Mit ihrem Buch “50 x zeichnen – Flamingo, Kaktus & Co.“ möchte die Autorin, Anne Kubik, zum Zeichnen motivieren. 2015 hat die Autorin bemerkt, dass ihr neben Studium, Job und anderen Verpflichtungen ...



Inhalt:

Mit ihrem Buch “50 x zeichnen – Flamingo, Kaktus & Co.“ möchte die Autorin, Anne Kubik, zum Zeichnen motivieren. 2015 hat die Autorin bemerkt, dass ihr neben Studium, Job und anderen Verpflichtungen immer weniger Zeit für kreative Prozesse blieb. Das wollte sie ändern. Kurzerhand hat sie sich entschlossen, alte Muster zu durchbrechen und neue Routinen zu schaffen. Jeden Tag nimmt sie sich jetzt etwas Zeit fürs Zeichnen. In ihrem neuen Buch findet der Leser, als Inspiration es ihr nachzutun, zahlreiche Tier- und Pflanzenmotive.

In vier Schritten erklärt Anne Kubik, wie ein fertiges wunderschönes Bild entstehen kann. Zum Zeichnen, so die Autorin, braucht man nicht viel. Lediglich einen Bleistift, einen Anspitzer, ein Radiergummi und einen dünnen sowie einen dicken Fineliner. Dann kann es auch schon losgehen.

Die fertigen Motive im Buch werden immer auf jeweils zwei Doppelseiten vorgestellt. Auf der rechten Seite findet der Leser das fertige Motiv mit ein paar kurzen Worten der Autorin darunter. Auf der linken Seite finden sich die vier Schritte, an denen man sich bis zum fertigen Bild voranarbeiten kann. Über diesen Abschnitten findet sich ein bis vier Stifte, die den Schwierigkeitsgrad des Motivs anzeigen. Die Übungen werden hier in die Kategorien, „für den Einstieg“, „benötigt etwas Übung“, „benötigt Übung“ und „für Fortgeschrittene“ eingeordnet.



Eigene Meinung:

Wer mich kennt, weiß, dass ich im Jahr 2017 das Hobby Handlettering für mich entdeckt habe. Beim Handlettering ist es nicht unüblich, die geschwungenen Buchstaben mit einem hübschen Motiv aufzupeppen. Was das Zeichnen angeht, fühlte ich mich lange untalentiert. Doch ich wollte nicht aufgeben und nach und nach stellte ich fest, dass Übung hier wirklich helfen kann. Anne Kubik bestätigt in ihrem Vorwort den Befund: Man braucht ein wenig Geduld und dann wird man mit den sich einstellenden Fortschritten merken, dass das Zeichnen sehr entspannend wirken und absolut süchtig machen kann.


Da ich, was das Motivzeichnen angeht, noch einiges zu lernen habe, freute ich mich, als ich 50 x zeichnen Flamingo, Kaktus & Co. vor mir liegen hatte und nach einer kurzen aber sehr informativen Einleitung auch direkt loslegen konnte. Im Vorwort kündigt die Autorin an, dass man zum Zeichnen nur wenige Materialien benötigt. Für mich wirkte diese Botschaft sehr motivierend. Ich habe einen großen Kasten, mit vielen Stiften. Allerdings empfinde ich es als eher mühselig ersteinmal ein umfangreiches Sortiment aufzubauen, bevor man loslegen kann. Einen kleinen Block und einen Bleistift in der Handtasche unterzubringen ist kein Problem. Unterwegs in einem Café oder einer Wartezone ein wenig zu skizzieren, überbrückt im zweiten Fall lästige Wartezeiten und fördert in jedem Fall die Kreativität. Hinzu kommt, dass vermutlich fast jeder einen Bleistift und einen Block zu Hause rumliegen hat. Man muss also nicht erst groß einkaufen gehen oder viel Geld in Materialien investieren, wie es vielleicht bei anderen Hobbies der Fall ist.

Die Einleitung der Autorin, die die Grundlagen vermittelt, überzeugte als Motivationshilfe und durch einige hilfreiche Tipps. Hier muss man nicht erst lange lesen, sondern kann schon bald mit den ersten Übungen beginnen. In den Grundlagen erläutert Anne Kubik, dass sie einige ihrer Motive im Schwarz-Weiß-Stil belassen hat, andere Motive hat sie stellenweise mit einer „Splash-Optik“ eingefärbt. Bei dieser Art des Kolorierens verwendet man nur ein bis zwei Farbtöne, nutzt einen relativ dicken Pinsel und tupft die Farben gerne auch mal über die Linien hinaus. Auch bleiben einige Stellen weiß. Danach kann man noch einige Farbspritzer auf dem Blatt verteilen. Dieser „Messy-Look“ hat mir unheimlich gut gefallen.


Überhaupt hat die Autorin für ihr Buch Motive ausgesucht, die mich sehr angesprochen haben. Bereits beim Betrachten der Bilder war ich hochmotiviert diese selbst zu erlernen und aufs Papier zu zaubern. Motivbeispiele könnt ihr bereits auf dem Cover des Buches erkennen.

Ich habe mich am Zeichnen von unterschiedlich schweren Motiven versucht. Keines der Bilder habe ich als zu schwer oder zu leicht empfunden. Das ein oder andere Bild hat vielleicht ein wenig länger bis zur Vollendung benötigt. Allerdings auch nicht so lange, dass ich beim Zeichnen die Geduld verloren hätte.



Fazit:

50 x zeichnen – Flamingo, Kaktus & Co. überzeugt mit ansprechenden Motiven und einer optisch sehr ansprechenden Aufmachung. Anne Kubik begleitet auch gleichermaßen kompetent wie erfrischend empathisch durch ihr Buch.

Den angehenden Zeichner erwarten hier Motive aus der Pflanzen- und Tierwelt, die in vier unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden eingeteilt wurden. Auch Anfängern sollte es mit ein wenig Geduld gelingen die Zeichnungen umzusetzen. Die Lernangebote sind niedrigschwellig, da kaum Zubehör angeschafft werden muss. Die von Anne Kubik praktizierte „Splash-Optik“ ist einfach umzusetzen und sorgt für schöne Eyecatcher im Schwarz-Weiß-Stil.

Für mich ist 50 x zeichnen – Flamingo, Kaktus & Co ein Buch, das ich bestimmt noch öfters zur Hand nehmen werde und das ich angehenden Zeichenfreunden empfehlen möchte, die noch einen kleinen Motivationsschub benötigen.


Veröffentlicht am 05.03.2019

Düsterer und spannender Roman

The Hurting
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Inhalt:

Seit ihrem Umzug von Manchester nach Norwegen fühlt sich Nell einsam. Ihr Leben wird durch die Pflege ihrer an Leukämie erkrankten Schwester Harper komplett absorbiert. Lediglich der Kontakt ...

Inhalt:

Seit ihrem Umzug von Manchester nach Norwegen fühlt sich Nell einsam. Ihr Leben wird durch die Pflege ihrer an Leukämie erkrankten Schwester Harper komplett absorbiert. Lediglich der Kontakt zu ihrem besten Freund Dom, der in England verblieben ist, hält sie aufrecht. Mit Engelszungen redet Dom auf Nell ein. Sie soll ihren Traum wahrmachen und mit ihren selbstgeschriebenen Songs ins Flugzeug steigen, um an einem großen Wettbewerb in ihrer vormaligen Heimatsstadt teilzunehmen. Wie gerne würde Nell auf Dom hören. Doch nachdem ihre Mutter die Familie verlassen hat, flüchtet sich der Vater in den Alkohol und einen fanatischen Glauben.

Nachdem Nells Vater ihr die Teilnahme am Wettbewerb verboten hat, bleibt Nell nur noch ein Weg. Sie schleicht sich davon. Doch ihre Reise findet ein jähes Ende, als sie in einem Kaufhaus mit einer Packung Lachs in der Tasche erwischt wird. Nell ist sich sicher, dass sie zwar an den Fisch gedacht, ihn aber nicht geklaut hat. Doch wie konnte das passieren? Als kurz darauf ein Junge Fotos von ihr macht, bekommt sie Panik. Der Diebstahl ist in den Medien! Ihr Vater wird fuchsteufelswild sein. Die Kaufhausdetektivin lässt ebenfalls nicht mit sich reden. Doch plötzlich ertönt ein Feueralarm und der Junge mit dem Fotoapparat steht an ihrer Seite und rettet sie. Er möchte ihr helfen, den Flieger nach England noch rechtzeitig zu erreichen.

Lukas, so sein Name, hat all das, was Nell fehlt. Er hat keine Angst, er stellt sich den Hürden des Lebens, ohne mit der Wimper zu zucken. Er zeigt ihr, dass alles möglich ist. Nell hat vielleicht nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt. Doch plötzlich scheint es sie eiskalt erwischt zu haben. Kurze Zeit später findet sich Nell mit Lukas an ihrer Seite und einem Baby im Arm mitten in den Wäldern Norwegens wieder. Wie konnte es dazu kommen und wer ist dieser Junge an ihrer Seite überhaupt, in dessen Nähe sie sich so lebendig und zugleich auch so verletzlich fühlt?



Im Detail:

Seitdem Nells Mutter die Familie für einen anderen Mann verlassen und ihre Schwester Harper an Leukämie erkrankt ist, ist Nells Leben auf den Kopf gestellt. Der Vater verliert sich im Alkohol und im Glauben. Seine Trauer lässt die Menschen seiner Umgebung fast an ihm verzweifeln.
Seine ganze Liebe richtet er auf die kranke Tochter, für Nell bleibt nur noch die Wut und die Trauer, die er in seinem Herzen trägt. Auch Harper lässt ihren Frust Tag für Tag an Nell aus. Beim Verabreichen der Spritzen kneift sie ihre Schwester so sehr, dass diese blaue Flecken bekommt. Immer wieder verrät sie Nells kleinen Geheimnisse an den Vater, um darauf zuzusehen, wie dieser die Schwester bestraft. Doch Nell bleibt an der Seite ihrer Familie. Bis zu diesem einen Tag.

Es scheint kaum verwunderlich, dass sich Nell kurze Zeit später Hals über Kopf in einen Jungen verliebt, einen Silberstreifen am Horizont, ein Schlupfloch für ihre Misere. Lukas ist für Nell da, wenn sie ihn am dringensten braucht. Als Lukas Nell dann um einen Gefallen bittet, zögert diese nicht lange. Doch dieser kleine Gefallen ist es, der das Mädchen an den Abgrund führt.

Schon früh im Buch wird dem Leser etwas klar, was Nell durch ihre rosarote Brille noch gar nicht sehen kann und will: Die Dimension der Abgründe, die sich in ihrem neue Freund auftun.
Dieser Abgrund ist es, der schon früh für Gänsehaut sorgt. Nach und nach schafft es Lukas einen Faden um Nell zu spinnen, so dass diese immer mehr in sein Spinnennetz gerät und sich plötzlich in einem Abenteuer wiederfindet, aus dem sie eigentlich nur flüchten möchte.

Das Verhalten von Nells Mitmenschen ist auf einen bisweilen schwer zu ertragenden Egoismus zurückzuführen, der nahe an der Grenze zum Narzismus verläuft. Wut ist hier der Katalysator für eine unschöne Charakterentwicklung.

Es gibt auch noch ein kleines Baby, das eine große Rolle in dieser Geschichte spielt. Auch Lille Ulf ist nicht nur niedlich und zuckersüß. Ganz im Gegenteil: Er schreit, er stinkt und er fordert das, was ihm zusteht. Doch Lille Ulf zeigt, dass es immer zwei Seiten der Medaille gibt: So sehr Nell dieses Kind verflucht, so sehr sie sich von ihm distanzieren möchte, so sehr wächst es ihr auch bald ans Herz.

Mit der Rolle des Babies in der Geschichte ist Lucy van Smit ein großer Wurf gelungen. Das liegt vor allem daran, dass die Figur nicht nur echter Charakter, sondern mehr eine leere Projektionsfläche für alle ist, die sich um ihn herumbewegen. Lille Ulf spiegelt mit seiner Impulsgesteuertheit, mit der Art wie er darauf drängt, dass seine Bedürfnisse erfüllt, Charakterzüge der anderen Figuren wieder.



Fazit:

Lucy van Smit schafft mit „The Hurting“ einen düsteren, durchweg spannenden Roman. Handwerklich gekonnt beschwört die Autorin unheimliche, rätselhafte düstere Bilder. Als Hauptcharakter fungiert ein Mädchen, das einfach immer nur an die falschen Menschen zu geraten scheint. Anstatt am Leben zu zerbrechen, gelingt es Nell jedoch, sich voranzukämpfen. Ihre Opferbereitschaft kennt kein Ende. Eine Opferbereitschaft für Menschen, die unwürdig scheinen und ihre Liebe wohl nicht verdienen. Ihre Liebe scheint aber eine Gnade, ja ein Geschenk zu sein.
Wer das Buch liest, möchte nicht mehr darauf verzichten, zu lieben und geliebt zu werden.



Buchzitate:

Er lacht über ihr Temperament, wirft das Messingfeuerzeug in die Luft und ist gespannt, auf welcher Seite es landet. Kopf, ich rette sie – Zahl, ich lasse es bleiben. Die Seite mit dem Wolfskratzer liegt oben. Zahl.