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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.05.2019

Spannender Plot, schwierige Umsetzung

Eisige Tage
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Bei eisiger Kälte wird in Leipzig in einem Auto die Leiche eines Anwalts entdeckt. Die beiden Kommissare Hanna Seiler und Milo Novic graben bei ihren Ermittlungen bald in einem Sumpf krimineller Verstrickungen: ...

Bei eisiger Kälte wird in Leipzig in einem Auto die Leiche eines Anwalts entdeckt. Die beiden Kommissare Hanna Seiler und Milo Novic graben bei ihren Ermittlungen bald in einem Sumpf krimineller Verstrickungen: Im Besitz des Toten findet man unter anderem das Foto einer Minderjährigen, die seit einer Woche vermisst wird. Währenddessen sucht Elise die Liebe, die ihr in ihrem gutsituierten, aber lieblosen Heim fehlt. Ihr neuer Freund scheint genau der Richtige zu sein. Was aber hat die Russenmafia in Leipzig mit dem Verschwinden minderjähriger Mädchen zu tun?

Mit „Eisige Tage“ behandelt der Autor Alex Pohl das emotional hoch belastete Thema Kinderprostitution - ein skrupelloses, menschenverachtendes Verbrechen. Ungeschönt beschreibt der Autor die Ereignisse, die junge Ausreißerinnen in große Gefahr bringen. Die Brutalität des Geschehens schimmert jederzeit durch. Die Russenmafia wird als weiteres Thema mit hineingearbeitet, auch hier blitzt die Gefahr jederzeit durch. Dennoch bleiben die Puzzlestücke des Kriminalfalls lange wie verwischt, es ist schwierig für den Leser mitzuraten und die passenden Stücke zu finden. So fiel es mir nicht leicht, die Handlungen der Protagonisten vorauszusehen und nachzuvollziehen, überhaupt tat ich mich schwer mit den jeweiligen Protagonisten. Die beiden Ermittler bleiben dabei sehr blass, ihre private Situation wird nur angerissen – zuviel, um darüber hinwegzusehen, zu wenig, um sich als Leser ein aussagefähiges Bild davon zu machen. Die zeitlichen und räumlichen Sprünge der Erzählung erschwerten es mir zusätzlich, mit dem Schreibstil des Autors zurechtzukommen. Ich brauchte lange, um mich in der Geschichte zurechtzufinden.

So beklemmend die Erzählung deshalb ist, so anstrengend fand ich das Buch zu lesen. Leider kann ich deshalb nur 3 von 5 Sternen vergeben. Es wird sicher Leser geben, denen der Schreibstil des Autors besser zusagt.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Auf der Suche nach Mr Right

Liebeskummer ist ein Arschloch
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Liebeskummer – jede Frau kennt ihn. Doch wie sollte frau am besten damit umgehen? Wie sollte frau überhaupt mit Männern umgehen, um den Richtigen zu finden? Welche Typen von Männern gibt es, die frau nicht ...

Liebeskummer – jede Frau kennt ihn. Doch wie sollte frau am besten damit umgehen? Wie sollte frau überhaupt mit Männern umgehen, um den Richtigen zu finden? Welche Typen von Männern gibt es, die frau nicht gut tun?

Die Sängerin und Schauspielerin Senna Gammour gibt Ratschläge, die frau in solchen Situationen helfen sollen. Als Comedian erklärt sie die Regeln und Fallstricke in der Liebe, um Mr. Right zu finden und alle anderen (Fuckboys, Arschlöcher und sonstige) gleich links liegen zu lassen. Dabei möchte sie mit ihren Erzählungen Mut machen, damit Frauen sich ihres eigenen Wertes bewusst sind und nicht ihr Licht unter den Scheffel stellen. Tiefsinnig kann (und will) das Buch sicher nicht sein, es möchte vorwiegend unterhalten. Dabei gelingt ihr das im ersten Teil sehr gut, allerdings schleicht sich ein anderer Ton ein, als sie von ihren eigenen Tiefpunkten im Leben erzählt. Hier wird die Geschichte persönlicher, dafür aber erinnert mich manches an eine Rechtfertigung – der Grund dafür ist mir allerdings nicht bekannt. Ich finde auch, dass dies nicht zum Titel passt.

Das Buch spricht vor allem jüngere Frauen an, hier wird die Autorin sicher auf viel Gegenliebe stoßen. Wer die Mischung aus Comedy und persönliche Erzählung mag, geschildert mit einer mehr als schnodderigen Schnauze, wird dieses Buch sicherlich gerne lesen.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Thema Depression

Der Welt nicht mehr verbunden
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Seit Jahren leidet der Autor Johann Hari an Depressionen, die er auch durch eine konstante medikamentöse Therapie nicht in den Griff bekommen hat. Dabei stellt er fest, dass es ihm so geht wie den meisten ...

Seit Jahren leidet der Autor Johann Hari an Depressionen, die er auch durch eine konstante medikamentöse Therapie nicht in den Griff bekommen hat. Dabei stellt er fest, dass es ihm so geht wie den meisten an Depression erkrankten Menschen. Deshalb hat er nach den wahren Ursachen dieser Krankheit gesucht und einige erstaunliche Ergebnisse zu Tage gefördert: Die Medikamente helfen im wesentlichen den Pharmakonzernen, die sie vertreiben. Echte Hilfe für die Betroffenen ist woanders zu suchen.

In einer Mischung aus Erfahrungsbericht zur eigenen Erkrankung wie auch Recherchen zu Forschungsberichten zum Thema Depression beschäftigt sich der Autor mit Gründen, Auswirkungen und Therapiemöglichkeiten der Krankheit. Seine eigene Betroffenheit schimmert immer wieder durch das Buch. Teilweise fehlte mir aber der persönliche Abstand, denn der Autor verliert sich immer wieder in Geschichten, die seine These untermauern. Immer wieder fragte ich mich, an wen das Buch sich wenden möchte: an Fachleute? – dafür erscheint mir das Buch zu persönlich; an (betroffene) Laien? – dafür erscheint mir das Buch zu ausführlich.

Als Erfahrungsbericht zum Thema Depression kann ich das Buch nur bedingt weiter empfehlen, dafür hätte man es sicher etwas zusammenkürzen können. Mich hinterlässt die Lektüre trotz mancher guter Ideen etwas zwiespältig, deshalb kann ich nur drei von fünf Sternen vergeben.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Beklemmend

Die Mauer
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Während Großbritannien mit einer Mauer vor Eindringlingen geschützt wird, tritt Joseph Kavanagh seinen zweijährigen Dienst dort an. Es ist keine leichte Aufgabe, dort Wache zu halten, es kann sogar lebensgefährlich ...

Während Großbritannien mit einer Mauer vor Eindringlingen geschützt wird, tritt Joseph Kavanagh seinen zweijährigen Dienst dort an. Es ist keine leichte Aufgabe, dort Wache zu halten, es kann sogar lebensgefährlich werden. Denn wenn die Anderen es schaffen, über die Mauer zu kommen, riskieren alle Wachhabenden den Tod oder die Verbannung.

Mit dieser düsteren und beklemmenden Zukunftsvision greift der Autor John Lanchester viele gesellschaftskritischen Themen auf und projiziert diese auf eine Zeit, in der die Welt bereits sehr menschenfeindlich geworden ist. Die Jungen werfen den Älteren vor, ihnen eine Welt zu hinterlassen, die fast nicht mehr lebenswert ist, die Älteren vergehen in Schuldgefühlen, die nicht mehr zu ändern sind. Der Generationenvertrag scheint gebrochen, wie überhaupt eine Zukunft kaum noch möglich erscheint. Der Dienst an der Mauer ist für jeden verpflichtend, so gefährlich er auch ist, und es herrscht unbedingter Gehorsam.

So aktuell die aufgegriffenen Themen dieses Buches sind, so schwer habe ich mich dennoch beim Lesen getan. Langatmig wirken viele Passagen, der Ich-Erzähler zeigt dabei einen fast schon naiven sachlichen Ton und verliert sich in vielerlei Detailbeschreibungen. Er scheint kaum irgendwelche Emotionen zu empfinden, genau das aber macht es schwer, sich als Leser in ihn hineinzufühlen. So wirken alle Protagonisten eher hölzern, selbst in Gefahrensituationen fällt es schwer mitzufühlen. Das mag so gewollt sein, um dem Thema mehr Dringlichkeit zu geben, ist aber ziemlich zäh beim Lesen.

So sehr ich die Grundidee des Buches schätze, so wenig hat mir die Umsetzung der Geschichte gefallen, so dass ich leider nur drei von fünf Sternen vergeben kann. Eine echte Empfehlung mag ich nicht aussprechen.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Die Nibelungen-Saga in die Zukunft verlegt

DER RING
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In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts können sich die Menschen vorrangig entspannen, denn Roboter haben den Menschen alle Arbeit abgenommen. Da findet der Archäologe Richard Alba den Schatz der Nibelungen. ...

In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts können sich die Menschen vorrangig entspannen, denn Roboter haben den Menschen alle Arbeit abgenommen. Da findet der Archäologe Richard Alba den Schatz der Nibelungen. Auf den Ring, den dieser Schatz enthalten soll, ist der Weltpräsident Wotan Asen scharf, denn er soll die Macht über die gesamte Welt sichern. Da wird die Schwägerin des Präsidenten entführt, Freia, deren Körperzellen das Geheimnis der ewigen Jugend verbergen. Um sie zurück zu bekommen, soll der Ring an die Entführer weitergereicht werden. Doch einen solchen Ring gibt es gar nicht…

Dieses Buch erzählt Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ nach, wobei die Geschichte in eine fiktive Zukunft gelegt und dementsprechend vom Autor angepasst wird. Dabei wäre es von Vorteil, den Inhalt der Oper zu kennen, ich habe mich anfangs sehr schwer getan, die verschiedenen handelnden Personen einschätzen zu können. Überhaupt ist dieses Buch keine leichte Kost, man muss recht konzentriert lesen, um die verschiedenen Handlungsstränge zu überblicken. Humorvolle Szenen lockern die Geschichte auf und konnten mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Dennoch muss ich zugeben, dass dieses Buch nicht so ganz meinem Lesegeschmack entspricht, ich kann leider nur drei von fünf Sternen vergeben und hoffe, dass es andere Leser geben wird, die besser mit diesem Buch zurechtkommen.