Unterhaltsamer Roman
Der Schweizer Schriftsteller Joel Dicker hat ein mächtiges, umfangreiches Buch geschrieben, das ich als fast 20stündiges Hörbuch gehört habe, gelesen von Torben Kessler.
Man kann das Buch als Krimi lesen, ...
Der Schweizer Schriftsteller Joel Dicker hat ein mächtiges, umfangreiches Buch geschrieben, das ich als fast 20stündiges Hörbuch gehört habe, gelesen von Torben Kessler.
Man kann das Buch als Krimi lesen, aber da gesellschaftliche Elemente eine große Rolle spielen, ist es vielleicht auch mehr als das.
Die Journalistin Stephanie Mailer hat in einem 20 Jahre alten Mordfall in den Hamptons im Bundesstaat New York recherchiert und offenbar Erkenntnis von großer Tragweite gewonnen. Kurze Zeit später ist sie verschwunden.
Wie zwischen den Handlungssträngen 2014 und 1994 gelegentlich gewechselt wird, ist reizvoll gemacht und wirklich gelungen.
Das Ermittlerteam Jesse Rosenberg und Derek Scott sowie die kompetente, lokale Polizistin Anna Kanner sind gute, auch sympathische Figuren.
Mich haben z.B. die Passagen beeindruckt, in denen Anna von ihren Problemen als einzige Frau auf dem Revier berichtete.
Jesse und Derek direkt vom Fall betroffen, da sie damals vor 20 Jahren die Detectives waren, die den Fall aufklärten. Deswegen ist es ihnen besonders wichtig, mehr zu erfahren.
Gut gemacht auch ist der Nebenplot mit Jerry und den Problemen mit seiner Tochter Dakota, die Drogen nimmt.
Manche der Nebenfiguren sind aber überzeichnet. Das trifft auf den Zeitungsherausgeber Steven Bergdorf zu und der viel jüngeren und skrupellosen Alice, mit der er eine Affäre hat.
Durch die Komplexität trägt der Roman seine Länge, nur im Mittelteil zieht es sich manchmal, aber da muss der Leser/Hörer durch.
Der Sprecher Torben Kessler liest das Buch souverän. Seiner Tenor-Stimme kann man stundenlang zuhören. Er liest ohne übertriebene Betonung, was gerade bei den Figuren dieses Romans gut ist und ihren Charakteren gerecht wird. Er hat als erfahrener Schauspieler eine gut ausgebildete Stimme und eine große Sensibilität für seine Figuren.