Achtern Diek is bannig was los – unterhaltsamer und lustiger Küstenkrimi
Humorvoller Küstenkrimi, er lebt von seinen schrulligen Einwohnern und dem originellen Ermittlungsteam. Toller Auftakt!
Zum Buch
Tja - bannig viel hat Ino Tjark da so um die Ohren, Ruhe kriegt er auch ...
Humorvoller Küstenkrimi, er lebt von seinen schrulligen Einwohnern und dem originellen Ermittlungsteam. Toller Auftakt!
Zum Buch
Tja - bannig viel hat Ino Tjark da so um die Ohren, Ruhe kriegt er auch keine. Erst Recht nicht, seit gegenüber die neuen Ökonachbarn mit ihrer ganzen Kinderschar eingezogen sind. Und Stunk im Rat hat er auch, und zu allem Überfluss lässt sich auch noch sein Erzfeind Kurdirektor Alois Winterscheid direkt neben seiner Mühle ermorden. Und Ino hat von all dem nichts mitbekommen. Dafür aber einige Dorfbewohner, und da die Friesen ja ein bekanntlich stures Völkchen sind, trauen sie den Polizisten auch nichts zu, und nehmen die Ermittlungen mal schön selbst in die Hand. Allen voran Ino, Gerda (seine Haushälterin) und Theda (die Ortsbäckerin) – selbst Miss Marple kann noch von diesem Trio lernen........
Cover
Das Titelbild nimmt direkt Bezug zur Geschichte und zum Klappentext, das mag ich immer besonders, wenn alles so stimmig ist. Der farbenfrohe Hintergrund und die friesische Küstenidylle machen Laune auf den nächsten Nordsee-Urlaub. Auf humorvolle Weise deuten die aus dem Watt herausgestreckten Beine auf die teilweise wirklich skurrile Handlung hin.
Alles in Allem ist das Cover ein echter Hingucker!
Meine Meinung
Vorab
Schon seit Jahren lese ich keine Krimis mehr, weil sie mir zunehmend blutiger und gruseliger erschienen. Daher lese ich nur noch die sogenannten Frauenbücher. Im Rahmen einer Lese-Challenge sollte man aber ein neues Genre ausprobieren und das habe ich mit diesem Krimi dann auch gemacht. Ehrlich, ich wusste bisher nicht, wie unterhaltsam und lustig ein Krimi sein kann. Ich werde sogar den 2. Teil lesen und freue mich schon jetzt darauf.
Schreibstil und Erzähl-Perspektive
Der Schreibstil von Regine Kölpin ist einfach gehalten und lässt sich problemlos lesen, entsprechend schnell verschlingt man auch das Buch, denn die Seiten fliegen nur so dahin.
Außerdem wird mit so viel Wortwitz und Humor geschrieben, doch ohne jegliche Phrasen oder Floskeln, dass ich beim Lesen immer wieder schmunzeln musste. Liebevoll eingestreute Wörter und kleinere Dialoge in norddeutschem Dialekt haben mir ebenfalls gut gefallen und lockern das Buch gekonnt auf.
Auch das Setting wird wunderbar authentisch und detailgetreu beschrieben, sodass ich als eingefleischter Nordsee-Urlauber direkt die Landschaft, das Watt und die Menschen vor Augen hatte.
Die Geschichte wird aus der personellen Erzähl-Perspektive und in der Ich-Form geschrieben. Das ist für mich immer die beste Erzählweise, da man hier jede Menge zusätzlicher Informationen erhält und immer bestens über die Gefühle, Reaktionen und Gedanken der jeweiligen Personen Bescheid weiß. Zudem kommen unterschiedliche Hauptakteure zu Wort.
Handlungen und Charaktere
Kurdirektor Alois Winterscheid wollte als zusätzliche Touristenattraktion eine Häuptlingsburg samt Freizeitpark ins beschauliche Tjarkshusen bauen lassen und hatte auch schon einen Hauptinvestor gefunden. Mit Widerstand hatte er zwar gerechnet, aber nicht damit, umgebracht zu werden. Er hat anscheinend zu vielen Leuten auf die Füße getreten. Sein Tod kommt daher nicht wirklich überraschend daher, oder?
Ino Tjark, Rentner, Ratsmitglied und Gegner des Bauvorhabens, hat einige Kämpfe deswegen mit dem Kurdirektor gefochten. Daher gilt er schnell als Verdächtiger. Aber nicht nur er, es gibt auch noch einige andere. Vorweg die Mitglieder der Bürgerinitiative gegen den Bau, die Vorsitzende der Kormorane und da gibt es auch noch einen zwielichten Neuzugang im Dorf, der vielen suspekt ist. Zusätzlicher Zündstoff sind auch die Frauengeschichten von Alois Winterscheid. Trotz seiner in Bayern lebenden Verlobten, hat er sich unter den heimischen Deern umgeschaut – und nicht nur geschaut.....
Ino's Haushälterin Gerda (für die er wohl mehr empfindet als gedacht), und auch die Bäckerin des Ortes Theda (die wiederum eine Schwäche für ihn hat) beschließen daher, ihrem Ino aus der Patsche zu helfen und wollen selber ermitteln. Erfahrungsgemäß weiß man ja wohl, dass die Polizei sowas nicht zustande bringt. Aber auch Ino will den Mord aufdecken und hilft den beiden Damen bei dem „Herumschnüffeln“. Und gegenüber der Staatsgewalt hält die ganze Nachbarschaft zusammen. Auch die nervigen Nachbarn von Gegenüber.
Die Polizei wiederum, unter Federführung von Hauptkommissar Traugott Fürchtenicht (da ist der Name Programm) und seinem Vertreter und baldigem Nachfolger Hauptkommissar Marius Meiners (ZEN-Spezialist) wittern Morgenluft. Endlich mal Mord- und Totschlag im beschaulichen kleinen Tjarkshusen. Obwohl es Traugott eher gemächlich mag, so kurz vor seiner Rente. Leider hält die Dorfbevölkerung zusammen wie Pech und Schwefel, sie alle sind wortkarg und halten Beweise zurück. Daher gestaltet sich die Ermittlungsarbeit als sehr umständlich. Erst so nach und nach weisen Indizien und andere Beweismaterialien auf einen möglichen Mörder oder Mörderin hin. Allerdings ist die Recherche von unserem Trifolium wesentlich unterhaltsamer und sie sind den Polizeiermittlern immer eine Nasenlänge voraus. An Ideenreichtum und einer Portion Frechheit mangelt es ihnen auch nicht. Ich sage nur „selbstgemachter Dienstausweis“
Nachdem aber ein weiterer Mord geschieht, wird es brenzelig. Auch für Gerda, die selbsternannte Miss Marple vom Dienst. Sie hat ihre Nase wohl zu oft in anderer Leute Angelegenheiten gesteckt....
Was für ein genialer Krimi, die beiden Mordfälle sind eigentlich ziemlich egal, aber das ganze Drumherum ist herrlich, ich musste andauernd grinsen. Die ganze Handlung lebt von den schrägen Dorfbewohnern und dem wunderbar dargestellten Lokalkolorit.
Liebevoll überspitzt, hat die Autorin herrlich skurrile Persönlichkeiten geschaffen, die man einfach ins Herz schließen muss. Egal ob die lateinverrückten Ökonachbarn, der leicht trottelige Hauptkommissar mit angeklatschter Haarsträhne, der grummelige Ino oder die träge aber knuddelige Dogge. Sie alle haben wunderliche und kauzige Eigenarten, die dadurch die Geschichte zum Leben erwecken.
Die Ermittlungsarbeit plätschert typisch „fischblütig“ vor sich hin, und auch die Geschichte an sich ist eher geruhsam und unaufgeregt. Allerdings wird es von Kapitel zu Kapitel spannender. Dazu punktet die Autorin mit ganz vielen überraschenden Momenten und bizarren Begebenheiten.
Was mir persönlich nicht so gefallen hat, ist der sehr schnelle und sehr abstruse Schluss. Das wirkt etwas, wie an den Haaren herbeigezogen.
Fazit
Es hat so einen Spaß gemacht, diesen Krimi zu lesen. Er ist unterhaltsam, witzig und herrlich „anders“. Als Urlaubsroman ebenfalls bestens geeignet.
Daher kann ich euch diesen Roman wirklich ans Herz legen und vergebe eine absolute Lese-Empfehlung und 5 mordsmäßige Sterne!
Ferner möchte ich mich bei Netgalley sowie beim Droemer Knaur Verlag sehr herzlich für das kostenlose Rezensionsexemplar bedanken. Meine ehrliche Meinung wurde dadurch aber nicht beeinflusst.