Zeit, deine Herzkoordinaten anzupeilen
Worum geht's?
„Ich mache dir Mut, aufzubrechen. Der Gott, der mitgeht, ruft dich. Der Nomadengott lockt dich. Und schließlich lädt dich der Wander-Prediger Jesus ein: „Geh mir nach!" Deshalb breche auch ...
Worum geht's?
„Ich mache dir Mut, aufzubrechen. Der Gott, der mitgeht, ruft dich. Der Nomadengott lockt dich. Und schließlich lädt dich der Wander-Prediger Jesus ein: „Geh mir nach!" Deshalb breche auch ich auf. Wo es sein muss, äußerlich. Aber vor allem im Herzen, wo eine Pilgerseele wohnt." (S. 163)
Daniela Mailänder hat am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, seine Herzheimat zu verlieren - und Schritt für Schritt zu ihr zurückgefunden.
Wie können wir unser eigenes Herz erkunden, darin ein Zuhause haben, dort Gott begegnen? Wie kann sich das auf unser alltägliches Leben und Sein auswirken?
Diesen Fragen geht die Autorin nach und ermutigt dazu, sich selbst ebenfalls auf die Reise zu begeben.
Was mich neugierig gemacht hat:
Tatsächlich waren es vor allem das Im-eigenen-Herzen-Heimatfinden-Thema und die wunderschöne Gestaltung des Buches, die mein Interesse geweckt haben.
Der Klappentext hat mich in diesem Fall eher etwas verunsichert. Ich war mir nicht ganz darüber im Klaren, ob es sich nun um eine Art Erfahrungsbericht mit Achtsamkeitsübungen, eher etwas Sachlich-Psychologisches oder um etwas ganz anderes handelt.
Wie es mir gefallen hat:
Zu meiner Freude hat in diesem Buch noch viel mehr gesteckt, als ich geahnt hatte. Während mich, wie oben schon angedeutet, der Klappentext eher ein bisschen skeptisch zurückgelassen hatte, hat mich die Art der Autorin, lebensnah und in klaren, berührenden Bildern an das Thema heranzugehen, sofort überzeugt. Sie verbindet ihre eigenen Erfahrungen mit wertvollen Anregungen und Blickwinkeln, gibt sich dabei aber weniger als Belehrende, sondern bleibt selbst weiterhin immer auch Suchende. Sie möchte als Beispiel für eine Heimatsuchende anderen Herzensflüchtlingen Empfehlungen für die Reise und Wegzehrung mitgeben.
Nach einem Vorwort des Landesbischofes der ELKB und Ratsvorsitzenden der EKD und einer kleinen Einleitung der Autorin folgt eine Gliederung in drei Teile: Heimatsuche, Heimatkunde und Aufbruch.
Im ersten Teil umreißt die Autorin ihre eigene Suche nach der Herzheimat, befasst sich mit der Geschichte des heimatlosen Menschen genau wie mit der des heimatlosen Gottes, beschäftigt sich mit den „Reisevorbereitungen" und damit, was es im eigenen Herzen eigentlich alles zu entdecken gibt.
Die Heimatkunde nimmt dann den größten Abschnitt ein. Hier geht es darum, wie es gelingen kann, im Alltag, im eigenen Körper, unmittelbar in der Gegenwart, in Beziehungen mit anderen Menschen, in einer verwundeten Seele und in den persönlichen Empfindungen zu Hause zu sein. Jedem dieser Aspekte ist ein eigenes Kapitel gewidmet.
Der Aufbruch schließlich ist eine Zusammenführung der Entdeckungen und der Konsequenzen, die sich daraus ziehen lassen. Außerdem wird hier auch noch einmal gezielt die Gemeinde auf ihre Eignung als Heimatort abgeklopft.
Nach jedem Kapitel lädt Daniela Mailänder zum Innehalten im „Heimathafen" ein, wo durch gezielte Fragen noch einmal der Kern des jeweiligen Abschnitts persönlich reflektiert werden kann.
Sehr schön ist die durchgehende ans Cover angepasste Innengestaltung, zu der auch eine doppelseitige Beispieldarstellung einer Herzenslandschaft gehört.
Mich hat dieses Buch begeistert, berührt und nachdenklich gemacht. Ich nehme viel daraus mit und habe sicher nicht zum letzten Mal darin geblättert. Gerade für ein zweites Durcharbeiten oder Auffrischungsimpulse zu einzelnen Aspekten sind die am Rand hervorgehobenen Kernzitate sicherlich hilfreich.
(Für wen) Lohnt es sich?
Ich empfehle dieses Buch von ganzem Herzen allen, die sich mit irgendeinem Bereich ihres Lebens unwohl oder planlos fühlen, von Unzufriedenheit, Sehnsucht nach mehr und/oder der Angst, etwas zu verpassen, getrieben werden. Identität, Ziele, Zugehörigkeit - diese Themen beschäftigen jeden Menschen, und Daniela Mailänder ist es sehr gut gelungen, einen Rahmen zu finden, in dem der Weg zu den Antworten auf die ganz großen Fragen geebnet wird.
In einem Satz:
„Herzheimat - Dort ankommen, wo Gott auf dich wartet" ist ein sowohl gestalterisch als auch inhaltlich sehr starkes Buch, das dazu anregt, die Koordinaten des eigenen Herzens anzupeilen und loszuziehen, um bei sich selbst - und damit auch bei Gott - (wieder) ein Zuhause zu finden.