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Veröffentlicht am 12.05.2019

Wenn Träume wahr werden

Das kleine Café im Gutshaus
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Lara MacDonald kehrt nach einer enttäuschenden Beziehung zurück in ihren schottischen Heimatort. Dort möchte die begeisterte Hobby-Bäckerin und ehemalige PR-Frau am liebsten mit tollen Backideen das kleine ...

Lara MacDonald kehrt nach einer enttäuschenden Beziehung zurück in ihren schottischen Heimatort. Dort möchte die begeisterte Hobby-Bäckerin und ehemalige PR-Frau am liebsten mit tollen Backideen das kleine Café ihrer Chefin auf Touren bringen. Doch dazu kommt es nicht. Als sie den älteren Gutsbesitzer Hugo Carmichael kennenlernt, fördert er das Talent von Lara, indem er ihr nach seinem unerwarteten Tod, die Chance bietet, auf dem Landsitz der Carmichaels ein eigenes kleines Café zu eröffnen und ihren Traum zu verwirklichen...

"Das kleine Café im Gutshaus" ist ein richtig locker, leichter Gute-Laune-Roman, der noch dazu vor der Traumkulisse Schottlands spielt. Ich konnte die sich gut lesende Geschichte fast in einem Rutsch durchlesen. Die Hauptfigur Lara war mir persönlich von Anfang an sympathisch. Mit ihren frischen Ideen und ihrer Leidenschaft fürs Backen läuft einem manchmal schon ein bisschen das Wasser im Mund zusammen, vor lauter süßen Leckereien. Dennoch hat natürlich auch diese Geschichte, so schön sie auch erzählt wird, ihre Schwächen. Die Handlung ist leider doch etwas vorhersehbar und bietet kaum überraschende Momente. Auch die sich anbahnende Liebesromanze zwischen Lara und Vaughan war von Anfang an doch durchschaubar - letztlich geht es auch nur um die beiden. Gut gefallen haben mir allerdings auch die unterschiedlichen Nebenfiguren: die etwas quirrlige Mutter, die sich in einen viel jüngeren Überlebenskünstler verliebt, und auch Lara's beste Freundin, die ihr mit vielen Ratschlägen beiseite steht und Lara's Traum vom eigenen kleinen Café auf dem Lande Wirklichkeit werden lässt. Alles in allem, ein solider erzählter unterhaltsamer Sommerroman für alle diejenigen, die romantische Geschichten mit Happy-End mögen.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Rheinisches Intrigenspiel

Rheinblick
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Brigitte Glaser gelingt es meiner Meinung nach hervorragend die politischen Ränkespiele und Ereignisse nur wenige Tage nach der Bundestagswahl von 1972 mitreißend, spannend und persönlich zu erzählen. ...

Brigitte Glaser gelingt es meiner Meinung nach hervorragend die politischen Ränkespiele und Ereignisse nur wenige Tage nach der Bundestagswahl von 1972 mitreißend, spannend und persönlich zu erzählen. Für mich eines meiner persönlichen Lesehighlights in diesem Frühjahr.
Der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist der „Rheinblick“ – ein Bonner Politlokal, in dem Politiker und Mitarbeiter der Ministerien, aber auch Taxifahrer ein und ausgehen. Hilde Kessel kennt als Wirtin des Rheinblicks alle. Ihr Credo: Was im Rheinblick passiert, bleibt auch im Rheinblick. Da kann sich so mancher Politiker auf ihre Diskretion verlassen. Doch auch Hilde hat als Frau ihre Geheimnisse und nicht zuletzt wird sie durch eine vergangene Unachtsamkeit erpressbar. Dies droht ihr zum Verhängnis zu werden, als es in den Tagen nach der Bundestagswahl und des Sieges von Willy Brandt so manches Intrigenspiel um Ministerposten auch nicht vor dem Rheinblick halt zu machen scheint. Zur gleichen Zeit steht die junge Logopädin Sonja Engel vor der Chance ihres Lebens. Sie soll dem frisch operierten Willy Brandt helfen, seine Stimme wieder zu erlangen. Ein schwieriges Unterfangen, zumal sich während der schwierigen Koalitionsverhandlungen nur schwer Ruhe für die Behandlung einstellt. Doch Sonja kämpft – auch um ihre Schwester Reni, die unerwartet spurlos verschwindet. Ob ihr Cousin Erwin Tibulski, ein ergeiziger, junger Politiker helfen kann? …
Es sind nur zwei Wochen und zwei Frauen, die Brigitte Glaser zum Zentrum ihrer faszinierenden Geschichte macht. Aber es gelingt Brigitte Glaser die damaligen Ereignisse, Menschen und Situationen hervorragend miteinander zu verweben, anschaulich und lebendig zu beschreiben und einen unterhaltsamen kleinen Thriller zu schaffen. Mit „klein“ meine ich, dass er durchaus ohne gewaltsame Intrigen à la House of Cards auskommt. Es sind eher die leisen Töne, die den Roman bestimmen. Es sind die zwischenmenschlichen Beziehungen von Hilde und Sonja zu ihren Familien und Freunden/Bekannten, die den Hauptteil der Geschichte ausmachen. Beide werden in den Strudel der Ereignisse hineingezogen, obwohl sie stets Beobachter der politischen Ereignisse der damaligen Zeit bleiben. Dennoch hat es mir sehr gut gefallen, wie Brigitte Glaser beide Frauenfiguren und ihre Lebensumstände schildert und damit auch das Frauenbild der damaligen Zeit in unterschiedlichen Situationen beschreibt. Beide Frauen waren mir auf Anhieb sympathisch. Beide sind Kämpferinnen, die auf unterschiedlichen Wegen ihren Platz im Leben suchen, und für ihre Träume bereit sind Opfer zu bringen. Aber beide ringen auch mit ihren Entscheidungen, lassen sich von Gefühlen und familiären Verpflichtungen beeinflussen. Und obwohl hier durch die eingebaute zusätzliche Kriminalgeschichte der Roman leicht überladen scheint, so gibt diese der ganzen Handlung zusätzlich ein klein wenig politisches Pfeffer im Bonner Intrigenspiel bei der Machtvergabe von Ämtern und Positionen. Mein Fazit: Brigitte Glaser ist aus meiner Sicht ein sehr unterhaltsames, literarisches Stück Zeitgeschichte gelungen, das ich sehr lesenswert finde und gleichzeitig eine spannende Zeitreise, die mit einem kleinen Augenzwinkern in die Gegenwart auch aktuelle Bezüge zulässt.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Atmosphärisch, anspruchsvoller Krimi

Der Mann am Grund
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"Der Mann am Grund" der tschechischen Autorin Iva Prochazkova gehört für mich zu den Krimis, der es mir zu Beginn etwas schwer gemacht hat, aber dann doch durch eine vielschichtig gut aufgebaute und sehr ...

"Der Mann am Grund" der tschechischen Autorin Iva Prochazkova gehört für mich zu den Krimis, der es mir zu Beginn etwas schwer gemacht hat, aber dann doch durch eine vielschichtig gut aufgebaute und sehr spannende Handlung überzeugen konnte. Kommissar Molina muss in einem brisanten Mordfall ermitteln. Ein Polizist wird ermordet in einem Steinbruch aufgefunden, der alles andere als eine saubere Weste hatte. Zumindest werden im Verlauf der Geschichte immer mehr Details des sehr zwielichtig agierenden Polizisten und seine Familienverhältnisse offenbart. Molina und seine Kollegen ermitteln in einem Netz aus Liebe, Rache, tragische Familiengeheimnisse und Lügen. Während das Netz der möglichen Tatverdächtigen und deren Motive immer dichter wird, gelingt es der Autorin, sehr gut schlüssig und überzeugend die Tatverdächtigen zu präsentieren. Ich zumindest bin beim Lesen mehr als einmal auf der falschen Fährte gelockt worden. Interessant ist, dass sich Molina im Rahmen seiner Ermittlungen der Astrologie als Werkzeug bedient, um den Charakter des getöteten Polizisten genauer zu erforschen. Ob man daran glaubt, bleibt jedem selbst überlassen. Aber als mögliche psychologische Analyse erscheint es im Rahmen der Ermittlungen durchaus glaubwürdig und fundiert. Was es mir ein bisschen schwer beim Lesen gemacht hat, war allerdings die Vielzahl an tschechischen Namen, die man so nicht gewohnt ist. Einen Punkt Abzug gibt es für mich für das Cover, das nicht gut zur doch sehr spannenden Handlung passen will. Nichts desto trotz erhält der Krimi von mir eindeutig eine Leseempfehlung. Und ich hoffe sehr, noch ein paar mehr Kriminalfälle mit Kommissar Molina lesen zu dürfen.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Brandaktuell zu hochbrisantem Thema

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Eigentlich kommt dieses Buch genau zur richtigen Zeit. Das Thema könnte vor dem Hintergrund der Pegida-Demonstrationen und der erstarkendem Rechtsbewegung im Osten nicht aktueller sein. Die Geschichte ...

Eigentlich kommt dieses Buch genau zur richtigen Zeit. Das Thema könnte vor dem Hintergrund der Pegida-Demonstrationen und der erstarkendem Rechtsbewegung im Osten nicht aktueller sein. Die Geschichte beginnt 11 Jahre nach der Wende. Die beiden Brüder Philipp und Tobias wachsen in Neschwitz, einem kleinen Ort irgendwo in Sachsen auf, und erleben die zunehmende Perspektivlosigkeit sowie den Zusammenbruch ihres sozialen Gefüges, das die DDR hinterlassen hat. Beide versuchen ihre zunehmende Wut über ausstehende Veränderungen in den Griff zu bekommen und finden ein Ventil im rechtsradikalen Gedankengut...

Das Thema ist sehr spannend und hinterlässt durchaus beim Leser Spuren, auch bei mir. Ich habe sehr mit mir persönlich gerungen, welche Note ich diesem Buch geben möchte. Aber vielleicht ist das genau das, was der Autor erreichen möchte. Er will mit dieser Geschichte nicht gefallen. Er will anecken, kantig unangenehm sein. Mag sein, dass er sich durchaus einiger Klischees bedient, aber er will vor allem, dass wir uns als Leser mit dem Thema und der Perspektivlosigkeit der Menschen auseinandersetzen. Er will sie nicht verteidigen. Im Gegenteil, die Geschichte ist sehr sperrig und nicht für jeden Leser, der einen flüssigen und unterhaltsamen Schreibstil gewohnt ist, geeignet. Ich hatte durchaus meine Schwierigkeiten, meinen Rhythmus zu finden. Ich hatte sehr das Gefühl, im Stil der Bild-Zeitung zu lesen. Kurze, stakkatohafte Sätze, die eine schier endlose Aneinanderreihung von Tatsachen, manchmal auch nur Beobachtungen sind. Und die nicht wirklich beim Leser ein hohes Bildungsniveau erfordern. Man findet nicht wirklich einen Zugang zu den handelnden Figuren Tobias und Philipp und auch das Ende ist sehr offen und überlässt es dem Leser das Urteil über die beiden zu fällen.

Trotz allem, denke ich, ist der Schreibstil und die Idee der Geschichte, genau das Besondere, was dieses Buch ausmacht. Eben nicht dem Mainstream zu folgen, sondern ungewohnt, unangenehm und in der Art zu (be)schreiben auch mit jedem Satz eine Tristheit und Perspektivlosigkeit zu verbreiten, die es mir als Leser sehr schwer macht zu entscheiden, ob man es liebt oder nicht.

Veröffentlicht am 10.06.2018

Auf den Spuren einer großen Liebe

Das Meer löscht alle Spuren
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Nora Sand ist zurück. Als Auslandskorrespondentin einer dänischen Zeitung erhält Nora, die inzwischen in London lebt und arbeitet, einen besonderen Auftrag. Der iranische Nobelpreisträger Manash Ishmail ...

Nora Sand ist zurück. Als Auslandskorrespondentin einer dänischen Zeitung erhält Nora, die inzwischen in London lebt und arbeitet, einen besonderen Auftrag. Der iranische Nobelpreisträger Manash Ishmail will nur mit ihr ein Interview führen. Dieser sitzt nach einer gewagten Flucht aus dem Iran in einem dänischen Asylbewerberheim und will nur noch eines: seine auf der Flucht verschwundene Frau Armina finden. Deren letzte Spur verliert sich in London. Nora erhält im Gegenzug für ein Interview den Auftrag Armina zu finden. Keine leichte Aufgabe für Nora, die nicht nur privat mit einigen Herausforderungen zu kämpfen hat, sondern schnell merkt, wie riskant es ist nach verschwundenen Flüchtlingen zu suchen, an deren Auffinden einige mächtige Gegner kein Interesse haben und alles tun, Nora nicht nur zu beschatten, sondern auch aufzuhalten.

Mit der aktuellen Flüchtlingsthematik im Rücken greift die Autorin ein aktuelles und brisantes Thema auf. Was passiert mit verschwundenen Flüchtlingen, die niemand vermisst oder sucht? Dabei wagt die Autorin durchaus eine gewagte Theorie, verpackt diese aber aus meiner Sicht ganz geschickt in eine vielschichtige, spannende Geschichte, die gesprickt ist mit vielen Wendungen, undurchsichtigen Machenschaften und leider einigen kleineren Ungereimtheiten. Nichts desto trotz hat mir der Sprach- und Erzählstil sehr gut gefallen. Anfangs ist es bisweilen etwas schwierig in die Geschichte zu finden, vor allem, wenn man die Vorgeschichte und die handelnden Charaktere nicht kennt. Aber mit der Heldin Nora hat die Autorin auch eine sympathischen Charakter geschaffen, die sich durch ihren Job als Journalistin gut schlägt und einige interessanten Ansatzpunkte für weitere Geschichten liefert, sondern auch persönliche Seiten wie z.B. ihre komplizierte Beziehung zeigen darf. Obwohl die Geschichte durchaus ein überraschendes Ende nimmt und viele Fragen beim Leser wie auch bei mir zurücklässt, kann ich die Lektüre dieses spannenden Thrillers durchaus empfehlen. Aber vielleicht war das ja auch genau die Intention der Autorin...