Von Menschlichkeit und Achtung vor dem Leben
Mehr als die ErinnerungGut Mohlenberg hat einen wohlklingenden Namen, doch hinter den Mauern leben viele Menschen, die von den Leuten "draußen" geächtet werden. Vielen ist ihre psychische Erkrankung ein Dorn im Auge und man ...
Gut Mohlenberg hat einen wohlklingenden Namen, doch hinter den Mauern leben viele Menschen, die von den Leuten "draußen" geächtet werden. Vielen ist ihre psychische Erkrankung ein Dorn im Auge und man möchte den Bewohnern der "Irrenanstalt" lieber nicht begegnen.
Friederike von Aalen erscheint da wie ein wohltuender Balsam auf der Seele der Kranken, denn sie kümmert sich liebevoll im sie. Gemeinsam mit ihrem Vater betreut und umsorgt die sie Kranken, so auch ihren Mann, der nach einer schweren Hirnverletzung ihre ganze Zuwendung benötigt.
Als dann kurz hintereinander zwei Morde geschehen steht schnell fest, dass es nur einer der "Irren" gewesen sein kann. Doch Friederike glaubt nicht an die Schuld ihrer Patienten und will deren Unschuld beweisen. Sie ahnt nicht, dass sie sich mit ihren Nachforschungen auf dünnes Eis begibt....
Ich habe bereits mehrere Bücher von Melanie Metzenthin gelesen und mich mit großer Vorfreude auf dieses Buch regelrecht gestürzt. Schon nach wenigen Seiten ist mir klar, das ist ein Roman der Extraklasse und die Autorin lässt mich hier ganz nah an ihre Figuren heran, was die Geschichte nur noch realistischer und glaubhafter macht.
Der Blick in das Leben eines Menschen mit Beeinträchtigung ist Metzenthin hier sehr einfühlsam und feinfühlig gelungen und zeigt mir auf, wie wichtig es für den Erkrankten ist, auch noch mit Handicap geliebt und geachtet zu werden.
Das Gefühls- und Seelenleben von Friederikes Mann Bernhard lässt tief blicken und bringt viel von seiner Fürsorge und Zärtlichkeit für seine Frau hervor.
Dem gegenüber steht ein Mensch, den ich von ganzem Herzen verabscheue - Dr. Weiß. Dieser Mann kennt die Worte Menschlichkeit, Achtung und Respekt mit keiner Silbe und so ist auch sein Verhalten und Auftreten mehr als menschenverachtend. Ein Mann, dessen Seele schwarz vor Grausamkeit und Rücksichtslosigkeit ist.
Friedericke ist für mich der gute Engel, der sich aufopferungsvoll und barmherzig um die Erkrankten kümmert. Nie wird sie müde, sich den Menschen hingebungsvoll zu widmen und so für ihr Wohlergehen zu sorgen.
Die kleinen Gesten der Zuwendung, die sich zwischen ihr und ihrem Mann abspielen, sind rührend und zeugen davon, dass die Liebe auch in schwierigen Zeiten immer wieder für einzigartige Momente sorgt, die beide miteinander verbindet, obwohl Bernhard krank und auf Hilfe angewiesen ist.
Die Geschichte um Gut Mohlenberg wird in eine kriminalistische Handlung eingebettet, die spannend und aufwühlend zugleich ist, mich fasziniert und fesselt.
Die Beteiligten sind von der Autorin sehr anspruchsvoll und charakteristisch breit gefächert angelegt, geben dem Leser immer wieder die Möglichkeit, sich direkt in die einzelnen Personen hineinzuversetzen und so die Geschichte aus der Sicht der Mitwirkenden zu erleben.
Ein Roman, der von seinen abwechslungsreichen Bildern, seiner ansprechenden Handlung und einer brillanten Umsetzung lebt.
Absolute Leseempfehung !