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Veröffentlicht am 29.04.2019

Große Erzählkunst, skurrile Roadtripgeschichte

Rückwärtswalzer
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Lorenz ist halbwegs arbeitsloser Schauspieler, in einem etwas fragwürdigen Beziehungsstatus mit seiner Freundin und lebt in Wien, wo auch seine zahlreichen Tanten und sein Onkel leben. Als der Onkel Willi ...

Lorenz ist halbwegs arbeitsloser Schauspieler, in einem etwas fragwürdigen Beziehungsstatus mit seiner Freundin und lebt in Wien, wo auch seine zahlreichen Tanten und sein Onkel leben. Als der Onkel Willi stirbt, brechen Lorenz und die Tanten zu einem abenteuerlichen Roadtrip Richtung Montenegro auf, wo der Onkel immer begraben werden wollte.


Meine Meinung:
Vea Kaiser versteht sich wirklich wie kaum eine andere Autorin aufs Erzählen und Fabulieren. Am Anfang war ich einigermaßen verwirrt aufgrund der skurrilen Ausgangssituation und mir war überhaupt nicht klar, worauf das Buch hinauswill.
Doch im Laufe der Geschichte und durch die abwechselnden (langen) Kapitel, die aus verschiedenen Perspektiven und in verschiedenen zeitlichen Zusammenhängen erzählt werden, ergibt sich im Laufe des Buches ein relativ rundes Bild.
So skurril die Personen auch sind und auch ihre Lebensgeschichte, so liebevoll werden sie von der Autorin gesehen und dargestellt. Sie schreibt mit solcher Wärme über ihre Figuren, dass man sie mit ihren Ecken und Kanten liebgewinnen kann.

Beinahe am besten haben mir die Abschnitte, die in der Vergangenheit spielen und von der Kindheit und Jugend der Tanten und Onkel erzählen. Aber auch der Roadtrip in der Gegenwart legt im Laufe des Romans deutlich an Fahrt zu und wird zum Ende hin wahnsinnig unterhaltsam (wenn auch makaber). Ich musste doch an einigen Stellen schmunzeln oder sogar laut loslachen.

Für mich war es mein erstes Buch von Vea Kaiser, aber ich kann die Einschätzung bezüglich der Erzähl- und Fabulierkunst, sie im Klappentext und in verschiedenen Rezensionen herauskommt, gut nachvollziehen.


Fazit:
Für mich war „Rückwärtswalzer“ ein sehr gut erzählter Roman, in den ich im Laufe der Handlung immer besser reingekommen bin bis hin zu dem sehr stimmigen Ende. Insgesamt eine runde Sache, wenn man skurrile Geschichten mag.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Wunderbares Inselflair mit einer sympathischen Protagonistin

Die Bücherinsel
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Sandra hat ein großes Geheimnis, das sie über viele Jahre gut gehütet hat, denn sie kann nicht lesen und schreiben und ist inzwischen sehr geübt darin, sie mit vielen Ausreden durchs Leben zu schummeln. ...

Sandra hat ein großes Geheimnis, das sie über viele Jahre gut gehütet hat, denn sie kann nicht lesen und schreiben und ist inzwischen sehr geübt darin, sie mit vielen Ausreden durchs Leben zu schummeln. Doch dann gerät sie durch Zufall in den Lesekreis der Insel, bei dem auch der attraktive Inselschullehrer Björn mitmacht, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Wird sie auch hier weiter mit ihren Lügen durchkommen und hat diese Sympathie überhaupt Zukunft…?

Meine Meinung:
Wie auch im Roman „Die kleine Inselbuchhandlung“ war ich aufgrund der sehr angenehmen und flüssigen Schreibweise von Janne Mommsen sofort mitten in der Handlung. Man muss „Die kleine Inselbuchhandlung“ nicht vorher gelesen haben, aber für mich gab es dadurch ein sehr schönes Wiedersehen mit liebgewonnen Personen aus diesem Roman.
Darüber hinaus wird die Protagonistin Sandra sehr sympathisch beschrieben, wobei sie sich leider allerdings selbst sehr oft im Weg steht und man sie als Leserin manches Mal ein bisschen zu ihrem Glück „schubsen“ möchte. Doch im Laufe des Romans zeigt sie eine beachtliche Entwicklung, die mir sehr gut gefallen hat.
Auch das wunderbare und besondere Flair der Nordseeinsel kommt total gut rüber. Ich konnte das Salz des Meeres riechen und den Wind im Gesicht spüren, als ich den Roman gelesen habe, zudem konnte ich mir sehr gut vorstellen, wie der heiße Sommer 2018 an der Nordsee war. Die herrliche Landschaft, der Strand, die Nordsee – die „Farben der Insel“ – werden auch durch das Thema des Lesekreises literarisch sehr gut verarbeitet und dargestellt. Ich habe mich daher zum einen richtig in Urlaubsstimmung versetzt gefühlt, zum anderen war es aber auch eine tiefergehende literarische Befriedigung, die mich ausgefüllt hat.

Fazit:
Auch der neue Roman von Janne Mommsen ist wieder ein sehr schönes Wohlfühlbuch nicht nur für Nordsee- und Bücher-/Literaturfans. Wie ein kleiner Urlaub!

Veröffentlicht am 25.03.2019

Intensives Hörbuch mit viel Fantasie und Tiefe

Durch deine Augen
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Peter wird nach einem Selbstmordversuch seines Pflegebruders Simon zu diesem gerufen und versucht daraufhin, ihn in einer Therapieeinrichtung, die neuartige Ansätze mit Gehirnscans austestet, unterzubringen. ...

Peter wird nach einem Selbstmordversuch seines Pflegebruders Simon zu diesem gerufen und versucht daraufhin, ihn in einer Therapieeinrichtung, die neuartige Ansätze mit Gehirnscans austestet, unterzubringen.
Die Professorin, die diese Versuche leitet, ist – wie sich herausstellt – Lisa, eine alte Kindergartenfreundin von Peter und Simon.
Peter darf unter ihrer Anleitung auch bei den Sitzungen mit anderen Patienten teilnehmen und lernt dabei eine interessante neuartige Methodik kennen, die ganz neue Einblicke in die Vergangenheit der Patienten bietet und helfen soll zielführend zu therapieren.


Meine Meinung:
Von Anfang an war ich von der intensiven Erzählweise des Hörbuchs gefesselt. Der Sprecher schafft es, dass man dranbleiben und immer weiter hören möchte.

Die Geschichte an sich ist wirklich meisterhaft gesponnen und entwickelt sich mit jedem Kapitel weiter. Besonders die Rückblenden in die Kindheit der Protagonisten hatten es mir sofort angetan.
Bestimmte Passagen driften dann allerdings sehr stark ins Fantastische ab und werden dann immer wilder. Wenn man sich aber darauf einlässt, kann man die direkte Sprache, die große philosophische Kraft und die tollen Bilder sehr genießen.

Die handelnden Personen sind sehr sorgfältig und liebevoll angelegt, ihre Handlungen werden sehr detailliert beschrieben und gut beobachtet, so dass man ihre Motivation gut nachvollziehen kann.
Gerade die Kinder sind sehr reif für Ihr Alter und extrem reflektiert, was mir gut gefallen hat.

Das Hörbuch endete etwas unvermittelt, so dass ich das Ende fast verpasst hätte, weil ich gerade nicht ganz konzentriert war.
Ich hätte durchaus noch weiter hören können und mir ein etwas „runderes“ Ende gewünscht.


Fazit:
Das Hörbuch ist etwas ganz Besonderes und beschert dem Hörer – wenn er sich darauf einlässt – spannende und intensive Stunden in einer anderen Welt voller Poesie und Fantasie.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Sprachgewaltig und speziell

Die einzige Geschichte
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Paul ist 19, als er die 48jährige verheirate Susan, Mutter von zwei Töchtern, im Tennisverein kennenlernt und sich in sie verliebt.
Susan und Paul beginnen eine Beziehung, die über einen längeren Zeitraum ...

Paul ist 19, als er die 48jährige verheirate Susan, Mutter von zwei Töchtern, im Tennisverein kennenlernt und sich in sie verliebt.
Susan und Paul beginnen eine Beziehung, die über einen längeren Zeitraum hält.
Für Paul ist es die „einzige“ Liebesgeschichte seines Lebens, über die er auch nach Jahren noch reflektiert.


Meine Meinung:
Der Roman „Die einzige Geschichte“ ist in drei große Teile gegliedert. Er wird aus Pauls Sicht erzählt, wobei er sehr gekonnt zwischen verschiedenen Arten der Perspektive (1., 2., 3. Person) wechselt.
Der Beginn ist langsam – Paul ist 19 Jahre alt und lernt die wesentlich ältere Susan kennen, aber die Erzählung steigert sich zur Mitte hin deutlich, bis sie zum Ende hin wieder mit Analysen – aus meiner Wahrnehmung – an Tempo verliert.

Ich fand die Art der Schilderung sehr speziell. Es geht nicht klassisch um eine Liebesgeschichte, sondern hat auch viele Elemente über das Leben und die Liebe allgemein, Anklänge an ein Familiendrama und weitere Elemente, die ich schwer beschreiben kann.

Sehr schön kommen auch einige britische Besonderheiten zum Ausdruck, insbesondere der ganz besondere britische Humor, der mir persönlich extrem gut gefällt.
Auch die Besonderheiten der Zeit – die Erzählung beginnt in den 1960er Jahren – kommen zum Vorschein. Es wird deutlich, welche Unterschiede es in Susans Generation, die den Krieg noch miterlebt hat, und der nachfolgenden Generation, zu der Paul gehört, existieren. Gerade weil Paul und Susan in einem kleinen Ort ca. 15 Meilen von London entfernt leben, in dem jeder jeden kennt, ist die Darstellung der dortigen Gesellschaft extrem interessant.

Auch wenn ich die Erzählweise unglaublich sprachgewaltig fand, hat mich der letzte Teil etwas gelangweilt.
Der Autor kam hier nicht mehr so richtig auf den Punkt und hat sich oft in seinen langatmigen Analysen verloren.


Fazit:
Im Großen und Ganzen habe ich das Buch gerne gelesen und habe mich nicht nur gut unterhalten, sondern auch intellektuell bereichert gefühlt. Es ist auf jeden Fall etwas ganz Besonderes.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Sehr kurzweiliger und stimmiger historischer Roman

Die Klosterbraut
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Für Franka ist schon ihr ganzes Leben lang klar, dass sie als Nonne ins Kloster gehen wird, sobald ich wunderschöne ältere Schwester geheiratet hat.
Doch als sie den Bräutigam Wulf ihrer Schwester kennenlernt ...

Für Franka ist schon ihr ganzes Leben lang klar, dass sie als Nonne ins Kloster gehen wird, sobald ich wunderschöne ältere Schwester geheiratet hat.
Doch als sie den Bräutigam Wulf ihrer Schwester kennenlernt und sich in ihn verliebt, gerät ihr fester Entschluss ins Wanken.
Wulf kann es hingegen gar nicht erwarten, auf einen Kreuzzug ins Heilige Land zu gehen, und es passt ihm gar nicht, dass er vorher noch heiraten soll.


Meine Meinung:
Dank der unglaublich flüssigen, klaren und schnörkellosen Erzählweise bin ich sofort gut in den Roman gestartet und habe die Protagonisten Franka und Wulf sofort so sympathisch gefunden, dass ich sehr gerne „Zeit mit ihnen verbracht habe“.
Sie sind sehr klar und authentisch gezeichnet und haben sich direkt in mein Herz geschlichen. Vor allem die aufgeweckte und pfiffige Franka, die nicht auf den Mund gefallen ist, hatte es mir gleich angetan.

Auch die Handlung ist sehr spannend und stimmig aufgebaut. Neben der Familien- und Liebesgeschichte gibt es einen regelrechten Kriminalfall. Auch die historischen Bezüge sind sorgfältig recherchiert und waren dennoch so „nebenbei“ beschrieben, dass sie genau das richtige Maß hatten. Ich habe viel gelernt, ohne mich belehrt zu fühlen.


Fazit:
Ich kann das Buch allen empfehlen, die gerne historische Romane lesen und spannende Geschichten mit einer starken Protagonistin mögen.