Profilbild von lielo99

lielo99

Lesejury Star
offline

lielo99 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lielo99 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.04.2019

"Freunde sind so selten und kostbar, wie vergrabenes Gold"

Elite
0

Was haben die Israelin Netta Barzilai und das Buch Elite von Brendan Kiely gemeinsam? Die Auflösung findet Ihr, wenn Ihr den Roman lest.

Immer wieder trieb mir die Zornesröte ins Gesicht als ich das Buch ...

Was haben die Israelin Netta Barzilai und das Buch

Elite von Brendan Kiely gemeinsam? Die Auflösung findet Ihr, wenn Ihr den Roman lest.

Immer wieder trieb mir die Zornesröte ins Gesicht als ich das Buch

Elite las. Das Buch ist nämlich kein Roman, es ist eine Mahnung an uns alle. Brendan Kiely sagt von sich selbst, dass das Schreiben für ihn ein Akt des sozialen Engagements ist. Das kommt mit

Elite ganz klar zum Ausdruck.

Zum Inhalt: Jules Devereux und James Baxter sind Schüler auf einem Elitegymnasium. Während Jules bereits mehrere Jahre dort lebt, kommt James neu hinzu. Er bekam ein Stipendium über 50 000 Dollar, da er sich im Tor seiner Eishockeymannschaft ausgezeichnet schlug. Ausgerechnet ein Tampon sorgte für den Beginn ihrer Freundschaft. Zitat aus dem Buch: „Geht mal in irgendeinen Drogeriemarkt, Make-up und Süßigkeiten sind vorn, Tampons und Kondome sind hinten, neben der Apotheke, neben den Medikamenten gegen Allergien und Grippe.“

James empfindet Herablassung, ja teilweise sogar Häme, von seinen Schulkollegen. Die fühlen sich als Herren über die Vollstipendiaten und vor allen Dingen die jungen Frauen. Er meint, dass die Gemeinheit der Jungen mit dem Reichtum der Eltern steigt. Die

Elite sammelt Pucks, die für alle Sichtbar auf ihren Fensterbänken gestapelt werden. Je mehr es gibt, desto häufiger hat der Sammler ein Mädchen „flach gelegt“.

Jules wehrt sich gegen die sexuellen Übergriffe und einige ihrer Schulkameraden möchten ihr helfen. Aber erst zum Schluss zeigt sich, wer wirklich als Freund genannt werden kann. „Freunde sind so selten und so kostbar, wie vergrabenes Gold.“

Elite wird mich noch eine Weile beschäftigen. Sexuelle Gewalt ist leider immer noch ein Thema und macht auch vor „Reichen und Schönen“ keinen halt. Der Autor hat die Charaktere des Romans sehr fein ausgearbeitet und ich konnte mir alle Akteure lebhaft vorstellen. Daher mein Rat, und nicht nur für Jugendliche: Unbedingt

Elite lesen.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Akribisch recherchiert und perfekt geschrieben

Napoleon
0

Als sich im Jahr 1804 Napoleon zum Kaiser krönte, war ein großer Deutscher fassungslos. Wollte er doch eigentlich eine seiner Symphonien dem Franzosen widmen. Dieses Vorhaben verwarf Ludwig van Beethoven ...

Als sich im Jahr 1804 Napoleon zum Kaiser krönte, war ein großer Deutscher fassungslos. Wollte er doch eigentlich eine seiner Symphonien dem Franzosen widmen. Dieses Vorhaben verwarf Ludwig van Beethoven ganz schnell, so böse war er über das Verhalten des „Emporkömmlings“.

Napoleon – Revolutionär auf dem Kaiserthron beschreibt das Leben Napoleons „von der Wiege bis zur Bahre“. Etliche Ereignisse aus seinem Leben waren bisher unbekannt und einige Tatsachen rückt Herr Müchler ins rechte Licht. Neben seiner Karriere als Feldherr galt er als Familienmensch, der seine Lieben nicht im Stich ließ. Als sein Vater starb und Napoleons Mutter kaum Geld hatte, griff er ihr und seinen Geschwistern unter die Arme.

Napoleon schaffte einige Grundlagen für das Miteinander der Republik, die bis heute auch in Deutschland greifen. Dazu gehört unter anderem das Code Civil, das Bürgerliche Gesetzbuch und die Religionsfreiheit. Er sorgte ebenfalls dafür, dass in Frankreich und weiteren europäischen Staaten ein modernes Zivilrecht eingeführt wurde.

Napoleon war ebenfalls ein Mensch, der sich selbst und seine Ansichten bestens unters Volk bringen konnte. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Er schrieb leidenschaftlich gerne, sogar einen Liebesroman verfasste er. Aber viel wichtiger war für ihn seine eigene Zeitung, die er mit eigener Meinung und den Erfolgen als Kriegsherr füllte. Das gefiel dem Volk, sahen sie ihr Land doch schon damals „Grande Nation“.

In einem Interview sagte der Autor, dass der Ausdruck „Napoleonische Kriege“ eine semantische Fehlstellung sei. Erst 1799 tritt Napoleon auf die Bühne und der Krieg in Europa begann bereits Jahre zuvor. Was ihn so einzigartig machte war die Tatsache, dass in ihm kein „blaues Blut“ floss. Er war kein Sohn von Adeligen, sondern ein Emporkömmling, ein Korse von minderer Abstammung.

Nicht nur Kenner und Liebhaber Frankreichs und Freunde der Geschichte Napoleons sollten das Buch lesen. Es ist viel mehr als die Biographie eines Einzelnen. Zeigt es doch auch, wie schwierig die Einigung unter den Staatsmännern innerhalb des Kontinents Europas war. Napoleon war ein Visionär und brachte vieles auf den Weg, von dem wir alle heute noch profitieren. Herr Müchler hat jahrelang akribisch recherchiert und seine Aussagen sind Fakten, keine Thesen.

Die Sprache gefiel mir besonders gut. Das Buch Napoleon – Revolutionär auf dem Kaiserthron ist so geschrieben, dass ich kein Geschichtsstudium oder das Große Latinum benötige, um es zu verstehen. Zu den zahlreichen Bildern im Buch gehört unter anderem eins, welches den letzten Wohnort Napoleons auf St. Helena zeigt. Im Anhang sind alle Quellen in Form eines Literaturverzeichnisses genau aufgeführt und auch ein Personenregister gibt es. Zu den zahlreichen Fußnoten stehen im Anhang ausführliche Erläuterungen. Zwei Landkarten Europas zeigen den Kontinent im Jahr 1789 und im Jahr 1812.

Ein ganz wichtiges Buch, welches WBG Theiss genau zum richtigen Zeitpunkt veröffentlichte. Die letzten Jahre und die Gegenwart zeigen, wie nationalistische Kräfte in vielen Ländern Europas wieder Fuß fassen möchten. Ihnen die Stirn zu bieten und stets daran zu denken, wie wichtig die Einheit des Kontinents ist, ist unser aller Aufgabe. Dazu hat auch Herr Müchler mit seinem Buch einen wertvollen Beitrag geleistet.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Wahrhaftig ein kluges und aufrüttelndes Buch

Biedermeiern
0

Livia Klingl hat mit ihrem Buch Biedermeiern wahrhaftig ein Meisterwerk kreiert. Schon das Äußere ist außergewöhnlich. Das Cover ein wenig verspielt, wie eine Tapete aus längst vergangener Zeit, wird durch ...

Livia Klingl hat mit ihrem Buch Biedermeiern wahrhaftig ein Meisterwerk kreiert. Schon das Äußere ist außergewöhnlich. Das Cover ein wenig verspielt, wie eine Tapete aus längst vergangener Zeit, wird durch ein „Guckloch“ unterbrochen. Dieses Loch dient gleichzeitig als Rahmen für eine Karikatur. Sie zeigt den „Kinderkanzler“ und „Bumsti“ mit Zigarre. Nein, Bumsti ist kein Schimpfwort. Es ist der Kosename aus Kindertagen für Herrn Strache.

Die Abschnitte des Buches sind in Tage aufgeteilt und zeigen entweder kurze Absätze mit Anmerkungen der Autorin oder eine ihrer phantastischen Karikaturen. Sie schreibt unter anderem, was sie von dem neuen Bündnis Strache - Kurz hält und warum es ihrer Meinung nach dazu kam. Auch das sogenannte „soziale“ Netzwerk sieht sie so, wie es tatsächlich ist: asozial. Dort werden gefälschte Meldungen verbreitet und die handeln meistens von „Missetaten“ der „Ausländer“.

Biedermeiern las ich in einem Rutsch durch und das mehrmals. Die Karikaturen brachten mich zum Schmunzeln, weil Frau Klingl die Mimik der hier gezeichneten Politiker wie die Faust aufs Auge passt. Auch die Anmerkungen hat sie perfekt auf den Punkt gebracht. Ich war zur Zeit der Wahlen von Österreich häufig auf FB unterwegs und staune heute noch über die Gutgläubigkeit der Follower von Kurz und Strache.

Das kleine Buch Biedermeiern ist ein gewaltiges Stück Wahrheit, die nicht nur von Österreichern gelesen werden sollte. Prägnant und in wenigen Sätzen zeigt Frau Klingl uns Wählern, welche Macht wir eigentlich haben. Nutzen wir sie bei allen kommenden Wahlen. Für das Buch gebe ich eine ausdrückliche Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Ein phantastisches Buch

Hill House - Die drei Freundinnen
0

Die Story rund um HillHouse von Annis Bell wird in drei Bänden beschrieben. In dem Buch „Die drei Freundinnen“ geht es um Alice. Sie ist die Tochter des Schriftstellers Geoffrey Buxton und lebt mit ihrem ...

Die Story rund um

HillHouse von Annis Bell wird in drei Bänden beschrieben. In dem Buch „Die drei Freundinnen“ geht es um Alice. Sie ist die Tochter des Schriftstellers Geoffrey Buxton und lebt mit ihrem Vater in Hill House. Mit ihren beiden Freundinnen Vera und Rose fühlt sie sich seit Kindertagen verbunden.

Das Buch

HillHouse beginnt mit einem Epilog, der von einem Erlebnis in der Kinderzeit der drei Mädchen berichtet. Es folgen Zeitsprünge und aus den Kindern werden junge Frauen. Rose fühlt sich berufen, als Suffragette für die Rechte der Frauen einzutreten und Vera beginnt eine Ausbildung zur Krankenschwester. Alice kehrt von einem Internat zu ihrem Vater zurück. Die Mutter starb und der kann diesen Verlust nur schwer ertragen. Sie hilft ihm erfolgreich dabei.

Als ihr Vater wieder mit dem Schreiben beginnt und der Schmerz um den Verlust erträglich ist, führt Alice der Weg nach Italien. Dort lebt die Schwester ihrer verstorbenen Mutter. Die ist sehr krank und ihre Nichte steht ihr in den letzten Monaten bei. In Italien lernt Alice bei einem Vortrag die Reformpädagogin Maria Montessori kennen. Deren Konzept gefällt ihr so gut, dass sie dieses auf

HillHouse umsetzt.

Nach dem Attentat in Sarajevo beginnt der erste Weltkrieg und mit ihm das Abschlachten vieler junger Männer. Vera zieht als Krankenschwester mit an die Front und in dem großen Anwesen von Roses Eltern entsteht ein Lazarett. Alice hilft während des Krieges armen Familien, dass deren Kinder mit Nahrung und Bildung versorgt werden. In

HillHouse fühlen sich die Kinder wohl und die Mütter sind dankbar für Alices Hilfe. Die Väter der Kleinen sind nämlich im Krieg und können ihre Lieben nicht versorgen.

HillHouse war für mich sehr lehrreich und ich fühlte mich bestens unterhalten. Ich erfuhrt, wes es mit der WSPU (Women´s Social and Political Union) auf sich hat. Hier schlossen sich die sogenannten Suffragetten zusammen und kämpften für die Rechte von Frauen. Die gab vor dem ersten Weltkrieg nämlich noch nicht. Sehr stark fand ich, wie die Autorin das Leben dieser tapferen Kämpferinnen und der Repressalien gegen sie beschreibt. Damals durften Frauen weder wählen noch studieren.

Die aufgesetzte Moral der „Gläubigen“ und ihr Frömmeln kommt ebenfalls sehr gut zum Ausdruck. Zumal besonders deren Kinder darunter litten. Die Liebesgeschichte spielt zwar auch eine Rolle ist aber nicht das Hauptthema. Viel spannender ist die Beschreibung des Lebens in der damaligen Zeit. Auch die Begeisterung, mit der junge Männer in den Krieg zogen, wird perfekt dargestellt.

Ich empfehle das Buch ausdrücklich allen, die sich für historisch gut recherchierte Romane interessieren. Ich danke dem Verlag

TinteundFeder und

NetGalleyDE , dass ich das Buch

HillHouse lesen durfte.

Veröffentlicht am 14.04.2019

Welche ein phantastisches Buch

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
0

Auf dem Cover des Buches steht unten eine Empfehlung des spanischen Erfolgsautors Carlos Ruiz Zafon. Sie lautet: „Die Königin der literarischen Spannung.“ Dabei ist der Roman „Alles, was ich dir geben ...

Auf dem Cover des Buches steht unten eine Empfehlung des spanischen Erfolgsautors Carlos Ruiz Zafon. Sie lautet: „Die Königin der literarischen Spannung.“ Dabei ist der Roman „Alles, was ich dir geben will“ in keiner Weise mit den Werken des Autors Zafon vergleichbar.

Alles, was ich dir geben will ist außergewöhnlich, ja außergewöhnlich gut. Es ist kein Buch, dass zwischen Einst und Jetzt wechselt. Ein junger Mann stirbt, sein Ehemann bekommt die grausame Nachricht von zwei Polizisten mitgeteilt. Sofort wird ihm klar, dass dieser ihn belog und nicht dort war, wo er vorgab zu sein. Was verheimlichte Alvaro seinem Manuel und viel wichtiger: Warum tat er das? Die Autorin nimmt den Leser an die Hand und lässt ihn eintauchen in eine Geschichte, die bewegt und zutiefst erschüttert.

Alvaro, so heißt der Verstorbene und Manuel ist sein Ehemann. Obwohl dieser unmittelbar nach der Beisetzung wieder Richtung Heimat fahren möchte, bleibt er in unmittelbarer Nähe des Sitzes der Familie. Der Grund ist rasch erklärt. Manuel wird von einem pensionierten Beamten darüber informiert, dass Alvaro nicht durch einen Unfall ums Leben kam. Er wurde ermordet und die Guardia Civil legt den Fall sehr schnell zu den Akten. Grafen haben auch heute noch in Spanien eine Stellung, die sie über jeden Zweifel erhaben sein lässt. Mit einem Satz erklärt: Sie genießen Narrenfreiheit.

Zunächst ist Manuel entsetzt und enttäuscht. Sein Ehemann hat ihn hintergangen und spielte ein falsches Spiel mit ihm. Er lässt sich aber darauf ein, die Hintergründe des Todes zu ermitteln und erkennt bald, warum Alvaro so handelte. Wie in dem Märchen von „Hänsel und Gretel“ kommt Manuel sich vor. Hat doch sein Ehemann ihm viele „Brotkrumen“ hinterlassen, die ihn zum Tathergang führen und zur Aufklärung seines Todes beitragen. Manuel versank in seinen Büchern und „schaute aufs Meer“. Alvaro fühlte sich für alle alltäglichen Dinge verantwortlich und wollte seinen Liebsten vor boshaften Menschen und Familienmitgliedern bewahren.

Das Buch bereitete mir tatsächlich eine schlaflose Nacht. Je mehr ich über die Taten Alvaros erfuhr, desto größere Achtung empfand ich für ihn. Ich denke, dass es Manuel ebenfalls so ging. Aber auch die Beschreibung der Weinbergterrassen sind grandios und perfekt beschrieben. Alles, was ich dir geben will ließ mich weinen und am Ende doch noch lachen. Es lässt mich traurig zurück, weil es dann doch irgendwann ausgelesen war. Ich freue mich auf weitere Bücher von dieser einzigartigen Autorin.