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Veröffentlicht am 01.05.2019

Bissig, tragisch und mit einer gewissen Komik durchdrungen

Der Zopf meiner Großmutter
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Der neue Roman von "Alina Bronsky" trägt den Titel "Der Zopf der Großmutter" und erscheint im KiWiVerlag.


Maxim, der seine Eltern nicht kennt, flieht mit seinen Großeltern als jüdische Kontingentsflüchtlinge ...

Der neue Roman von "Alina Bronsky" trägt den Titel "Der Zopf der Großmutter" und erscheint im KiWiVerlag.


Maxim, der seine Eltern nicht kennt, flieht mit seinen Großeltern als jüdische Kontingentsflüchtlinge aus der damaligen Sowjetunion nach Deutschland. Man sieht es seiner Oma mit ihrem langen, hennagefärbten Zopf zwar nicht mehr an, doch früher war sie eine gefeierte Tänzerin. Nun versucht sie in der Flüchtlingsunterkunft alles Böse von Max fernzuhalten, Bakterien, schlechte Nahrung und sogar die Menschen. Nur zu Nina und ihrer Tochter, ebenfalls jüdische Russen, lässt sie Kontakt zu. Es entwickelt sich eine besondere Beziehung der zwei Familien, die für einige Veränderung sorgt. Der Großvater verliebt sich in Nina. Der Junge Max wird zum Mittler zwischen den aus den Fugen geratenen Welten der Erwachsenen und erlebt am eigenen Leib seine ungewöhnliche Patchwork-Familie mit.


Nach Alina Bronskys Roman "Baba Dunjas letzte Liebe" habe ich mir auf dieses Buch gefreut, denn auch in diesem Roman gibt es eine Großmutter, die sich etwas skurril und anders verhält.


Es geht um die Kontingentflüchtlinge Max und seine Großeltern, wie sie sich ihren Platz im Leben, etwas fern der deutschen Gesellschaft suchen. Die Großmutter Margarita Iwanowna nimmt mit ihrem Enkel am ersten Schulunterricht teil und zeigt sich als schützende Über-Großmutter. Sie möchte ihn vor allem schützen, hält ihn offen ausgesprochen sogar für einen kränklichen Idioten und redet ihm diesen Unsinn auch noch ein. Sie püriert ihm sein Essen, desinfiziert ihm die Hände und hält ihn von anderen Kindern fern. Das ist für den Jungen tragisch, es klingt stark überspitzt und dadurch eben auch schon bereits komisch. Hier hat nicht der Junge Max ein Problem, sondern seine Oma. Sie muss sich in einer fremden Gesellschaft integrieren und hält verbissen an alten Gewohnheiten fest. Sie besucht die Synagoge und ist doch antisemitisch, dabei ermöglichte ihr genau dieser jüdische Status die Einreise nach Deutschland.


Die Autorin lässt aus der Sicht von Enkel Maxim erzählen, zunächst als sechsjährigem Jungen, später dann im Teenageralter. So nimmt er auch einige Details aus den verschiedenen Lebenserfahrungen mal mehr und mal weniger wahr. Und der Leser folgt dieser Anschauung und erkennt nach und nach die Verhältnisse der Personen, die genauen Geschehnisse, die hinter dem Handeln der Erwachsenen stecken. Völlig nüchtern erduldet er die Demütungen seiner Oma und dabei sieht er die entscheidenden Vorgänge, Handlungen und Gefühle und lässt so den Leser einiges ahnen und damit gespannt weiterlesen.

Der Schreibstil erfolgt in einem der Autorin typischen Stil, mal einfach nur bildhaft und einfach beschreibend, mal rasant und situationsbezogen humorvoll, mal bissig und pointiert. Es ist dieser einzigartige Stil, den man mit jedem Buch von Bronsky erneut genießen kann.

Mal wieder bin ich von diesem Buch total begeistert, ich liebe den Erzählstil und die besonderen Charaktere sorgen für meine uneingeschränkte Anteilnahme an der Geschichte, in diesem Fall hat die Großmutter die tragende Rolle, die mich immer wieder aufs Neue mitgerissen hat. Großvater Tschingis macht nicht viele Worte, er hält zu seiner Familie und arbeitet für ihr Wohlergehen. Mehr Einzelheiten möchte ich nicht verraten.

Trotz ihrer bissigen Art ist es die Großmutter, die polarisiert. Sie ist mit ihrem roten Zopf kaum zu übersehen, sie wirft mit Kraftausdrücken und Gemeinheiten nur so um sich, hat scheinbar für niemanden ein gutes Wort übrig.

Sie ist so kalt und grimmig wie der sibirische Winter, schlagfertig wie ein Eisbrecher, doch im Innersten warmherzig und gut. Im Grunde ihres Herzens liebt sie die Menschen ihrer Familie, doch das würde sie nie offen zugeben.

Alina Bronsky stellt durch ihre Darstellung Figuren so dar, dass man über sie lachen muss, wobei man das eigentlich gar nicht will. Durch die Großmutter erleben wir Mobbing in seiner unkultiviertesten Form mit, doch man verzeiht ihr, weil sie aus Angst um ihre Lieben so handelt.



Einfach herrlich, diese aufdringliche Über-Großmutter! Ein Roman voller Biss und mit raffinierter Vorgehensweise, mit einem besonderen Erzählstil und einer Handlung, die viele Emotionen hervorruft. Auch dieser Bronsky-Roman bekommt meine vollste Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Diese bewegende Familiensaga aus dem Alten Land hat mich von Anfang bis Ende gefesselt.

Der Gutshof im Alten Land
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Im Frühling 1919 liegt der Gutshofbesitzer Edzard von Voss im Sterben. Da seine Söhne wahrscheinlich im Krieg gefallen sind, versucht sein raffgieriger Neffe Roland, den Hof durch eine Hochzeit mit Edzards ...

Im Frühling 1919 liegt der Gutshofbesitzer Edzard von Voss im Sterben. Da seine Söhne wahrscheinlich im Krieg gefallen sind, versucht sein raffgieriger Neffe Roland, den Hof durch eine Hochzeit mit Edzards Tochter Finja in seinen Besitz zu bringen. Doch plötzlich taucht Clemens auf, ein Bekannter und optischer Doppelgänger von Finjas Bruder Lennart. Caroline von Voss nutzt diese Chance und gibt Clemens als ihren Sohn aus. Was zunächst wie eine rettende Idee aussieht, ist aber in Wahrheit ein Lügengebilde, welches mehrfach aufzufliegen droht. Kann diese Scharade aufrechterhalten werden?


Micaela Jary versetzt ihre Leser in ihren Romanen gern ins vergangene Jahrhundert, dieser historische Roman führt auf einen Gutshof im Alten Land.

Zu diesem Roman gibt es die Vorgeschichte der Familie von Voss als Ebook, für das bessere Verständnis der Charaktere empfehle ich es sehr, es ist aber nicht zwingend erforderlich.



Die Geschichte dreht sich um die Familie von Voss. Der Hoferbe Lennart ist im Krieg verschollen, sein Bruder Gerrit ist als Journalist nach Amerika ausgewandert. Weil ihr Vater und Gutsbesitzer im Sterben liegt, versucht seine Frau alles zu unternehmen, um das Gut in der Familie zu halten. Dafür ist sie sogar bereit zu einer Lüge. Diese sorgt für dauerhafte Spannung und Dramatik, weil sie immer wieder zu verschiedenen Gelegenheiten aufzufliegen droht. Lennarts Doppelgänger Clemens ist kriegsmüde und macht das Spiel mit, diese neue Heimat nimmt er gern an. Besonders spannend macht es die Tatsache, dass sich beide Männer zwar ähnlich sehen, aber beide völlig unterschiedliche Charaktere haben.


In diesem Roman erlebt man mit den hervorragend und sehr unterschiedlich gezeichneten Charakteren deren Lebensumstände, Wünsche, Träume und Nöte mit und nimmt daran gefesselt teil.

Finja, die statt einer Heirat eher eine Laufbahn als Tierärztin anstrebt, fällt zur damaligen Zeit schon einmal völlig aus dem gewohnten Rahmen. Und auch die Humanmedizinerin Christine, ist eine Frauenfigur, die die Emanzipation im Roman aufzeigt. Finjas Mutter Caroline sieht eher die gesellschaftliche Stellung als Maß aller Dinge und ist dafür sogar zu einer Lüge bereit. Andere Frauen wünschen sich ebenfalls gesellschaftlichen Aufstieg, zu welchem Preis erfährt man im Verlauf der Geschichte.


Die Autorin schreibt in einem sehr einnehmenden und flüssigen Erzählstil, sie baut ständig kleine Cliffhanger ein, die mich gezwungen haben, weiter zu lesen. Die Kulisse des Alten Landes erlebt man ebenso wie das Leben in Hamburg zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Dort gab es schon mehr Reichtum als im Alten Land, die Kleidung der Frauen war eher schick als praktisch.



Im Handlungsverlauf kommt es mehrfach zu kleinen Überraschungen, sodass man wirklich gut unterhalten wird.


Diese sehr lebendig erzählte Familiensaga lässt am Ende noch einige Dinge offen, vielleicht kann man daraus schließen, dass es einen Folgeband geben wird.



"Der Gutshof im Alten Land" hat mich gefesselt, bildhaft in diese besondere Zeit und Gegend hineinversetzt und dazu noch wunderbar unterhalten. Was will man mehr von einem historischen Roman?


Veröffentlicht am 23.04.2019

Hochkarätige und atemberaubende Landschafts- und Tierfotos

PumaLand
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In seinem Bildband "PumaLand" führt uns der Naturfotograf Ingo Arndt nach Südamerika in den Torres del Paine Nationalpark in Chile. Das wunderschön bebilderte Sachbuch erscheint im Februar 2019 im Knesebeck ...

In seinem Bildband "PumaLand" führt uns der Naturfotograf Ingo Arndt nach Südamerika in den Torres del Paine Nationalpark in Chile. Das wunderschön bebilderte Sachbuch erscheint im Februar 2019 im Knesebeck Verlag.

Mehrere abenteuerliche Expeditionen in den chilenischen Nationalpark Torres del Paine in Südamerika waren nötig, damit der Naturfotografen Ingo Arndt genügend Fotomaterial für sein Projekt "PumaLand" zusammen hatte. Dort in freier Wildbahn war er umherstreifenden Pumas auf der Spur, beobachtete sie bei auf der Jagd nach Guanakos, bei der Paarung und Aufzucht ihrer Jungen. Es entstanden nie vorher gesehene Aufnahmen wie beim Paarungsakt und durch die Beobachtung wurde auch das Verhalten der Pumas näher erforscht. Dieser Bildband zeigt nicht nur eindrucksvolle Bilder der "Löwen der Anden", sondern auch diese einzigartige Landschaft im rauhen und unwirtlichen Patagonien.

Stundenlanges Ansitzen ist der Preis für diese hochkarätigen und atemberaubenden Landschafts- und Tierfotos

Der Nationalpark Torres del Paine liegt im chilenischen Teil Patagoniens und ist ungefähr 1800 Quadratkilometer groß. Als Namensgeber fungieren 3 hohe Berge, Granittürme, die zwischen 2600 und 2850 m hoch sind. Neben den hoch aufragenden schneebedeckten Bergen gibt es weite Grassteppen (Pampas), die den seltenen lamaähnlichen Guanakos Heimat bieten. In dieser Gegend ist also genügend Nahrung für den Puma, der sich in dieser von Wind und Wetter beeinflussten kargen Landschaft einen Lebensplatz gesucht hat.


Ingo Arndt wurde vom Sportartikelhersteller PUMA für seine Expeditionen unterstützt, er hatte die einmalige Gelegenheit, zwei Weibchen bei der Aufzucht ihres Nachwuchses fotografieren zu können.

Der Preis für Ingo Arndts anstrengende und entbehrungsreiche Aufenthalte unter extremen Wetterbedingungen sind die einzigartigen Momente der Beobachtung von wilden Berglöwen und dank seiner wunderschönen Fotos erlebt man das in "PumaLand" eindrucksvoll mit.

Der Nationalpark ist auf bestimmten Wegen auch Touristen zugänglich, Ingo Arndt schlug allerdings mit mehreren Fährtenlesern andere Strecken ein, es führte ihn auch in schwer zugängliches Gelände.

Weibchen bleiben bei der Aufzucht ihrer Jungen oft ortstreu, deshalb konzentrierte sich Arndt hauptsächlich auf zwei Puma-Familien. Ein Weibchen bekam den Namen Sarmiento und das andere nannte Arndt Colmillo. Beiden Familien kam er recht nah und wurde so auch zu einem aufmerksamen Beobachter des Verhaltens der Tiere und erlebte das Spiel der jungen Pumas mit. Ihre leuchtend blauen Augen verlieren sich später zu einem intensiv ockerfarbenen. Das ist auf den Fotos sehr gut zu sehen.
Außerdem zeichen die Bilder wunderbar die geschmeidige Bewegung der Tiere auf, das Anschleichen auf die Beute, die kräftezehrende Jagd, es sind bis zu fünf Versuche nötig, um auf der Jagd Erfolg zu haben.

Eine Jagdszene auf einen Guanako-Hengst kann man im Buch bewundern. Dort hatte das Guanako einen Trick auf Lager, um sich seines Fressfeindes erfolgreich zu erwehren.
Sogar Paarungsszenen der scheuen Tiere wurden von Arndt erstmalig fotografisch festgehalten.


Wenn man die Bilder ansieht, kann man sich nur vorstellen, wieviele Wanderungen, Fährtenverfolgungen und Ansitze nötig sind, um genügend und wirklich geeignetes Bildmaterial schießen zu können. Nicht selten machen die Witterungsverhältnisse dem Fotografen einen Strich durch die Rechnung. Starke Regenfälle, flimmernde Hitze und dunstige Nebelschwaden sorgen selbst bei exklusiver Fotoausrüstung für unbrauchbare und unscharfe Bilder. Pumas sind scheue Tiere, sehr nah kommt man an sie nicht heran, es ist stets ein Teleobjektiv nötig. Zur verwendeten Fotoausrüstung gibt es übrigens detaillierte Informationen am Ende des Buches.

Neben den schönen Fotos der Pumas in der Wildnis, bei Nacht und im Gegenlicht gibt dieses Buch auch Einblick in die faszinierene Natur und Tierwelt Patagoniens. Die Fotos zeigen die Gegend zu allen Jahreszeiten und man bekommt einen deutlichen Eindruck von dieser unwirtlichen Landschaft.

Ob schneebedeckt oder farbenfroh, hier kann man außergewöhnliche Landschaftsaufnahmen von Bergen, Gletschern, Wolkengebilden mit blauem Himmel, bei Eis und Schnee oder bei herbstlich gefärbten Gegenden bewundern.

Nicht nur Pumas und Guanakos sieht man im Buch, auch andere dort ansässige Tiere hat Arndt in wunderbaren Fotos festgehalten, wie den Sperlingskauz, grauen Andenfuchs und Andenkondor.

Diese wilde und atemberaubend schöne Gegend ist auch Touristen zugänglich. Nach Arndts Auffassung sollte das aber eher nicht so sein, um die Natur unbeschadet erhalten zu können. In seinem Nachwort erklärt er, wie aus Profitgier Wandergruppen auch die empfindliche Vegetation zerstören können.

Mir reicht dieses einzigartige Buch über die wilden Pumas und die Landschaft Patagoniens.


Ingo Arndts faszinierender Bildband über Pumas präsentiert nicht nur außergewöhnliche Fotos dieser scheuen Tiere, er präsentiert auch Patagoniens Wildnis in voller Schönheit zu allen Jahreszeiten.
Es ist ein Schmuckstück von Sachbuch und einfach herrlich anzuschauen.

Veröffentlicht am 17.04.2019

Schnelle und vielfältige Blätterteigideen für die nächste Party

Party-Ideen mit Fertig-Blätterteig: Die besten Rezepte pikant und süß - schnell, lecker und einfach
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In "Party-Ideen mit Fertig-Blätterteig" von Guillaume Marinette finden sich Rezepte für pikant und süß. Das Kochbuch erscheint im Bassermann Verlag.


Dank gekauftem Fertig-Blätterteig kann man schnell ...

In "Party-Ideen mit Fertig-Blätterteig" von Guillaume Marinette finden sich Rezepte für pikant und süß. Das Kochbuch erscheint im Bassermann Verlag.


Dank gekauftem Fertig-Blätterteig kann man schnell und einfach die besten Sonnenräder, Spieße, Waffeln, Herzen und anderen Fingerfood zubereiten. Man muss sich nur entscheiden, ob man es lieber pikant oder süß mag, ob man Dippen möchte oder etwas zum Knabbern.
Diese 33 Blätterteigideen passen auf den Frühstückstisch, zum Kaffee, für das Partybüfett oder nächste Picknick. Man muss sich nur noch für ein Rezept entscheiden.



In diesem Buch finden sich zahlreiche Variationen mit Blätterteig, ob süß oder herzhaft, hier wird man für jede Gelegenheit und jeden Geschmack fündig. Und das Tolle daran ist die Verwendung von Fertigteig. So kann eigentlich nichts schief gehen, denn mit Blätterteig kann man viele leckere Dinge zaubern, die auch optisch total ansprechen.

Da gibt es Sonnenräder, Röllchen, Schnecken, Nester, Taschen, Häppchen, Herzen, Spieße, Waffeln, Burger, Muffins und mehr.


Diese Varianten sprechen mich besonders an:


- Flammkuchen-Sterne

- Schinken-Pesto-Schnecken

- Wurst-Spiralen am Spiess

- Tannenbäume mit Ofenkäse

- Sonnenrad mit Camembert

- Blätterteigblüte mit kandierten Zwiebeln

- Blätterteigsonne mit Pest

- Blätterteigsonne mit Schinken und Käse

- Brokkolikranz

- Chorizo- Häppchen

- Schlemmer-Päckchen mit Feta

- Tomaten-Schinken-Taschen

- Teigtaschen mi Feigen und Ziegenkäse

- Raclette-Körbchen

- 4-Käse-Waffeln

- Zitronenherzen

- Süsse Windmühlen

- Schweineöhrchen mit Zimt

- Birnen mit Schokoladenkern


Rein optisch machen diese Ergebnisse echt was her. Sie sind bestimmt der Star auf dem nächsten Büfett.


Die Fotos der Räder, Tannenbäume, Sonnen oder anderer Formen sind besonders vor dem blau-marmorierten Hintergrund eine echte Augenweide. Da bekommt man definitiv Appetit und hat Lust, selbst so ein Blätterteigrad mit weichem Camembert-Herz nachzubacken.

Die Rezepte enthalten neben der Mengenangabe auch die Vorbereitungs- und Garzeit, sie sind alle verständlich und zeigen den besonderen Kniff, wie man den Teig zu legen, drehen oder zu falten hat, um dann so herrliche optische Ergebnisse zu erzielen.


Von der Schwierigkeit her, stufe ich die Rezepte als einfach bis mittel ein. Lediglich die Ausformung des Blätterteigs ist eventuell Übungssache. Aber auch wenn das Ergebnis beim ersten Versuch nicht ganz an das optische Vorbild im Buch heranreicht, schmecken wird es auf alle Fälle.


Schon allein beim Anschauen der köstlich anmutenden Blätterteig-Varianten läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Viele Zutaten sind in einem gut sortierten Vorrats- und Kühlschrank vorhanden und so kann man sich schnell mal auf die Suche machen nach dem passenden Rezept.




Dieses Buch zeigt optisch ansprechende, vielfältige Blätterteigideen, die schnell gezaubert sind und auch gut schmecken. Besser kann man seine Gäste nicht verwöhnen.



Veröffentlicht am 16.04.2019

Heiter, gefühlvoll und sehr abwechslungsreicher Roman über eine Mutter-Kind-Kur

Herzkur
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Im Rowohlt Verlag erscheint im März 2019 der Debütroman "Herzkur" von Julia Greve.


Wenn fünfzig Frauen, hundertzehn Kinder und höchstens zwei Väter drei Wochen auf engstem Raum verbringen - dann kann ...

Im Rowohlt Verlag erscheint im März 2019 der Debütroman "Herzkur" von Julia Greve.


Wenn fünfzig Frauen, hundertzehn Kinder und höchstens zwei Väter drei Wochen auf engstem Raum verbringen - dann kann das nur eine Mutter-Kind-Kur sein.
Verena steht durch die persönliche Auszeit ihres Manns Rainer plötzlich alleinerziehend und todunglücklich mit ihren Töchtern Ella und Anni da. Ihre Mutter rät ihr zu einer Kur in einer Mutter-Kind-Klinik auf Fehmarn. Obwohl Verena reichlich Vorurteile hat, geht sie schliesslich auf den Vorschlag ihrer Mutter ein und findet sich inmitten von unerträglichen Müttern und Kindern wieder. Das kann ja heiter werden, denkt sie, bis sich ein Lichtblick zeigt, der sympathische Jan, der mit seiner Tochter Lilli ebenfalls zur Kur ist.


"Am Ende kackt die Ente." Zitat Moni Seite 62

In ihrem Debütroman macht Julia Greve alles richtig, sie schreibt absolut flüssig, baut heitere, emotionale und nachdenklich machende Szenen in die Handlung ein und zeigt überaus unterhaltsame Charaktere.

Die Hauptfigur Verena ist eine sympathische junge Frau mit zwei Töchtern, deren Mann sich gerade eine einjährige Auszeit von der Familie genommen hat, beruflich weit weg versteht sich.

Verena sitzt völlig enttäuscht sozusagen mit den Kindern allein da, weiß aber gar nicht, ob sie um die Familie kämpfen soll, denn was in einem Jahr ist, weiß sie ja auch nicht. Ihre Mutter rät ihr zu einer Kur mit den beiden Töchtern. Eher widerwillig reist Verena dann an die Ostsee und ist zunächst von den Mitkurenden nicht so begeistert. Doch das ändert sich nach und nach und sie nähert sich allmählich einigen Frauen und dem einzigen Mann in der Kur an. Auch ein Masseur ist ganz schnuckelig, aber liegt Verenas Glück hier auf Fehmarn? Oder ist ihre Familie doch ihr Leben?

Zu Beginn ihrer Kur beurteilt Verena die mitkurenden Mütter nach ihrer teilweise recht auffälligen Kleidung, ihren Gelnägeln, den Tätowierungen und nach dem nicht immer perfekten Umgang mit ihren Kindern. Es ist ein bunt gemischtes Häufchen an Frauen, die hier zusammenkommen. Jeder Mensch ist anders, hier gibt es neben den äußerlichen Besonderheiten auch besondere Dialekte, doch wichtig ist doch der Charakter, denn manche tragen aber auch unter ihrer harten Schale ein mitfühlendes Herz. Das merkt Verena auch mit der Zeit.

Anfangs muss sie sich noch überwinden und wirkt recht steif und zurückhaltend, soziale Kontakte sind nicht so ihr Ding, die Familie war bisher ihr ein und alles.

Es dauert etwas, bis sie bei Moni und Jenny die inneren Werte erkennt und dann bildet sich doch noch eine nette Truppe, die zusammen viel Spaß hat.

Was mir bei diesem Roman so gut gefällt, ist die lockere Lebendigheit der Figuren und die bildhafte Schilderung der Vorgänge. Man fühlt sich direkt mit in der Kur und meint, die Personen selbst zu kennen. Auch die Gefühle, Gedanken und die persönliche Entwicklung Verenas konnte mich überzeugen. Sie denkt viel über ihre Familie nach und ihre Schmetterlinge sind beim Lesen spürbar.

Ein normaler Kuralltag läuft sicherlich etwas trockener ab, als hier geschildert und nicht jede Frau ist sofort der Liebling der Physiotherapeuten, dennoch nimmt man der Autorin diese Geschichte genauso ab und genießt die heitere Unterhaltung bis zum Ende.
Ein Kuralltag mit Kindern, viele witzige Dialoge, die teilweise peinlichen Szenen und ein wenig Romantik blitzen immer wieder in der Handlung auf und sorgen für eine tolle Geschichte, die man gerne liest.


Ein witziger, herzerfrischend geschriebener Roman mit tollen Figuren und reichlich Gefühl. Bitte weiter so, Julia Greve!