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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2019

Schatten der Vergangenheit

Die Blüten von Pigalle
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Sommer 1945. Paris versucht nach der Befreiung von der Naziherrschaft zur Normalität zurückzukehren. Pauline, die Freundin von Kommissar Jean Ricolet und ihre Freundin Eloise wollen deren Verlobten Camille ...

Sommer 1945. Paris versucht nach der Befreiung von der Naziherrschaft zur Normalität zurückzukehren. Pauline, die Freundin von Kommissar Jean Ricolet und ihre Freundin Eloise wollen deren Verlobten Camille Laval im Hotel Lutetia abholen. Camille ist gerade aus einen deutschen Konzentrationslager zurückgekommen. Im Hotel treffen die beiden jungen Frauen auf Jean. Camille wurde brutal ermordet. Das Motiv liegt völlig im dunkeln. Bei Camille findet die Polizei eine Druckplatte für Falschgeld. War er in kriminelle Machenschaften verstrickt ? Camilles Bruder war bei der Resistance und wurde an die Gestapo verraten. Befürchtete der Verräter die Enttarnung seiner Identität und hat Camille deshalb umgebracht ? Oder geht es um die schmutzigen Geschäfte französischer Geschäftsleute mit den Nazis. Camille war vor seiner Deportation Bankangestellter. Pauline, verarmt aber aus besseren kreisen stammend, versucht Jean tatkräftig zu unterstützen. Ohne es zu ahnen, kommt sie dem Täter gefährlich nahe und der Mörder kennt keine Skrupel, um seiner Verhaftung zu entgehen.
Wer einen actionreichen Thriller erwartet, sollte das Buch besser wieder zur Seite legen. Die Krimihandlung fließt eher bedächtig dahin wie die Seine. Das Buch hat mich eher durch seine stimmungsvollen Schilderungen der Pariser Straßen und die Einblicke in die Pariser Nachkriegsverhältnisse gefangen genommen.Jean ist ein sympathischer Ermittler, der sich voller Empathie auf die Suche nach dem Täter macht. In meinen Augen unverständlich, dass er oft von Selbstzweifeln geplagt wird. Pauline dagegen war mit ihrer sprunghaften und unüberlegten Art nicht immer hilfreich für den Fortgang der Ermittlungen. Etwas mehr Zurückhaltung hätte ihr gut angestanden. Ich halte Pauline aber zugute, dass sie ohne Rücksicht auf familiäre Bande, sich bemüht, Jean zu helfen. Ohne ihre Beziehungen wäre so manche Tür für Jean verschlossen geblieben.
Alles in allem hat mir das Buch gefallen. Die Krimihandlung an sich kommt eher unspektakulär daher. In der Kombination aber mit der wunderbar eingefangen Pariser Atmosphäre bietet das Buch angenehme Lesestunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 05.05.2019

Ein Ex-Knacki und eine junge Anwältin auf der Suche nach der Wahrheit

SCHWEIGEPFLICHT
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Teddy hat früher für die serbische Mafia gearbeitet. Für die Beteiligung an der Entführung von Mats Emanuelsson saß er acht Jahr in Haft. Nun arbeitet er als freier Mitarbeiter für die angesehene Wirtschaftskanzlei ...

Teddy hat früher für die serbische Mafia gearbeitet. Für die Beteiligung an der Entführung von Mats Emanuelsson saß er acht Jahr in Haft. Nun arbeitet er als freier Mitarbeiter für die angesehene Wirtschaftskanzlei Leijon. Emelie, die aus kleinen Verhältnissen stammt, arbeitet in dieser Kanzlei. Gerade als sie die Prüfung zur Anwältin bestanden hat, erhält sie den Anruf der Polizei, dass Benjamin Emanuelsson sie als Verteidigerin haben will. Er sitzt wegen Mordverdacht in U-Haft. Gegen den Willen ihres Arbeitgebers nimmt sie das Mandat an. Auf ausdrücklichen Wunsch ihres Klienten bittet sie Teddy um Unterstützung. Teddy weiß sofort, wer der Angeklagte ist. Er ist der Sohn seines Entführungsopfers, der sich später umgebracht hat. Teddy fühlt sich gegenüber Benjamin schuldigt und bietet ohne Zögern seine Unterstützung an. Er ist sich sicher, dass der Mord mit der Entführung zusammen hängt. Gemeinsam mit Emelie beginnt Teddy , die Ereignisse von damals aufzurollen. Emanuelsson war spielsüchtig. Um seine Spielschulden bezahlen zu können, wurde er Buchhalter der serbischen Mafia. Liegt hier das Motiv ? Wollte Benjamin sich an den Hintermännern der Entführung rächen ? Und wer hat nach so vielen Jahren noch ein Interesse daran, dass das damalige Geschehen im Dunkeln bleibt ? Emelie und Teddy riskieren ihre gesamte Existenz, um den Fall zu lösen.
Das Buch hat mich nach wenigen Seiten in seinen Bann gezogen. Gut gefallen hat mir der Wechsel zwischen den eher dramatischen und actionreichen Vorfällen in der Gegenwart und der eher ruhigen Schilderung rund um Emanuelssons Vergangenheit. Die gab mir als Leser, die Möglichkeit wieder zu Atem zu kommen. Teddy war mir sehr sympathisch und ich fand ihn als Person überzeugend und realistisch dargestellt. Trotz seiner kriminellen Vergangenheit besitzt er einen aufrechten Charakter. Er ist bemüht sein Unrecht zu sühnen, ohne Rücksicht auf sich selbst. Emelie entwickelt sich von der Karriere bewussten Wirtschaftsanwältin zur engagierten Strafverteidigerin. Als sehr angenehm habe ich empfunden, dass ich, obwohl einige Handlungsstränge parallel laufen, nie den Überblick verloren habe, dank der klaren Gliederung des Buches. Meine Lesefreude wurde gegen Schluss etwas getrübt. Es gibt eine Rettungssequenz, die für mein Gefühl nicht passend und auch übertrieben war. Aber das war mein persönliches Empfinden. Andere mögen begeistert sein. Insgesamt war es ein sehr spannendes und unterhaltsames Buch, was nicht unwesentlich an der ungewöhnlichen Erzählweise lag.

Veröffentlicht am 01.05.2019

Tod dem Tyrannen !

Equinox
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Im Staat der Sonnenkinder herrscht ein strenges Kastensystem. An der Spitze steht der Lumondis, dessen Wort Gesetz ist. Die höchste Kaste sind die Herrscher. Dann folgen die Schamanen und Künstler. Die ...

Im Staat der Sonnenkinder herrscht ein strenges Kastensystem. An der Spitze steht der Lumondis, dessen Wort Gesetz ist. Die höchste Kaste sind die Herrscher. Dann folgen die Schamanen und Künstler. Die unterste Kaste besteht aus den Arbeitern. Die Kasten sind streng getrennt, leben in verschiedenen Vierteln und dürfen keinen Kontakt zu einander haben. Jerikate, eine Herrscherin und Schwester des jetzigen Lumondis, findet Schriften, die offenbaren, dass das System falsch ist und dem Willen der Götter widerspricht. Die Kasten sollen gleichberechtigt miteinander leben und je ein Vertreter aus den Kasten, gekennzeichnet mit einem Mal, sollen zusammen herrschen. Wenn der Umsturz nicht bis zum Tag Equinox gelingt, wird das Volk der Sonnenkinder untergehen und die Kinder des Mondes die Macht übernehmen.
Kamyri, eine Arbeiterin, erregt den Zorn des Lumondis und wird verhaftet. In einem unbewachten Moment gelingt ihr die Flucht in die Wälder. Auf sich allein gestellt und ohne Vorstellung der im Wald auf sie wartenden Gefahren, gerät Kamyri mehrmals in Lebensgefahr. Im Wald trifft sie auf Kovah, ein Kind des Mondes. Nach anfänglichem Misstrauen bilden sie eine Zweckgemeinschaft. Ihr Ziel ist das Lager der Rebellen, in dem Jerikate nach ihrer Flucht vor ihrem Bruder lebt. Der Tag, an dem sich das Schicksal der Sonnenkinder entscheidet, rückt näher. Um den Untergang zu verhindern, müssen die vier Malträger rechtzeitig in der Hauptsadt sein. Voller Hoffnung, aber auch von Ängsten begleitet, machen sich die Rebellen auf den Weg.
Das Buch erzählt t eine spannende Geschichte über den Kampf der Unterdrückten gegen den Tyrannen. Opfermut, Liebe, Freundschaft, aber auch die Angst vor dem Unbekannten sind wichtige Faktoren in der Erzählung. Für mich ist Kamyri die Heldin der Geschichte. Ihre Entwicklung von der gehorsamen Arbeiterin zur selbstbewussten Kriegerin ist überzeugend dargestellt und ich habe sie richtig ins herz geschlossen. Dazu beigetragen hat in hohem Maße ihr Verhalten gegenüber Kovah. Kovah, der von den anderen Sonnenkinder gehasst und gedemütigt wird, wird von Kamyri von Beginn an als gleichwertig behandelt. Gut gefallen hat mir auch, wie einfühlsam die Autorin die wachsende Zuneigung zwischen den beiden beschrieben hat. Schön zu lesen waren auch die wundervollen Beschreibungen der Landschaft. Und wie es sich für einen guten Fantasyroman gehört, gibt es auch eine ganze Reihe außergewöhnlichen Tieren und Pflanzen und die nötige Spannung durch einige Kämpfe. Das Buch ist kurzweilig geschrieben und lässt nie Langeweile aufkommen. Alles in allem eine schöne Geschichte.

Veröffentlicht am 19.04.2019

Amour fou

Madame Piaf und das Lied der Liebe
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Das Buch erzählt Edith Piafs Geschichte beginnend mit der Befreiung Paris 1944 bis zum Februar 1946. Aufgrund ihrer Konzerte vor französischen Kriegsgefangenen in Deutschland gerät Edith Piaf, die zu diesem ...

Das Buch erzählt Edith Piafs Geschichte beginnend mit der Befreiung Paris 1944 bis zum Februar 1946. Aufgrund ihrer Konzerte vor französischen Kriegsgefangenen in Deutschland gerät Edith Piaf, die zu diesem Zeitpunkt bereits ein gefeierter Star war, unter den Verdacht der Kollaboration mit den Deutschen. Ihr droht dadurch ein Auftrittsverbot. Zu diesem Zeitpunkt lernt sie Yves Montand kennen, der in ihrem Vorprogramm auftreten soll. Zuerst empfindet die Piaf, dies als Zumutung, erkennt aber auf den zweiten Blick Montands großes Talent und beschließt ihn zu protegieren. Gemeinsam gehen sie auf Tournee durch Südfrankreich. Piaf und Montand verlieben sich ineinander. Von Heirat ist die Rede. Doch das Glück ist nicht von Dauer.
Ich wollte dieses Buch unbedingt lesen, weil ich Piafs Chansons sehr liebe. Die Autorin schildert in einem kurzen Prolog die schwierigen Verhältnisse, aus denen Edith Piaf zum Weltstar aufgestiegen ist. Das Buch beschränkt sich aber dann auf die wenigen Monate, die Edith Piaf und Montand miteinander verbringen. Ich habe die Piaf in dieser Zeit als sehr warmherzige, intelligente, aber auch sehr unglückliche Frau wahrgenommen. Geld bedeutete ihr nichts. Sie gibt es mit vollen Händen für ihr Umfeld aus. Oft weiß sie nicht, wie sie ihre Schulden bezahlen soll. Obwohl sie kaum zur Schule gegangen ist, eignet sie sich einen hohen Bildungsstandard an und zählt Jean Cocteau zu ihren Freunden. Was ihr wirklich wichtig ist, ist ihre Musik. Dafür lebt sie und deshalb erfüllt sie das drohende Auftrittsverbot mit großem Schrecken. Trotz allem scheint sie aber nicht richtig glücklich gewesen zu sein, denn der Alkohol war ihr ständiger Begleiter.
Die Zeit mit Yves Montand gehört wohl zu den glücklichsten in ihrem Leben. Sie schreibt für ihre Liebe zu ihm "La vie en rose" Dennoch hätte ich mir gewünscht, die Autorin hätte mehr aus dem Leben Edith Piafs erzählt. Gerade ihre frühen Jahre hätten mich interessiert, um zu erfahren, wie sie zu ihrer Entwicklung beigetragen haben. Für mich bleibt der Mensch Piaf eher blass.
Trotzdem lohnt es sich, das gut geschriebene Buch zu lesen, erzählt es doch von einer wunderbaren Künstlerin und einer großen Liebe.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Dem Täter auf der Spur

Dark Call - Du wirst mich nicht finden
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Holly Wakefield ist Psychiaterin und wird mitten in der Nacht zu ihrem ersten Mordfall als Profilerin hinzugezogen. Ein pensionierter Arzt und seine Frau wurden brutal ermordet. Geradezu verbissen stürzt ...

Holly Wakefield ist Psychiaterin und wird mitten in der Nacht zu ihrem ersten Mordfall als Profilerin hinzugezogen. Ein pensionierter Arzt und seine Frau wurden brutal ermordet. Geradezu verbissen stürzt sich Holly auf den Fall. Sie ist überzeugt davon, dass es bereits ähnliche Morde gegeben haben muss und dass es weitere geben wird. Die Ermittlungen gestalten sich ähnlich umfangreich wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Tatsächlich finden die Beamten weitere Fälle mit dem gleichen Opus Operandi. Nur wo ist der Zusammenhang , der entscheidende Hinweis, der zum Täter führt ? Aus dem Nichts taucht der verurteilte Vergewaltiger Eagen auf und behauptet, der Täter zu sein. Holly ist der festen Überzeugung, dass Eagen nicht als Täter in Betracht kommt. Er entspricht in wichtigen Punkten nicht dem Täterprofil. Doch die Polizei, froh einen Verdächtigen und die passenden Beweise zu haben, schließt Holly von den weiteren Ermittlungen aus. Selbst DI Bishop, der leitende Ermittler, mit dem Holly sehr eng zusammen gearbeitet hat, tritt nicht für sie ein. Der Grund hierfür ist, dass Holly gelogen hat. Möglicherweise hätte sie nie an diesem Fall arbeiten dürfen. Trotzdem will Holly noch ein letztes Gespräch mit einem vormals Verdächtigen führen und dann in ihren Alltag zurückkehren. Doch der Mörder hat andere Pläne.
Das Buch konzentriert sich in weiten Teilen auf die Tätigkeit der Profilerin Holly. Die Schilderungen von Hollys Gedankengänge und die daraus folgenden Ermittlungen der Polizei werden nur blitzlichtartig durch die drastischen Beschreibungen der aufgefundenen Opfer durchbrochen. Holly und DI Bishop haben beide seelische Wunden aus der Vergangenheit, die noch nicht verheilt sind. Beide scheinen ihre Seelenverwandtschaft zu spüren und entwickeln Freundschaft, ja vielleicht sogar mehr, für einander. Beide waren mir sehr sympathisch, gerade auch durch ihre Verletzlichkeit. Besonders Holly habe ich für ihren Lebensmut bewundert, nachdem ich ihr Geheimnis kannte. Die Einblicke in die Arbeit eines Profilers fand ich sehr interessant, aber manchmal etwas zu langatmig. Und ich habe sehr viele Informationen über Serientäter - ich wusste gar nicht , dass ihre Anzahl so groß ist - und ihre Vorgehensweise bekommen.
Der Schluss ist dramatisch und die Lösung des Falles für mich ein bisschen zu konstruiert. Das mindert aber nicht die Spannung und die gelungene Schreibweise des Buches.