„...Ich weiß Ihre Erfahrung zu schätzen, Almeida. Aber ich sehe hier kein Motiv für einen Mord. Eine Anzeige wegen Tierquälerei? Ist doch lächerlich. Außerdem geht auch die Rechtsmedizinerin von einem Unfall aus...“
Die Dänin Liv Stenn, die sich in Portugal ein Haus gekauft hat, wird i ihrem Pferdestall gefunden. Sie wurde von ihrem Pferd totgetreten. Chefinspektor Joao Almeida kennt sich mit Pferden aus. Deshalb glaubt er nicht an einen Unfall. Doch er hat keine Chance. Wie das obige Zitat zeigt, schlägt der Staatsanwalt den Fall nieder. Deshalb ruft er Anabela Silva, eine 42jährige Journalistin, an, die schon in seinen letzten Fall involviert war. Die Tote hat ehrenamtlich in einem Tierheim gearbeitet. Dort soll Anabela ebenfalls ihre Dienste anbieten und sich umhören.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Das Besondere daran ist, dass immer mal wieder die Erzählperspektive wechselt. Während ein Teil neutral dargestellt wird, fungiert Anabela immer dann als Ich-Erzähler, wenn es um sie geht.
Ich mag Anabelas Humor. Bei ihrem ersten Besuch im Tierheim klingt der so:
„...Kleine, freundliche Hunde. In überschaubarer Zahl. Eine Deutsche Dogge, die mir aufrecht stehend die Pfoten auf die Schultern legte und quer übers Gesicht leckte, war in meinem Bild vom Tierheim nicht vorgekommen...“
Anabela kann es nicht lassen und fährt auch zum Haus der Toten. Außerdem befragt sie die Nachbarn. Die aber reagieren eigenartig. Die Tote muss ein schwieriger Charakter gewesen sein. Wie das zu ihrem Einsatz für den Tierschutz passt, ist nicht klar. Anabela macht sich so ihre Gedanken:
„...Wer diese Dänin wohl wirklich gewesen war? Zicke oder Heilige? Wäre schon interessant zu hören, was die Leute, die sie gekannt hatten, über sie sagten...“
Doch Anabela hat auch ein privates Problem. Sie ist auf der Suche nach dem verschwundenen Sohn ihrer Tante. Er wurde ihr nach der Geburt weggenommen und müsste nun etwa 50 Jahre alt sein. Auch hier scheinen alle Spuren im Sand zu verlaufen. Geschickt werden in die Geschichte Fakten über die dunkle Epoche in der portugiesischen Geschichte eingeflochten und mit den Geschehnissen in Spanien zur Ära Franco verglichen.
Hinzu kommt, dass sich Anabela um ihren Vater kümmern möchte, der an beginnender Demenz leidet.
Ab und an werden portugiesischen Sätzen eingeflochten, die allerdings sofort im Text übersetzt werden. Sie geben der Geschichte ihre lokale Authentizität.
Zwei Ereignisse sorgen dafür, dass es sowohl in dem Fall als auch bei der Suche nach dem Kind erste Spuren gibt. Danach wird die Geschichte spannend und logisch konsequent zu Ende geführt.
Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen.