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Veröffentlicht am 23.10.2016

Rache verjährt nicht

Das Erbe der Wintersteins
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19. Jh. Durch Zufall rettet ein fahrender Händler aus einem Zirkuswagen ein kleines Baby und bringt es auf dem nahegelegenen Hof der Bauersleute Winterstein unter. Das Kind bekommt den Namen Klara und ...

19. Jh. Durch Zufall rettet ein fahrender Händler aus einem Zirkuswagen ein kleines Baby und bringt es auf dem nahegelegenen Hof der Bauersleute Winterstein unter. Das Kind bekommt den Namen Klara und wird mit Strenge dazu angehalten, sich das Dach über dem Kopf bei den Bauersleuten zu verdienen. Als sie das Gespräch der Bauersfrau mit einem geheimnisvollen Fremden belauscht, erfährt sie, dass dieser sowohl der Sohn der Wintersteinerin als auch ihr leiblicher Vater ist. Eines Tages steht ein gutaussehender angehender Arzt vor der Tür und holt sie auf Einladung eines städtischen Professors ab. Klara nutzt die Gelegenheit, endlich dem Hof und dem dort herrschenden Regiment zu entkommen. Kaum in der Stadt, erfährt sie allerlei Geheimnisvolles und ist fortan auf sich gestellt. Das Schicksal führt sie wieder zu ihrem Vater…

2016. Celine Winterstein ist Restauratorin in der familieneigenen Porzellanmanufaktur. Als ihr Vater ihr den Auftrag gibt, sich um die alte Familienvilla in Meylitz zu kümmern und die Renovierungsarbeiten zu überwachen, bevor diese verkauft wird, stößt sie dort auf das alte Tagebuch ihrer Urgroßmutter Claire. Schnell gerät sie in den Bann der Aufzeichnungen und macht sich daran, das Geheimnis um die Villa zu ergründen. Dabei zerbricht ihr persönliches Glück. Celine fühlt sich ständig beobachtet und weiß noch nicht, dass sie in großer Gefahr schwebt.

Carolin Rath hat mit ihrem Buch „Das Erbe der Wintersteins“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen Familienroman vorgelegt. Der Schreibstil liest sich flüssig, der Leser ist sogleich mitten in der Geschichte und verfolgt durch die wechselnden Kapitelabschnitte mal die Gefühle und Gedanken von Claire (Klara) und Celine. Die zeitlichen Sprünge verlaufen parallel und entblättern das zu lösende Rätsel erst nach und nach. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut und steigert sich erst im letzten Drittel immer mehr. Dabei wird der Handlungsstrang aus der Vergangenheit wesentlich interessanter erzählt als der gegenwärtige. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr lebendig, so dass man das Gefühl bekommt, direkt vor Ort zu sein.

Die Charaktere sind individuell gestaltet und wirken sehr authentisch und lebensecht. Claire (Klara) kommt einem erst vor wie eine zurückhaltende und etwas naive junge Frau, doch sie entwickelt sich im Verlauf der Geschichte immer mehr zu jemandem, der sich seine Wünsche erfüllen möchte und sich den Dingen und Menschen entgegen stellt, die ihr dabei im Wege sind. Claire ist eine warmherzige Frau, die in der Vergangenheit so einige Schicksalsschläge einstecken musste. Celine ist wohlbehütet in eine vermögende Familie hineingeboren worden. Sie leidet darunter, mit Mitte 30 noch nicht verheiratet zu sein und trägt einiges an Verantwortung. Allerdings ist sie in Bezug auf Männerbekanntschaften naiv, dabei kann sie es sich nicht verkneifen, ihrem jüngeren Bruder Sorglosigkeit und mangelndes Verantwortungsbewusstsein vorzuwerfen. Tom ist wirklich nicht gerade ein Ausbund an Arbeitstier und die Wahl seiner Frauen ist gewöhnungsbedürftig. Er hat allerdings ein gutes Herz und hängt an seiner Schwester. Albert ist ein selbstsüchtiger, egoistischer Mistkerl, der die Menschen zu täuschen und zu betrügen weiß. Konrad ist dagegen das genaue Gegenteil, er ist häuslich und besorgt um die Bedürfnisse seiner Mitmenschen.

„Das Erbe der Wintersteins“ ist ein unterhaltsamer Roman über ein Familiengeheimnis mit historischem Wurzeln. Durch das eigenartige Verhalten der Protagonisten im Gegenwartsteil, der zeitweilig etwas unglaubwürdig wirkt, leidet die Geschichte leider etwas. Alle, die gerne Romane über zwei Ebenen lesen, werden mit diesem Buch ihre Freude und ein kurzweiliges Lesevergnügen haben.

Veröffentlicht am 20.10.2016

Diese bitter-süße Liebe

Liebe in der Toskana
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Seit dem Tod ihres Vaters, dem italienischen Winzer Angelo, hat Anastasia nur noch ihre Mutter und lebt für ihre Ausbildung zur Winzerin bei einem deutschen Weinhändler im Rheinland. Da ihr Vater nie über ...

Seit dem Tod ihres Vaters, dem italienischen Winzer Angelo, hat Anastasia nur noch ihre Mutter und lebt für ihre Ausbildung zur Winzerin bei einem deutschen Weinhändler im Rheinland. Da ihr Vater nie über seine italienische Familie gesprochen hat und auch alle Nachfragen einfach ignorierte, weiß niemand etwas über seine Angehörigen. Als Anastasia von ihrem Chef das Angebot erhält, mit ihm und seiner Ehefrau in die Toskana zu reisen, um dort einige Weingüter zu besichtigen, kann sie ihr Glück gar nicht fassen und beschließt, während ihres Aufenthalts dort auch nach den Wurzeln ihres verstorbenen Vaters zu suchen. Doch kaum in der malerischen Toskana angekommen, lernt sie den attraktiven Vincenzo kennen, der sie alle auf sein Weingut eingeladen hat, um dort während ihres Aufenthalts zu wohnen und weil er sich gute Geschäfte in Deutschland erhofft. Zwischen Vincenzo und Anastasia funkt es sofort, sie kommen sich schnell näher. Vincenzo möchte ihr bei der Suche nach ihren italienischen Verwandten helfen und sie werden auch schnell fündig. Allerdings findet Vincenzo auch noch andere Informationen heraus, die eine Beziehung zu Anastasia unmöglich machen. Werden die beiden ihr Glück finden, oder drohen beide an der Vergangenheit zu zerbrechen, die ihr Leben auf den Kopf stellt?

Jani Friese hat mit ihrem Buch „Liebe in der Toskana“ einen sehr emotionalen Liebesroman vor wunderschöner Kulisse vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und erzählt aus der Sicht von Anastasia. Schnell ist der Leser in dieser bitter-süßen Geschichte versunken und begleitet Anastasia auf Schritt und Tritt, lernt ihre Sorgen und Ängste kennen, ihr Hoffnungen und Träume. Die Landschaftsbeschreibungen wurden von der Autorin so farbenprächtig in Szene gesetzt, dass man im Kopf die herrlichen Hügel und zauberhaften Gebäude sowie die Weinberge regelrecht vor sich sehen und das italienische Dolce Vita regelrecht fühlen kann.

Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet, sie wirken authentisch und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Anastasia ist eine junge sympathische Frau, die das Leben und ihre Arbeit liebt. Sie ist liebevoll besorgt um ihre Mutter und hat auch ein gutes Verhältnis zu ihrem Arbeitgeber. Sie hat schon einen schweren Schicksalsschlag ertragen müssen und sehnt sich nach Liebe und Geborgenheit. Seit ihrer Begegnung mit Vincenzo fahren ihre Gefühle mit ihr Achterbahn und als Leser nimmt man aktiv daran teil. Vincenzo ist ein sehr attraktiver Mann, der seine Eltern verloren hat und nun allein das Familienweingut führt. Er ist charmant und witzig, dabei umweht ihn immer wieder die Trauer um seine Eltern. Auch die Nebenprotagonisten untermalen mit ihren kleinen Episoden die Handlung und geben ihr einen gewissen Zauber.

„Liebe in der Toskana“ ist ein sehr gefühlvoller Liebesroman, bei dem man auf jeden Fall Taschentücher bereithalten sollte. Das Ende lässt Raum für Spekulationen und ist doch in sich rund. Alle, die ein wenig Herzschmerz durchaus mal gebrauchen können, sind hier bestens aufgehoben.

Veröffentlicht am 16.10.2016

Anonyme Botschaften

Über dem Abgrund
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Kayden McKenna ist mit Jake Cavanaugh auf einer privaten Klettertour unterwegs und hat gerade einen weiteren Kletterabschnitt überwunden, als sie vor einer männlichen Leiche steht. Was zunächst wie ein ...

Kayden McKenna ist mit Jake Cavanaugh auf einer privaten Klettertour unterwegs und hat gerade einen weiteren Kletterabschnitt überwunden, als sie vor einer männlichen Leiche steht. Was zunächst wie ein unglücklicher Kletterunfall aussieht, entpuppt sich schnell als Mord. Da sich Kayden in der Kletterszene gut auskennt, unterstützt sie Jake bei den Ermittlungen, der kurzfristig zum Deputy ernannt wurde und vorübergehend wieder in seinem alten Metier als Polizist arbeitet. Die Jagd nach dem Mörder gestaltet sich allerdings recht schwierig, denn alle halten ihren Mund oder mauern gegen die Polizei. Doch nach und nach decken Jake und Kayden den Fall auf. Aber anscheinend ist ihnen noch jemand auf den Fersen, der ihren Tod will, denn sowohl Jake als auch Kayden und ihre Familie bekommen anonyme Drohungen, die ihnen den Tod prophezeien. Wer macht Jagd auf Jake und Kayden, welche Rechnung ist hier noch offen, die beglichen werden soll?

Dani Pettrey hat mit ihrem Buch „Über dem Abgrund“ den vierten Band um die Familie McKenna in Alaska vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig, die Spannungslatte wird gleich zu Beginn sehr hoch angelegt, flacht im Mittelteil allerdings etwas ab, um sich dann zum finalen Ende hin wieder zu steigern. Der Leser ist ab der ersten Seite hautnah dabei und stilles Mitglied der Familie McKenna, die allesamt recht wagemutig und abenteuerlustig sind. Durch die verschiedenen Charaktere und die diversen Ermittlungsrichtungen bekommt die Geschichte eine eigene Dynamik und lässt den Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Die Charaktere sind sehr lebendig und detailliert skizziert, jeder hat seine Eigenheiten, so dass sie alle sehr lebensecht und authentisch wirken. Kayden ist eine sehr sportliche Frau, die sehr zurückhaltend ist, auf ihre Gesundheit achtet und nach außen eher wie eine toughe und starke Person wirkt. Aufgrund von vergangenen Schicksalsschlägen lässt sie niemanden nahe an sich heran und wirkt meist etwas spröde. Allerdings sehnt sie sich insgeheim auch nach dem Liebesglück, dass ihre Geschwister bereits gefunden haben. Sie selbst hat ihr Herz bereits an Jake verloren, doch gesteht sie es sich nicht ein bzw. glaubt nicht daran, dass eine Beziehung zu Jake eine Zukunft hätte, nachdem sie ihn jahrelang mit Misstrauen und Ablehnung gestraft hat. Jake ist ein nachdenklicher Mann, der schon einmal eine Familie verloren und lange gebraucht hat, sich davon zu erholen. Er ist ein zuverlässiger und hilfsbereiter Mensch, der viel zu oft an Kayden denkt, sich aber keine große Hoffnungen macht. Auch die restlichen McKenna-Familienmitglieder haben alle einen besonderen Charakter verleihen der Handlung und besonders den Dialogen die gewisse Spritzigkeit und einen ganz eigenen Charme.

Der christliche Aspekt kam in diesem Buch sehr schön durch die privaten kleinen Gebete zum Ausdruck, die den Situationen gemäß gut gewählt und passend waren. Aus ihnen spricht Hoffnung, aber manchmal auch Verzweiflung, weil man die Menschen, die man liebt, beschützt wissen will.

„Über dem Abgrund“ ist ein spannender Liebes-/Kriminalroman, in dem es diesmal gemächlicher zuging und nicht so prickelnd war, wie die Vorgängerbände. Das liegt wahrscheinlich auch an den beiden sehr zurückhaltenden Hauptprotagonisten, die ihr Herz nicht gerade auf der Zunge tragen und erst nach allen anderen wissen, wie es um sie eigentlich steht. Trotzdem lohnt es sich, an den McKennas dran zu bleiben, denn die nächste Geschichte ist schon in Sicht. Man darf gespannt sein!

Veröffentlicht am 15.10.2016

Die dunklen Zeiten der Liebe

Eisblumenzauber
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Ella und Ralf lieben sich seit Teenagertagen und sind seit einigen Jahren verheiratet. Obwohl sich die beiden sehr zugetan sind und Töchterchen Sophia die Krönung ihrer Liebe ist, zieht sich Ella zurück. ...

Ella und Ralf lieben sich seit Teenagertagen und sind seit einigen Jahren verheiratet. Obwohl sich die beiden sehr zugetan sind und Töchterchen Sophia die Krönung ihrer Liebe ist, zieht sich Ella zurück. Der Grund ist ein Seitensprung von Ralf, der Ellas Vertrauen in ihn zerstört hat. Und ohne Vertrauen fällt es Ella schwer so zu tun, als wäre alles beim Alten. Dabei kämpft sie um ihre Ehe und ihre Liebe. Aber auch Ralf ist sich bewusst, wie sehr er Ella verletzt und ihre Liebe verraten hat. Doch es gibt kein Zurück. Wird es den beiden gelingen, ihre Beziehung wieder in eine stabile Lage zu bringen und gegenseitig die alte Nähe und enge Verbundenheit wiederherzustellen?

Isabella Muhr hat mit ihrem Buch „Eisblumenzauber“ einen sehr berührenden und emotionalen Unterhaltungsroman vorgelegt, dem bereits mit „Schneeglöckchenzauber“ und „Veilchenzauber“ zwei Bände vorausgehen. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, der Leser findet sich sehr schnell inmitten der Geschichte von Ella und Ralf wieder. Obwohl die Handlung für sich steht, wäre es ratsam, die ersten Bände vorab zu lesen, um sich besser in dieser Geschichte wiederzufinden, denn einige Dinge haben sich bereits in den ersten Büchern ereignet. Auch wenn in „Eisblumenzauber“ einiges Erwähnung findet, ist es wie ein Wissen aus zweiter Hand. Die Perspektivwechsel zwischen Ella und Ralf waren allerdings sehr schön gemacht, so dass man die Gefühls- und Gedankenwelt beider Hauptprotagonisten sehr gut nachvollziehen konnte.

Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt, wirken wie Menschen, denen wir tagtäglich auf der Straße begegnen oder selbst im Freundeskreis haben. Sie wirken authentisch und sehr lebendig. Ella ist eine sympathische Frau, die für ihre Liebe alles auf eine Waagschale wirft. Allerdings frisst sie auch alle Sorgen in sich hinein, hat sogar Schwierigkeiten, sich ihren Freundinnen zu öffnen. Es wirkt fast, als müsse sie all ihr Leid ganz für sich allein bewältigen. Ralf ist ebenfalls ein netter, aber er ist eben auch ein Mensch mit Fehlern. Man muss diese nicht gutheißen, aber man muss ihm auch die Möglichkeit geben, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Sehr schnell findet sich der Leser in dem Konflikt, mal Verständnis für die eine, mal für die andere Seite aufzubringen. Die Autorin versteht es sehr gut, die Gefühle und Emotionen ihrer Protagonisten dem Leser nahe zu bringen.

„Eisblumenzauber“ ist ein schöner Unterhaltungsroman, den man bei diesem Schmuddelwetter auf gemütlich auf der Couch genießen sollte. Wer bittersüße Liebesgeschichten mag, wird hier bestens bedient.

Veröffentlicht am 14.10.2016

Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel...

Novemberschokolade
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Lea besitzt in Würzburg eine kleine, aber feine Chocolaterie, die sie mit Hilfe ihrer beiden Angestellten Stella und Herlind betreibt. Doch leider steckt Lea in finanziellen Schwierigkeiten, die sie heimlich ...

Lea besitzt in Würzburg eine kleine, aber feine Chocolaterie, die sie mit Hilfe ihrer beiden Angestellten Stella und Herlind betreibt. Doch leider steckt Lea in finanziellen Schwierigkeiten, die sie heimlich vor sich herschiebt. Ihre Vermieterin sitzt ihr bereits im Genick, so dass sie ihre Wohnung räumt und insgeheim in der Chocolaterie übernachtet. Ihre einzige Rettung sieht sie in der Kreation einer Praline für einen Hotelkonzern, der einen Wettbewerb ausgeschrieben hat. Von einem Tag auf den anderen wird Leas Leben recht turbulent, denn sie begegnet nicht nur dem attraktiven und geheimnisvoll duftenden Alessandro, dem Sohn des italienischen Restaurantbesitzers gegenüber ihrer Chocolaterie, sondern findet durch Zufall auch ein Bild ihrer Mutter Anne auf einem Prospekt. Lea ist bei dem Anblick völlig vor den Kopf geschlagen, denn sie hat ihre Mutter seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen, weil diese ihren Mann und ihre Tochter sang und klanglos verlassen hat. Lea macht sich auf, Anne zu finden und den Grund ihres Weggangs zu ergründen. Was sie dabei erfährt, zieht ihr den Boden unter den Füßen weg. Wird Lea in der Lage sein, ihr Leben in den Griff zu bekommen und auch ihre Chocolaterie zu retten?

Ulrike Sosnitza hat mit ihrem Buch „Novemberschokolade“ einen wunderschönen und gefühlvollen Unterhaltungsroman vorgelegt, in dem es um Familiengeheimnisse, die Liebe und um viele Schokoladenherrlichkeiten geht, bei denen einem ständig das Wasser im Mund zusammen läuft. Der Schreibstil ist flüssig, der Leser steht von der ersten Seite als Schatten hinter Lea und erhält einen guten Eindruck von ihren Gedanken und Gefühlen. Die Beschreibung der Herstellung von handgemachter Schokolade, den verschiedenen Schokoladensorten und Herkunftsländern sowie die Erwähnung der großen Trüffelvielfalt machen einen beim Lesen ganz schwummerig, als wäre man auf Drogenentzug, so sehr lechzt man nach den Köstlichkeiten, die Gott-sei-Dank nicht in Reichweite sind. Die Schilderung der Düfte und Geschmackssorten ist sehr gelungen, fast hat man das Gefühl, diese selbst in der Nase und auf der Zunge zu haben. Der Spannungsbogen baut sich gemächlich auf und steigert sich im Verlauf der Handlung immer mehr. Das Familiengeheimnis wurde von der Autorin sehr gut verpackt und wird erst nach und nach entblättert, so dass der Leser genügend Raum für Spekulationen und eigene Vermutungen hat.

Die Charaktere sind sehr vielfältig aufgestellt und liebevoll ausgearbeitet, der Leser wird dazu animiert, seine Meinung immer wieder zu hinterfragen. Dabei wirken sie sehr authentisch und lebensecht. Lea ist eine begnadete Chocolatiere, liebt ihren Beruf mit allen Sinnen, aber sie ist eine schlechte Geschäftsfrau. Sie ist gutmütig, freundlich, oftmals leider auch etwas naiv. Lea musste in ihrer Vergangenheit schon einige Schläge hinnehmen, weshalb sie auch etwas zurückhaltend und ängstlich wirkt. Doch ihre Sehnsucht nach Liebe und nach der Wahrheit ist immer spürbar. Alessandro ist ein sympathischer Mann, der zu Beginn eher wie ein italienischer Filou wirkt, doch immer mehr zur Stütze und Fels in der Brandung für Lea wird. Sebastien ist ein Star-Chocolatier und ehemals größter Konkurrenz von Leas verstorbenem Vater. Zuerst wirkt er wie ein Snob, doch je näher man ihn kennt, umso mehr staunt man über seine Großzügigkeit und vor allem seine Menschlichkeit. Anna ist eine selbstsüchtige Frau, egoistisch und abgehoben. Sie sieht sich selbst als Opfer, dabei ist sie oftmals hart und unnahbar. Sie ist launisch und gibt allen anderen die Schuld für die Dinge, die in ihrem Leben schief gehen. Auch die Nebenprotagonisten unterstreichen die gefühlvolle und gut ausgearbeitete Handlung mit ihren kleinen Episoden und ihren Eigenheiten.

„Novemberschokolade“ ist wie ein Trüffel in wunderschöner Verpackung. Der Roman verführt schon durch seinen Titel und wenn man die Geschichte erst einmal begonnen hat, kann man nicht mehr aufhören zu „naschen“. Ein sehr unterhaltsamer Roman, der genau richtig ist für die dunkle Jahreszeit. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung für alle, die eine Vorliebe für Geheimnisse und die Liebe haben und exquisitem Süßkram nicht wiederstehen können.