Der Klappentext von diesem Roman hat mich unglaublich neugierig gemacht, so daß ich es unbedingt lesen musste.
Der Autor hat eine sehr faszinierende und interessante Art zu schreiben.
Sehr subtil, etwas monoton und ruhig, aber gleichzeitig auch unglaublich fesselnd.
Als ich dieses Buch begann, war ich ziemlich überrascht über die Ausarbeitung. Denn tatsächlich hatte ich mit etwas völlig anderem gerechnet.
Denn hier erfährt man vordergründig die Perspektive von Alicias Psychiater Theo Faber. Von Alicia selbst erfährt man nur anhand von Tagebucheinträgen und Erzählungen, was ich total interessant fand.
Dadurch baute Alicia eine Mauer um sich auf, die nicht zu durchstoßen war.
Unnahbar, geheimnisvoll und kühl.
Ein Mysterium, das es zu knacken galt.
Aber Alicia spricht nicht.
Und immer wieder steht die Frage im Raum: Hat sie tatsächlich ihren Ehemann getötet und wie konnte es dazu kommen?
Theos Figur wird hier sehr detailreich beschrieben. Angefangen bei seiner Kindheit , bis zum heutigen Zeitpunkt. Dadurch war er für mich sehr greifbar. Ich fragte mich allerdings auch, warum es nur um Theo geht und nicht um Alicia , da sie doch eigentlich im Fokus stehen sollte.
Theo war mir weder sympathisch noch unsympathisch. Er war einfach da und ich begann ihn zu analysieren.
Seine Art zu denken und zu handeln.
Ich wollte unbedingt in Erfahrung bringen, warum er sich so sehr auf Alicia versteift hatte.
Warum er sie unbedingt retten wollte oder galt das am Ende nur für ihn selbst?
Beide Charaktere wirkten auf mich überaus authentisch, gerade weil sie über spürbare Ecken und Kanten verfügten.
Ich hatte jedoch Schwierigkeiten, Emotionen zu entwickeln.
Beide taten mir leid, aber das war es eigentlich auch schon.
Dennoch hat mir dieser Roman unglaublich gut gefallen und ich hab ihn innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Nervenzehrende Spannung sucht man vergebens , denn das Ganze ist eher unterschwellig spürbar und doch hatte dieser Roman etwas an sich, das mich einfach nicht losgelassen hat.
Man ist gefangen in einer Stille , die nicht zu durchbrechen ist..
Gefangen in einer Welt , die ein Vakuum rund um Theo und Alicia bildet.
Am Anfang suchte ich Thrill vergeblich. Um ehrlich zu sein, kam dies erst zum Ende hin richtig zur Geltung.
Viel mehr fand ich es auf der psychologischen Ebene wahnsinnig gut ausgearbeitet und voller Ausdruckskraft.
Im Laufe der Handlung lernt man auch einige Nebencharaktere kennen, die mir wirklich gut gefallen haben. Jeder von Ihnen hat Geheimnisse und zwischendurch gelang es dem Autor mich geschickt auf falsche Fährten zu locken.
Es lag glasklar vor meinen Augen und doch war klar, dahinter liegt noch eine völlig andere Tragik verborgen.
Eine Tragik, die nicht zu benennen ist.
Ein innerer Schmerz , der Opfer fordert.
Eine Wut, die verstummen lässt.
Je mehr ich voranschritt, umso mehr entwickelte es sich zu einem ausgewachsenen Drama.
Einzelne Positionen verdichteten sich und die Schatten werden immer undurchdringlicher.
Erst bei dem Plottwist kam Licht ins Dunkel.
Das geschah jedoch so plötzlich, das ich zunächst völlig sprachlos war und obwohl es zunächst völlig abwegig und surreal erschien, so ergab es doch auch Sinn und man verstand.
“Die stumme Patientin” ist kein Psychothriller im herkömmlichen Sinne.
Er ist subtil, fesselnd und interessant.
Sehr detailreich und mitreißend.
Ein Roman der vor allem mit Tiefgründigkeit punktet und beim Leser immer mehr Fragezeichen im Kopf entstehen lässt.
Die Figuren sind nicht einfach. Sie sind gebrochen und vom Leben gezeichnet. Der Autor zeigt sehr deutlich auf, dass die Weichen dazu bereits in der Kindheit gestellt werden.
Besonders Alicias Hintergrund ging mir dabei wirklich zu Herzen. Eine Frau, die einfach keine Chance hat , sich völlig entfalten zu können.
Hier steckt so viel Tragik und Dramatik verborgen, das es mir teilweise den Hals zugeschnürt hat.
So viel Trauer und Hoffnungslosigkeit.
Wenn man Alicias Geschichte erfährt, möchte man einfach nur noch schreien und nach einem Ausweg suchen.
Alles in allem ein wirklich toller Roman, der immer weiter in eine Abwärtsspirale mündet, ohne das man sich dagegen wehren kann.
Lediglich der Schluss , kam mir etwas zu abrupt.
Fazit:
Die stumme Patientin” erinnert eher an ein Drama, als ein Psychothriller.
Ein Roman , der sich völlig anders gestaltete , als ich erwartet hatte.
Eine Stille, die unsagbare Trauer und Tragik hervorbringt und dazwischen zwei Menschen, die gerade mit ihrem Hintergrund unglaublich fesseln.
Es gibt keine Action oder nervenaufreibende Momente.
Aber es gibt einen Roman, der psychologisch gesehen , unglaublich gut ausgearbeitet ist und gerade dadurch ungemein fesselt.
Ein Roman der mich wirklich extrem mitgerissen hat, dessen Ausgang mich aber doch etwas verloren in der Luft hängen lässt.