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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2019

Zwischen Liebe und Politik – das funktioniert in diesem Buch nicht so recht

Nächstes Jahr in Havanna
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Aus zwei Perspektiven und auf zwei Zeitebenen wird in diesem Hörbuch auf Kuba geschaut. Zum einen begleitet man Marisol, deren Wurzeln in Kuba liegen, und die dorthin reist um – unter anderem – die Asche ...

Aus zwei Perspektiven und auf zwei Zeitebenen wird in diesem Hörbuch auf Kuba geschaut. Zum einen begleitet man Marisol, deren Wurzeln in Kuba liegen, und die dorthin reist um – unter anderem – die Asche ihrer Großmutter in deren Heimat zu ver-streuen.

Zum anderen geht es im historischen Teil um Elisa, eine junge Frau aus wohlhabenden kubanischen Kreisen, die sich Ende der 1950er Jahre in einen Revolutionär verliebt und damit zwischen die Fronten ihres Landes gerät.

Zwei Sprecherinnen erzählen diese beiden Teile des Buches immer abwechselnd, ihre Stimmen passen aus meiner Sicht gut zur Geschichte und auch zum Alter der Protagonistinnen. Ein Lob an Anna Carlsson (Marisol) und Leonie Landa (Elisa) für ihre einfühlsame Sprechweise, die den Figuren Leben einhaucht.

Trotz des unheimlich interessanten Themas rund um die kuba-nische Revolution (Stichwort: Fidel Castro) konnte das Buch/ die Geschichte mich leider nicht so recht fesseln. Wo ich sonst im Auto gespannt lausche um keinen Satz zu verpassen, merkte ich hier, dass meine Gedanken immer wieder abschweiften und ich manches mehrfach hören und mich darauf konzentrieren musste, dabei und dran zu bleiben. Ich weiß nicht recht, woran es gelegen hat – vielleicht hätte es auch als Buch besser für mich funktioniert. Aber die gesprochene Fassung (wie gesagt – an den Sprecherinnen lag es NICHT) konnte mich im Tempo der Handlung und vom Stil her irgendwie nicht mitreißen.

Aus meiner Sicht passten auch die recht Herz-Schmerz-mäßige Liebesgeschichte und die Schilderungen der politischen Situa-tion nicht wirklich zusammen. Als könne sich das Buch nicht entscheiden, was es sein will – ein Liebesroman mit ein wenig historischem Hintergrund oder ein historisches, politisches Zeitgemälde mit eingebauter Lovestory. So richtig funktioniert hat dieses Schwanken zwischen Liebe und Politik für mich leider nicht. Denn für historisch Interessierte werden die Ent-wicklungen, die Wurzeln der Revolution und die Auswirkungen auf das heutige Kube wohl ein wenig zu oberflächlich abge-handelt. Frauen, die einen Liebesroman genießen wollen, ist es aber vielleicht zu viel Politik, die hier doch noch mit abge-handelt werden soll. Auch ich habe meine Rolle als Hörerin nicht so ganz gefunden und so blieb dieses Hörbuch für mich unrund. Das nächste Mal würde ich ein Buch mit politischem Hintergrund vielleicht doch eher lesen statt hören. Chanel Cleetons erster Teil ihrer Kuba-Saga konnte mich leider nicht recht überzeugen.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Der schwächste Band der Reihe

Der fabelhafte Geschenkeladen
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Was ist denn diesmal los mit den Mädels aus der Valerie Lane? Ich hab die Vorgängerbände (immerhin 4 Stück) so gemocht, aber dieses tanzt für mich aus der Reihe.

Nachdem vier andere Ladenbesitzerinnen ...

Was ist denn diesmal los mit den Mädels aus der Valerie Lane? Ich hab die Vorgängerbände (immerhin 4 Stück) so gemocht, aber dieses tanzt für mich aus der Reihe.

Nachdem vier andere Ladenbesitzerinnen in den vorigen Bü-chern schon ihr Glück gefunden hatten, ging es diesmal um Orchid, deren Beziehung mit Patrick gerade in einer Krise steckt und die heimlich ein Auge auf den Blumenladenbesitzer Tobin geworfen hat (was auf Gegenseitigkeit beruht).

Sonst sind ja solche kleinen Verwirrspielchen (Frau zwischen zwei Männern) mitunter ganz amüsant – aber Orchid hat mich völlig überfordert. Rin in die Kartoffeln – raus aus den Kartoffeln. So ging das in einem Fort über 300 Seiten. Als beste Freundin hätte ich ihr wahrscheinlich irgendwann einfach mal gehörig den Kopf gewaschen. Kaum hat Patrick einen schlechten Tag und ist wortkarg, zieht es sie zu Tobin. Kaum macht ihr Patrick das Frühstück, ist Tobin nicht mehr der Richtige für sie. Und so geht das Wechselspiel gefühlt aller 20 Seiten hin und her.

Dazu kommt, dass die Erklärung für Patricks Verhalten aus meiner Sicht zwar logisch, aber völlig überdimensioniert ist für diese Art von Geschichte. Es ist ja doch ein Wohlfühlroman, der zur Entspannung gedacht ist. Ich möchte nicht zuviel verraten, aber hier eine Crime Story einzubauen, die viel mehr psychologische Tiefe gefordert hätte, ist einfach too much.

Und wenn schon ein so komplexes Thema aufgemacht wird, fand ich dann wiederum Orchids Reaktion darauf sehr unan-gemessen. Dass sie nach dem Wissen um seine Geschichte immer noch darauf pocht, dass er sie jahrelang belogen hat und dass sie damit nicht leben kann... da macht sie es sich aus meiner Sicht viel zu einfach.

Was den Roman rettet, ist wie immer der lockere, leichte Schreibstil und die liebevoll gezeichneten Nebenfiguren. Sie sind inzwischen für mich zu liebgewonnenen Bekannten ge-worden. Deshalb bekommt der Roman von mir doch drei Sterne – ich war leider schon fast dran, noch weniger zu vergeben.

Veröffentlicht am 17.05.2019

Jeder ist verdächtig!

Nachts schweigt das Meer
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Mit dem Auftakt zur neuen Krimireihe um den britischen Er-mittler Benesek (Ben) Kitto entführt uns die Autorin Kate Penrose (auch als Kate Rhodes bekannt) auf die Scilly-Inseln. Nie davon gehört? Dann ...

Mit dem Auftakt zur neuen Krimireihe um den britischen Er-mittler Benesek (Ben) Kitto entführt uns die Autorin Kate Penrose (auch als Kate Rhodes bekannt) auf die Scilly-Inseln. Nie davon gehört? Dann einfach mal googeln bzw. Bilder su-chen im Netz – euch werden die Augen übergehen! Es sieht ein bisschen so aus wie Mittelmeer in England… mit Palmen und kristallklaren Buchten – ein Traum! Die hübschen Inselchen vor Cornwall wären schon allein Grund genug, das Buch zu lesen.

Allerdings muss ich gleich dazu sagen: dieses Buch spielt im Winter. Bei sturmumtoster See, stürmischen Winden und aschgrauem Himmel. Aber genau das passt zu diesem Kriminalroman, der mit dieser düsteren Landschaft die perfekte Kulisse schafft für den ersten Fall von Ben Kitto.
Ben kommt aus London auf seine Heimatinsel Bryher zurück. Nach einem Schicksalsschlag will er sich eine Auszeit nehmen und spielt sogar mit dem Gedanken, den Polizeidienst zu quittieren. Er hadert mit sich und ist sich unsicher, wie sein Leben weitergehen soll. Der geerbte Hund Shadow, um den er sich nur widerwillig kümmert, ist ihm kein Halt, sondern eher Belastung.

Als auf der Insel ein 16jähriges Mädchen verschwindet, zögert Ben nicht und leitet den Sucheinsatz, den er zusammen mit den wenigen anderen Inselbewohnern durchführt. Als das Mädchen tot gefunden wird, sieht Ben mit Kennerblick, dass ihr Tod kein natürlicher war. Er wird vom Polizeichef fast dazu gedrängt, die Ermittlungen zu übernehmen und muss nun zwischen Menschen ermitteln, die er schon seit Kindertagen kennt – und die plötzlich alle verdächtig erscheinen.

In einer Nebenhandlung lernt Ben die geheimnisvolle Nina kennen – aber mit dieser Figur bin ich leider nicht warm ge-worden. Bis zum Schluss wollte für sie keine richtige Sympa-thie bei mir aufkommen und Bens Verhalten ihr gegenüber hat mich auch etwas irritiert. Während er bei allen anderen Menschen immer vernünftig agiert hat, setzte hier der Verstand komplett aus... weil er sie attraktiv fand. Sein Verhalten ihr gegenüber stand so im Widerspruch zu seinem sonstigen Benehmen, dass es für mich sehr konstruiert rüberkam. Als hätte auf Krampf noch eine Liebesgeschichte in den Roman geschrieben werden müssen.

Bis zu den letzten 50 von 440 Seiten hatte ich immer noch keinen blassen Schimmer, wer der Mörder war – was grund-sätzlich ein gutes Zeichen für einen Krimi ist. Die ganze Zeit erschienen fast alle Inselbewohner mehr oder minder verdächtig und es hätte im Grunde jeder gewesen sein können. Dafür, dass die Spannung so lange aufgebaut wurde, war dann aber die Auflösung sehr schnell (für mich zu schnell) abgehandelt und auch die zwischenzeitlich mit den anderen Figuren aufgebauten offenen Fragen wurden aus meiner Sicht im Schnelldurchgang beantwortet. Irgendwie ein unbefriedigendes Ergebnis…

Fazit:
Tolles Setting, ein sehr großzügig aufgebauter Spannungsbogen – der aber leider am Ende zu abrupt aufgelöst wird. Das Verhalten von Hauptfigur Ben kam mir in Bezug auf Nina zu konstruiert vor. Insgesamt 3,5 Sterne.

Teil 2 der Reihe („Dunkel leuchten die Klippen“) ist für Januar 2020 angekündigt.

Veröffentlicht am 13.05.2019

Wenn ein Mensch langsam verschwindet...

Veranda zum Meer
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An alle, die manchmal Bücher aufgrund des Titels kaufen: bitte lasst euch hier nicht ins Bockshorn jagen! Denn die titelgebende Veranda zum Meer werdet ihr hier vergeblich suchen. Auch ich fand den Titel ...

An alle, die manchmal Bücher aufgrund des Titels kaufen: bitte lasst euch hier nicht ins Bockshorn jagen! Denn die titelgebende Veranda zum Meer werdet ihr hier vergeblich suchen. Auch ich fand den Titel toll und idyllisch und einfach schön – und war dann enttäuscht, dass er so gar nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun hat. Aus verkaufsstrategischen Gründen kann ich nachvollziehen, dass ein wohlklingender Titel gefunden werden musste. Aber es hätte sicherlich passendere Varianten gegeben als diese.

Doch nun zum Buch bzw. zur Story:

In diesem schon 4. Band rund um das Comfort Food Café geht es diesmal um die Mittzwanzigerin Willow, die im Café arbeitet und die ihr Leben ansonsten seit einigen Jahren fast komplett ihrer Mutter widmet – und sich selbst dabei fast verliert. Denn Lynnie Longville hat Alzheimer und braucht mittlerweile ständige Betreuung. Ein Kraftakt für Willow, die sich als einziges daheimgebliebenes von 4 Kindern alleingelassen sieht mit der Situation. Ihre Geschwister sind in alle Welt verstreut und Willow hat nie ernsthaft versucht sie zu finden und um Hilfe zu bitten – zumal sie zu ihnen nicht das beste Verhältnis hat.

Die Suche nach den Angehörigen nimmt ihr der neu zugezogene Tom ab, der als Außenstehender sehr schnell mitbekommt, wie überfordert Willow ist und der ihr einen Gefallen tun will. Schnell macht er die Geschwister ausfindig und schon nehmen plötzlich Veränderungen ihren Lauf, die Willow Angst machen – obwohl sie ihr doch einen Lichtblick bescheren sollten.

In einem sehr großen Teil der Geschichte geht es um den Umgang mit Alzheimer-Patienten, aber auch um die Hilflosigkeit, die man als Pflegender oftmals empfindet. Ein Zitat von Willow aus dem Buch macht das besonders deutlich: „Das Traurige ist, dass ich meine Mom noch immer vermisse – gelegentlich selbst dann, wenn wir beide im selben Zimmer sind“ (S. 169).

Willow war für mich eine Figur, der ich etwas zwiespältig gegenüber stand. Einerseits habe ich ihre Tatkraft und ihre Geduld bewundert, mit der sie so ausdauernd für ihre Mutter gesorgt hat, obwohl sie sich selbst dabei vernachlässigen musste. Andererseits hat Willow – besonders am Anfang des Buches – einen für mich etwas eigenwilligen Humor, mit dem ich nicht recht warm geworden bin. Vielleicht ist das der generelle Schreibstil der Autorin, aber durch die Ich-Erzählerin klingt es immer so, als kämen die Witze direkt von Willow. Aus meiner Sicht wurden zum Teil an unpassenden (sehr ernsten) Stellen Sachen mit gewollt witzigen Kommentaren ins Lächerliche gezogen – mir kam es unpassend vor, aber vielleicht empfinden das andere Leser anders.

Die Autorin hat sich hier an ein vielschichtiges Thema gewagt, das schwer in einem Unterhaltungsroman umsetzbar ist. Gelungen ist es ihr aus meiner Sicht nicht ganz. Der für mich unpassende Titel gab den Ausschlag, das Buch „nur“ mit 3 Sternen zu bewerten, obwohl es grundsätzlich lesenswert ist.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Eine zwiespältige Geschichte über ein zweigeteiltes Deutschland

Über alle Grenzen
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Dieses Buch erzählt die Geschichte einer deutschen Familie in Deutschland. Was nichts Besonderes wäre, wenn sich diese Geschichte nicht in einem zweigeteilten Deutschland abgespielt und das Leben aller ...

Dieses Buch erzählt die Geschichte einer deutschen Familie in Deutschland. Was nichts Besonderes wäre, wenn sich diese Geschichte nicht in einem zweigeteilten Deutschland abgespielt und das Leben aller Beteiligten dramatisch verändert hätte.

Lotti berichtet als Ich-Erzählerin von ihrem und dem Leben ih-rer Familie von ihrer Kindheit bis zur Ausreise in die BRD. Sie kommt in den 1950er Jahren als Kind mit ihren Geschwistern von Bayern nach Erfurt, von der BRD in die DDR. An sich schon ungewöhnlich und für mich als DDR-Kind interessant, denn ich dachte immer alle wollen nur in den Westen… hier war es an-dersherum. Allerdings war das auch vor dem Mauerbau – und danach sah sich die Familie eingesperrt in einem Land, das nicht ihres war.

In diesem ersten Drittel des Buches blieben mir die Familie und auch Lotti etwas fremd. Die Familie pflegte weiterhin ihr bayerisches Brauchtum und die Autorin sparte an dieser Stelle nicht an Klischees („Mia san mia“, S. 62). An dieser Stelle be-fremdete mich die Geschichte etwas, denn ich hoffte doch, etwas über die Schwierigkeiten und Repressalien zu erfahren, mit denen die Familie konfrontiert war.

Erst ab ca. Seite 150 wurde es für mich wirklich interessant, denn dann ging es um die Republikflucht von Lottis Bruder und die Auswirkungen, die das auf die Familie hatte. Diese Schil-derungen fand ich sehr spannend, denn da wird ein Stück Zeit-geschichte auf der Grundlage tatsächlicher Begebenheiten er-zählt (im Nachwort erfährt man dies von der Person, die für Lotti Pate stand).

Mit der sprachlichen Umsetzung durch die Autorin habe ich mich zum Teil aber schwer getan. Ich möchte fast die Hand dafür ins Feuer legen, dass Anfang der 80er Jahre in der DDR niemand von einem „Job“ gesprochen oder „Wir haben Power!“ gesagt hat, geschweige denn das Wort „cool“ im Alltag verwendet hat. Anglizismen gab es nach meiner Erinnerung in der DDR so gut wie gar nicht – und sie wurden auch nicht gern gesehen.
Neben der deutsch-deutschen Geschichte im historischen Teil des Buches wird parallel noch einen weiterer Erzählstrang auf-gemacht – die Jahre 2010/2011, in denen sich Lotti um ihren mittlerweile pflegebedürftigen Bruder kümmert. In diesem Teil steht der Umgang mit Pflegebedürftigen im Vordergrund. Hier wird Lotti als fast schon übereifrige Schwester geschildert, die ihrem vom Schlaganfall und Krebsleiden gezeichneten Bruder eine angenehme restliche Zeit bereiten will. Lottis hingebungsvolle und kämpferische Art empfand ich einerseits als bewundernswert, andererseits zum Teil schon fast als be-sessen, was mir ein ambivalentes Verhältnis zur Hauptfigur be-scherte.

Insgesamt lässt mich das Buch mit einer zwiegespaltenen Meinung zurück. Die Schilderungen der Lebensbedingungen von Personen, welche unter Stasi-Beobachtung standen, sind grandios. Der Rest des Buches geht daneben für mich ein wenig unter.