Profilbild von lielo99

lielo99

Lesejury Star
offline

lielo99 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lielo99 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2019

Bewegtes Leben auf einer schottischen Insel

Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer
1

Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer ist der zweite Band über die Insel Mure und ihrer Bewohner. Hier spielt vor allen Dingen Flora mit ihrer Familie und ihren Freunden eine Rolle. Sie kehrte nach ...

Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer ist der zweite Band über die Insel Mure und ihrer Bewohner. Hier spielt vor allen Dingen Flora mit ihrer Familie und ihren Freunden eine Rolle. Sie kehrte nach dem Tod ihrer Mutter in die Heimat zurück und gab ihre gute Stelle in London auf. Trotz aller Unkenrufe wird sie rasch heimisch und fühlt sich ausgesprochen wohl. Zumal ja auch ihr ehemaliger Chef auf die Insel zieht. Dennoch ist Flora nicht wirklich glücklich. Zu viele Ereignisse rauben ihr den letzten Nerv und auch ihr Freund Joel spielt dabei eine wesentliche Rolle.

Nein, es ist kein schlichter Liebesroman sondern ein Buch mit Tiefgang. Die Autorin beschreibt die Schwierigkeiten von Flüchtlingen in einem fremden Land Fuß zu fassen. Hier ist es ein Arzt, der seine Familie zurückließ um ihnen erst ein Zuhause bieten zu können, bevor er sie nachholt. Werden die beiden Söhne Freunde finden und können sie ihre Traumen vergessen? Wie verhalten sich die älteren Insulaner, wenn sie von einem dunkelhäutigen Arzt untersucht werden?

Die Vergangenheit Joels ist für ihn ebenfalls nicht einfach zu vergessen. Seine Traumen belasten die Beziehung zwischen ihm und Flora. Sie muss viel Geduld haben und weiß trotzdem nicht, ob er sich ihr gegenüber tatsächlich öffnet. Dann ist da auch die Frage wie die Inselbewohner reagieren, wenn ihr Bruder seine große Liebe, einen Mann, heiratet. Wie geschrieben, ein Buch mit Tiefgang und großen Emotionen. Leicht zu lesen und in sich abgeschlossen. Es ist nicht zwingend erforderlich, vorher den ersten Band zu lesen.

Im Anhang gibt es auch noch einige Rezepte, die leicht nachzukochen und -backen sind. Es sind alte Schottische Leckereien und sie sind köstlich.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Nicht nur für Afrikakenner interessant

Mord am Mandela Square
0

Es ist der fünfte Kriminalroman von Matthias Boll, der in Afrika spielt. Dass der Autor die Stadt Johannesburg kennt, belegt er durch seine lebhafte Beschreibung der Orte. Das Cover sprach mich direkt ...

Es ist der fünfte Kriminalroman von Matthias Boll, der in Afrika spielt. Dass der Autor die Stadt Johannesburg kennt, belegt er durch seine lebhafte Beschreibung der Orte. Das Cover sprach mich direkt an, da es einzigartig ist und sich von den sonst momentan üblichen Deckblattgestaltungen anderer Verlage abhebt.

Am Anfang sind es viele Erzählstränge, die mir den Einstieg in die Geschichte erschwerten. Aber ich blieb dran und später wusste ich dann, was es mit Carstens missglückter Präsentation des neuen Torpedos auf sich hatte. Und in welchem Zusammenhang der Mord an dem jungen Mann in der Badewanne mit diesem Ereignis steht. Dann gibt es noch einen dritten Erzählstrang, der in Köln beginnt. Dabei geht es um Tote in einem Kurhaus in Bad Neuenahr und dem Prozess gegen die Kurverwaltung.

Frank Sattler gab ein Statement zum Prozess ab und glänzte mit Fachwissen. Das Bewog die Tochter seines Sportkameraden dazu, ihn um Hilfe zu bitten. Sie lebt momentan in Afrika und ist dort in einer Organisation tätig, die den Menschen vor Ort helfen möchte. Herr Sattler fliegt nach Johannesburg und das Abenteuer beginnt.

Das Buch gefiel mir ganz gut. Leider wurde es aber erst ab der Mitte spannend und das mag ich nicht so gerne. Zu viele Schauplätze des Geschehens bergen die Gefahr, dass Leser nicht mehr folgen können. Eine ausdrückliche Leseempfehlung gebe ich allen, die Johannesburg und die hier beschriebenen Stadtteile kennen.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Das Leben auf dem Land kurz vor dem Ersten Weltkrieg

Gut Greifenau - Abendglanz
0

„Ich entführe Sie in eine andere Zeit, in eine andere Welt, in ein anderes Leben.“ Dieser Satz steht als Einleitung auf der Homepage von Hanna Caspian. Und ja, das kann sie sehr gut. Nach ihrem erfolgreichen ...

„Ich entführe Sie in eine andere Zeit, in eine andere Welt, in ein anderes Leben.“ Dieser Satz steht als Einleitung auf der Homepage von Hanna Caspian. Und ja, das kann sie sehr gut. Nach ihrem erfolgreichen Roman Die Kirschvilla wurden die Bücher rund um Gut Greifenau veröffentlicht.

Der erste Band Abendglanz beschreibt die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Auf Gut Greifenau leben der Graf und seine Frau mit Tochter und zwei Söhnen. Eine Tochter ist bereits verheiratet und ein Sohn zog aus, um als Soldat dem Kaiser Wilhelm zu dienen. Katharina, Alexander und Konstantin leben noch im Haus der Eltern und sie folgen denen keineswegs im blinden Gehorsam. Mit im Haushalt leben etliche Bedienstete und zum Gut gehören Ländereien, die von Pächtern des Ortes Greifenau bearbeitet werden.

Die Autorin hat sich intensiv mit der Recherche befasst und zeigt das in ihrem Roman Abendglanz sehr deutlich. Standesdünkel gab es damals bei (fast) allen Adeligen und geheiratet wurde nur unter Seinesgleichen. Für den Nachwuchs war es sehr schwer, wenn sie ihrem Herzen folgen und eine/n Bürgerliche/n heiraten wollten. Frauen durften nicht studieren und Lehrerinnen nicht verheiratet sein. „Gefallene“ Mädchen, die von adeligen Herren ein Kind erwarteten, wurden in speziell für den Fall eingerichtete Häuser verbracht. Es waren häufig Klöster, die mit strenger Hand geführt wurden. Sie lebten dort bis die Kinder geboren waren und danach wurden die Kinder den Müttern entrissen und in Waisenhäuser gebracht.

Das Buch fesselte mich und das lag vor allen Dingen an der lebendigen Sprache der Autorin. In Abendglanz zeigt sie, wie Bedienstete lebten und in welcher Weise sie von ihren Herrschaften abhängig waren. Nein, Gut Greifenau gab es nicht, aber die Erzählung steht für viele Herrschaftshäuser in Hinterpommern. Den zweiten Band fing ich bereits an und auch darüber berichte ich sehr gerne.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Schöne Beschreibung der Arbeit von Gemeindeschwestern

Die Schwestern aus der Steeple Street
0

Im Jahr 1889 legte eine großzügige Spende der Königin Victoria den Grundstein für die Häusliche Pflege in England. QVJI sind die Initialen des Queen Victoria´s Jubilee Institute for Nurses, wo die ersten ...

Im Jahr 1889 legte eine großzügige Spende der Königin Victoria den Grundstein für die Häusliche Pflege in England. QVJI sind die Initialen des Queen Victoria´s Jubilee Institute for Nurses, wo die ersten Frauen ihre Ausbildung zur Krankenschwester beginnen konnten. Sie durften dann auch Kranke in den eigenen vier Wänden versorgen und das war ein wichtiger Beitrag der Krankenpflege in armen Stadtvierteln. Das Wissen darum bewegte die Autorin Donna Douglas das Buch

DieSchwesternAusDerSteepleStreet

Gemeindeschwestern waren mehr als willkommene Hilfen bei der Krankenpflege. Sie waren Vertraute, Seelsorgerinnen und Freundinnen. Agnes Sheridan, eine der Hauptpersonen in

DieSchwesternAusDerSteepleStreet wurde von ihrer Familie nach Leeds geschickt. Dort soll sie im Cedar House, in der Steeple Street, ihre Ausbildung zur Gemeindeschwester absolvieren. Zunächst fällt es ihr schwer, sich an die Gegebenheiten zu gewöhnen. Sie empfindet sogar Abscheu gegenüber den armen Menschen, die beengt und in schmutzigen Häusern leben müssen. Bess Bredshaw macht ihr das Leben noch zusätzlich schwer. Sie ist stellvertretende Leiterin der Schwestern im Cedar House und leitet ihre Schützlinge mit harter Hand. Sie verzeiht keine Fehler und macht auch bei ihrer Tochter Polly Malon keine Ausnahme.
Donna Douglas wurde durch ihre Serie über die Nightingale Schwestern bekannt.

DieSchwesternAusDerSteepleStreet ist ihr neuestes Werk und ich bin beeindruckt. Ja, wie sie den Arbeitsalltag der Schwestern schildert, ist heute noch genau so. Klar, so viel Armut gibt es kaum noch aber in den ländlichen Gebieten gibt es viele Annehmlichkeiten immer noch nicht. Aber auch der Eigensinn von Menschen, die jahrelang ohne Hilfe lebten, ist sehr gut dargestellt.

DieSchwesternAusDerSteepleStreet beschreibt aber auch, dass der Mensch nur das sieht was vor Augen ist. Warum das Gegenüber so handelt, ist ihm meist verborgen. Viele Geheimnisse machen das Leben der Akteure schwer und es dauert eine Weile, bis sie sich offenbaren können. Das Buch gibt ein Zeugnis ab, von der wertvollen Arbeit der Schwestern in der Gemeindepflege damaliger und heutiger Zeit.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Liebe und ihre vielen Facetten

Das Leuchten jenes Sommers
0

Die Autorin von Das Leuchten jenes Sommers schreibt im Anhang, was sie zum Verfassen dieses Werkes bewog. Sie wollte ein Buch über die Liebe schreiben, aber keinen typischen Liebesroman. Liebe hat so viele ...

Die Autorin von Das Leuchten jenes Sommers schreibt im Anhang, was sie zum Verfassen dieses Werkes bewog. Sie wollte ein Buch über die Liebe schreiben, aber keinen typischen Liebesroman. Liebe hat so viele Facetten, die himmelhochjauchzend aber auch zu Tode betrübt machen können. Es gibt Abhängigkeiten, Kinder die den Tod ihrer Eltern verwinden müssen und Frauen, die sich trotz schwerster Misshandlungen an ihre Männer klammern.

Das Leuchten jenes Sommers fängt mit einem Rückblick in eine Zeit vor 70 Jahren an. Noch hat der Krieg den Weg nach England nicht gefunden und die junge Madeleine Hamilton wartet voller Sehnsucht auf die Rückkehr ihrer großen Schwester Georgina. Diese tourt durch das Festland Europas und flieht vor dem Krieg, den Herr Hitler anzettelte. Sie bringt einige Freunde mit, die jedoch in den Augen Madeleines nicht der richtige Umgang sind. Ein Dorn im Auge ist ihr vor allen Dingen der undurchschaubare Beau Viktor Deverill.

Chloe, eine junge Frau ist mit einem Pedanten verheiratet. Ihre Geschichte geschieht in der Gegenwart. Sie erfährt von ihrem Arzt, dass sie schwanger ist. Statt glücklich zu sein, ist sie entsetzt und freut sich überhaupt nicht. Das hat seinen Grund, den der Leser bald erfährt und nachvollziehen kann. Chloe erhält den Anruf eines Verlegers, der ihr einen interessanten Auftrag erteilen möchte. Als Fotografin soll sie ein Foto der Schriftstellerin Madeleine Hamilton machen. Das Interessante dabei ist, dass diese die Autorin der Lieblingsbücher aus der Kindheit Chloes und ihres Bruders ist.

Das Leuchten jenes Sommers ist sehr einfühlsam geschrieben. Alle Personen kommen glaubhaft rüber und ich fühlte mich sowohl in die damalige als auch die heutige Zeit versetzt. Die Handlungen und Aktionen der Beteiligten sind stimmig formuliert. Die Sorge von Chloe um ihren kranken Bruder wird genau so behutsam erzählt wie ihre Furcht vor dem pedantischen Ehemann. Was bedeutet Geschwisterliebe? Wie kommen ältere Geschwister damit klar, wenn sie nach dem Tod von Vater und/oder Mutter für die Jüngeren sorgen? Was bewegt Ehemänner, ihre Frauen einzusperren und ihnen in keiner Weise zu vertrauen? Etliche Bereiche der Liebe werden in Das Leuchten jenes Sommers beschrieben und es ist ein Buch, das nicht nur durch die Handlung überzeugt. Auch die Sprache ist sehr einnehmend und das liegt an der guten Übersetzerin Nicole Seifert.