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Veröffentlicht am 04.05.2019

Wie habe ich vergessen können, dass das Paradies so nah ist?

Der Duft von Gras nach dem Regen
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Wie habe ich vergessen können, dass das Paradies so nah ist?

Annabelle Dumas ist eine erfolgreiche, von ihrer Arbeit besessene Karrierefrau. Als Gründerin einer Bank vernachlässigte sie zugunsten ihres ...

Wie habe ich vergessen können, dass das Paradies so nah ist?

Annabelle Dumas ist eine erfolgreiche, von ihrer Arbeit besessene Karrierefrau. Als Gründerin einer Bank vernachlässigte sie zugunsten ihres fordernden Berufes sowohl ihren Ehemann Francois, als auch ihre achtjährige Tochter Léna. Eine Scheidung und ein geteiltes Sorgerecht sind die Folgen ihres leistungsorientierten Lebens. Annabelle leidet an Schlafstörungen, fühlt sich verloren und stellt ihr Leben infrage. Kurz vor dem drohenden Burn-out beschließt sie, einige Tage auf dem Land zu verbringen. Sie trifft auf einen siebzigjährigen archaisch lebenden Einzelgänger namens Georges Lesage, der ein ungewöhnliches Leben führt. Anabelle fühlt sich mehr und mehr zu diesem einfachen und stillen Dasein hingezogen und beneidet den alten Mann um seinen Seelenfrieden. Die Natur ist das Lebenselixier von George, ebenso wie die Welt der Bücher, in die er sich leidenschaftlich vertieft. Obgleich er sehr gebildet, einfühlsam und galant ist, zieht er das Leben abseits anderer Menschen vor. Doch Georges besitzt eine außergewöhnliche Gabe, die – wie sich nach und nach herausstellt – auch in Annabelle schlummert. Die faszinierende Zufallsbekanntschaft mit George stellt Annabelles Leben völlig auf den Kopf. Sie hinterfragt ihre bisherigen Lebensziele und führt sich endlich die wirklich wichtigen Dinge vor Augen.

Patrick Jacquemin stellt im vorliegenden Roman zwei völlig konträre Welten gegenüber. Seine lebhafte, charmante und äußerst zielstrebige Protagonistin Annabelle versinnbildlicht das hektische, nach finanzieller Sicherheit, Geld und Macht strebende Denken und Handeln der modernen Zeit. Im Gegensatz dazu lebt George in ruhigem Einklang mit der Natur, verzichtet gerne auf die neuen technischen Errungenschaften und geht achtsam mit seinem Land, der Tier- und Pflanzenwelt um.

Der Autor wartet mit sehr gut charakterisierten handelnden Figuren auf, beschränkt sich hierbei jedoch auf die beiden Protagonisten. Etwaige Nebenfiguren tauchen lediglich in Form von kurzen Erwähnungen auf und spielen kaum eine Rolle in diesem Buch. Dialoge mit der Natur und die Gedankenwelt der beiden Hauptfiguren wurde kursiv dargestellt, viele Lebensweisheiten in die Handlung eingebaut. Dennoch vermochte der Autor mich nicht ganz von seiner Geschichte zu überzeugen. Der atemberaubenden Schönheit der Natur wurde beispielsweise durch die akribische und bildhafte Beschreibung von Blumenwiesen oder ruhigen, meditativen Begegnungen mit Bäumen Ausdruck verliehen. Trotzdem fehlte mir bei diesem Buch etwas, das ich nicht wirklich zu benennen vermag. Ich konnte keine richtige Sympathie für Annabelle und George aufbringen, sie bezogen mich emotional nicht genügend ein. Dies könnte vielleicht auch der Kürze dieser Geschichte von nur etwas über einhundert Seiten (E-Book) geschuldet sein. Auch das Ende, auf das ich aufgrund etwaiger Spoiler nicht näher eingehen möchte, empfand ich als zu rasch herbeigeführt und wenig zufriedenstellend, es war für mich ebenfalls nicht ganz zufriedenstellen.

„Der Duft von Gras nach dem Regen“ ist eine durchaus lesenswerte Geschichte, die den Fokus auf die Verbundenheit mit der Natur lenkt. In einem einnehmenden Sprachstil lässt Patrick Jacquemin das Leben und das Umfeld seines Protagonisten Georges Lesage bildhaft vor den Augen des Lesers erscheinen, auch die eingebauten Lebensweisheiten fand ich zum Teil bereichernd. Mit gemischten Gefühlen möchte ich daher eine etwas eingeschränkte Leseempfehlung und drei Bewertungspunkte für dieses Buch vergeben.

Veröffentlicht am 01.05.2019

Wo bist du, Grace? Und wer bist du?

Als Grace verschwand
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Wo bist du, Grace? Und wer bist du?

„Sie müssen mir helfen, Simone. Ich glaube, dass ich Ihre Tochter bin, und Sie müssen mir helfen herauszufinden, was mit mir passiert ist.“

Das Auftauchen einer jungen ...

Wo bist du, Grace? Und wer bist du?

„Sie müssen mir helfen, Simone. Ich glaube, dass ich Ihre Tochter bin, und Sie müssen mir helfen herauszufinden, was mit mir passiert ist.“

Das Auftauchen einer jungen Frau mit langem schwarzem Haar lässt in Simone Porter alte Wunden aufreißen. Vor achtzehn Jahren wurde ihre sechs Monate alte Tochter Helena während einer Spazierfahrt im Park entführt und blieb fortan spurlos verschwunden. Simones Bemühungen, diesen unfassbaren Schicksalsschlag zu verarbeiten und irgendwie weitermachen zu können, scheinen auf einem Schlag zunichte gemacht. Denn die junge Frau übergibt Simone einen Beweis für ihre Identität, den sie nicht so einfach ignorieren kann. Doch kurze Zeit später erscheint Grace nicht wie vereinbart bei Simone – ihre vermeintliche Tochter ist erneut verschwunden. Simone wendet ihre ganze Energie auf, um endlich die Wahrheit herauszufinden. Dabei stößt sie jedoch auf unvorstellbar grausame Tatsachen, die sie selber in Lebensgefahr bringen.
Diese Neuerscheinung aus der Feder von Kathryn Croft weckte aufgrund der interessanten Thematik mein Interesse. Ein lange zurückliegender Entführungsfall, und die Hoffnung, die vermisste Tochter wieder in die Arme zu schließen, erzeugten große Erwartungshaltung. Mein Wunsch, an der Seite der Protagonistin die Wahrheit über Helenas Verbleib herauszufinden, ließ mich sogar die Tatsache akzeptieren, dass die Autorin ihre Geschichte im Präsens erzählt, ein Schreibstil, den ich ansonsten ablehne. Dennoch gestaltete sich bereits der Einstieg ins Buch als äußerst spannend. Die Autorin baut rasch einen Spannungsbogen auf, der schließlich in einem rasanten Finale endet. Das Buch besteht aus zwei Handlungssträngen. Während der erste sich mit dem Entführungsfall und der Geschichte von Simone und Matthew Porter befasst, liegt der Fokus im zweiten Teil auf die zum Teil sehr detaillierte Beschreibung sadistischer Störungen und sexuell motivierter Morde. Es folgen grauenhafte Szenen brutaler Vergewaltigungen wehrloser Frauen mit tödlichem Ausgang, die dieses Buch zu einer deprimierenden und erschütternden Lektüre machen.

Die handelnden Figuren sind zwar gut ausgearbeitet, vermochten es jedoch nicht ganz, mich zu überzeugen. Simone Porter wird als eine aktive und erfolgreiche TV-Producerin dargestellt, die ihren Mann Matthew, einen praktischen Arzt mit eigener Praxis, sehr zugetan ist. Sowohl für Matthew, als auch für Simone steht nach dem Verschwinden ihres Babys die berufliche Pflicht an erster Stelle. Von Grace Rhodes, der eigentlichen Protagonistin dieses Buches, hätte ich gerne mehr erfahren. Sie wird nur oberflächlich gezeichnet und ich hatte bis zuletzt das Gefühl, sie trotz einiger Rückblenden gar nicht wirklich kennengelernt zu haben. Als interessante Nebenfiguren würde ich auf jeden Fall Virginia „Ginny“ Rhodes und Simones Arbeitskollegen Abbot Jackson bezeichnen. Die beiden werden in Simones Ermittlungstätigkeit involviert und waren für mich Sympathieträger. Die hübsche Charlotte Bray blieb mir lange ein Rätsel, und hinsichtlich Miriam Porter bedauerte ich es ganz besonders, dass sie lediglich eine winzige Nebenrolle im Geschehen innehatte.

Fazit: „Als Grace verschwand“ war eine Lektüre, die sehr widersprüchliche Emotionen in mir erzeugte. Einerseits hat mir der Entführungsfall um Helena Porter mit dem großen Spannungsfaktor und dem völlig überraschenden Ausgang sehr gut gefallen. Den zweiten Handlungsstrang mit den perversen sexuell motivierten Gräueltaten und den derben Ausdrücken hätte ich mir jedoch gerne erspart. Da es zu meinem Bedauern nicht möglich ist, diese beiden Teile unabhängig voneinander zu beurteilen, kann ich für dieses Buch nur eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 11.12.2018

Auf eine lange dunkle Nacht folgt immer ein neuer Morgen

Der Klang eines Augenblicks
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Auf eine lange dunkle Nacht folgt immer ein neuer Morgen

Die Kanadierin Brittany Baxter hat im wahrsten Sinne des Wortes dunkle Zeiten hinter sich. Nach dem tragischen Unfalltod ihres Vaters John Baxter ...

Auf eine lange dunkle Nacht folgt immer ein neuer Morgen

Die Kanadierin Brittany Baxter hat im wahrsten Sinne des Wortes dunkle Zeiten hinter sich. Nach dem tragischen Unfalltod ihres Vaters John Baxter vor etwa zwanzig Jahren erlag nun auch ihre Mutter einem Krebsleiden. Die junge Frau macht sich auf den Weg nach Irland, um in Mary Flanagan-Baxters Heimat Nachforschungen über die mysteriösen Umstände zum Tod ihres Vaters anzustellen. Brittany hegt aufgrund eines Tagebucheintrages den Verdacht, dass dieser einem gefährlichen Geheimnis auf die Spur kam und er deswegen sterben musste. John Baxters große Leidenschaft galt dem irischen Nationalheiligtum „Book of Kells“, das seit dem siebzehnten Jahrhundert im Trinity College in Dublin aufbewahrt wird. Gleich zu Beginn ihrer Recherchen kommt es zu einer Auseinandersetzung mit dem Kunsthistoriker Declan Conolly, den sie zunächst als arrogant und unsympathisch einstuft. Doch schon bald kann sie sich der Anziehungskraft des attraktiven und gut gebauten Iren nicht mehr entziehen, und auch Declan verliebt sich mehr und mehr in die hübsche blonde Frau mit den blauen Augen. Er möchte Brittany zudem dabei helfen herauszufinden, was damals wirklich mit ihrem Vater passiert ist.

Kate Dakota versteht es, ihren Lesern die malerische Schönheit der irischen Landschaft, die Herzlichkeit sowie die gesellige Lebensart der irischen Bevölkerung, aber auch die einzigartigen Sehenswürdigkeiten eindrucksvoll vor Augen zu führen. Als Schauplatz der Handlung fungieren ein kleines Dorf namens Rathmullan in der Grafschaft Donegal, die Hauptstadt Dublin, sowie ein Leuchtturm am Fanad Head, wo Brittanys Vater John ein tragisches Ende fand. Den Beschreibungen der Autorin ist es zu verdanken, dass man sehr rasch ins Geschehen eintaucht und den engen Zusammenhalt und das gesellige Beisammensein der Conollys und ihren Freunden, umrahmt vom Klang der Fiddle und traditionellen Gesängen, intensiv miterlebt. Ich habe mich darüber hinaus sehr gefreut, in diesem Buch auch einige Fakten bzw. geschichtliche Hintergründe zum Book of Kells, zur Lachszucht, zum tragischen Unglück des Passagierschiffes „Laurentic“ und zu eindrucksvollen Stätten wie Blarney Castle vorzufinden.

Die handelnden Figuren waren gut charakterisiert, wobei mir jedoch die sympathischen Mitglieder der Conolly-Familie weit mehr ans Herz gewachsen sind, als die beiden Protagonisten. Besonders berührend empfand ich den von Liebe und Respekt geprägten Umgang zwischen dem Fischer Shane Conolly, seiner warmherzigen Ehefrau Rebecca sowie deren Kinder Declan und Lauren.

Durch die nie geklärten Umstände von John Baxters Tod wurde ein gewisser Spanungsbogen in die Handlung eingebracht, die Liebesromanze zwischen Brittany und Declan hält ebenfalls einen unerwarteten Aspekt für den Leser bereit.

Was mir bei diesem Buch nicht gut gefallen hat, war die sprachliche Umsetzung. Ich bevorzuge eine gewählte Ausdrucksweise in Büchern und die großzügige Verwendung der Umgangssprache, flapsige und teilweise derbe Ausdrücke sowie auch einige Fehler verleideten mir daher ein wenig die Freude an dieser Lektüre.

Fazit: „Der Klang eines Augenblicks“ ist eine locker-leichte Lektüre, die mit einer Liebesromanze, einem kleinen eingebauten Krimi-Faktor sowie den Themen „Schuld“ und „Vergebung“ aufwartet. Dank des gewählten Schauplatzes der Handlung wartet die Autorin mit einer atemberaubenden Kulisse auf, die für mich persönlich das absolute Highlight in diesem Roman darstellte. Ich empfand auch die eingeflochtenen geschichtlichen Hintergründe zu diesem wunderschönen Land als Bereicherung. Die Geschichte von Britt und Declan hinterließ zwar bei mir keinen nachhaltigen Eindruck, im Gegensatz dazu habe ich jedoch immer noch die wunderschönen Bilder Irlands vor Augen, die Kate Dakota während dieser Lektüre in mir erzeugt hat.

Veröffentlicht am 22.09.2018

Ein weiblicher Robin Hood im Dornbecker Wald

Mit Herz und Bogen
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Ein weiblicher Robin Hood im Dornbecker Wald

In der Markgrafschaft Dornbeck kommt es im Jahre 1363 zu einer Neubesetzung der Stelle des Försters durch Matthis Weidmann. Sein erster und wichtigster Auftrag ...

Ein weiblicher Robin Hood im Dornbecker Wald

In der Markgrafschaft Dornbeck kommt es im Jahre 1363 zu einer Neubesetzung der Stelle des Försters durch Matthis Weidmann. Sein erster und wichtigster Auftrag ist es, den dreisten Wilderer ausfindig zu machen, der den Hirschbestand des Markgrafen Reinhart, Fürst von Dornbeck, radikal dezimiert. Matthis betrachtet diese Aufgabe als seine oberste Pflicht und setzt alle Hebel in Bewegung, um dem Wilddieb auf die Schliche zu kommen. Dass es sich bei diesem vermeintlichen Unhold in Wirklichkeit um eine anmutige und wunderschöne junge Frau mit goldenem Haar und hellblauen Augen handelt, die sich auf den ersten Blick in den attraktiven Förster verliebt, erschwert die ganze Angelegenheit. Fronika lebt in der permanenten Angst vor Entdeckung und befürchtet zudem, jenen Mann zu verlieren, der ihr Herz höherschlagen lässt. Doch den beiden Liebenden steht nicht nur Fronikas dunkles Geheimnis im Weg. Auch ihr Onkel Rutger betreibt als Fronikas Vormund Heiratspläne und hat den Sohn eines einflussreichen und vermögenden Mannes ins Auge gefasst. Fronika schwankt zwischen Pflichterfüllung und dem Wunsch, dem Ruf ihres Herzens zu folgen.

Melanie Dickerson erzählt die Geschichte zweier junger Menschen, die nach einer tragischen Kindheit durch glückliche Umstände Geborgenheit und Wärme erfahren durften. In Matthis und Fronika präsentiert sie ihren Lesern zwei Protagonisten, die viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Abgesehen von ihrer Herkunft und ihrem Bestreben, arme Waisenkinder zu unterstützen, verbindet sie auch ihr tiefer Glaube. Obgleich die Autorin sich sehr stark auf ihre beiden Hauptfiguren konzentriert, gelang es ihr nicht, mich durch deren Charakterzeichnung für sie zu erwärmen. Einige der Nebenfiguren empfand ich sogar als äußerst schwach dargestellt. Den handelnden Personen fehlte es für meinen Geschmack an Überzeugungskraft – sie wirkten blass und wenig glaubwürdig, einige Handlungen und Charakterzüge sogar etwas übertrieben dargestellt.

Die Handlung war sehr vorhersehbar, entbehrte dadurch jeglicher Spannung und barg kaum Überraschungen. Die Protagonistin Fronika überlegt im Grunde knapp dreihundert Seiten lang, was der Markgraf ihr antun wird, wie er mit ihr verfahren bzw. sie bestrafen wird, wenn ihre Wilderei bekannt wird. Die tatsächliche Reaktion des beeindruckenden und furchteinflößenden mächtigen Mannes, der den Ruf eines erbitterten Kämpfers genießt, empfand ich als völlig an den Haaren herbeigezogen.

Ich war zudem vom schlichten Schreibstil enttäuscht, der an manchen Stellen an einen Schulaufsatz erinnert. Zitat aus dem Buch: „Meine beiden Kinder waren krank. Das ist auch der Grund, weshalb ich hierhergekommen bin. Aber jetzt geht es ihnen besser“, berichtete Anna. „Es tut mir so leid, dass sie krank waren! Aber ich bin froh, dass es ihnen wieder besser geht.“

Ein großer Pluspunkt dieses Buches ist die optisch anziehende Covergestaltung – es zeigt eine junge Frau in Jagdausrüstung unterwegs in einem Waldgebiet. Die kleinen Blütenornamente innerhalb der Kapitel kennzeichnen den Wechsel zwischen den handelnden Personen und Schauplätzen – ein liebevolles Detail, das zur Übersichtlichkeit und Orientierung beiträgt. Den englischen Originaltitel „The Huntress of Thornbeck Forest“ empfand ich jedoch erheblich besser, passender und aussagekräftiger, da im Inhalt des vorliegenden Buches permanent von der Markgrafschaft Dornbeck und der Jagdtätigkeit der Protagonistin im Dornbecker Wald die Rede ist.

Fazit: „Mit Herz und Bogen“ ist eine sehr leichte, lockere Lektüre mit durchschnittlichem Unterhaltungswert, ein „Märchen für Erwachsene“, das ein wenig unausgegoren auf mich wirkte und es letztendlich inhaltlich sowie aufgrund des Schreibstils nicht wirklich schaffte, mich zu überzeugen.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Weil ich dich liebe

Nichts als Liebe
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Weil ich dich liebe

„Du sagst, du wärst glücklich. Aber bist du dir sicher, dass du dein Leben lebst? Oder vegetierst du nur vor dich hin?“

Dr. Macy Lea Sorensens ganzes Leben wird von ihrer Arbeit als ...

Weil ich dich liebe

„Du sagst, du wärst glücklich. Aber bist du dir sicher, dass du dein Leben lebst? Oder vegetierst du nur vor dich hin?“

Dr. Macy Lea Sorensens ganzes Leben wird von ihrer Arbeit als Assistenzärztin auf der Kinderintensivstation der Uniklinik San Francisco bestimmt. Neben ihrem aufreibenden und fordernden Job hat Macy kaum Zeit für ihren Verlobten Sean Chen. Dieser ist geschieden, vierzehn Jahre älter als Macy, und als angesagter Künstler finanziell abgesichert. Durch seine sanfte, nette Art und seine lockere Gelassenheit ist er ein umgänglicher Partner, der Macy viel Freiraum lässt. Seans kleine Tochter Phoebe ist die Liebe seines Lebens und bedeutet dem erfolgsverwöhnten Mann alles.

Im Café mit ihrer besten Freundin Sabrina wird Macy mit der Vergangenheit konfrontiert. Völlig unvermutet taucht jener Mann auf, der Macy zeitlebens am meisten bedeutet hat: ihr bester Freund und Vertrauter seit Kindheitstagen und zugleich die Liebe ihres Lebens - Elliot Lewis Petropoulos. Macy und Elliot haben einander seit elf Jahren infolge eines tragischen Ereignisses nicht mehr gesehen, und zwar genau seit jenem schicksalsträchtigen Tag, an dem Macys Leben in Scherben brach. Und plötzlich werden die Wunden der Vergangenheit wieder aufgerissen.

Christina Lauren erzählt die Geschichte zweier Seelenverwandter, deren innige Freundschaft im Laufe der Jahre zur ganz großen Liebe wurde. Die Ereignisse im Heute werden im Präsens erzählt, wobei die Autorin zwischendurch kapitelweise auch die Geschichte von Macys und Elliots Jugendjahre von ihrem ersten Zusammentreffen beginnend aufrollt. Hierfür verwendet sie die Vergangenheitsform. Mir hat ehrlich gesagt die Erzählform Präsens überhaupt nicht zugesagt, und der permanente Wechsel zwischen Gegenwarts- und Vergangenheitsform das gesamte Buch hindurch hemmte laufend meinen Lesefluss. Der E-Mail-Verkehr zwischen den beiden Jugendlichen Macy und Elliot wird in einer vom restlichen Text abweichenden Schriftform dargestellt, die SMS-Nachrichten der beiden Protagonisten in der Gegenwart in Form von Sprechblasen, wie es in Comic-Heften üblich ist. Die Briefe von Macys verstorbener Mutter an ihren Ehemann wurden wiederum in Schreibschrift gedruckt.

Der erste Teil dieses Romans, in dem die Jugendjahre der beiden Protagonisten geschildert werden, hat mir inhaltlich sehr gut gefallen. Leider halten jedoch im späteren Verlauf detaillierte Beschreibungen von sexuellen Handlungen und ordinäre Ausdrücke Einzug ins Buch, was ich persönlich als absolut störend und unnötig empfand. Obgleich ich mich vorab stets gut über ein Buch informiere, gab es weder im Klappentext, noch in der Leseprobe auch nur den kleinsten Hinweis darauf, dass es sich hierbei um einen Liebesroman mit eindeutigen erotischen Szenen handelt.

Die Figuren dieses Buches waren überzeugend dargestellt, ich konnte mich mit Macys und Elliots Leseleidenschaft und ihrer Vorliebe für den Rückzug in ihr geliebtes Bücherzimmer sehr gut identifizieren. Der behutsame Umgang miteinander, die gegenseitige Rücksichtnahme und das sensible Eingehen auf den anderen wurden wunderschön herausgearbeitet. Auch die Charakterisierung des Duncan Sorensen und seiner verstorbenen Ehefrau Laís haben mir gut gefallen. Meine favorisierten Nebenfiguren waren definitiv die liebenswerten Mitglieder der Patropoulos-Familie, die mich mit ihrem herzlichen Umgang miteinander und ihrer lärmenden und fröhlichen Art sehr rasch in ihren Bann zogen. Das Verhalten und die Handlungsweise von Sean Chen konnte ich jedoch nicht so ganz nachvollziehen, er blieb bis zum Ende dieses Buches eine unnahbare Figur für mich, der ich weder Sympathie, noch Antipathie entgegenbrachte.

Fazit: Ich kann dieses Buch jedem Fan erotischer Liebesromane ans Herz legen. Mir haben sowohl das Grundthema, als auch die wunderschön veranschaulichten Emotionen der Protagonisten sehr gut gefallen. Mich persönlich störte jedoch der erotische Inhalt, die ordinären Ausdrücke sowie die Beschreibung der sexuellen Handlungen. In diesem Fall kam „Nichts als Liebe“ zum falschen Leser – oder besser gesagt zur falschen Zielgruppe. Schade.