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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2019

Der einsame Wolf ermittelt jenseits der Legalität

Vom gleichen Blut
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Dies ist der zweite Fall für den Ex-Kripobeamten Nik Pohl, der an den Schatten seiner Vergangenheit zu zerbrechen droht und die Ermittlungszwänge im Staatsdienst nicht mehr ertragen hat. Seit dem ersten ...

Dies ist der zweite Fall für den Ex-Kripobeamten Nik Pohl, der an den Schatten seiner Vergangenheit zu zerbrechen droht und die Ermittlungszwänge im Staatsdienst nicht mehr ertragen hat. Seit dem ersten Fall ist der einsame Wolf nun Privatermittler im Auftrag von Jon, einem jungen Privatier, der sein Vermögen mit der App-Entwicklung erworben hat. Diesmal ist die Entführung der 14 jährigen Bauunternehmerstochter Greta Jon ein Dorn im Auge. Er wird den Eindruck nicht los, daß die offiziellen Ermittlungsmöglichkeiten nicht ausreichen werden, und seine Hackerkünste, sowie Niks Schnüfflerinstinkt gefordert werden, um das Mädchen zu retten. Der exzentrische Pathologe Balthasar ist ebenfalls mit von der Partie. Bei den Versuchen an die verdeckten Hintergründe der Tat zu gelangen, stoßen sie auf eine Mauer des Schweigens, und eine Schlägertruppe krallt sich Balthasar. Schon bald ahnt Nik, daß es sich nicht nur um Greta, sondern um das Geheimnis ihrer Geburt geht, denn auch ein weiterer Junge mit ihrem Geburtsdatum wird entführt. Alle Ermittlungsansätze scheinen im Sande zu verlaufen, die Frustration der privaten Ermittler ist nahezu greifbar.

Diesmal offenbart der knallharte und desillusionierte Nik, was sich im ersten Band bereits ankündigte, den Grund für seinen Ausstieg, warum er, der einst die Hoffnung der Kripo war, auf alle Regeln pfiff und ihm alles egal zu werden schien. Denn der einsame Wolf hat einen weichen Kern und ein verwundetes Herz. Hacker Jon gibt deutlich weniger von sich preis, während auch Balthasar offenbar einige ungeahnte Talente seiner Kindheit im gutbürgerlichen Elternhaus zu verdanken hat. Eine ziemlich schräge Truppe. Datenschutz ist für sie ein Fremdwort, ebenso Privatsphäre. So sehr ich ihr Bestreben die entführten Kinder zu retten verstehe, so sehr widerstreben mir durchaus viele ihrer Ermittlungsmethoden. Warum diese zu Recht ungesetzlich sind, zeigt sich an der Schneise der Verwüstung, die Nik hinter sich lässt. Es gibt einige Tote als „Kollateralschaden“ zu beklagen, die nicht alle den Tod verdient haben, sondern eigentlich das Herz am rechten Fleck hatten oder einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Nik gefährdet ganz bewußt das Leben einiger, die er in die Ermittlungen mit hineinzieht. Auch am Ende nach dem furiosen Showdown kann ich daher nicht wirklich aufatmen, sondern frage mich, ob es das wirklich wert war? Es ist kein Ende wie bei Donna Leon, bei dem am Ende, das Böse zwar in einem Fall überführt ist, es aber dennoch keinen Unterschied macht, da es nie schläft und es immer so weiter gehen wird. Es ist mehr, ein sehr teuer erkaufter Sieg, der für mich kein Triumphgefühl zulässt, sondern einen schalen Geschmack hinterlässt.

Alex Hartung streut immer wieder Hinweise ein und legt ablenkende Nebelbomben, damit das Rätsel, was hinter der Tat eigentlich steckt und somit die Frage geklärt wird, wer dafür verantwortlich ist, bis zum Ende offen bleibt. Das ist sehr geschickt und auch sehr spannend. Logisch und in sich schlüssig, arbeitet sich das Team durch jeden Hinweis, jede Finte. Dabei ist vor allem der schrille Balthasar mit seinem nicht minder exzentrischen Papagei ein Lichtblick, der die Düsternis von Niks Seele erhellt. Ich hoffe jedoch, daß Geldgeber und Hacker Jon in Zukunft mehr Kontur bekommt. Für mein Empfinden ist er als Charakter noch ausbaufähig. Dennoch ist auch dieser Thriller wieder absolut packend und spannend geschrieben, ohne unnötige Längen.

Ein actiongeladener Kampf eines einsamen Wolfes, einer geschundenen Seele, der die Grenzen der Bürgerlichkeit und des Beamtentums hinter sich gelassen hat.

Veröffentlicht am 30.10.2019

Die Jagd geht weiter!

Code Genesis - Sie werden dich jagen
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Nach ihrer spektakulären Flucht von Wreck Island wo sie bei einem Tauchgang in einer alten Kiste ein geheimnisvolles Artefakt in Form eines Horns gefunden haben, geht es nun für die 14 – jährige Terry ...

Nach ihrer spektakulären Flucht von Wreck Island wo sie bei einem Tauchgang in einer alten Kiste ein geheimnisvolles Artefakt in Form eines Horns gefunden haben, geht es nun für die 14 – jährige Terry West und die übrigen Crewmitglieder des einzigartigen Forschungs-U-Bootes Kopernikus nach Venedig. Dort erhoffen sich ihr Onkel der Forscher Simon West und Zwillingsbruder von Terrys verstorbener Mutter Amanda, Hinweise von einem italienischen Gelehrten. Mit einem U-Boot in der Laguenstadt aufzutauchen ist nicht ganz unauffällig. Daher bleiben Simon und sein nerdiger Sohn Ethan (17) an Bord, um die Kopernikus jederzeit in Sicherheit bringen zu können. Ethan soll mit seiner Spezialdrohne die Umgebung nach Auffälligkeiten absuchen. Terry sucht hingegen mit Johann, dem Bodyguard und Mädchen für alles an Bord und Pierre, dem Taucher, dessen Inselparadies wegen ihrer Nachforschungen in Flammen aufging, das Forschungslabor auf, mit dem ihre Mutter zuletzt in Kontakt stand. Simon hat zu äußerster Vorsicht aufgerufen, da Biosyde, der mächtige Pharmakonzern, der hinter den Ergebnissen von Amanda West her ist, keine Kosten und Mühen scheut, sie zu finden. Solange sie nicht wissen, wie es Biosyde gelingt, sie immer wieder aufzuspüren, sind sie nicht sicher. Aus diesem Grunde werden sie auch Venedig in einer halsbrecherischen Flucht verlassen, um in Santorin dem nächsten Hinweis nachzugehen. Werden sie schneller sein, als ihre Gegner?

Zu Beginn des Hörbuchs rekapituliert Terry noch einmal kurz, wie es kommt, daß sie unterwegs nach Italien sind, was sie dort suchen und wer sie alles begleitet. Das ist sehr hilfreich, um sofort wieder mitten in der Geschichte anzukommen, oder sollte man irrtümlich mit Teil 2 beginnen. Dabei geht es sofort wieder rasant zur Sache. Wie auch im ersten Band wird die Crew des Hochleistungs-U-Boots durch die Weltmeere gejagt. Entsprechend ist das Abenteuer in die Stationen ihrer Suche nach dem rätselhaften Forschungsergebnis von Dr. Amanda West in Venedig, Santorin, Schottland und Cinque Terre gegliedert. Diesmal sind die Entfernungen nicht ganz so groß, ihren Verfolgern fällt es daher auch leichter ihnen an den Fersen zu bleiben, das Tempo lässt nicht nach. Trotz des hohen Tempos wächst einem aber die Crew mitsamt Frettchen Charly weiter ans Herz. Allerdings finde ich die Charaktere diesmal weniger ausgeprägt, als in Band 1. Wahrscheinlich ist dies Folge der Kürzungen des Hörbuchs. Terry steht ganz klar im Mittelpunkt, sowie ihre enge Bindung zu Charly, um dessen Wohl sie stets besorgt ist. Seinen möglichen Verlust bei Verfolgungen möchte sie um jeden Preis verhindern. In diesem Band kommen sie nicht nur der Gefahr sehr nahe, sie bekommen auch einige Antworten auf Fragen und Phänomene, die Terry schon länger stutzig machen. Hierdurch bekommt auch ihr Frettchen eine noch viel größere Bedeutung für sie und ein langjähriger Vertrauter enttäuscht sie schwer. Doch die Wut und die Enttäuschung weichen dem Wissen, dass einige ihrer Lieblingsmenschen alles für ihre Sicherheit geben. Eine Sicherheit, die endete, als sie das Geheimlabor ihrer Mutter zufällig in Miami öffnete. Ob sie jemals wieder außer Gefahr sein wird, wird in diesem Band nicht klar, denn er endet mit einem unglaublich fiesen Cliffhanger. Alles ist möglich und doch steht auch alles auf dem Spiel!

Wieder wird das Hörbuch von zwei Sprechern Jodie Ahlborn und Achim Buch gelesen. Dabei ist es nicht lediglich ein Kontrast zwischen weiblich und männlich, nein Achim Buch klingt auch deutlich älter, reifer, erfahrener und oftmals auch viel böser als Jodie Ahlborn. Denn ihm obliegt es meistens die Sicht der bösen Verfolger zu schildern. Übernimmt er jedoch Onkel Simon, Johann oder Pierre, wird schnell klar, daß er auch anders kann. So geht es den Zuhörern aber auch, wenn Jodie Ahlborn von Terry zur eiskalten Chefin von Biosyde Valerie de Boes wechselt. Als Terry klingt sie spontaner, emotionaler und abenteuerlicher, als ihre Gegnerin, berechnender und skrupelloser.

Einige der Antworten die Terry findet, hat man als erfahrener Hörer/Leser schon geahnt, andere nicht. Unglaublich actionreiche, spannende Unterhaltung mit vielen Wendungen, die sich bisweilen aber schon abzeichnen. Dennoch war ich jede Minute gefesselt und bin schon auf die Fortsetzung gespannt. Dem Thriller-Profi Andreas Gruber ist eine sehr spannende Jugendbuchreihe gelungen.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei derHörverlag und dem Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 07.05.2019

Starke Heldin, starker Stil

Ihr mich auch
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Lu, eigentlich Louisa, empfindet einen tiefen inneren Schmerz, es lodert eine Wut in ihr, die immer wieder in ihr hoch kommt und herausbricht. Sie lebt mit ihrer Mutter einer ewigen Studentin alleine, ...

Lu, eigentlich Louisa, empfindet einen tiefen inneren Schmerz, es lodert eine Wut in ihr, die immer wieder in ihr hoch kommt und herausbricht. Sie lebt mit ihrer Mutter einer ewigen Studentin alleine, mit sehr begrenzten Mitteln und trägt die alten Klamotten, ihres älteren Cousins auf. Diese ändert sie sich auf einer alten Nähmaschine um, damit sie individueller sind und passen. Sie hatte noch nie wirkliche Freunde, aber eine Menge Fantasie und jede Menge Aggressionen. Darum achtet ihre Mutter darauf, daß sie regelmäßig zum Boxtraining geht. Als Zeichen des Protests färbt sie sich die Haare knallig pink, ein starker Kontrast zu den schwarzen Klamotten. Ihre Mutter ist etwas lebensfremd. Sie leidet nicht nur unter Examensangst, ihre Jobs entpuppen sich auch regelmäßig als Flops. Daher ist ständig Ebbe in der Kasse. Doch nun scheint sie den idealen Job gefunden zu haben: Gesellschafterin für die traumatisierte Tochter eines wohlhabenden Geschäftsmannes, für 120,- € am Tag. Lu ist diese Prinzessin Viola gleich suspekt und so knallt es gleich bei ihrem ersten Treffen. Doch dann besteht Viola darauf, daß Lu mit in den Urlaub in die Finca auf Mallorca kommt. Ein Albtraum scheint für Lu wahr zu werden.

Lu ist in ihrer Wut, in ihrer Aggressivität ein fesselnder Charakter es scheint ihr gleichgültig zu sein, was andere von ihr denken. Wozu auch, sie hat ja eh keine Freunde, bis auf Rhys, der ihrer Fantasie entspringt und mit dem sie alles teilen kann. Allerdings ist er ausgerechnet ihrer Mutter ein Dorn im Auge. Diese Mutter leider auch mir. Wie kann man nur einerseits so intellektuell und psychologisch sensibel sein wollen und dann bei der eigenen Tochter und sich selbst so blind? Sie muss doch den Schmerz ihrer Tochter spüren und sich fragen, wo er herkommt. Ich habe mich das die ganze Zeit gefragt. Warum ist Lu, wie sie ist? Sie rebelliert teilweise heftig und nicht immer ungefährlich, da würde sie meine Geduld auch sehr strapazieren. Aber von vielen rebellischen Gefahren ihrer Altersgruppe lässt sie in weiser Voraussicht die Finger: kein Alkohol, keine Drogen, keine Zigaretten. Sie schließt sich auch keiner missratenen Clique an, sie ist wirklich absolut autonom, bis auf Rhys, mit seinen unverschämt grünen Augen. Er ist ein wunderbares Korrektiv für Lu, mit dem sie sich austauschen kann und der ihr auch ganz schön gehörig den Kopf zurecht rückt. Ein toller Charakter, für den die Mutter leider gar kein Verständnis hat, ebenso wenig wie für die Bedürfnisse ihrer Tochter, die sich durch ihn offenbaren.

Ich finde das Buch wahnsinnig gut geschrieben, es hat mich sofort in einen Sog gezogen. Ich wollte immer wissen, was ist eigentlich mit Lu los? Wird Viola mit der neuen Situation zurecht kommen? Auch wenn ich das Buch super fand, habe ich diese Fragen nicht wirklich beantwortet gefunden. Ich habe bei rund 20 Jahren Berufserfahrung erst einmal ein Kind ganz ohne Freunde getroffen, daß vom Jugendamt auch tatsächlich in eine spezielle Einrichtung gegeben wurde und auch in einem zweiten Fall kamen die Kinder sofort in verschiedene Einrichtungen, wo sich dann offenbarte, daß die Geschwister untereinander auch keine wirkliche Bindung haben. Die wenigen Kinder ohne Freunde, hatten alle ein gestörtes Eltern-Kind-Verhältnis und keine auffangenden Großeltern. Auch Lus Großeltern werden mit keinem Wort erwähnt. Das Problem war nicht Armut, es waren die Eltern, die das Bindungsverhalten stören, mit diagnostizierter Erziehungsunfähigkeit. Hier empfinde ich die Mutter auch als problematisch, da sie die Realität verkennt und etwas lebensfremd ist. Dennoch scheint Lu an ihr zu hängen und ihre Mutter nicht völlig egal zu sein. Bei allen Differenzen zwischen Lu und ihrer Mutter, ist Schule erstaunlicher Weise nie ein Thema. Sie geht offensichtlich nicht nur hin, sie scheint auch zu lernen, auch wenn es nicht explizit erwähnt wird. Das wird jetzt der Zielgruppe nicht so bewußt sein, da sie intakte Bindungen haben werden, daher gibt es hierfür nur einen Stern Abzug.

Die Jugendlichen in dieser Geschichte mag ich wiederum sehr gerne. Sie sind sehr einfühlsam beschrieben, man spürt ihren Schmerz, ihren Welthass, ihre Verachtung, ihre Verzweiflung und die aufkeimende Hoffnung. Bei Lu und Viola schätze ich sehr ihre Geradlinigkeit und Kompromisslosigkeit, bisweilen sind die zwei wirklich gnadenlos ihrer Umwelt gegenüber, aber dabei irgendwie menschlich. Emotional hat mich längere Zeit kein Buch mehr so bewegt, daher gehe ich über die für mich als Erwachsene bestehende Schwäche hinweg und gebe gerne noch gute 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Spannender Reihenauftakt

Die Geheimnisse von Oaksend - Monsterprüfung
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Robin ist fast 11, seine Eltern sind bei einem Unfall ums Leben gekommen als er noch klein war. Nun lebt er bei seinem knurrigen, ungeselligen Opa Rufus und wird in der Schule ganz schön drangsaliert. ...

Robin ist fast 11, seine Eltern sind bei einem Unfall ums Leben gekommen als er noch klein war. Nun lebt er bei seinem knurrigen, ungeselligen Opa Rufus und wird in der Schule ganz schön drangsaliert. Gleichaltrige Freunde hat er keine, aber die liebenswert schrullige Antiquarin Polly und der blinde Kiosk-Besitzer Mr. Hooper sind dafür um so netter zu ihm. Als eines Tages Freddy, der Schul-Bully besonders gemein ist und seine Schultasche im Druidenstein am Wald zu versenken versucht, tritt Melvin in sein Leben. Melvin ist ein echtes Monster, sein Schutzmonster (Warmblut, Europäisch-Langhaar, Blue Tabby) von nun an. Er ist der ersehnte Freund und hat allerlei magische Fähigkeiten, mit einem echten Hatchpatch. Das ist ein scheinbarer Stofflappen, den man an die Wand oder den Boden werfen kann, der einen Expresstunnel bildet, der einen in größter Not auf der Flucht helfen kann, aber nur Freunde einlässt und Feinde beißt! Nun fühlt sich Robin endlich nicht mehr allein und sein Leben wird auch viel aufregender. Als dann aber die Prüfungsaufgabe für Melvins Schutzmonsterprüfung ins Haus flattert, wird es richtig brenzlig. Denn die Aufgabe ist knifflig und sie scheinen nicht die einzigen zu sein, die hinter der Lösung her sind.

Anfangs ist die Geschichte sehr traurig, da Robin echt sympathisch ist und er sein Schicksal wirklich tapfer trägt, auch wenn es so trostlos ist. Doch mit Melvin hat die Traurigkeit fast ein Ende.
Na ja, die alte Schreckschraube nebenan, keift immer noch, sobald er sich halbwegs in der Nähe blicken lässt, aber mit einem Freund an seiner Seite ist das alles viel leichter zu ertragen, ebenso wie seinen abweisenden und oft abwesenden Großvater Rufus. Auch seine Klassenkameradin Imogen ist Robin gegenüber freundlich. Allerdings ist sie so seltsam, daß er sich gar nicht so sicher ist, ob ihm das recht ist. Sie läuft immer mit einem stinkenden Beutel herum, scheint aber guter Dinge zu sein. Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen bringt er es nicht übers Herz sie zurückzuweisen. Das gefällt uns sehr gut, denn es zeigt Kindern, daß es keinen Grund gibt, zu jemandem fies zu sein und ihn zu ärgern, nur weil er anders ist. So wie Robin es nicht leiden kann, wie der gemeine Freddy mit ihm umspringt, muß er den Frust nicht an der unschuldigen Imogen ausleben. Ein sehr schöner Gedanke, der uns Robin noch mehr ans Herz wachsen lässt. Im Auftaktband spielt sie eine relativ untergeordnete Rolle, doch wir sehen großes Potenzial für dieses Mädchen dessen großes Herz vielleicht nur noch von ihrem Hirn überragt wird.

Mit Melvin an seiner Seite beobachtet Robin merkwürdige Vorgänge, die er sich nicht erklären kann. So wird nachts immer wieder in das Antiquariat eingebrochen, aber Miss Polly weiß nicht, ob überhaupt etwas gestohlen wurde, weil bei ihr solches Chaos herrscht. Bis sie bei einem Einbruch schwer verletzt wird. Das ist natürlich für die zwei Freunde ein echter Grund Ermittlungen aufzunehmen, mit denen sie leider auch nicht so recht vorankommen. Bis Melvin seine Prüfungsaufgabe erhält, dann wird es echt aufregend und auch richtig gefährlich. Bei diesem gefährlichen Abenteuer werden Fiktion und Wahrheit fröhlich vermischt. Es werden historische Ereignisse mit mysteriösen Vorgängen in der Monsterwelt erklärt. Für die jungen Leser aber ein prima Anlass mal selbst nach diesen historischen Ereignissen zu forschen, oder wenigstens die Eltern zu fragen, was das denn damals war und was offiziell die Erklärung dafür war. Sehr originelle Erklärungsansätze, werden mit sehr menschlichen Reaktionen und absurden Situationen verbunden. Das ist sehr abwechslungsreich und z.T. sehr spannend oder witzig. Im Mittelteil hatte es allerdings kleinere Längen, aber nicht so sehr, daß wir die Lust am Lesen verloren hätten. Die kleinen schwarz-weißen Vignetten von Max Meinzold sind sehr witzig und fangen die Stimmung sehr schön ein. Das Buch wird ab 10 Jahren empfohlen, aber wir finden, daß es auch gerade wegen der kleinen Illustrationen durchaus auch schon ab 9 Jahren geeignet ist. Diese Empfehlung gilt sowohl für Jungen, als auch Mädchen.

Autorin Andrea Martin wuchs in den USA, Österreich und Deutschland auf. Schon als Kind hatte sie den Verdacht, daß hinter den Dingen viel mehr steckt, als allgemein behauptet wird. In diesem fantastischen Debüt, kann sie endlich mal ein paar dieser Missverständnisse geraderücken auf sehr unterhaltsame Art und Weise.

Ein Auftaktband zu einer monsterstarken neuen Kinderfantasyreihe, der Lust auf neue monstermäßige Wahrheiten und weitere Folgen macht.

Veröffentlicht am 24.04.2019

Ein ganz besonderes Hörbuch mit Schwächen

Der Wal und das Ende der Welt
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In dem abgelegenen kleinen Fischerdorf St. Piran in Cornwall herrscht Aufregung: Mit der Flut wurden ein Wal und ein nackter junger Mann angespült. Mit vereinten Kräften beleben die 307 Dorfbewohner den ...

In dem abgelegenen kleinen Fischerdorf St. Piran in Cornwall herrscht Aufregung: Mit der Flut wurden ein Wal und ein nackter junger Mann angespült. Mit vereinten Kräften beleben die 307 Dorfbewohner den jungen Joe, der auf die Rettung des gestrandeten Wals drängt. Das Schicksal des Wals erscheint diesem untrennbar mit seinem verknüpft. Doch was hat den jungen, erfolgreichen Analysten aus der City ins Wasser getrieben? Nach und nach gibt er Preis, daß er an der Entwicklung eines Analyseprogramms namens Cassandra, kurz Cassie, mitgewirkt hat, daß absolut sichere Zukunftsprognosen für die nächsten Tage treffen kann. Doch es wurde manipuliert und kann nun nicht mehr gestoppt werden. Auf die Menschheit rollt die Apokalypse zu und er fühlt sich schuldig und benutzt. Joe warnt die Bewohner, fühlt sich aber selbst wie die Antike Seherin, der niemand Glauben schenken wollte. Die Dorfbewohner sind ihm mittlerweile ans Herz gewachsen, viel mehr, als sonst jemand, seit dem Tod seiner Mutter. Also beschließt er seine Retter zu retten und selbst Vorkehrungen für die nahende Katastrophe zu treffen. Erst wird er skeptisch und ein wenig mitleidig beäugt, aber dann...

Ich hatte keine klare Vorstellung von dem, was mich erwarten würde, aber ich mag die Stimme von Johann von Bülow und seine Wandelbarkeit, auch die Aufmachung sprach mich auch an. Zumindest würde es mal was anderes sein. Das war es auch, auch wenn ich nichts erwartet habe, war ich nicht auf das gefasst was kommen würde. Zuerst war ich akustisch erschlagen, von der unglaublichen Personenvielzahl z.T. mit cornischen Namen, Familienmitglieder und Mitarbeiter der Londoner City. Beim Hören eine Überforderung, bei der es wirklich hilft das beiliegende Booklet mit Personenverzeichnis vor dem ersten Hören und nach oder während der ersten CD zu hören. Es sind so viele, da lohnt es sich, die Liste mal schnell mehrfach durchzugehen. Nachdem ich das Personenkonsortium für mich sortiert hatte, packte mich die Geschichte mit ihren doch bisweilen sehr eigenen Charakteren. Was ich von Joe halten sollte war mir anfangs nicht so klar, aber in diesem Dorf ist wie auch sonst im Leben. Es lassen sich nicht immer alle in Schubladen von Gut und Böse einteilen, die einen sind mal so, mal so, wie es das Leben halt gerade mit sich bringt. Gerade in ihrer Ausgestaltung liegt für mich die absolute Stärke der Geschichte.

Das Dilemma in welchem Joe sich befindet, mutet aber erschreckend real an. Die Macht und den Einfluss von Prognoseprogrammen auf den Weltmarkt mag ich mir nicht vorstellen. Doch bei nahender Apokalypse, denken die meisten eher an Atomkatastrophen, Krieg, Klimakatastrophe, aber so was alljährliches wie die Grippe? Und doch sterben jedes Jahr Millionen Menschen weltweit an ihren Folgen.... und es gibt nie genügend Schutzimpfungen für alle und auch hier kann die Prognose, wie sich der diesjährige Erregerstamm entwickeln wird, irren. Dann gibt es keinen Schutz. Oder doch? Was wäre, wenn man in einem Dorf am Ende der Welt leben würde, ist das heute noch möglich? Was wäre bei völliger Isolation und Quarantäne das größte Problem? Die Nahrung, mangelnder Strom, fehlendes fließendes Wasser, Dorfkoller? Die Hürden und Schwierigkeiten sind mannigfaltig. Welche dieser Probleme sind lösbar und welche eigentlich eher unbedeutend und wie spielt der menschliche Faktor eine Rolle? Immerhin kennt in einem Dorf jeder jeden und das auch schon seit Ewigkeiten. Die menschliche Komponente des gestrandeten Fremden in einer festen, alteingesessenen Gemeinschaft inmitten einer Katastrophe ungekannten Ausmaßes und unvorhersehbarer Dauer macht diese Geschichte so fesselnd. Wie würde man selbst reagieren? Würde man über sich hinauswachsen oder zum absoluten Egoisten mutieren? Welche Rolle spielt der Wal, der immer wieder mahnend in der Bucht auftaucht? Nicht nur der streng logische Analyst verändert sich und erstaunt sich selbst. Die Dorfgemeinschaft überrascht den Trader und den Hörer und gibt Hoffnung auf die Menschlichkeit der Menschheit, in Zeiten, in denen es nicht selbstverständlich ist. Doch ist Joe nicht einfach eine strahlende Gestalt, er ist bisweilen auch etwas naiv. Man lernt aber auch seine Hintergründe kennen und die Analystin des Dorfes, durchschaut ihn besser als er die Märkte und sich selbst. Das macht sie unglaublich sympathisch auf schmunzelnde Art und Weise und dennoch lässt mich das Ende ein wenig ratlos zurück. Es ist wirklich ein hoffnungsfrohes Ende. Aber sind die Menschen tatsächlich so? Schön wäre es, ich bin da ein wenig unschlüssig. Während mich nach einem etwas überforderten Anfang das nahende Ende der Welt und seine möglichen einzigen Überlebenden wirklich fesselten und bannten, so machte mich das Ende etwas ratlos. Ist es das Ende, dass ich mir gewünscht hätte? Ich weiß es nicht, es macht mich zumindest nachdenklich und wird mich diese Geschichte nicht so schnell vergessen lassen, Cornwall und sein Wal werden noch eine Weile durch meine Hirnwindungen spuken. Dennoch dämpft es meine zwischenzeitliche absolute Begeisterung für diese mahnende Vision.

Johann von Bülow liest absolut fesselnd und wandelbar. In seiner Unaufgeregtheit spürt man die erdende Ruhe Cornwalls, mit seinen tiefen Wurzeln und noch tieferen Gefühlen, die überraschen und vor allen Unwägbarkeiten Halt bieten. Seine Stimme klingt diesmal erstaunlich mild und weich und gar nicht so tief und gebieterisch bestimmend, wie man es von ihm bisweilen kennt. Kein Hauch von Sherlock Holmes ist in der Stimme zu hören, sondern Mitgefühl und Ratlosigkeit. Es ist überraschend und dennoch glaubhaft zu hören.

Die Aufmachung in einer soliden Pappbox mit 3 MP3 und einem Booklet finde ich sehr ansprechend, haptisch angenehm und sehr edel.

Ein wirklich besonderes Hörbuch mit kleinen Schwächen.