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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2019

Ein warmherziges Buch

Die kleine Sommerküche am Meer
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Flora wird von ihrem Boss dazu gebracht zurück auf ihre Heimatinsel Mure zu gehen, um dort die Stimmung bezüglich eines Kunden abzuklären. Leider ist Mure so ziemlich das letzte Ziel wo sie hin möchte, ...

Flora wird von ihrem Boss dazu gebracht zurück auf ihre Heimatinsel Mure zu gehen, um dort die Stimmung bezüglich eines Kunden abzuklären. Leider ist Mure so ziemlich das letzte Ziel wo sie hin möchte, erinnert sie doch alles dort an ihre verstorbene Mutter.
Dort angekommen, stellt sie fest, dass ihre Brüder und ihr Vater nicht wirklich gut alleine zurecht kommen und als sie das alte Kochbuch ihrer Mutter entdeckt und ihre Liebe fürs Kochen und Backen, kommt sie auch endlich besser mit ihrer Trauer klar.

Die kleine Sommerküche am Meer ist wirklich ein herzerwärmendes Buch. Die Insel ist sehr rau, dort wird es auch im Sommer nie richtig heiß. Die Menschen sind eher ruppig als herzlich, doch Flora schafft es dort endlich wieder zu sich selbst zu finden. Ihre Entwicklung hat mir auch besonders gut gefallen.
Aber auch ihre Brüder verändern sich im Laufe des Buches und die Beziehungen in der Familie verbessern sich durch die gemeinsame Zeit.

Schwierig wird es für Flora, als ihr Chef, in den sie heimlich verliebt ist, auf die Insel kommt und sie das erste Mal hautnah mit ihm arbeiten muss. Glücklicherweise ist ihr Kunde, für den sie im Gemeinderat für gute Stimmung sorgen soll, ein vernünftiger Mann, der sich nicht nur von der Insel, sondern auch von der dortigen Lebensart verzaubern lässt.

Mir hat das Buch sehr viel Spaß gemacht, ich habe Flora und ihre Familie und Freunde gerne begleitet und freue mich jetzt auf die Fortsetzung des Buches.


Von mir daher eine volle Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.05.2019

Toller Auftakt einer neuen Serie

Die Schwestern aus der Steeple Street
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Agnes Sheridan kommt nach Leeds um dort eine Ausbildung zur Gemeindeschwester zu machen. Hier ist alles anders als in London, wo sie die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht hatte. Anfangs kommt sie ...

Agnes Sheridan kommt nach Leeds um dort eine Ausbildung zur Gemeindeschwester zu machen. Hier ist alles anders als in London, wo sie die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht hatte. Anfangs kommt sie mit ihrer Art in ihrem Viertel nicht gut zurecht, ist doch Quarry Hill ein Armenviertel in Leeds.

Die Zusammenarbeit mit ihrer Ausbilderin Bess Bradshaw erweist sich als sehr schwierig, da es Agnes einfach schwer fällt, Empathie für ihre Patienten zu empfinden.

Zusammen mit ihr ist auch Polly mit in der Ausbildung, die Tochter von Bess. Nach dem Tod ihres Mannes versucht sie das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter wieder zu glätten.


Donna Douglas gelingt es die Zustände in Leeds in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts lebendig werden zu lassen. Die Beschreibungen der ärmlichen Wohnungen waren so deutlich, dass ich von Anfang an das Kopfkino laufen hatte.

Mir hat es gut gefallen, dass sich die Geschichte nicht nur um Agnes gedreht hat, sondern auch Bess und Polly näher betrachtet wurden. Die Entwicklungen, die die Figuren durchmachen fand ich gut und schlüssig beschrieben.


Da ich auch gerne Call the Midwife schaue, bleibt der Vergleich natürlich nicht aus. Mir hat das Buch von Donna Douglas mindestens genauso gut gefallen wie die Serie, auch wenn diese ja erst nach dem zweiten Weltkrieg spielt.

Die Nightingale-Bücher der Autorin kenne ich noch nicht, aber ich werde diese Serie wohl sicherlich noch lesen.

Alles in allem hatte ich mit diesem Buch ein paar Stunden pures Lesevergnügen und ich freue mich darauf diese neue Serie weiter zu verfolgen.

Veröffentlicht am 05.05.2019

Gesellschaft im Umbruch

Der Horizont der Freiheit
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Eines Vorweg, der Klappentext ist bei diesem Buch ziemlich irreführend. Ich hätte hier eine Krimigeschichte vor dem Hintergrund der Nationalversammlung in der Paulskirche erwartet. Bekommen habe ich eine ...

Eines Vorweg, der Klappentext ist bei diesem Buch ziemlich irreführend. Ich hätte hier eine Krimigeschichte vor dem Hintergrund der Nationalversammlung in der Paulskirche erwartet. Bekommen habe ich eine sehr gut recherchierte Geschichte über das Leben und die Gesellschaft in den vierziger Jahren des 19 Jahrhunderts in Frankfurt.

Begonnen wird diese 1844. Wilhelmine Pfaff und ihr Mann erkranken an den Blattern, er stirbt, sie überlebt die Krankheit. Da die beiden keine Kinder haben, ist es an ihr die Druckerei zu übernehmen und sich so ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Alternative wäre, schnellst möglich wieder zu heiraten und die Druckerei als Mitgift zu sehen. Da Wilhelmine ihren Walter aber sehr geliebt hat, fällt ihr allein der Gedanke daran sehr schwer. Allerdings steht sie als Frau vor dem Problem, dass ihr keine Geschäftstüchtigkeit zugestanden wird und sie sich schwer tut überhaupt Aufträge zu bekommen. Glücklicherweise hat ihr Nachbar Joseph Rütten ein Auge auf sie geworfen und da er Besitzer einer Literarischen Gesellschaft ist, bietet er ihr an, seine Bücher zu drucken. So bekommt Wilhelmine die Chance auf ein selbst bestimmtes Leben.

4 Jahre später tagt die Nationalversammlung in der Paulskirche und das Leben in der Stadt ist durch die Versammlung politisch aufgeheizt. Wilhelmines Freunde Joseph Rütten und Zacharias Löwenthal verkehren in den politischen Salons der Stadt und auch Wilhelmines Freundin Henriette Zobel kämpft für Freiheit, Demokratie und Frauenrechte. Wilhelmine kommt sich dabei etwas dumm vor, weil sie sich so gar nicht für Politik interessiert und einfach versucht ihr Leben zu leben. Aber als die Lage dann eskaliert ist es an Wilhelmine ihrer Freundin zu helfen.

Ines Thorn zeichnet mit diesem Buch ein genaues Bild der Frankfurter Gesellschaft in diesen revolutionären Jahren. Die Auswirkungen des Hambacher Festes prägen das politische Bild und die Versammlung in der Paulskirche gibt Hoffnung darauf, dass sich grundlegende Änderungen im politischen System durchsetzen lassen. Und trotzdem wird das Alltagsleben von den alten Traditionen und Vorurteilen geprägt. Ziemlich deutlich zeigt sich, dass Veränderungen in der Gesellschaft einfach ihre Zeit brauchen.

Das Buch ließ sich sehr flüssig lesen, ich war ab der ersten Zeile voll mit dabei und wollte das Buch nicht mehr zur Seite legen. Die Hauptfiguren sind toll beschrieben und man kann nachvollziehen warum jeder genau so handelt, wie er es eben tut.

Interessant fand ich da besonders auch die Geschichte um die literarische Gesellschaft Rütten und Löwenthal, später der Verlag Rütten und Loening. Hier ist es Ines Thron gelungen auch eine kleine Biographie des Verlages zu schreiben, in dem dieses Buch dann auch veröffentlicht wurde.

Von mir eine volle Leseempfehlung für dieses tolle Buch!

Veröffentlicht am 02.05.2019

Wohlfühlroman

Honigduft und Meeresbrise (Neuauflage)
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Anna ist zu Besuch bei ihrer Oma Martha, als diese überraschend einen Brief bekommt, der fast achtzig Jahre zuvor an ihre Mutter geschickt wurde. Daraus erschließt sich, dass die Familiengeschichte wohl ...

Anna ist zu Besuch bei ihrer Oma Martha, als diese überraschend einen Brief bekommt, der fast achtzig Jahre zuvor an ihre Mutter geschickt wurde. Daraus erschließt sich, dass die Familiengeschichte wohl neu geschrieben werden muss. Gemeinsam machen sich Anne und ihre Oma auf den Weg nach Ahrenshoop um herauszufinden, was vor achtzig Jahren dort passiert ist.

Anna kämpft zudem auch mit ihrem Leben und muss sich neu orientieren. Der Ausflug an die Ostsee bringt Klarheit und den Abstand, den sie braucht um einen Neustart zu machen.


Wie auch schon in den Vorgängerbüchern gelingt es Anne Barns einen wahren Wohlfühlroman zu schreiben. Alle Figuren kämpfen mit den Widrigkeiten des Lebens, jeder auf seine Art. Doch dabei vergessen sie nicht ihre Lieben mit zu unterstützen und für sie da zu sein, wenn es nötig ist. So bekommt jeder den Halt, den er braucht.


Die Schreibweise ist toll, das Kopfkino läuft vom ersten Moment an und die wunderbaren Kleinigkeiten, die immer wieder kredenzt werden, kann man fast schmecken. Am Ende gibt es auch wieder die Rezepte der im Buch vorkommenden Leckereien, so dass man auch die Möglichkeit z.B. in den Genuss der Honig-Seufzer zu kommen.


Anne Barns gelingt es immer wieder eine Auszeit im Kopf zu kreieren. Ich freue mich schon auf weitere Bücher von ihr!

Von mir daher eine volle Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.04.2019

Tolle Science Fiction!

Die Reise
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Marina Lostetter nimmt uns mit auf die Reise. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wir begleiten den Konvoi sieben, der sich auf den Weg macht um einen Stern namens LQ Pyx zu erforschen. Nachdem diese Reise in ...

Marina Lostetter nimmt uns mit auf die Reise. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wir begleiten den Konvoi sieben, der sich auf den Weg macht um einen Stern namens LQ Pyx zu erforschen. Nachdem diese Reise in Erdenjahren aber mehr als zwei Jahrtausende dauern wird, wird die Mannschaft sehr sorgfältig ausgesucht und regelmässig geklont. Allerdings entwickeln sich auch Klone anhand ihrer selbst erlebten Erfahrungen und sind daher nicht einer wie der andere. Die einzige Konstante im Konvoi für all diese Zeit ist K.I.C., eine künstliche Intelligenz, die dem Konvoi auf Wunsch des Entdeckers von LQ Pyx mitgegeben wird.

Wir begleiten die Crew nun also über die gesamte Zeit ihrer Mission und noch ein wenig darüber hinaus.
Dabei gelingt es der Autorin anschaulich darzustellen, wie sich eine solche Gesellschaft über die Jahrhunderte weiterentwickelt. Von der ersten Euphorie des Aufbruchs, über die Zweifel am Ziel, die einige unterwegs überfällt bis zur Ankunft am eigentlichen Ziel, wo es dann in einer vorgegebenen Zeit viel zu erforschen gibt. Die Konflikte die auf der Rückreise entstehen, auch weil größere Unglücke den Zeitplan zurückwerfen. Und immer mittendrin K.I.C., der versucht die Menschlichkeit in der Crew aufrecht zu erhalten, auch als es so aussieht, als wäre genau diese nicht mehr zu retten.

Ich war das ganze Buch über sehr fasziniert von dieser Idee einer Gesellschaft. Der Autorin gelingt es mit ihrem Schreibstil immer wieder schnell einen Draht zu den jeweiligen Hauptprotagonisten der jeweiligen Geschichte aufzubauen, was nicht so einfach ist, da doch immer wieder gleich mehrere Jahrhunderte zwischen den einzelnen Kapitel liegen. Trotzdem habe ich immer wieder schnell in das Geschehen eintauchen können. An manchen Stellen hat es mich vor der Entwicklung regelrecht gegruselt. Selbst die beste Gen-Auswahl verhindert nicht, das gelegentlich das Tier im Menschen überhand nimmt.

Ich habe das Buch am Ende mit Bedauern zugeklappt. Ich hätte den Konvoi gerne noch weiter begleitet.
Von daher gibt es von mir eine volle Leseempfehlung für alle, die auf gut geschriebene Science Fiction stehen.