Eine Autobiografie des Erfolgs und eine unbedingte Leseempfehlung
In die Hand genommen habe ich dieses Buch nur wegen der lokalen Bezüge (Pustebär in der Heidelberger Hauptstraße, sowohl Drogerie Werner als auch dm-Markt vertreten in der Region). Biografien gehören nicht ...
In die Hand genommen habe ich dieses Buch nur wegen der lokalen Bezüge (Pustebär in der Heidelberger Hauptstraße, sowohl Drogerie Werner als auch dm-Markt vertreten in der Region). Biografien gehören nicht unbedingt zu meinem bevorzugten Lesestoff.
Dass die dm-Kette sich durch eine besondere Unternehmensethik auszeichnet, davon hatte ich gehört. Worin sich diese Besonderheit ausdrückt, war mir bisher nicht klar. Dass hier der Mensch im Mittelpunkt stehen soll, fand ich ziemlich unglaubwürdig, denn es nicht das, was ich tagtäglich in "meinem" Unternehmen wahrnehme.
Berührt hat mich die Autobiografie des Herrn Werner auf verschiedenen Ebenen: Zum einen sehr persönlich wie z.B. in seinem kurzen Abriss der Ursachen des Zusanmmenbruchs des Schleckerimperiums, einmal aus unternehmerischer Sicht (keine Bankenkrise und daher keine Rettung der Arbeitsplätze), aber auch die Schilderung der Arbeitssituation der "Schlecker-Frauen". Ich hatte erst neulich eine ehemalige Schlecker-Angestellte kennengelernt, die nach Jahren immer noch traumatisiert durch einen Überfall (die bekannte Situation, dass nur eine Person sich in der Filiale befindet, hat in mehreren Fällen zu Raubüberfällen eingeladen), ohne Unterstützung durch das Unternehmen oder sonstige Hilfe.
Zweitens hat mich sehr beeindruckt, dass es anscheinend doch in der Wirtschaft und der Wissenschaft Menschen gibt, die in großen Entwürfen denken, auch auf die Gefahr hin, als Spinner abgetan zu werden.
Selbst gebeutelt von "Optimierungen" und "Umstrukturierungen" fand ich es sehr spannend zu lesen, wie Veränderung bei dm stattfindet.
Ich würde gern wissen, wie die von dm entwickelte Kultur sich in der Praxis darstellt, wieviel davon tatsächlich in der Filiale spürbar gelebt wird.
Gefallen hat mir ein Zitat von Herrn Werner, das ich in Wikipedia gefunden habe:
„Hartz IV verstößt gegen mehrere Artikel im Grundgesetz: Zwangsarbeit ist verboten, die freie Berufswahl garantiert, ebenso Niederlassungs- und Wohnungsfreiheit, diese Rechte schränkt Hartz IV ein, wie im offenen Strafvollzug eben. Zudem wird immer verschwiegen, dass der Hartz-IV-Empfänger weniger Transferzahlungen erhält als ein Mitglied der Mittel- und Oberschicht: Wenn Sie zweimal im Monat mit Ihrer Frau in die hochsubventionierte Oper gehen, erhalten Sie von der Gemeinschaft höhere Transferleistungen als die meisten Hartz-IV-Empfänger. Nachdem das Verfassungsgericht anerkannt hat, dass die Regelsätze ein menschenwürdiges Leben ermöglichen müssen, ist es nur noch ein kleiner Schritt in Richtung Grundeinkommen.“
Sein Buch "Ein Grund für die Zukunft: das Grundeinkommen" liegt schon bereit und wird als nächstes gelesen.