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Veröffentlicht am 06.05.2019

Die vielen Leben der Amory Clay

Die Fotografin
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Amory Clay wurde 1908 geboren. Ihr Vater war ein erfolgloser und dazu noch psychisch kranker Schriftsteller, der sie sogar eines Tages umbringen wollte. Vermutlich ein Ereignis, das alle ihre weiteren ...

Amory Clay wurde 1908 geboren. Ihr Vater war ein erfolgloser und dazu noch psychisch kranker Schriftsteller, der sie sogar eines Tages umbringen wollte. Vermutlich ein Ereignis, das alle ihre weiteren Beziehungen zu Männern stark beeinflusste. Des Weiteren hat sie einen Onkel, den homosexuellen Grevile, der ebenfalls fotografiert und ihr die Leidenschaft zur Fotografie näherbringt. So schafft es Amy tatsächlich als junge Frau entgegen aller Widerstände ihren Berufswunsch als Fotografin zu realisieren und reist nach Berlin der wilden 20er Jahre. Dort gibt sie sich nicht der Fotografie von langweiligen Familienfotos hin, sondern begibt sich in die Unterwelt, in Bordelle und zu den Prostituierten. Als sie Jahre später diese Fotostrecke in London ausstellen will, provoziert sie damit einen Skandal und die Bilder werden beschlagnahmt. Berlin sollte nicht Amorys letzte Reise sein. So leitete sie während des Zweiten Weltkriegs eine Fotoagentur in Paris, lebte viele Jahre in New York und reiste sogar als Kriegsfotografin nach Vietnam.

Am meisten fasziniert mich an William Boyds Roman, dass es sich um eine fiktive Biografie handelt. Auch ich tappte immer wieder in diese Falle. Die im Klappentext veröffentlichten Fotos, beanspruchen ebenfalls eine historische Wahrscheinlichkeit, dabei hat sie Boyd auf Flohmärkten zusammengesucht. Und genauso entstand dieser Roman, indem er eine Geschichte um das zufällig entdeckte Foto einer jungen Frau spannt.

Natürlich habe ich andere Rezensionen über das Buch gelesen, die nicht besonders gut ausfielen. Ich muss dagegen feststellen, dass mir das Hörbuch gut gefallen hat und ich mich 10 Stunden bestens unterhalten fühlte. Dazu beigetragen hat auch Elisabeth Günther, die Amory Clay ihre Stimme lieh

Veröffentlicht am 03.05.2019

Cidre, Calvados und Camenbert

Normandie Reiseführer Michael Müller Verlag
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Der MM-Verlag setzt mit Ralf Nestmeyer auf das richtige Pferd. Zum einen hat er einen wunderbar abwechslungsreichen und unterhaltsamen Schreibstil, der seine Reiseführer von anderen deutlich abhebt, zum ...

Der MM-Verlag setzt mit Ralf Nestmeyer auf das richtige Pferd. Zum einen hat er einen wunderbar abwechslungsreichen und unterhaltsamen Schreibstil, der seine Reiseführer von anderen deutlich abhebt, zum anderen ist der Normandie-Führer gespickt mit Details wie Empfehlungen bzgl. Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten sowie mit Shoppingtipps, Sehenswürdigkeiten und Museen, Stadtplänen, außergewöhnlichen Naturschauspiele und sogar einem kleinen Wanderführer. Deshalb ziehe ich auch einen Reiseführer einer Region, in diesem Fall der Normandie, immer einem, der ein komplettes Land beschreibt, vor. Nestmeyer versteht es, den informativen und sachlichen Teil mit jeder Menge Hintergrundinformationen und Anekdoten aufzufrischen und gleichzeitig merkt man, dass er selbst vor Ort war, die Region kennt, sauber recherchiert und selbst ausprobiert hat.

Der Normandie Reiseführer kommt sicherlich dieses Jahr noch ins Gepäck auf meine Reise dorthin und ich bin sicher, dass er mich sowohl inspirieren als auch im wahrsten Sinne des Wortes gut führen wird.

Veröffentlicht am 19.04.2019

Wie der Mensch die Natur und sich selbst zähmte

Spiel des Lebens
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Alice Roberts ist vom Fach. Als Medizinerin, Anthropologin und Paläopathologin weiß sie ganz genau über was sie schreibt. Der Untertitel ihres neuesten Buches lautet "Wie der Mensch die Natur und sich ...

Alice Roberts ist vom Fach. Als Medizinerin, Anthropologin und Paläopathologin weiß sie ganz genau über was sie schreibt. Der Untertitel ihres neuesten Buches lautet "Wie der Mensch die Natur und sich selbst zähmte". Roberts pickt sich 10 Arten aus dem Pflanzen- und Tierreich heraus, die auf die menschliche Entwicklung einen entscheidenden Einfluss hatten, wie Hunde, Weizen, Rinder, Mais, Kartoffeln, Hühner, Reis, Pferde, Äpfel und zu guter Letzt den Menschen selber. Dabei handelt es sich um Tiere und Lebensmittel, die in der heutigen Zeit, zumindest im Westen, im Überfluss vorhanden sind und über die man sich keine Gedanken macht. Doch was wäre wenn es diese Pflanzen und Tiere nicht gäbe bzw. inwiefern haben sie die menschliche Evolution beeinflusst und der Mensch die Entwicklung dieser Arten? Anschaulich, ausführlich und äußerst unterhaltsam wird dem Leser so manches vor Augen geführt, was heute so selbstverständlich ist. Die Autorin veranschaulicht dies zuerst am Beispiel von Hunden. Wann war der Hund eigentlich ein Hund? Man weiß, dass vor ca. 12.000 Jahren der Hund domestiziert wurde. Vermutlich wurde ein Wolfwelpe von Menschen gezähmt, um es für bestimmte Zwecke zu nutzen. Was unterscheidet diese Unterart des Wolfes genetisch vom Wolf? Ihre These lautet, dass der Mensch sie alle zähmte, er wurde jedoch auch von ihnen gezähmt. Das mag bei Reis, Mais, Weizen und Äpfel etwas verwundern, aber wurde der Mensch nicht deshalb sesshaft, betrieb Ackerbau, konnte sich vermehren usw.. Man könnte das nun noch viel weiter spinnen.

Bei "Spiel des Lebens" handelt es sich um ein vielseitig recherchiertes, wissenschaftliches Buch, meisterhaft erzählt. Alice Roberts verpackt Archäologie, Anthropologie, Genetik sowie Ethik in eine allgemein verständliche, dennoch nie triviale Art und Weise.

Veröffentlicht am 19.04.2019

Brotbackliebe

Der Brotbackkurs
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Die Quereinsteigerin Valesa Schell hat sich ganz und gar dem Brotbacken verschrieben. Sowohl das Cover als auch die großformatigen Fotos machen Lust auf mehr und der Untertitel "Einfach starten - Profi ...

Die Quereinsteigerin Valesa Schell hat sich ganz und gar dem Brotbacken verschrieben. Sowohl das Cover als auch die großformatigen Fotos machen Lust auf mehr und der Untertitel "Einfach starten - Profi werden" lässt sich tatsächlich problemlos umsetzen. Ich backe weder besonders gerne, noch bin ich eine gute Bäckerin, sie hat mir jedoch Lust und vor allem Mut zum Nachbacken gemacht.

In einem allgemeinen Teil werden die einzelnen Backutensilien und div. Infos rund ums Brotbacken beschrieben. Darauf folgen die Kapitel nach Teigarten wie z.B. Sauerteig oder Teige mit Hefe usw. getrennt.

Zurzeit ist die Bekömmlichkeit von konventionell hergestelltem Brot in aller Munde. Durch eine viel zu kurze Teigführung (das "Gehen" des Teiges) mit viel zu vielen Triebmitteln liegen Brote oft schwer im Magen. Erstaunlich mit wie wenig Hefe Valesas Schells Rezepte auskommen, wenn man dem Teig nur einfach mehr Zeit lässt. Auch die Sauerteigherstellung ist kein Buch mit sieben Siegeln mehr, sondern gut nachvollziehbar und Schritt für Schritt beschrieben. Genauso wie die Rezepte an sich: Der Backprozess wird ganz genau erklärt, so dass auch ungeübten Bäckern leckere Brötchen, Baguettes und Brote gut gelingen werden.

"Der Brotbackkurs" hält was der Titel verspricht und macht Lust auf selbstgebackenes Brot. Nicht umsonst hat Valesa Schell einen gut besuchten Blog, der sich ausschließlich mit dem Brotbacken beschäftigt und eine eigene Facebook-Gruppe zum Thema, die größte Backgruppe im deutschsprachigen Raum überhaupt.

Also dann - einfach starten!

Veröffentlicht am 11.04.2019

Der Spatz von Paris

Madame Piaf und das Lied der Liebe
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Bei diesem Buch handelt es sich um eine Ausgabe aus der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe" des Aufbau Verlags. Ich habe daraus schon mehrere Bände, wie z.B. über Adele Bloch, der Muse Klimts, ...

Bei diesem Buch handelt es sich um eine Ausgabe aus der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe" des Aufbau Verlags. Ich habe daraus schon mehrere Bände, wie z.B. über Adele Bloch, der Muse Klimts, über Alma Schindler, die Mahler inspirierte gelesen, und war jedes Mal begeistert, so auch beim neuen Band über Edith Piaf.

Valerie Trierweile ist eine außergwöhnliche Mischung aus Roman und biografischen Fakten gelungen, so dass manchmal die Grenzen verschwinden und man als Leser nicht weiß, was der Realität und was der Phantasie der Autorin entspringt. Über die Piaf haben sicherlich viele Leser schon div. Informationen, so z.B. dass sie aus sehr armen Verhältnissen stammt, oft sehr unglücklich verliebt war und zu viel trank - eine tragische Figur und trotzdem erfährt man in "Madame Piaf und das Lied der Liebe" noch so viel mehr. Sie wurde z.B. der Kollaboration mit den Nazis verdächtigt und ihr drohte Auftrittsverbot. Ihr bekanntestes Lied "La vie en rose" schrieb sie während ihrer Beziehung mit Yves Montand. Immer wieder betont die Protagonistin sehr glaubhaft, dass sie alles tun würde um singen zu können.

Ein sehr lesenswertes Buch!