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Veröffentlicht am 28.06.2019

Netter Appetithappen

Kunstgeschichte als Brotbelag
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„Mit Essen spielt man nicht“. Wer hat diesen Satz schon einmal gehört? Wahrscheinlich jeder von uns, oder? Aber Marie Sophie Hingst hat sich davon nicht beeindrucken lassen und sich der „Kunst“ des Brotbelags ...

„Mit Essen spielt man nicht“. Wer hat diesen Satz schon einmal gehört? Wahrscheinlich jeder von uns, oder? Aber Marie Sophie Hingst hat sich davon nicht beeindrucken lassen und sich der „Kunst“ des Brotbelags gewidmet. Ich setze den Begriff in Anführungszeichen, denn mit wahrer Kunst hat das nun wirklich nichts zu tun. Klar, es ist amüsant anzuschauen, aber wer hat schon Zeit und Lust, seine Stullen nach Vorlagen von Gemälden zu stylen? Ein Gag, aber mehr auch nicht.

Und dennoch kann man sich einer gewissen Faszination nicht entziehen, wenn man die Ergebnisse sieht. Von daher ist das Büchlein „Kunstgeschichte als Brotbelag“, für das Marie Sophie Hingst als Herausgeberin fungiert, durchaus ein netter Appetithappen für zwischendurch.

Veröffentlicht am 26.06.2019

...und niemand ist ohne Schuld

Das Dorf der toten Herzen
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Spanien, im Süden. Das Hinterland von Almeria. Karg, kein Grün, rote Erde, viel Staub. Kleine Dörfer, verfallene Häuser. Dort ist Irene aufgewachsen und kehrt mit Mann und Tochter, Jacobo und Miriam, zurück, ...

Spanien, im Süden. Das Hinterland von Almeria. Karg, kein Grün, rote Erde, viel Staub. Kleine Dörfer, verfallene Häuser. Dort ist Irene aufgewachsen und kehrt mit Mann und Tochter, Jacobo und Miriam, zurück, nachdem ihr Mann seine Arbeit verloren hat und die Ersparnisse aufgebraucht sind. Doch die erhoffte Hilfe der Verwandten bleibt aus, sie werden mit Almosen abgespeist, was insbesondere bei der 14jährigen Tochter Hass gegen ihre Eltern wachsen lässt, die sie in dieses ärmliche Leben verschleppt haben. Sie wünscht ihnen den Tod. Dann wird ihre Mutter erschossen, der Vater schwer verletzt. Chatprotokolle tauchen auf, in denen sie die Mordpläne mit Freunden bespricht, einen Killer anheuern will. Eine 14jährige? Für die Dörfler ist sie schuldig, ebenso für die Polizei. Einzig Nora, eine Anwältin, sowie Miriams Vater hegen Zweifel…

Das Dorf der toten Herzen, dieser Titel beschreibt sehr treffend, was den Leser erwartet. Ein spanischer Country Noir, verortet in einer Umgebung, in der die Dürre bereits Besitz von den Menschen ergriffen und dabei sämtliche Emotionen ausgelöscht hat. Die Beziehungen sind allesamt toxisch, werden von Gleichgültigkeit und Hass dominiert. Lügen, Geheimnisse, Betrügereien sind an der Tagesordnung. Konfliktlösungsstrategien? Niente.

In Verbindung mit den stimmigen Landschaftsbeschreibungen kreiert Martinez eine dunkle Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit, die sich über die eher langatmig erzählte Story legt. Die Personen bleiben blass, definieren sich nur über ihr Verhalten. Viele Rückblenden und Perspektivwechsel gehen auf Kosten der Dynamik, man hat vielmehr den Eindruck, langsam im Treibsand zu versinken. Und niemand ist ohne Schuld.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Superwoman rettet die Welt

Ausgezählt
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„Ausgezählt“ ist der Auftaktband einer neuen Thriller-Reihe des Autors David Baldacci. Hauptfigur ist die FBI-Agentin Atlee Pine, eine amerikanische Super Woman, wie sie im Buche steht. Draufgängerisch, ...

„Ausgezählt“ ist der Auftaktband einer neuen Thriller-Reihe des Autors David Baldacci. Hauptfigur ist die FBI-Agentin Atlee Pine, eine amerikanische Super Woman, wie sie im Buche steht. Draufgängerisch, durchtrainiert und unkaputtbar, aber – natürlich – auch traumatisiert durch ein Ereignis aus ihrer persönlichen Vergangenheit. Ihre Zwillingsschwester Mercy wurde als Kind entführt und ist seither spurlos verschwunden. Pine vermutet, dass der Serienmörder Daniel James Tor dafür verantwortlich ist. Um die quälende Ungewissheit los zu werden, befragt sie ihn im Hochsicherheitsgefängnis, aber er hüllt sich in Schweigen. So, das ist das Motiv, das sich wohl durch die gesamte Reihe ziehen wird.

Pine betreibt ein Ein-Frau-Büro in Shattered Rock nahe des Grand Canyon, unterstützt von Carol Blum, einer älteren Dame, die die Büroarbeit erledigt.Ihr tägliches Geschäft ist üblicherweise Kleinkram und dient der Sicherheit der Touristenattraktion, bis zu dem Tag, als ein totes Maultier in einer Schlucht im Canyon gefunden wird. Bauch aufgeschlitzt mit zwei eingeschnittenen Buchstaben im Balg, auf die sich niemand einen Reim machen kann. Atlee verbeißt sich in den Fall, der weitaus mehr ist, als es zunächst scheint, denn höchste Regierungskreise sind darin verwickelt. Und unterstützt von Carol und einem Ranger wendet sie im letzten Moment eine schreckliche Katastrophe ab und rettet die Welt.

Soweit die Superheldinnenstory, die alles hat, was man von einem Popcorn-Thriller erwartet. Eine strahlende Heldin, die sich über Anordnungen hinwegsetzt, böse, ganz böse Schurken, eine liebenswerte Oma-Assistentin mit ungeahnten Fähigkeiten und natürlich auch einen muskelbepackten Naturburschen, der alle Herausforderungen auf sich nimmt, um die geliebte Superwoman zu unterstützen. To be continued…

Nette Unterhaltung für zwischendurch, die allerdings sehr konstruiert daherkommt und sämtliche Klischees bedient. Daran ändert auch die weibliche Hauptfigur nichts.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Der schwächste Band der Reihe

Mörderisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 5)
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Der Sommer ist vorbei, die Touristen haben die Heimreise angetreten, es kehrt wieder Ruhe ein in Le Lavandou, der provenzalischen Kleinstadt am Fuß des Massif des Maures im Département Var. Die Entspannung ...

Der Sommer ist vorbei, die Touristen haben die Heimreise angetreten, es kehrt wieder Ruhe ein in Le Lavandou, der provenzalischen Kleinstadt am Fuß des Massif des Maures im Département Var. Die Entspannung ist jedoch nur von kurzer Dauer, da eine Joggerin verschwunden ist. Spurlos? Nicht ganz, ihr abgeschnittener Fuß taucht fachmännisch arrangiert an exponierter Stelle im Ort auf, und kurz darauf wird auch ihre Leiche gefunden. Leon Ritter, der deutsche Arzt, mittlerweile als Gerichtsmediziner für die örtliche Polizei tätig, wird hinzugezogen und bestätigt die Identität der Toten. Aber sie soll nicht das einzige Opfer bleiben, es scheint, als ob ein Serientäter sein Unwesen treibt, der sich in gefährlicher Nähe zu Ritters „Adoptivfamilie“ befindet. Es gibt verschiedene Verdächtige, die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, aber bringen wenig Erkenntnisgewinn. Und es scheint, als ob der Killer seinen Verfolgern immer einen Schritt voraus ist…

Mit „Mörderisches Lavandou“ ist die Leon Ritter-Reihe beim fünften Band angekommen, und ich verfolge sie bereits seit dem ersten Teil. Wie schon in den Vorgängern gelingt es Remy Eyssen sehr anschaulich, die Atmosphäre dieser Kleinstadt sowie die provenzalische Landschaft zu beschreiben. Auch die Schilderung der Personen sowie deren Beziehungen zu Ritter werden ausführlich erläutert. Das ist zwar nett zu lesen, aber mehr auch nicht. Denn wenn man mit der Reihe bereits vertraut ist, generiert das Längen, die immer wieder die Spannung ausbremsen und das Tempo aus der Geschichte nehmen. Im wahrsten Sinne tödlich für einen Kriminalroman, der mehr sein will als gewöhnliche Feel good-Lektüre für den Frankreichurlaub. Denn auch wirkliche Fortschritte im persönlichen Umfeld des Rechtsmediziners sucht man vergeblich. Es gibt zwar vorsichtige Ansätze, die sich aber recht schnell in Luft auflösen. So bleibt am Ende nur ein konventionell erzählter, leicht durchschaubarer Krimi übrig, der sich kaum von der üblichen Dutzendware unterscheidet. Für mich mit Abstand der schwächste Band der Reihe!

Veröffentlicht am 18.03.2019

Hat meine Erwartungen leider nicht erfüllt

Das Bekenntnis
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1946, der Zweite Weltkrieg ist vorbei. Pete Banning, hochdekorierter Kriegsveteran und angesehener Baumwollfarmer, ist heimgekehrt nach Clanton in Ford County, Mississippi. Er hat überlebt, nicht nur ...

1946, der Zweite Weltkrieg ist vorbei. Pete Banning, hochdekorierter Kriegsveteran und angesehener Baumwollfarmer, ist heimgekehrt nach Clanton in Ford County, Mississippi. Er hat überlebt, nicht nur den Krieg sondern auch den Todesmarsch von Bataan. Es ist ein Tag wie jeder andere. Er steht auf, nimmt seine Pistole und geht zu Reverend Bell und erschießt ihn. Er ist sich der Konsequenzen bewusst, die diese Tat für ihn haben wird: Verhaftung, Gefängnis, Prozeß, Verurteilung, Hinrichtung. Alle Versuche seines Anwalts, mildernde Umstände geltend zu machen, blockt Banning ab. Und auch zu seinem Motiv äußert er sich nicht, sondern ergibt sich in sein Schicksal und trägt die Konsequenzen seiner Tat. Dem Schuldspruch der Jury folgt Bannings Tod auf dem elektrischen Stuhl.

Warum? Das ist die Frage, um die der gesamte Roman auf seinen knapp 600 Seiten in seiner Dreiteilung „1. Der Mord“, „2. Der Knochenacker“ und „3. Der Verrat“ kreist. Und das ist über weite Teile sehr ermüdend für den Leser und zieht sich – gefühlt - endlos dahin. Gefüllt werden die Abschnitte 1 und 3 mit relativ nichtssagendem Familienblabla, einzig der Mittelteil, der Bannings Militärvergangenheit beschreibt und sich intensiv mit dem Todesmarsch von Bataan beschäftigt, fällt aus dem Rahmen und hat zumindest ansatzweise mein Interesse geweckt, weil ich darüber absolut nichts wusste.

Das für einen „klassischen“ Südstaaten-Roman typische Thema Segregation wird zwar immer wieder angerissen, kratzt aber leider nur an der Oberfläche, ebenso wie die psychische Erkrankung von Bannings Ehefrau, die deren Einweisung in ein „Irrenhaus“ zur Folge hat.

Wer sich einen spannenden Justizthriller erhofft hat, wird enttäuscht sein. „Das Bekenntnis“ ist von allem etwas: ein bisschen Justiz, garniert mit Historie, etwas Südstaatenflair, Geheimnis und Familie. Nein, dieser Roman von John Grisham konnte mich nicht begeistern und hat meine Erwartungen leider nicht erfüllt. Das ergibt gerade noch wohlwollende drei Sterne wegen des Mittelteils über Bataan.