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Veröffentlicht am 30.06.2019

Gut gezeichnete Protagonisten mit schlüssiger Entwicklung

Find mich da, wo Liebe ist
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Acht lange Jahre sind Grace und der verheiratete David heimlich ein Paar. Mehr oder weniger heimlich. Acht lange Jahre in denen sie wartet, dass er seine Frau für sie verlässt und mit ihr eine Familie ...

Acht lange Jahre sind Grace und der verheiratete David heimlich ein Paar. Mehr oder weniger heimlich. Acht lange Jahre in denen sie wartet, dass er seine Frau für sie verlässt und mit ihr eine Familie gründet. Acht lange Jahre in denen sie ihr Leben nach ihm ausrichtet und ganz auf ihn vertraut. Und plötzlich findet sie sich inmitten von Fragen. Fragen, die ihre gesamte Beziehung betreffen, die nach missbrauchtem Vertrauen und Lügen riechen.

Dieses unerwartete Ereignis trifft Grace bei den Vorbereitungen zu einem wichtigen Karrieresprung. Endlich hat sie gedacht die Geister der Vergangenheit langsam bewältigen zu können, als sie sich so unvorbereitet diesen Fragen stellen muss. Wird nicht nur ihre private sondern auch ihre berufliche Zukunft von dieser Entwicklung beeinflusst werden, vielleicht sogar vernichtet?

Ihr liebenswerter, lebenslustiger Kunde, Mr. Williams, und die quirlige, jugendliche Nadja stehen Grace bei, so gut es ihnen möglich ist. Werden die beiden ihr die Hilfe geben könne, die Grace so bitter nötig hat?

Anstey Harris bedient sich in „Find mich da, wo Liebe ist“ eines lockeren Schreibstils, der fließend und leicht zu lesen ist. Beschreibungen über das Handwerk der Geigenbauerin, den Beruf von Grace, werden geschickt und in verständlichen, interessanten Worten erläutert.

Die Handlungen von Grace waren für mich völlig nachvollziehbar, da man in manchen Situationen einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Alle drei Protagonisten erleben eine schlüssige Entwicklung, die sie menschlich und lebendig werden lassen.

Einzig mit dem Titel hadere ich etwas, da ich keinen richtigen Bezug zur Geschichte gefunden habe. Wer findet wen? Grace sich selbst? Grace David, oder ist nicht die Liebe zwischen Mann und Frau gemeint? Vielleicht zur Musik? Doch sollte dieser kleine Punkt dem Buch und der wirklich gelungenen Geschichte keinen Abbruch tun.

Meine Leseempfehlung kann ich uneingeschränkt für Liebhaber von sich schnell bewegenden Geschichten, interessanten Protagonisten und lebensnahen Verhalten ebendieser Protagonisten abgeben.

Veröffentlicht am 17.06.2019

Gefühlsbetont, spannend, interessant, lesenswert

Lady Annes Geheimnis
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Trotz ihres noch jungen Alters musste Anne schon einige schlimme Erfahrungen machen. Wird sie einerseits von ihrer Familie an den Kurfürstenhof nach Hannover verbannt, um ihre uneheliche Schwangerschaft ...

Trotz ihres noch jungen Alters musste Anne schon einige schlimme Erfahrungen machen. Wird sie einerseits von ihrer Familie an den Kurfürstenhof nach Hannover verbannt, um ihre uneheliche Schwangerschaft zu vertuschen, so wird ihr dieses Kind auch sofort nach der Geburt genommen und dessen Aufenthalt ihr verschwiegen. Auch muss sie mit der Nachricht umgehen lernen, dass der Vater des Kindes tot sei. Als wäre das alles nicht genug, wird ihr Sohn bald als Druckmittel gegen die Feinde des Königs benutzt, denn sein Vater stammte aus einer der mächtigsten Clans in Schottland.

Wir lernen im Jahr 1714 Anne kennen und begeben uns mit ihr auf den durchaus gefährlichen Weg ihren Sohn zu finden und zu sich zu holen. Wird sie auf diesem Weg auch der Liebe begegnen? Findet sie vertrauenswürdige Menschen, die ihr helfen werden, denn auf ihre Familie kann sie unter diesen Umständen wohl nicht zählen.

Anne ist eine junge, taffe Frau. Sie besitzt eine enorme Selbstbeherrschung im Umgang mit den, ihr nicht wohlgesonnenen Mitmenschen. Ihr Wille, für ihren Sohn zu kämpfen, gleicht dem einer Löwin. Für die Zeit in der sie lebt beweist sie Mut, Einfühlungsvermögen und auch politisches Verständnis, das ihr wiederum zugute kommen kann.

Die Entwicklung von Anne kann man im Laufe des Buches gut nachvollziehen. Auch das Waisenmädchen May entwickelt sich vom Bettelmädchen zur jungen Frau.

In meinen Augen zeichnet einen historischen Roman die gute Mischung aus. Hier haben wir die geschichtlichen Hintergründe gepaart mit dem wunden Herzen und der Kraft einer jungen Mutter. Gewürzt mit der einen oder anderen Liebesgeschichte und dem Sinn für Gerechtigkeit von Anne.

Da Martha Sophie Marcus einen wunderbar flüssigen Schreibstil mit farbenprächtigen Beschreibungen des Lebens, sowohl am Hof als auch der armen Bevölkerung zu Papier bringt, ist das Lesevergnügen hoch. Für „Lady Annes Geheimnis“ kann ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung abgeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Figuren
Veröffentlicht am 26.05.2019

Exorzismus, Wiedergänger oder doch nur gewöhnliches Mordmotiv

Der Teufel im Glas
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Die Archäologin Anna Grass soll Gebeine in der Michaelergruft umbetten, um einer Baustelle Platz zu machen. Dabei findet sie die Leiche eines kürzlich verstorbenen Priesters. Festgenagelt am Boden, mit ...

Die Archäologin Anna Grass soll Gebeine in der Michaelergruft umbetten, um einer Baustelle Platz zu machen. Dabei findet sie die Leiche eines kürzlich verstorbenen Priesters. Festgenagelt am Boden, mit einem Stein im Mund. Ist hier Exorzismus im Spiel?

Anna, noch geschwächt von ihrem letzen Fall, nimmt trotzdem die Bitte um Beratung in diesem Fall von Major Kandler an. Als ihr Freund Pater Michael ermordet wird, wird für sie die Angelegenheit persönlich. Auch die direkte Anweisung sich nicht einzumischen, der Familie zuliebe, bringt Anna nicht von ihrem Weg ab. Außerdem: wer ist Familie?

„Der Teufel im Glas“ nimmt Themen wie Exorzismus, Glaube, Eifersucht, Vertuschung und Abhängigkeiten auf. Natalie Mesensky wählt eine, für den Handlungsort Wien, authentische, mit Humor und Sarkasmus gewürzte, Sprache. Für manche Wörter kann das Glossar am Ende des Buches durchaus hilfreich sein.

Einblicke in das Gebiet der Ausgrabungen sind ebenso interessant, wie die Handlungen der Protagonisten, die ich durchaus nachvollziehbar fand. Ein Krimi den man einfach bis zum Schluss lesen muss, gerade auch, weil dieser nicht unbedingt vorhersehbar ist.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Von verschlossenen Einzelgängerinnen zu heilender Freundschaft

Alte Sorten
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„Sally und Liss, zwei Frauen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. …“ So der erste Satz der Kurzbeschreibung von „Alte Sorten“. Auf den ersten Blick mag dies ja zutreffen.

Sally, das junge Mädchen ...

„Sally und Liss, zwei Frauen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. …“ So der erste Satz der Kurzbeschreibung von „Alte Sorten“. Auf den ersten Blick mag dies ja zutreffen.

Sally, das junge Mädchen zieht kurz vor ihrem Abitur, mit viel Wut im Bauch und keiner wirklichen Perspektive heimlich und allein in die Welt hinaus. Liss, die auf einem Bauernhof lebende Frau mittleren Alters, die anscheinend keine Freunde, aber dafür alles im Griff hat, sogar die harte Arbeit am Hof.

Doch mit jeder Seite die der Leser umblättert findet er Parallelen zwischen den beiden Frauen. Liss lässt Sally bei ihr wohnen, ohne etwas von ihr zu verlangen. Doch genau das braucht Sally. Sie hilft von sich aus am Hof mit. Die harte Arbeit bringt die beiden Frauen einander immer näher. Unbewusst bietet Liss eine eher wortlose Therapie für Sally. Aber auch umgekehrt hilft Sally Liss ihre alten Verletzungen aufarbeiten zu können. Werden sie einander die Hilfe geben können, die sie zu ihrer Heilung brauchen, oder bekommen beide noch mehr Probleme, da Sally ja noch minderjährig ist?

Ewald Arenz zeigt einfühlsam wie sich die beiden verschlossenen Frauen langsam und vorsichtig öffnen. Manchmal erfährt der Leser nur kurze Sätze aus der Vergangenheit, dann lässt der Autor seinen Protagonistinnen wieder große und wichtige Abschnitte erzählen. So werden Liss und Sally für den Leser zu dreidimensionalen Figuren, greifbar und beinahe lebendig. Auch die Entwicklung der beiden ist nachvollziehbar und schlüssig.

Erwähnenswert ist auch die schöne, detaillierte Beschreibung verschiedener Arbeiten am Hof, aber auch der Landschaft. Es ist ein leichtes für den Leser sich die Welt von Liss und Sally vor den Augen entstehen zu lassen. Maßgeblich dazu trägt der Schreibstil von Ewald Arenz bei. Er ist einerseits leicht und flüssig lesbar, andererseits aber edel und anspruchsvoll formuliert. Das Buch ist faszinierend in seiner Geschichte, ebenso bewegend wie emotional.

Mein Fazit ist, dass ich dieses Buch jedem ans Herz legen möchte, denn durch diese Geschichte kann der Leser manche Themen mit anderen Augen zu betrachten beginnen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 05.05.2019

Schwere Kindheit, trotzdem nicht depressiv erzählt

Der Honigbus
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Im „Der Honigbus“ dürfen wir Meredith bei ihrem erwachsenwerden begleiten. Ihre Eltern trennen sich früh, woraufhin ihre Mutter in eine schwere Depression verfällt. Das Leben von Meredith und ihrem Bruder ...

Im „Der Honigbus“ dürfen wir Meredith bei ihrem erwachsenwerden begleiten. Ihre Eltern trennen sich früh, woraufhin ihre Mutter in eine schwere Depression verfällt. Das Leben von Meredith und ihrem Bruder Matthew wendet sich schlagartig. Sie sind im Haus der Großeltern nur geduldet. Echte Zuneigung erfahren die Kinder höchstens vom Großvater.

Bald entdeckt Meredith eine eigene Welt für sich. Die der Bienen. Ihr Großvater betreut viele Bienenvölker, erklärt ihr das Leben der Bienen im Stock, ihr Verhalten, ihren Zusammenhalt. Immer wieder findet Meredith Antworten, Erklärungen für Fragen in ihrem Leben.

Die Mutter fällt als Bezugsperson für die Kinder wegen ihrer Depression aus. Aber auch die Großmutter verschließt sich vor ihnen und ist mehr Versorger, als liebende Verwandte. Den Grund, bzw. eine mögliche Erklärung erfährt der Leser im Zuge des Buches. Der Vater wird alleine schon aufgrund der räumlichen Entfernung, zum Vater für zwei Wochen im Jahr. Den einzigen Halt erfahren die Kinder vom Großvater, doch auch er kann ihnen nur bedingt Hilfe sein.

Diese schwere Kindheit in so emotionale Wörter zu fassen, ohne eine depressive Stimmung zu vermitteln, ist keine leichte Aufgabe. Doch genau das ist Meredith May wunderbar gelungen. So ganz nebenbei erfährt der Leser eine Menge Interessantes und Neues über Bienen und ihren Staat. Um der gesamten Information, die in diesem Buch steckt, gerecht zu werden, werde ich es mit Sicherheit noch ein zweites Mal lesen.

Die einzelnen Kapitel tragen eine Überschrift, eine Zeitangabe und einen bezeichnenden Satz für die Lektion, die Meredith in diesem Kapitel von den Bienen lernen wird. Diese Einteilung hat mir sehr gut gefallen. Man kann sich nicht nur zeitlich orientieren, sondern auch die Lektion im Hinterkopf mitschwingen lassen.

Ein Buch, das zum Nachdenken, Mitfühlen, Ärgern und Lernen einlädt. Auch wenn es ein schweres Thema behandelt, ist die Biografie in einem flüssigen und leicht lesbaren Stil verfasst. Mit zwei Wörter gesagt: einfach empfehlenswert.